Projekt Trialog Summerschool

Projekt Trialog Summerschool

Organisatoren
Olga Kurilo, Projekt „Trialog“
Ort
Zelenogradsk/Cranz
Land
Russian Federation
Vom - Bis
11.04.2011 - 18.04.2011
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Von
Olga Kurilo, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Im Rahmen des internationalen Projektes Trialog fand vom 11.-18.04.2011 eine Sommerschule zu dem Thema „Tourismus und Seebäder im Samland“ in Kaliningrad statt, an der Studenten, Nachwuchswissenschaftler sowie Dozenten dreier Partneruniversitäten und externe Experten teilnahmen. Insgesamt zählte die Sommerschule 45 Teilnehmer, hauptsächlich kamen diese von den drei Partneruniversitäten.

Zur Vorbereitungsarbeit der Sommerschule gehörte erstens die Lektüre historischer Literatur und Quellen, zweitens die Analyse von Internetseiten über die Seebäder und drittens die Planung von Mikroforschungen, die vor Ort realisiert werden sollten. Im Rahmen dieser Vorbereitungsarbeit fanden vor allem in Deutschland und Polen bereits im Vorfeld Treffen der Teilnehmer statt.

Im Zentrum der Sommerschule standen mehrere inhaltliche Forschungsbereiche: Tourismus im Samland/Kaliningrader Gebiet, Erinnerungsorte und Kulturerbe, Kommunikation und Transportwesen sowie Naturressourcen und ökologische Probleme.

Der Ort des siebentägigen Aufenthaltes der Sommerschulteilnehmer war das Ostseebad Zelenogradsk/Cranz. Zu Beginn der Sommerschule wurde hier im Hotel „Sambija“ an der Ostseeküste die Ausstellung „Zoppot, Cranz, Rigaer Strand“ eröffnet, die im Rahmen eines gemeinschaftlichen Projektes des Herder-Instituts in Marburg, des Potsdamer Forums östliches Europa sowie der Professur für Geschichte Osteuropas der Europa-Universität Viadrina erarbeitet wurde.

Von Zelenogradsk aus besuchten die Teilnehmer der Sommerschule verschiedene Orte des Kaliningrader Gebietes, unter anderem Svetlogorsk/Rauschen, Otradnoe/Georgenswalde, Jantarnyj/Palmnicken, Pionerskij/Neukuhren, die Kurische Nehrung sowie Kaliningrad. Zum Programm gehörten Besuche von Museen und Touristenzentren, Gespräche mit Archiv- und Museumsmitarbeitern und Vertretern der Presse, Exkursionen sowie eigene Feldforschungen.

Die Sommerschule war ein internationales Erfahrungs- und Forschungsforum. Kommunikation und Austausch zwischen den deutschen, polnischen und russischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden auf mehreren Ebenen statt: unter Experten, Studierenden, Experten und Studierenden sowie diesen und der Lokalverwaltung. Nicht nur die Geschichte des Samlands, sondern auch aktuelle regionale bzw. lokale Entwicklungen in der Ostseeregion des Kaliningrader Gebietes wurden dabei in den Blick genommen.

Die Ergebnisse der Sommerschule wurden einem breiten Publikum präsentiert: Die Eröffnung der Fotoausstellung „Küstenorte des Kaliningrader Gebiets: Wiederentdeckung einer Kulturlandschaft“ fand am 5. Juli 2011 in der Bibliotheksgalerie an der Europa-Universität Viadrina statt. Die Ausstellung wird dort bis zum 23. September 2011 zu sehen sein. Vom 28. September. bis zum 16. Oktober 2011 wird sie in der Universitätsbibliothek der Nikolaus-Kopernikus Universität in Toruń gezeigt.

Die Forschungsarbeit der Sommerschulteilnehmer hat gezeigt, dass der Tourismus in diesem Gebiet eine lange und erfolgreiche Tradition hat. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es hier eine stark entwickelte Infrastruktur, gute Verkehrsanbindungen, zahlreiche Hotels und kulturelle Angebote sowie ausreichende touristische Informationen zu denen auch die Badegästelisten zählten, die heute nicht mehr geführt werden. In der Sowjetzeit, in der das Kaliningrader Gebiet zum Sperrgebiet für ausländische Touristen erklärt wurde, erlebte der Tourismus einen Niedergang. Die deutsche touristische Tradition geriet in dieser Zeit in Vergessenheit. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde sie als Ressource für die regionale touristische Entwicklung neu entdeckt. So erhielten einige Hotels in Zelenogradsk ihre historischen Namen wie „Königin Luise“ und „Kurhaus“ zurück und einige Restaurants tragen jetzt sogar deutsche Inschriften, z.B. das Lokal „Becker“ in Jantarnyj. In einigen Restaurants stehen wieder Königsberger Klopse auf der Speisekarte. Die deutsche Tradition der Ostseeküste wird allerdings nur partiell übernommen und nicht immer kenntlich gemacht wie z.B. bei den ehemaligen deutschen Sakralbauten, die nach der politischen Wende in orthodoxe Kirchen umgewandelt wurden. In vielerlei Hinsicht dient die historische Vergangen den russischen Küstenbewohnern als Vorbild. Andererseits scheint sich die Identität dieses Küstenlandes durch neue Großauten und durch ambitionierte Infrastrukturvorhaben wie dem „Amber Coast Projekt“ immer mehr in Richtung eines allrussländischen Tourismuszentrums zu verfestigen.1

Summerschoolübersicht:

Zelenogradsk

Landeskundliche Exkursion in Zelenogradsk (Referat von Irina Belinceva (Moskau) zum Thema „Architektur an der Küste Samlands“)

Besichtigung der Bibliothek, Fachgespräch in der Redaktion der Lokalzeitung „Welle“ (Referat von Svetlana Ivolgina (Zelenogradsk) zum Thema „Lokale Presse in Zelenogradsk“)

Präsentation der Zelenogradsker Region durch Vertreter der Stadt

Forschungsarbeit vor Ort

Eröffnung der Ausstellung „Zoppot, Cranz, Rigaer Strand“ im Hotel „Sambia“ (Eine Ausstellung des Herder-Instituts Marburg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa in Potsdam und dem Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))

Treffen in Forschungsgruppen. Besprechung der Tagesergebnisse

Svetlogorsk /Pionerskij /Otradnoe

Fahrt nach Svetlogorsk. Vortrag und Diskussion im Touristen-Informationszentrum Svetlogorsk (Referat von Wjačeslav Genne zum Thema „Architekturprojekte in Rauschen /Svetlogorsk“)

Exkursion und Forschungsarbeit in Svetlogorsk und Pionerskij

Besichtigung des Brachert-Museums in Otradnoe

Fachgespräch und Diskussion (Referat von Leonid Efremov (Zelenogradsk) zum Thema „Cranz/Zelenogradsk: Vergangenheit und Gegenwart“, Referat von Anatolij Bachtin (Kaliningrad) zum Thema „Transportwesen im Samland“)

Treffen in Forschungsgruppen. Besprechung der Tagesergebnisse

Jantarnyj /Russkoe

Fahrt nach Jantarnyj. Exkursion: Besichtigung des Museums und des Holocaust-Denkmals. Forschungsarbeit vor Ort

Besuch der Erinnerungsorte des Zweiten Weltkrieges im Dorf Russkoe. Fahrt nach Morozovka (Arboretum)

Filmvorführung und Diskussion zum Thema „Ostseeküste im Nationalsozialismus“ (Wiebke Kolbe (Kiel))

Treffen in Forschungsgruppen. Besprechung der Tagesergebnisse

Kurische Nehrung

Fahrt zur Kurischen Nehrung. Besichtigung des Nationalparks, des deutschen Friedhofs und der ornithologischen Station.

Vorträge und Diskussion zum Thema „Ökologie und Umwelt“ (Referate von Irina Kozlovitsch (Kaliningrad) und Marija Kochanovskaja (Kaliningrad) zu den Themen „Naturdenkmäler Samlands“ und „Ökologische Probleme Samlands“)

Treffen in Forschungsgruppen. Besprechung der Tagesergebnisse

Zelenogradsk

Präsentation der Forschungsergebnisse in den Forschungsgruppen:

Gruppenpräsentation zum Thema: „Tourismus im Samland und im Kaliningrader Gebiet“, Impulsreferate: „Hotelwesen in Kurorten“ (Natalija Krüger (Frankfurt (Oder), Małgorzata. Piwowarczyk (Frankfurt (Oder)); „Fremdenverkehr (Manuela Peter (Frankfurt (Oder)), „Ernährungstradition im Samland“ (Jarosław Dumanowski (Toruń))

Gruppenpräsentation zum Thema „Architektur, Erinnerungsorte und kulturhistorische Objekte im Samland“, Impulsreferate: „Architekturwettbewerb in Rauschen“ (Steffi Kuthe), „Erinnerungsorte an der Küste“(Arndt Beck, Berlin); „Sakralbauten im Samland und im Kaliningrader Gebiet“ (Elżbieta Szumańska (Frankfurt (Oder)).

Gruppenpräsentation zum Thema „Kommunikation und Transportwesen“, Impulsreferate: „Tourismus und Transport“ (Anja Hoffmann (Frankfurt (Oder), Beata Halicka (Frankfurt (Oder))

Gruppenpräsentation zum Thema „Umwelt und ökologische Probleme“, Impulsreferate Tourismus und Umweltprobleme im Samland (Marija Kochanovskaja (Kaliningrad), Wojciech Halicki (Frankfurt (Oder))

Kaliningrad

Stadtrundfahrt durch Kaliningrad (Referat von Il’ja Dement’ev zum Thema: „Königsberg /Kaliningrad im Wandel der Zeit“)

Besichtigung des Friedland-Tors, des Museums der Weltmeere

Fachgespräch und Diskussion im Rossatom-Informationszentrum (Infozentrum für Atomenergie)

Treffen im Deutsch-Russischen Haus (Fachgespräch mit dem Direktor des Hauses)

Anmerkung:
1 Ausführliche Informationen zu den oben genannten Schwerpunkten und die Ergebnisse der Arbeit einzelner Forschungsgruppen sind im Trialog-Heft „Tourismus und die Seebäder Samlands“ zusammengefasst. Diese Publikation wird aus Mitteln des Auswärtigen Amtes und des DAAD finanziert und erscheint im September 2011. Sie ist beim Avinus Verlag in Berlin zu erwerben: kontakt@avinus.de


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Deutsch, Polish, Russisch
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