Postkoloniale Gesellschaftswissenschaften. Eine Zwischenbilanz

Postkoloniale Gesellschaftswissenschaften. Eine Zwischenbilanz

Organisatoren
Claudia Bruns, Institut für Kulturwissenschaft / Ina Kerner, Institut für Sozialwissenschaften / Julia Lossau, Institut für Geographie, Humboldt-Universität zu Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.06.2011 - 18.06.2011
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Von
Ulrike Bergermann, Institut für Medienforschung, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Sind die Postcolonial Studies in den deutschen Universitäten angekommen? Wer im gut gefüllten Senatssaal Unter den Linden von Eröffnungsworten des Vizekanzlers daran erinnert wurde, dass der Name der Humboldt-Universität von Studierenden gegen die Obrigkeit durchgesetzt worden sei und sie nun deren Erbe auch im Sinne einer postkolonialen Kritik antrete, tendierte zum Beginn dieser Konferenz bereits dazu, diese Frage zu bejahen. Wie die drei Veranstalterinnen, Claudia Bruns, Ina Kerner und Julia Lossau, deutlich machten, sollte es aber um mehr gehen: Einerseits um eine Bestandsaufnahme dessen, was in einzelnen Gesellschaftswissenschaften (im deutschsprachigen Raum) bereits erarbeitet worden sei, nachdem die Kultur- und Geisteswissenschaften bereits etwas früher (ihre) Postkolonialität reflektiert hätten. Andererseits müsse der Ort der Wissensproduktion mehrfach zur Disposition stehen: Er ist notwendig global angelegt und betrifft miteinander verwobene lokale Geschichte/n; am Beginn der Kritik an kolonialer und postkolonialer Wissensproduktion standen Gewaltverhältnisse, Machtkritik und Befreiungsbewegungen. Damit sind zwei zentrale Perspektivierungen gesetzt, die die Reflexion auf die Verankerung der eigenen Arbeit in westlichen Denktraditionen und im Bezug auf die anhaltend gewalthafte Situation der (Ex-)Kolonien und der (Ex-)Kolonisierer markieren. Am ersten Tag der Konferenz ging es um die "Diszipinären Positionen", die am zweiten Tag durch lokale Geschichte/n exemplifiziert wurden.

ULRIKE LINDNER (Bielefeld) und MAREN MÖHRING (Köln) skizzierten den "state of the art" der Geschichtswissenschaft als verspätete Beschäftigung mit Migration, nationalen Erinnerungskulturen und entangled histories. So fanden postkoloniale Ansätze Eingang in Kolonial- und Imperialgeschichte, in die Nationalgeschichte etwa der Kaiserzeit oder des Nationalsozialismus, beispielsweise in der kontroversen Debatte, ob die nationalsozialistische Vernichtungspolitik als Radikalisierung der in den Kolonien erprobten Methoden zu verstehen sei. Wo Migration eine Vielzahl von Referenzsystemen abbildet und produziert, wird deutlich, dass die Geschichte der Länder immer schon eine verflochtene war. Der in den letzten Jahren gewachsene Bereich der Globalgeschichte käme allerdings sogar in fünfhundertseitigen Werken ohne Postkoloniales aus. Offen ist, wie kulturwissenschaftliche und bildanalytische Ansätze weiter Eingang in die Geschichtswissenschaft finden können, nachdem die Frage nach der eigenen Wissensproduktion nicht mehr losgelöst von deren auch medialen Modi bearbeitet werden kann. Und schließlich solle nicht nur eine Geschichte von Staaten und Regulierungen, sondern mit der Geschichte des Widerstands gegen kolonialistische Strukturen auch die Produktivität der Kolonisierten, die Autonomie der Migration, die Momente des Nichtgeplanten und Unvorhergesehenen geschrieben werden.

In der Diskussion vermutete Astrid Kusser, Disziplinen könnten eigene wissenspolitische Projekte betreiben, eine Globalgeschichte selbst ein expansives Projekt gegen multiple modernities sein. Inwieweit auch 'postkoloniales Wissen' eurozentristisch strukturiert sei, stellte Sergio Costa zur Debatte; die Bedingungen der Wissensproduktion seien durch verschieden sozialisierte Forschungspositionen zu verändern, forderte Encarnación Gutiérrez Rodríguez. Die Vortragenden verwiesen auf die Subaltern Studies insbesondere der britisch-indischen Diskussion - wobei deutlich wurde, dass die Aufgabe, die deutschsprachigen Disziplinen zu betrachten, schon durch deren Rezeption anglophoner und anderer Arbeiten einmal mehr das 'eigene' Beobachtungsobjekt untergraben ist.

JULIA LOSSAU (Berlin) ging in ihrer Darstellung postkolonialer Dimensionen in der Geographie von Raumkonzepten aus. Pratts contact zone, Bhabhas third space oder hooks' Denken der Marginalität gehen über ein bipolares Denken von Zentrum und Peripherie, Innen und Außen in einer Weise hinaus, die zentrale Fachgegenstände reartikulierbar mache: Räume seien nicht voraussetzungslos und von Natur gegeben. Der spatial turn betraf mit der Abkehr von materiellen physischen Räumen hin zu "Räumen von Bedeutung" einerseits den Blick auf die eigene Disziplingeschichte und eine Kritik ihres kolonialen Erbes, andererseits die Landschafts- und Länderkunde, die mit oft essentialistischen Kulturkonzepten in den Erdkundeunterricht eingeht. Die Fachgeschichte habe auch Kriegsführung und Kolonialisierung gedient; Praktiken des Kartierens entsprachen diesen Zwecken - kritisiert durch eine Politische Geographie, die den institutionellen Karten und symbolischen Ortsrepräsentationen körperbezogene und habituelle Erfahrungen einschreiben wolle; Critical Geopolitics fragten zudem nach der Reproduktion nationaler Selbst- und Fremdbilder. Die geografische Entwicklungsforschung gehe nicht mehr von Ländern als Container aus, die untereinander Entwicklung auf einer hierarchischen Leiter von unten nach oben ex- oder importierten. Lossau resümierte positiv: Nach einer Entpolitisierung des Fachs und des Raumdenkens nach 1945 habe sich das Fach erweitert, eine engagierte und machtkritische Geographie sei im Entstehen begriffen. Weniger optimistisch kritisierten DiskutantInnen die Dominanz einer physischen Geographie, die kein "Gegenmapping" (im Sinne eines writing back) abbilde; Sabine Broeck sprach die Kolonialität der Forschungsbegriffe an. Lossau verwies auf die Radical Geography der 1990er-Jahre oder die Möglichkeit, die Persistenz des Entwicklungsdenkens im Schulfach Erdkunde abzuschaffen – dieses unterstehe zwar dem Kultusministerium, das aber interveniere nicht in die akademische Fachgeographie – und damit auf methodologische wie institutionelle Bewegungsspielräume.

SERGIO COSTA (Berlin) verwies auf bestehende Bestandsaufnahmen der Postcolonial Studies in der Soziologie (Reuter/Villa sowie Rodríguez et al. 2010) attestierte seinem Fach mangelnde Analysekategorien zur Erklärung sozialer Ungleichheit, Mangel an Kenntnissen außereuropäischer Gesellschaften und eurozentristische Ignoranz gegenüber SoziologInnen des Südens. Alte Konzepte wie 'Zivilgesellschaft' würden auch durch Umetikettierung in 'Weltgesellschaft' nicht angemessener. Die Mikrosoziologie gehe immer noch von einem essentialistischen Subjekt aus. Die westliche Wissenschaft sei restlos vermachtet und verdecke ihre Legitimationsfunktion für Herrschaftsstrukturen wie die strukturelle Interdependenz zwischen Kolonialismus und Wissenschaft. Es gebe dagegen keinen Ort des Sprechens, der vor der kolonialen Moderne geschützt sei; auch subalterne Wissensformen seien kein sicherer Hafen für eine nichtkoloniale Wissenschaft. Wissen bilde sich immer wieder neu in sozialen Kämpfen und wissenschaftlichen Verhandlungen heraus, Wissenschaft sei nur von innen, in Machtkämpfen um Begriffsbestimmungen veränderbar, auch durch die Einmischung postkolonialer wounded subjects. Anstelle des Begriffs der postkolonialen setzte Costas den der dekolonialen Wissenschaft.

INA KERNER (Berlin) beschrieb die Politikwissenschaft aus der Perspektive eines "Zweckoptimismus": Vor zehn Jahren sei sie noch gewarnt worden, Seminare mit postkolonialen Themen anzubieten, nun seien Nischen erobert worden; nach einer Rezeption von Fanon, Ghandi, Guevara und anderen habe es eine Phase geringeren Interesses an postkolonialer Theorie gegeben, die erst seit kurzer Zeit durch Publikationen und einschlägige Nachwuchsstellen überwunden scheint. Globalisierung, Internationale Beziehungen, Entwicklungspolitikforschung oder Theorien der globalen Gerechtigkeit müssten sich zunehmend auf Provinzialisierungsforderung, Befreiungsethik und Orientalismuskritik beziehen, Konzepte von Nationalstaatlichkeit transzendiert, Machtbeziehungen und Interventionspolitiken in den Blick genommen werden. Mehrfach wurde Kritik aus dem Publikum geäußert: Vergleichende Regierungslehre oder Internationale Beziehungen nähmen postkoloniale Ansätze nicht ernst; Innenpolitik- und Migrationsforschung habe noch vieles nachzuholen, so etwas wie Weltordnungskritik werde nicht wahrgenommen, Arbeitsbereiche würden nach wie vor auf Einzelstaaten bezogen. Kerner, die sich selbst die Freiheit genommen hat, im Rahmen ihres Fachs Rassismus und Sexismus in historischen wie philosophischen Diskursen zu erforschen, beharrte auf der positiven Sicht auf eine im Entstehen begriffene postkoloniale Politologie.

DANIEL MÜNSTER (Halle) rief das Ende der Phase der postkolonialen Theorie in der Ethnologie aus, die er zwischen 1986 und 1999 ansiedelte. In den 1990er-Jahren seieine Überwindung des Epistemologischen durch eine historische Ethnologie eingetreten. Diese betreibe nun die Ethnogenese ethnischer Gruppen und sei empirischer und regionaler ausgerichtet. Dennoch beschloss Münster seinen Vortrag mit der Feststellung, der Ethnologie gebühre eine zentrale Stellung unter den postkolonialen Gesellschaftswissenschaften. Damit zog er zahlreiche Stellungnahmen auf sich, die auf anhaltende postkoloniale ethnologische Arbeiten und deren Selbstreflexion gerade in Bezug auf Empirismus oder die Writing Culture-Debatte verwiesen, die Idee der Ablösung von 'Theoriemoden' als zu einfach kritisierten oder die Fachgeschichte der Ethnologie und ihre koloniale Vergangenheit betonte, die nicht einfach durch eine Phase beendet werde. Münster verwies darauf, die fachinterne Kritik sei eine "Sturm- und Drangphase" gewesen, in der Kritik karrierefördernd und die Verteilung der Lehrstühle entsprechend verlaufen sei.

Ganz anders gingen MICHI KNECHT und REGINA RÖMHILD (beide Berlin) am Folgetag die Diskussion ihres Fachs an. Von der institutionellen Trennung des Fachs in eine inner- und eine außereuropäische Ethnologie führten sie her, wie diese Spaltung einen subtilen Eurozentrismus beförderte und postkoloniale Fragestellungen erschwert habe. Europa müsse ein empirisches ethnografisches Objekt werden, um dezentriert und dekolonisiert zu werden. Eine "kritische Epistemologie" nehme die konfliktreiche Herstellung von "Europa" in den Blick und müsse gleichzeitig der Gefahr entgehen, Europa wieder nur innerhalb seiner wenn auch beweglichen Grenzen zu betrachten. Neue Migrationsbewegungen, Prozesse der Europäisierung, Fragen nach Citizenship in Europa und die bislang sichere Aufteilung von Metropole und Peripherie/Kolonie, aber auch Bereiche der Medizin- und Technikforschung wie die Reproduktionstechnologien als "globale Assemblage" seien die Felder der postkolonial informierten Ethnologie. Damit entstehen kritische Perspektiven auf die Universalismus beanspruchenden Praxen: Fachgeschichte ist reformulierbar, und Europa erscheint nicht nur als Produzentin von Machtverhältnissen, sondern auch selbst als deren Produkt.

GABRIELE DIETZE (Berlin) unterschied die Kulturwissenschaften im Plural, die von Cultural und Gender Studies "ausgebildet" bereits Fragen eines postcolonial turn debattierten, von der (Berliner) Kulturwissenschaft im Singular. Diese beerbe direkt die Ordnung der Geisteswissenschaften und deren Verständnis von Kultur als Hochkultur. In keiner Einführung, weder bei Böhme/Mattussek/Müller, bei Assmann noch bei Nünning gebe es Einträge zu Said, Spivak oder anderen. Einem impliziten Anspruch auf legitime universelle Geltung von Kultur stehe aber diejenige Perspektive gegenüber, nach der jede Wissenschaft mit einer Wahl des Objekts, mit Genealogien, mit Positionalität und Erkenntnisinteressen beginne, die Lokalität, class, gender und race mit einschließen. Derridas Begriff der "weißen Mythologie" wurde dafür in Anspruch genommen, eine abendländische Metaphysikkritik mit einer kritischen Weißseinsforschung zu verbinden. Zur Debatte stand dann insbesondere der Stellenwert der Gender Studies bzw. dem geforderten decolonizing gender, insbesondere in der Verbindung mit der Frage, ob Kritik säkular sei. Einerseits werde die Befreiung der Frau oft vorgeschoben, wenn es um die Abwehr muslimischer Migration gehe; gleichzeitig könne Gender keine analytische Dominanzkategorie werden.

Die erste Podiumsdiskussion fragte explizit nach außerakademischen Bezügen, politischen Bewegungen und kuratorischen Praktiken. CLAUDIA BRUNS (Berlin) verwies auf die Rolle antikolonialer Kämpfe und die Arbeiten von ForscherInnen mit Migrationshintergrund. LARISSA FÖRSTER (Köln) forderte einen erweiterten Bereich theoretischer Reflexion auch an deutschsprachigen Museen ein, die Konzepte von entangled objects und koloniale Sammelpraktiken reflektiere. VIKTORIA SCHMIDT-LINSENHOFF (Trier) betonte, die Verwicklung der Kunstgeschichte in Kolonialkulturen sei erst durch die Repräsentationskritik des Black British Art Movement anerkannt worden. Gleichzeitig mit ihrer Aufforderung, verstärkt KollegInnen aus anderen Ländern einzuladen, warnte Schmidt-Linsenhoff vor einer Neo-Exotisierung derer Arbeiten; weiße ForscherInnen müssten sich selbst ethnisieren. SABINE BROECK (Bremen) beschrieb als ihre Praxis die Lehre in Form einer decolonial education, die nicht nur Zusatzerlebnisse für weiße Studenten produzieren solle, sondern eine production of white discomfort. SERHAT KARAKAYALI (Halle) richtete an Broeck die Frage, ob schlechte Gefühle im Weißseinspüren Studierender eine gute Ausgangsbasis für das Politische seien oder ob dieser methodologische Individualismus nicht einem Denken der Kollektivität und der Asubjektivität weichen solle, genauer: der Frage, wie Relationen uns als Individuen erzeugten. Anstelle von Identitäten müsse die Frage stehen, wie sich diese in ständig fortgesetzten Aushandlungsprozessen und Kämpfen täglich wieder herstellten. ENCARNACIÓN GUTIÉRREZ RODRÍGUEZ (Manchester) sprach als Vertreterin einer Generation Schwarzer deutscher Forscherinnen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren in der BRD politisch und forschend aktiv waren und deren Arbeiten akademisch verwertet worden seien, deren Urheberinnen aber zum allergrößten Teil Deutschland verlassen hätten, um der fortwährenden Segregation zu entgehen - auch der Senatssaal sei jetzt wie früher weiß. In der Diskussion merkte Astrid Kusser an, es sei das Scheitern von Befreiungsbewegungen gewesen, das ein anderes Denken notwendig machte - und darin gab es bereits andere Formen des Politischen, die theoretisch nicht erfassbar waren. Die Wende zu Ausstellungen, Medienwechseln, künstlerischer Praxis und Literatur zeige einen Wunsch nach anderen Wissensproduktionen und Formen des Handelns.

Am zweiten Konferenztag zeigte ASTRID KUSSER (Köln) an der Geschichte der Tanzmode des Cake walks zwischen Sklaverei, Black Atlantic und Europa, wie eine andere Geschichtsschreibung, eine Verflechtung und nichtlineare Zeitlichkeit als Teil von minor histories geschrieben werden kann. TERESA KOLOMA BECK (Marburg) las die Moderne und ihre Sozialtheorie nicht als etwa als zunehmende Kontrolle, sondern als Produktionsort von Gewalt bis in Subjektivierungen hinein. SIMON GOEBEL (Augsburg) analysierte die Rassismen der ZDF-Serie "Deutsche Kolonien" und verurteilte zwar tendenziell "die Medien" im allgemeinen, brachte aber damit auch zum Ausdruck, dass postkoloniale Theorie nicht mehr ohne die Frage nach dem Status von Abbildung und Medialität auskommt.

Schmidt-Linsenhoff warnte in der Abschlussdiskussion davor, Einzeldisziplinen selbst wie Container zu betrachten - und wunderte sich, dass keine Kritik an Postcolonial Studies selbst geäußert wurde.

Fazit: Auf dieser Tagung kam der angekündigte "state of the art" der Diskussion postkolonialer Theorie an deutschsprachigen Universitäten tatsächlich zum Tragen: einerseits in einem Bericht der Fachrezeptionsgeschichten, andererseits in den fortwährenden Suchen und Ausstellen eigener blinder Flecken und der Demonstration der anhaltenden Schwierigkeit, etwas, das nur an schmerzhaft produktiv gemachten Rändern von politischer Aktion und akademischer Arbeit entstehen konnte, in die Akademie selbst hineinzutragen.

Konferenzübersicht:

Disziplinäre Positionen I

Ulrike Lindner (Bielefeld), Maren Möhring (Köln): Geschichtswissenschaften

Julia Lossau (Berlin): Geographie

Disziplinäre Positionen II

Sergio Costa (Berlin): Soziologie

Ina Kerner (Berlin): Politikwissenschaft

Disziplinäre Positionen III

Daniel Münster (Halle): Ethnologie

Gabriele Dietze (Berlin): Kulturwissenschaft

Podiumsdiskussion: Postkoloniale Positionen innerhalb und außerhalb der Wissenschaft

Sabine Broeck (Bremen), Larissa Förster (Köln), Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Manchester), Serhat Karakayali (Halle), Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Trier)

Session 1: Postkoloniale Aufbrüche

Kristiane Gerhardt (Göttingen)
Jüdische Geschichte goes postcolonial – Perspektiven und Chancen für die Historiographie der mitteleuropäisch jüdischen Geschichte und deren Implikationen für eine koloniale »Verfasstheit« des deutschsprachigen Mitteleuropas vor 1880

fiel aus: Kristin Skottki (Rostock)
Das Mittelalter dekolonisieren? Zum Verhältnis von Mediävalismus, Orientalismus und Okzidentalismus

Michi Knecht (Berlin), Regina Römhild (Berlin)
Die doppelte Lücke: Postkoloniale ethnologische Perspektiven auf Europa

Christine Löw (Kassel)
Postkoloniale Theorien in der deutschsprachigen Politikwissenschaft – Zwischen Vereinnahmung und kritischem Stachel

Session 2: Konvergenzen und Konfrontationen

Ulrike Höppner (Berlin)
Macht und Widerstand. Eine Annäherung an Konvergenzen politischer und postkolonialer Theorie

Susanne Gehrmann (Berlin)
Zur Verschränkung von Literatur und Gesellschaftsanalyse in postkolonialen afrikanischen und afro-französischen Romanen und Essays

Manuela Boatcă (Berlin)
Der einzigartige Westen. Rationalität und freie Arbeit als Grundlagen von Exzeptionalismus

Floris Biskamp (Gießen)
9/11 durch die Linsen von Kritischer Theorie und Postcolonial Studies

Session 3: Bildung und Wissen/Nichtwissen

Jana Tschurenev (Zürich)
»Geteilte Geschichte« statt »Verwestlichung«. Neue Perspektiven auf die Anfänge moderner Schulbildung in Indien

Marietta Mayrhofer-Deák (Wien)
Bildung, Schule, koloniales Erbe? Zur Integration postkolonialer Perspektiven in der Bildungssoziologie

Wiebke Keim (Freiburg), Ercüment Çelik (Freiburg), Veronika Wöhrer (Freiburg), Christian Ersche (Freiburg)
Universalität und Akzeptanzpotential von Gesellschaftswissen – Zur Zirkulation von Wissensbeständen zwischen Europa und dem globalen Süden

Ulrike Stamm (Berlin)
Zum Verhältnis von Anerkennung und Nichtwissen innerhalb der postkolonialen Theorie

Session 4: Globale Verflechtungen

Reinhart Kößler (Freiburg), Ingrid Wehr (Freiburg)
Verflochtene Geschichte und Multiple Modernen: Aktuelle Perspektiven auf »Entwicklung«

Anke Strüver (Hamburg)
Zwischen care und career: Trans-lokale Arbeits- und Alltagspraktiken von Migrantinnen in haushaltsnahen Dienstleistungen

fiel aus: Malte Steinbrink (Osnabrück)
Gazing at how the OTHER half lives

Sybille Frank (Darmstadt)
When »the Rest« enters »the West«: Indien in Österreich und in der Schweiz

Session 5: Körper und Geschlecht in postkolonialen Konstellationen

Daniel Bendix (Manchester)
Postkoloniale Entwicklungspolitik? Auf der Spur der deutschen Müttergesundheitspolitik in Tansania

Anne Mariss (Kassel)
Geschlechterbezogene Bilder von außereuropäischen Räumen in wissenschaftlicher Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts

Astrid Kusser (Köln)
Minor histories als postkoloniale Herausforderung der Geschichtswissenschaft

Mona Motakef (Berlin)
Wer gibt? Eine postkoloniale und geschlechtersoziologische Revision zur Organspendebereitschaft

Session 6: (Post-)koloniale Strukturen und Diskurse

Teresa Koloma Beck (Marburg)
Das Erbe der Gewalt

Adiyanti Sutandyo-Buchholz (Serpong/Esslingen)
The Role of Women in Postcolonial Urban Development in Indonesia

Simon Goebel (Augsburg)
»Deutsche Kolonien« – Seriöse Dokumentation oder kolonialer Kitsch. Eine Dokumentarfilmanalyse aus postkolonialer Perspektive

Anne Peiter (Saint-Dénis, Réunion)
Gipfel der Einzigartigkeit und koloniale Eroberung. Zur deutschsprachigen Bergsteigerliteratur über den Himalaya 1918–1945


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