Das Gedächtnis im Transfer

Das Gedächtnis im Transfer

Organisatoren
Swantje Arndt / Sonja Arnold, Promotionskolleg 'Geschichte und Erzählen', Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.06.2011 - 04.06.2011
Url der Konferenzwebsite
Von
Sonja Arnold, Internationales Promotionskolleg 'Geschichte und Erzählen', Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Am 03. und 04. Juni 2011 fand an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg der Doktoranden-Workshop Das Gedächtnis im Transfer des internationalen Promotionskollegs Geschichte und Erzählen statt. Die Organisatorinnen, Swantje Arndt und Sonja Arnold, stellten Gedächtnistheorien psychologischer, neurobiologischer und sozialwissenschaftlicher Provenienz und die Frage nach deren Übertragbarkeit und fruchtbaren Anwendung in anderen Disziplinen in den Vordergrund. Ausgangspunkte waren hierbei sowohl das autobiographische Gedächtnis als auch kollektive Gedächtnisformen, wie beispielsweise das Familiengedächtnis. Die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Übertragungsleistung bildete mithin den Fokus der Veranstaltung.

Der bewusst interdisziplinäre Zuschnitt des Workshop, der Literaturwissenschaftlern, Historikern und Linguisten eine Plattform des Austauschs bot, erlaubte zum einen die Annäherung durch verschiedene Fragestellungen sowie disziplinäre und methodische Ausrichtungen, zum anderen ermöglichte er die Suche nach gemeinsamen Konzepten. Ein besonderer Schwerpunkt lag deshalb auf den sich an die Vorträge anschließenden Diskussionen, die durch eine gemeinsame Abschlussdiskussion am Ende eines jeden Vortragstags abgerundet wurden, um auch die auswärtigen Gäste aktiv in die Diskussion einzubeziehen. Eine Respondenz am Ende des ersten Tages sowie zwei ausführliche Abschlussdiskussionen boten Möglichkeiten zur (Zwischen)Bilanzierung. Die zunächst klassisch disziplinäre Aufteilung in literaturwissenschaftliche und historische Fragestellungen bildete eine heuristische Herangehensweise an die übergeordnete Fragestellung, die eine kleinschrittige Ergebnissicherung unterstützte.

Im ersten Block standen literarische Erinnerungen an den Nationalsozialismus sowohl mit Blick auf das autobiographische als auch das Familiengedächtnis im Vordergrund. Es wurde hierbei nach dominanten Themen und narrativen Strategien gefragt, die ihrerseits an (sozial)psychologische Gedächtniskonzepte rückgebunden wurden. Der zweite Block widmete sich den ästhetischen Möglichkeiten zur Darstellung von Erinnerungsversionen in der Literatur und fragte nach vorherrschender Motivik und der (Un-) Zuverlässigkeit von Erzählern. Dem Zusammenhang von Erinnerungen, Geschichtsschreibung und Sprache widmete sich die dritte Sektion, die die Thematik nun aus historischer Perspektive in den Blick nahm. Diese grundlegenden Überlegungen wurden anhand der Engführung von Kriegserfahrungen und Familiengedächtnis in der vierten Sektion konkretisiert.

Den Auftakt bildete DOMINICA BOROWICZ (Berlin), die anhand einer Untersuchung des Vater-Mythos in der deutschsprachigen Erinnerungsliteratur die Thematisierung und Darstellung autobiographischer sowie familiärer Erinnerungen an die NS-Zeit beleuchtete. Dabei machte sie zunächst zwei dominante Phasen in der Entwicklung der sogenannten Väterliteratur aus (1975-1980 und 2003-2006), die sich in zwei Publikationswellen niederschlugen. Die Erzählungen aus Sicht der Nachgeborenen versuchten hierbei meist eine Rekonstruktion aus der Retrospektive, wobei sich die Erzählenden mithilfe bestimmter narrativer Verfahren auf Spurensuche begäben. Diese arbeitete Borowicz in ihrem Beitrag heraus: In der Praxis des conversational remembering zeigten sich danach deutliche Ansätze zur Heroisierung; Wiederholungen und Anekdotisches kennzeichneten die erzählten Erinnerungssegmente. Neben den sich verfestigenden formelhaft wiederholten Anekdoten entstünden aber immer wieder Leerstellen, die in einem zweiten, oftmals zeitlich nachgelagerten Schritt zu Konfabulationen anregten. Borowicz zeigte, dass die Auseinandersetzung mit dem Vater dabei zwischen Heroisierung und Tabuisierung changiert. Die anschließende Diskussion akzentuierte nochmals, dass beim Versuch, diese Tabuisierung zu durchbrechen – wie exemplarisch in einigen der besprochenen Väterbücher vorgeführt – deutliches Konfliktpotential vorhanden ist, das aber gleichsam eine Möglichkeit zur Etablierung eines Gegendiskurses bildet.

Ausgehend von Harald Welzers Studie “Opa war kein Nazi“ richtete SWANTJE ARNDT (Freiburg) den Blick auf Uwe Timms “Am Beispiel meines Bruders“. Welzers Beobachtungen, wonach innerhalb des mündlichen familiären Tradierungsrahmens aus Kriegsverbrechern mitunter Widerstandskämpfer wurden, nutzte sie als Ausgangspunkt für die Herausstellung von Heroisierungsnarrativen in Timms Text. Innerfamiliäre Loyalitätsverpflichtungen bildeten hierbei den Hintergrund für ein Gros an Entlastungsstrategien ("Die Verbrecher waren die anderen"). Auffällig sei dabei nicht nur, dass stets dieselben Geschichten erzählt würden, sondern auch deren sprachliche Gestaltung, die sich beispielsweise in entlastenden kleinteiligen Differenzierungen (SS vs. Waffen-SS) niederschlügen. Arndt zeigte, dass die sozialpsychologischen Erkenntnisse in Bezug auf Familienerinnerungen für die Untersuchung thematisch ähnlich gestalteter Texte einen fruchtbaren Ansatzpunkt bilden und stellte zudem die Möglichkeiten literarischer Texte heraus, gerade die sprachliche Gestaltung von Heroisierungsnarrativen sowie innerfamiliäre Konstellationen darzustellen.

JOHANNA VOLLMEYER (Berlin) illustrierte anhand der Engführung von ästhetischen Transformationen und Erinnerungsdiskurs, welche Möglichkeiten der literarischen Darstellung von Erinnerungsversionen zukommen. Den historischen Hintergrund bildete dabei das geteilte Deutschland, das in einer Parallelführung mit dem Motiv der verfeindeten Brüder bei Reinhard Jirgl genauer untersucht wurde. Erinnerungen können hierbei sowohl als Gedächtnis in der Literatur1 als auch qua Intertextualität als Gedächtnis der Literatur2 begriffen werden, wobei beispielsweise mit Bezug auf die Schriften des Konquistadoren Ignacio Ximenez die Wiedervereinigung als Kolonialisierung Ostdeutschlands dargestellt wird. Hinzu kämen die Metapher des Ausgrabens, unzuverlässige Erzählpositionen sowie die multiperspektivische Darstellung von Erinnerungsversionen, die dominante und unterdrückte Erinnerungen gleichwertig nebeneinander stehen ließen. Vollmeyer arbeitete heraus, dass in Jirgls Roman gerade nicht die gängigen Erinnerungen im Vordergrund stehen, sondern dass im Sinne eines asymmetrischen Gedächtnisses auch marginalisierte Inhalte des kollektiven Gedächtnisses zum Tragen kommen. Literatur übernimmt hierbei eine subversive Funktion in der Aushandlung des allgemeinen Erinnerungsdiskurses.

Literarische Möglichkeiten zur Darstellung von Erinnerungsversionen beleuchtete LISA VOLPP (Heidelberg), indem sie anhand von Marcel Beyers Roman Spione Form und Funktion des unzuverlässigen Erzählens untersuchte. Dabei arbeitete sie zunächst verschiedene Strategien heraus, wie die Leerstellen im Familiengedächtnis, die sich aus dem allgemeinen Schweigen ergeben, gefüllt werden. Sie zeigte, dass der Versuch der (Re-) Konstruktion der Vergangenheit über die Vermischung von Imagination, Fakt und Fiktion gelingt und durch Erinnerungsmedien wie Fotos unterstützt wird. Diese übernähmen hierbei zwar eine Initiatorfunktion, lösten sich jedoch zunehmend vom materiellen Rest. Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem unzuverlässigen Erzähler zu, der sich erst allmählich als solcher entlarvt. Diese Erzählstrategie stellt Volpp zufolge zum einen die Schwierigkeiten der Erinnerungsverfertigung im Familiengedächtnis, zum anderen die generelle Funktionsweise autobiographischer Erinnerungen in den Vordergrund. Der literarische Text biete die Möglichkeit, solche Prozess nicht nur abzubilden, sondern – indem beispielsweise thematisiert wird, wie durch Imagination die Überwindung von Erinnerungslücken gelingen kann – auch eine Fortschreibung von Komplexen, die sozialpsychologische Studien nicht thematisieren können.

Abgeschlossen wurde der erste Workshoptag durch eine Respondenz von DOROTHEE BIRKE (Freiburg). Sie hob hierbei nochmals hervor, wie ertragreich die vorhergehenden Referentinnen die sozialpsychologischen Erkenntnisse bei der literaturwissenschaftlichen Analyse genutzt hatten, verwies aber gleichzeitig auf die Notwendigkeit zur Hinterfragung des spezifisch literaturwissenschaftlichen Mehrwerts dieser Methoden. Figuren des literarischen Textes müssten hierbei als Kunstprodukte betrachtet werden, die zwar ob ihres imitierenden Charakters zunächst ungeeignet erscheinen, über Erinnerungsprozesse Aufschluss zu geben; begreift man sie aber als Modelle, so könnten sie beispielsweise mithilfe eines erweiterten Einblicks in ihr Bewusstsein Aufschluss über die Funktionsweise von Erinnerungsprozessen geben (Gedächtnis in der Literatur). Birke zielte weiterhin auf den experimentellen Charakter der Literatur ab, wonach literarische Texte als kultureller Experimentierraum (Peter Finke) begriffen werden können. Gleichwohl wiesen literarische Texte ein Bündel an narrativen Strategien auf, die im Sinne eines Gedächtnisses der Literatur bestimmte rezipientengesteuerte Verstehensprozesse in Gang setzten und sich von Alltagserzählungen unterschieden. Literatur kann dabei, so Birke im Anschluss an Erll und Nünning3, auch ein Medium des kollektiven Gedächtnisses sein. In literarischen Texten werden Erinnerungen verhandelt – sie stellen mithin die Frage in den Mittelpunkt, wie sich Menschen an die Vergangenheit erinnern.

JULIA ARSKAJAS (Irkutsk/Wien) Vortrag über die Soviet Nostalgia bildete den Auftakt für die dritte Sektion, die sich dem Zusammenhang von Erinnerung, Geschichte und sprachlichem Diskurs widmete. Arskaja stellte erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe vom Lehrstuhl der russischen Sprache und der allgemeinen Sprachwissenschaft an der Universität Irkutsk vor. Anhand von reichlichem Interviewmaterial mit Bewohnern der Stadt Irkutsk (zwischen 1918 und 1943 geboren) zeigte sie die tief verwurzelten Mechanismen der sowjetischen Propaganda auf, die sich in der Übernahme bestimmter Narrative, Metaphern und Bewertungen niederschlugen und die Erinnerungen der Interviewten wesentlich beeinflussten. So zeigte sich das erklärte Ziel der Sowjetunion, Euphorie durch Gigantomanie zu wecken, in der vermehrten Verwendung von Superlativen und emphatischen Ausdrücken, wenn von bedeutenden historischen Ereignissen die Rede war. Arskaja wies ähnliche Einflüsse des Topos von den sowjetischen Kindern als glücklichsten der Erde auf die erzählten Kindheitserinnerungen der Probanden nach. Anhand der Metapher des Bauens als Sinnbild eines beständigen Fortschritts wurde einmal mehr deutlich, wie sprachliche Diskurse des Sowjetregimes die Erinnerungen an selbiges auch aus der Gegenwartsperspektive prägen. Erinnerungen und offizieller sprachlicher Diskurs sind somit nicht zu trennen. Die von Arskaja präsentierten Interviews wiesen wesentliche sprachliche Muster auf, die auf die Sowjetpropaganda zurückzuführen sind. Werden diese herausgearbeitet und dekonstruiert, so liegt darin eine Chance, die Tragweite eines Propagandadiskurses einzuschätzen und die tief verwurzelten Einflüsse von politischen Regimen auf historische Akteure auszuloten – so das Resümee der anschließenden Diskussion.

Der Frage nach dem historischen Wert von lebensgeschichtlichen Selbstpräsentationen widmete sich ANDREA ALTHAUS (Freiburg) in ihrem Vortrag und reflektierte dabei kritisch auf das Selbstverständnis der eigenen Disziplin. Obgleich linguistic turn und die Rolle der Oral History die Geschichtswissenschaften mittlerweile seit Jahrzehnten umtreiben, gebe es nach wie vor wenig befriedigende Lösungen für den konkreten Umgang mit Quellen, die autobiographisch die Alltagserfahrungen von Menschen schildern. Diese dürfen, wie Althaus ausführte, dabei weder als absichtliche Verfälschung noch als Antwort auf die Ranksche Frage, wie es gewesen ist, betrachtet werden. Will die Geschichtswissenschaft diese Quellengattung produktiv nutzen, so müsse sie von einer veränderten Prämisse ausgehen. Althaus zeigte, dass die neurobiologischen und psychologischen Forschungsergebnisse hier eine Grundlage bieten, indem sie das Gedächtnis als von der Gegenwart abhängig, nach Kohärenz strebendes und sich ständig neu konsolidierendes Konstrukt ausweisen. Lebensgeschichtliche Selbstpräsentationen können Althaus zufolge vor diesem Hintergrund Aufschluss darüber geben, wie historische Akteure die Welt in einem bestimmten Moment deuten. Sie plädierte dabei methodisch für eine vielschichtige Untersuchung dieser komplexen Quellengattung, die unter anderem auch die sprachliche und temporale Gestaltung der Erzählungen berücksichtigt.

Am Beispiel der Geschichte seiner Großeltern im Nationalsozialismus widmete sich MORITZ PFEIFFER (Paderborn) der Kontrastierung von autobiographischen und familiären Erinnerungen mit offiziellen historischen Dokumenten. Ausgehend von einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts in Bielefeld (2002)4, wonach knapp die Hälfte der Deutschen von der negativen Distanz ihrer eigenen Großeltern zum Nationalsozialismus ausgingen, führte er in acht Punkten die Spezifika der Erinnerungsinterviews mit seinen Großeltern aus. Einer Untersuchung ihrer Prägung folgte die Herausstellung von Legitimationsstrategien sowie die Aufdeckung von Widersprüchen. So wurde die Rolle der Medien im Allgemeinen als positiv hervorgehoben, während negative Ereignisse angeblich aufgrund von defizitärer medialer Präsenz kaum wahrgenommen werden konnten. Pfeiffer beobachtete weiter Strategien der Schuldabwehr, Sprachlosigkeit in Bezug auf Themen wie Kampf und Tod und führte das eigene Leid der Großeltern, eine gewisse Unsensibilität im Umgang mit den Opfern sowie die Versuche, eine Versöhnung im Nachkriegsdeutschland zu schaffen – etwa durch die frankophile Erziehung der Kinder oder das Verschenken von bestimmter Literatur – aus. Ausgehend von Welzers Beobachtungen in Opa war kein Nazi5 versteht Pfeiffer die NS-Geschichte primär als Familiengeschichte und schlussfolgert aus der Aufarbeitung der Frage, wie sich einzelne Menschen zu überzeugten Nationalsozialisten wandelten, einen politischen Bildungsauftrag.

An die Tradierung des Nationalsozialismus im Familiengedächtnis schloss MALTE THIESSEN (Oldenburg) in seinem Abschlussvortrag am Beispiel des Hamburger Feuersturms an. Thießen knüpfte zunächst an die Theorien Harald Welzers zur Bestimmung des Familiengedächtnisses an6, sah den Erweiterungsbedarf aber in der Spezifizierung der Kategorien, so spiele beispielsweise die mediale Vermittlung eine entscheidende Rolle. Im Nebeneinander verschiedener medialer Einflussmöglichkeiten, dem "Medienensemble des Familiengedächtnisses", sowie einer Erweiterung der Typologie der Deutungsmuster sah Thießen die wesentlichen Ansatzpunkte für eine Spezifizierung. Anhand der Vorstellung eines von der Gerda Henkel Stiftung geförderten interdisziplinären Projekts ("Zeitzeugen des Hamburger Feuersturms") wies er auch auf Kooperationsmöglichkeiten zwischen Historikern und Psychoanalytikern hin, die sich insbesondere in der Untersuchung des Traumabegriffs als fruchtbar erwiesen hatten.

Überblickt man die Vorträge und Diskussionen, so hat sich gezeigt, dass psychologische, neurobiologische und soziologische Gedächtnistheorien für die präsentierten Forschungsprojekte einen guten Ausgangspunkt bilden, stets aber an eine spezifische Fragestellung bzw. die eigene Disziplin angepasst werden müssen. Insbesondere Welzers und Markowitschs Theorien7, auf die während des Workshops häufig Bezug genommen wurde, können hierbei in einen transdisziplinären Kontext eingebettet und in verschiedene Richtungen erweitert werden. Das Gedächtnis im Transfer kann so zum einen einen Gewinn darstellen, wenn nicht bei der bloßen Parallelführung bestimmter Phänomene halt gemacht wird, sondern die relevanten Theorien gleichsam als Plattform benutzt und, den Bedürfnissen der eigenen Disziplin entsprechend, erweitert werden. Wenn Literatur beispielsweise, wie Dorothee Birke ausgeführt hat, als "kultureller Experimentierraum" begriffen wird, so kann ein solcher erweiterter Transfer gewinnbringend stattfinden. Zum anderen haben sich die strikten disziplinären Grenzen in vielfacher Hinsicht als zu eng erwiesen. Das Gedächtnis im Transfer verweist in dieser Sichtweise auch auf eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit, die sich aus den Parallelen der Vorträge zwischen den beiden Tagen herausfiltern lässt, und die auch neue Konzepte und Terminologien notwendig macht. Hieran kann in zukünftiger Forschung aus unterschiedlichen Richtungen weiter gefeilt werden. Das im Laufe des Workshops aufgegriffene Konzept der "Wirklichkeitserzählungen" von Martínez/Klein8, mag dabei ein erster Ansatzpunkt sein.

Konferenzübersicht

Ralf von den Hoff (Freiburg): Begrüßung

I. Autobiographisches Gedächtnis und Familiengedächtnis in der deutschsprachigen Erinnerungsliteratur

Dominika Borowicz (Berlin): Das Leben mit dem Vater-Mythos. Die Bedeutung von autobiographischem Gedächtnis und Familiengedächtnis für die Erinnerungsarbeit am Beispiel der deutschsprachigen Erinnerungsliteratur

Swantje Arndt (Freiburg): Heroisierungsstrategien in Uwe Timms 'Am Beispiel meines Bruders'

II. Die literarische Darstellung von Erinnerungsversionen

Johanna Vollmeyer (Berlin): "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Der Aspekt der gespaltenen Nation im deutschen Erinnerungsdiskurs am Motiv der verfeindeten Brüder in Reinhard Jirgls 'Abschied von den Feinden'

Lisa Volpp (Heidelberg): Die erfundene Familiengeschichte. Zu Form und Funktion des unzuverlässigen Erzählens in Marcel Beyers Roman 'Spione' (2000)

Respondenz: Dorothee Birke (Freiburg)

Abschlussdiskussion

III. Geschichte, Gedächtnis und sprachlicher Diskurs

Julia Arskaja (Irkutsk/Wien): Der Einfluss der sowjetischen offiziellen Kultur auf den Inhalt der Erinnerungen und den Sprachgebrauch der älteren Generation

Andrea Althaus (Freiburg): Erzähltes Leben – Lebensgeschichtliche Selbstpräsentationen als historische Quellen

IV. Kriegserfahrungen und Familiengedächtnis

Moritz Pfeiffer (Paderborn): Meine Großeltern im Nationalsozialismus – Erinnerungen und Fakten im Vergleich

Malte Thießen (Oldenburg): Das Familiengedächtnis in der Erweiterung: Neue Forschungen zur transgenerationalen Tradierung von Kriegserfahrungen

Abschlussdiskussion

Anmerkungen:
1 Astrid Erll / Ansgar Nünning, Literaturwissenschaftliche Konzepte von Gedächtnis: Ein einführender Überblick, in: Astrid Erll / Ansgar Nünning (Hrsg.), Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft. Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven, Berlin 2005 (=Media and Cultural Memory/ Medien und kulturelle Erinnerung, Bd. 2), S. 1-9.
2 Ebd.
3 Ebd.
4 Harald Welzer / Sabine Moller / Karoline Tschuggnall, "Opa war kein Nazi" Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis, 7. Aufl., Frankfurt am Main 2010, S. 246.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Welzer, Opa war kein Nazi; Harald Welzer / Hans J. Markowitsch, Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung, Stuttgart 2005.
8 Christian Klein / Matías Martínez (Hrsg.), Wirklichkeitserzählungen : Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens, Stuttgart 2009.


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts