Hungersnöte und Epidemien in Russland und in der Sowjetunion 1891-1947. Regionale, ethnische und konfessionelle Aspekte

Hungersnöte und Epidemien in Russland und in der Sowjetunion 1891-1947. Regionale, ethnische und konfessionelle Aspekte

Organisatoren
Wissenschaftliche Kommission für die Deutschen aus Russland; GUS e.V.
Ort
Bovenden (bei Göttingen)
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.11.2011 - 27.11.2011
Url der Konferenzwebsite
Von
Jelena Wall, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Die Wissenschaftliche Kommission für die Deutschen aus Russland und der GUS e.V. veranstaltete vom 25. bis 27. November 2010 in Bovenden bei Göttingen eine internationale Konferenz zum Thema „Hungersnöte und Epidemien in Russland und in der Sowjetunion 1891-1947. Regionale, ethnische und konfessionelle Aspekte.“ Konzipiert und organisiert hatten die Konferenz Alfred Eisfeld (Lüneburg/Göttingen) und Dietmar Neutatz (Freiburg). Während Hungersnöte im Russischen Reich und in der Sowjetunion bisher überwiegend unter ökonomischen und politischen Aspekten sowie in gesamtstaatlicher Perspektive betrachtet wurden, sollte es, wie Dietmar Neutatz einführend erläuterte, in der Konferenz darum gehen, die Perspektive zu verschieben und Hungersnöte wie Epidemien als Katastrophen zu thematisieren, die sich vor allem auf lokaler und regionaler Ebene auswirkten, in das Leben von Menschen massiv eingriffen und auf die Menschen mit unterschiedlichen Handlungsstrategien reagierten. Im Mittelpunkt der Konferenz sollten Wahrnehmungen, Deutungen, Diskurse und Handlungsstrategien von Menschen in unterschiedlichen Kontexten stehen. Daraus resultierte die Differenzierung nach verschiedenen Ebenen und eine Fokussierung auf folgende Leitfragen: Wie gingen betroffene Menschen mit Hunger und Epidemien um? Wie agierten lokale und regionale Behörden, welche Konzepte entwickelten Experten? Räumlich konzentrierte sich die Veranstaltung auf das Wolgagebiet und die Südukraine als muthiethnische und multikonfessionelle Regionen. Einzelne Beiträge weiteten den Blick auf Aserbaidschan, Moskau und auf russische Kriegsgefangene in Österreich-Ungarn aus.

Der erste Themenblock war der Wahrnehmung und den Überlebensstrategien in Hungersnöten gewidmet. VIKTOR KONDRAŠIN (Penza) legte dar, welche Maßnahmen zur Selbsthilfe die Bauern in jahrhundertlanger Erfahrung entwickelt hatten, um mit den in periodischen Abständen auftretenden Hungersnöten fertig zu werden. Diese Selbsthilfemechanismen (Unterstützung durch reichere Bauern, Umverteilung des Landes, Migration in andere Gebiete, Erhaltung der arbeitsfähigen Familienmitglieder) haben in der Hungersnot von 1932/33 nicht mehr funktionieren können, weil das Regime mit der Kollektivierung die dörflichen Strukturen zerstört, die „Kulaken“ verfolgt und die Hungergebiete abriegelt habe. Unter diesen Rahmenbedingungen haben die Bauern den Hunger als eine vom Regime verursachte Katastrophe angesehen und seien in Apathie verfallen. SVETLANA BOBYLEVA (Dnepropetrovsk) fokussierte auf Spezifika der deutschen Kolonisten in der Ukraine im Umgang mit dem Hunger. Ihre Verhaltensweisen hätten sich in den Hungerjahren 1921/22 von denen anderer Nationalitäten unterschieden. Sie wären in geringerer Zahl in die Städte migriert und somit ihrem Dorfverband erhalten geblieben. In Anbetracht der neuen Machthaber seien Verhaltensweisen ausgebildet worden, die vorher in so massiver Form nicht vorgekommen waren. Man hätte versuchte die Behörden zu täuschen und zu betrügen und entwickelte eine generell feindselige Haltung gegenüber den Organen des Staates und der Partei. Im Vergleich zu anderen Nationalitäten seien die Deutschen dennoch durch eine relativ strikte Gesetzestreue, aber auch durch einen hohen Grad der Selbstorganisation hervorgestochen. NICHOLAS GANSON (Worcester) arbeitete heraus, worin die Besonderheiten der Hungersnot von 1946/47 bestanden: Während es bei früheren Hungersnöten üblich gewesen war, dass Städter aufs Land flohen, strömten nun Bauern auf der Suche nach Brot in die Stadt, weil die behördliche Lebensmittelrationierung in den Städten nicht ganz so drastisch war wie auf dem Land. Die massenhafte Migration von Bauern in die Städte hätte deren Erscheinungsbild stark verändert, wie Zeitgenossen eindrucksvoll beschrieben: Bauern bettelten oder verkauften Waren auf den Straßen.

In der zweiten Sektion (Bevölkerung und regionale Instanzen) beschrieb NATALIA RUBLEVA (Kiev) die Handlungsweisen der lokalen politischen Elite während der Hungersnot von 1932/33 in der Ukraine und die Wirkungen auf die Bevölkerung. Sie stellte die Akteure vor, die durch die blinde Befolgung der Befehle und Zustimmung zu Getreideablieferungskontingenten die Hungersnot verschlimmerten. Die Machtträger hätten die Verantwortung für die Getreiderequisitionen und die damit zusammenhängende Gewalt an die lokalen Apparate übertragen. Viele derjenigen, die mit Gewalt Getreide konfiszierten, seien häufig 1933 oder spätestens 1937/38 selbst zu Opfern der Staatsgewalt geworden. ALEXANDER GOGUN (Berlin) überprüfte den in der Literatur vermuteten Zusammenhang zwischen dem „Holodomor“1 und der Bereitschaft der Ukrainer während des Zweiten Weltkrieges mit den Deutschen zu kooperieren. Anhand von Interviews kam er zu dem Ergebnis, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen Hungersnot und Kollaboration gegeben hätte. Ausschlaggebend für letztere sei viel mehr der Wille zu überleben als der Wunsch nach Rache gewesen. Gogun räumte allerdings ein, dass die geringe Zahl an Interviews noch keine generalisierende Aussage erlaube. ALEXANDER BEZNOSOV (Dnepropetrovsk) behandelte das Agieren lokaler Behörden in der Südukraine während der Hungersnot von 1932/33 am Beispiel eines deutschen Rayons. Die Deutschen hätten, obwohl die Hungersnot schwer wog, eine viel geringere Zahl an Hungertoten als die ukrainische Bevölkerung gehabt. Diese Entwicklung würde sich darauf zurückführen lassen, dass die Deutschen aus ihrem „Mutterland“ Hilfsleistungen empfingen. Die Ukrainer hätten zwar Hilfe vom Staat erhalten, jedoch war diese sehr selektiv. Die Rayonsverwaltung hätte ein unerfüllbares Getreideablieferungsvolumen angenommen und verschwieg die daraus resultierende Hungersnot vor den höheren Verwaltungsstellen. Dadurch konnte die geringe Hilfe, die später zur Verfügung gestellt wurde, nur sehr spät greifen.

Der dritte Themenblock fragte nach den Wahrnehmungen und Konzepten von Behörden und Experten. SERGEJ KOKIN (Kiev) stellte die Hungersnot von 1932/33 in den Kontext der Politik gegen das Dorf und gegen den ukrainischen Separatismus. Die Staatssicherheitsorgane hätten demnach zu Beginn der dreißiger Jahre die Lage in der Ukraine als prekär eingeschätzt und unternahmen gezielte Aktionen gegen die ukrainische „Konterrevolution“. Der Widerstand gegen die Kollektivierung sei von der Geheimpolizei als Krieg des ukrainischen Separatismus gegen die Sowjetmacht wahrgenommen worden, worauf das Regime mit der Aushungerung antwortete. MATTHIAS BRAUN (Berlin) beleuchtete das Agieren von Experten gegenüber Epidemien im südlichen Aserbaidschan. Er zeichnete ein Bild von der Sowjetunion als eines gesundheitspolitischen Interventionsstaates. Das Wissen über Krankheiten wäre über Jahrzehnte gesammelt worden, dennoch herrschte die Vorstellung vor, dass Krankheiten traditionsbedingt bei bestimmten Völkern auftraten. Man hätte nicht versucht, durch eine Verbesserung der Hygienemaßnahmen das Problem zu beheben, sondern war der Auffassung, dass sich Krankheitsausbrüche durch Technik eindämmen ließen. Die Malaria-Bekämpfung hätte allein wirtschaftliche und keine humanitären Interessen verfolgt. KLAUS GESTWA (Tübingen) beschrieb die Dürre und Hungersnot von 1946 als „window of opportunity“: Stalin und seine Experten hätten die Hungersnot als Chance für eine großangelegte Umgestaltung gesehen. Nicht die Agrarpolitik, sondern die Natur sei an der Hungersnot Schuld und müsste somit in logischer Konsequenz zum Gegenstand eines „Generalangriffs“ werden. Gigantische Kanal- und Kraftwerkbauten sollten die Natur bezwingen. Um das fruchtbare Land vor Verwehungen zu schützen, plante man die Anpflanzung von riesigen Waldgürteln als Schutzwall.

In der vierten Sektion ging es um Hygiene und Epidemien. MICHAIL KOSTJUK (Luck) berichtete über die sanitären Maßnahmen während der Deportation der Wolhyniendeutschen 1915. Die Deportationen hätten unter schlechten Bedingungen stattgefunden, aber trotz der schlechten Versorgung sei die Sterberate der Deportierten niedrig gewesen. Die Eindämmung von Infektionskrankheiten durch richtiges Handeln sei nicht dem medizinischen, sondern dem Zugpersonal zuzuschreiben. Krankheitserreger haben sich auch deswegen nicht so schnell vermehren können, weil die Deportationen im Winter stattgefunden haben. DMYTRO MYESHKOV (Freiburg) verglich den Umgang mit ansteckenden Krankheiten bei verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen. Der Vortrag legte die verschiedenen Vorgehensweisen von religiösen und nationalen Gruppen beim Auftreten von Epidemien dar. Selbst- und Fremdbilder hätten sich stabilisiert oder bildeten sich auf Grund von hygienischem Verhalten aus. Sie seien lange Zeit für das individuelle Vorgehen in bestimmten Gebieten ausschlaggebend gewesen. REINHARD NACHTIGAL (Freiburg) referierte über die Entwicklung des Gesundheitswesens in Russland 1890-1918. Das Gesundheitswesen sei nur rudimentär ausgeprägt gewesen. Auf dem Land und in den Provinzstädten wären nach der Einführung des Zemstvo die ersten Ansätze eines Gesundheitswesens entstanden. Eine Sonderkommission hätte im Jahre 1912 die dringende Empfehlung gegeben, ein Gesundheitsministerium einzurichten. Der Erste Weltkrieg hätte jedoch eine solche Entwicklung verhindert und im Innenministerium sei somit eine außerordentliche Institution entstanden. Die Leitung sei an Prinz Alexander von Oldenburg, der bis November 1918 die Gründung eines Gesundheitsministeriums verhinderte, übergangen.

Der fünfte Themenblock widmete sich ausländischen Akteuren. BERTRAND PATENAUDE (Stanford) diskutierte in seinem Beitrag die amerikanische Hungerhilfe an der Wolga 1921. Die American Relief Administration hätte an die zehn Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgt. Treibende Kraft sei Herbert Hoover gewesen, dessen vorrangiges Ziel es gewesen war, den Menschen auf humanitärer Basis zu helfen. Die Befürchtungen Lenins, dass sich die Hilfe als trojanisches Pferd entpuppen könnte, hätten sich nicht bestätigt. Letztlich hätte die Hilfe zur Stabilisierung des Regimes beigetragen. Hoovers Hoffnung, dass die Hilfeleistungen den Menschen in der Sowjetunion die Augen über die Unfähigkeit des Regimes öffneten, sei ebenfalls nicht erfüllt worden. MARINA KOZYREVA (Nikolaev) verglich Ukrainer, Deutsche und Juden im Hinblick auf die Unterstützung von Hungernden. Sie gelangte zu der Schlussfolgerung, dass die Hungerhilfe bei den Deutschen am effektivsten organisiert war. Die meisten Verluste hätten die Ukrainer, die auf dem Land lebten, erlitten. Die Juden hätten in der Mehrheit in den Städten gelebt, dadurch müssten bei einem Vergleich Faktoren anders betrachtet werden. Die Zahl der jüdischen Opfer sei hoch gewesen, was man unter anderem dadurch erklären konnte, dass in den Städten die Sterberaten viel besser erfasst wurde. CORNELIA WITZ (Freiburg) referierte über die katholische Hungerhilfe an der Wolga 1920-1933. Sie zeigte, wie stark die internationale Aufmerksamkeit in diesen Jahren war. Unabhängig von der politischen Einstellung der Länder und ihrem Verhältnis zu der Sowjetunion hätten sich staatliche, kirchliche und zivile Hilfe für die Hungernden vereinigt. Es sei die einmalige Situation gewesen, dass alle Konfessionen ein gemeinsames Spendenkonto hatten. Die Frage warum sich eine solche effektive internationale Hilfe zu diesem Zeitpunkt entwickeln konnte, blieb jedoch offen. GUDRUN CALOV (Stuttgart) sprach über Hilfsaktionen von Künstlern nach dem Ersten Weltkrieg. Anhand von zahlreichen Bildern machte sie deutlich, dass humanitäres Engagement und politische Haltung häufig zusammen fielen, ohne dass man jedoch das eine aus dem anderen ableiten konnte. Einige Künstler, die gar nicht mit dem Kommunismus sympathisierten, sondern sich aus humanitären Gründen engagierten, wurden ungewollt politisch instrumentalisiert.

Die letzte Sektion behandelte mit Militär, Arbeitsarmee und Deportation verschiedene Felder, auf denen Hunger und Epidemien konzentriert auftraten. Die beiden Referenten GEORG TENGLER (Bozen) und JULIA WALLECZEK (Innsbruck) brachten Überlebensstrategien russischer Kriegsgefangener in Österreich im Ersten Weltkrieg in die Diskussion ein. Sie schilderten die Lebensumstände in den Lagern, wo die Versorgung immer schwieriger wurde, je länger der Krieg dauerte. Die österreichische Armeeführung sei gezwungen gewesen neue Wege zu finden die Versorgung der Gefangenen sicher zu stellen. Man vermittelte Kriegsgefangene als Arbeitskräfte in Bauernfamilien und nutzte auch in den Lagern ihre Arbeitskraft aus. In den so neu konzipierten Lagern sei eine eigene Kultur, die zum Überleben beitrug, entstanden. VIKTOR KRIEGER (Heidelberg) fragte nach dem Charakter der sowjetischen Deportationen von Nationalitäten während des Zweiten Weltkriegs und kam zu dem Ergebnis, dass den hohen Sterberaten infolge von Hunger und Epidemien keine Vernichtungsabsicht zugrunde gelegen habe, die Behörden aber das durch ihre Maßnahmen indirekt verursachte Massensterben in Kauf genommen haben. Die ländliche Bevölkerung, die vom Staat seit der Kollektivierung vernachlässigt wurde, hätte vor der Deportation von den privaten Hofparzellen gelebt. In der Deportation sei diese Möglichkeit nicht zur Verfügung gestanden, so dass viele gestorben seien.

In seinem Abschlusskommentar arbeitete GUIDO HAUSMANN (Freiburg) für die Diskussion einige gemeinsame Kategorien heraus, die in unterschiedlicher Intensität in den Vorträgen und Diskussionen angesprochen worden waren: Die politische Bedeutung von Hungersnöten gehe über den Kreis der unmittelbar Betroffenen weit hinaus, sowohl im Hinblick auf das Folgehandeln (z.B. 1946) als auch die Ursachen von Hungersnöten (z.B. 1932/33). Von daher sei es nicht verwunderlich gewesen, dass während der Konferenz seitens der ukrainischen und russischen Teilnehmer mehrmals ein Streit um den Charakter des „Holodomor“ entbrannte, obwohl dieser Komplex nach der Intention der Organisatoren eigentlich hätte ausgespart werden sollen, um Platz für andere Fragen frei zu machen. Als weitere gemeinsame Kategorien identifizierte Hausmann Akteure und Kommunikationen, Handlungsstrategien der Betroffenen, Spezifika in der Wahrnehmung und den Vergleich ethnischer und konfessioneller Gruppen.

Letzterer Punkt zeigte dann doch einige Defizite der ansonsten reichhaltigen Forschungslage, wie sie in den Beiträgen eindrucksvoll ausgebreitet worden war. Die im Call for Papers formulierte und zu Beginn der Veranstaltung noch einmal bekräftigte Absicht, die Wahrnehmungen und Handlungsstrategien nach ethnischen und konfessionellen Gruppen zu vergleichen, konnte nur ansatzweise eingelöst werden. Einige Vorträge konnten zeigen, wie Ethnizität und Religion die Wahrnehmung und das Handeln von Personengruppen prägten, für den systematischen Vergleich mangelt es aber nach wie vor an Lokal- und Regionalstudien. Bedingt durch Forschungslücken konnten auch andere Bereiche in der Konferenz nicht oder nur am Rande in den Diskussionen berücksichtigt werden. Das gilt etwa für die Rolle der Intellektuellen und Wissenschaftler oder auch für die mittel- und längerfristigen Folgen und Auswirkungen von Hungersnöten in sozialpsychologischer Hinsicht. Eine empfindliche Leerstelle war überdies die Hungersnot von 1891 geblieben, für die sich trotz ihrer immensen Bedeutung für das Russland der 1890er Jahre kein Referent gefunden hatte. Ansonsten waren sich die Teilnehmer aber einig, trotz gelegentlicher emotionaler Aufwallungen ertragreich ein Feld diskutiert zu haben, auf dem sicherlich noch einiges zu tun bleibt.

Konferenzübersicht:

Dietmar Neutatz (Freiburg), Alfred Eisfeld (Göttingen): Begrüßung und Einführung

Sektion 1: Wahrnehmungen und Überlebensstrategien in Hungersnöten

Viktor Kondrašin (Penza): Wahrnehmungen und Verhaltensstrategien der bäuerlichen Bevölkerung Russlands bei Hungersnöten

Svetlana Bobyleva (Dnepropetrovsk): Die Hungersnot von 1921/22 in den deutschen Siedlungen der Südukraine – Wahrnehmung und Reaktion der Betroffenen

Nicholas Ganson (Worcester/MA): Wahrnehmungen und Überlebensstrategien der Bevölke-rung in der Hungersnot von 1946/47

Sektion 2: Bevölkerung und regionale Instanzen

Natalia Rubleva (Kiev): Lokale und regionale Instanzen und der „Holodomor“ 1932/33

Alexander Gogun (Berlin): Zusammenhänge zwischen der Hungersnot von 1932/33 und Einstellungen der ukrainischen Bevölkerung gegen¬über den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg

Aleksandr Beznosov (Dnepropetrovsk): Das Agieren lokaler und regionaler Behörden in der Süd¬ukraine während der Hungersnot von 1932/33 am Beispiel des deutschen Rayons Vysokopol’e

Sektion 3: Behörden und Experten

Sergej Kokin (Kiev): Ursachen und Ausmaß der Hungersnot 1932/33 in der Ukraine aus der Sicht des NKVD

Matthias Braun (Berlin): Von Menschen und Mikroben: Seuchen in Stalins Sowjet¬union

Klaus Gestwa (Tübingen): Staudammprojekte zur Abwendung von Dürre- und Hungerkatastrophen und ihre Folgen

Sektion 4: Hygiene und Epidemien

Michail Kostjuk (Luck): Sanitärepidemische Maßnahmen während der Deportation der Wolhyniendeutschen im Jahr 1915

Dmytro Myeshkov (Freiburg): Hygiene und Umgang mit ansteckenden Krankheiten bei verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen im Schwarzmeergebiet im 19. Jahrhundert

Reinhard Nachtigal (Freiburg): Die Entwicklung eines staatlichen Gesundheitswesens in Russland 1890-1918 vor dem Hintergrund der Seuchen¬problematik

Sektion 5: Ausländische Akteure

Bertrand Patenaude (Stanford): Amerikanische Hungerhilfe an der Wolga 1921 im Zeichen des Antibolschewismus

Marina Kozyreva (Nikolaev): Hungersnot und Hungerhilfe in der Südukraine 1921/22 (Ukrainer, Deutsche und Juden im Vergleich)

Cornelia Witz (Freiburg): Katholische Hungerhilfe an der Wolga 1920-1933

Gudrun Calov (Stuttgart): Künstlerhilfe für die Hungernden in Russland

Sektion 6: Militär, Arbeitsarmee, Deportation

Georg Tengler (Bozen), Julia Walleczek (Innsbruck): Überlebensstrategien russischer Kriegsgefangener in Österreich im Ersten Weltkrieg

Viktor Krieger (Heidelberg): Selektive Hungerpolitik: Unterernährung, Krankheiten und Tod unter den deportierten Völkern und zwangsmobili¬sierten Deutschen

Guido Hausmann (Freiburg): Abschlusskommentar

Anmerkung:
1 „Holodomor“ (wörtlich „Hungertod“, manchmal auch mit „Hungermord“ übersetzt) ist eine in der Ukraine geprägte, aber inzwischen weithin gebräuchliche Bezeichnung für die große Hungersnot von 1932/33.


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