Drohende Moderne? 100 Jahre Antimodernisteneid

Drohende Moderne? 100 Jahre Antimodernisteneid

Organisatoren
Arbeitsgemeinschaft "Kirchenhistoriker und Kirchenhistorikerinnen Österreichs“ (AKKÖ)
Ort
Salzburg
Land
Austria
Vom - Bis
05.11.2010 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Alkuin Schachenmayr, Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz

Anlässlich des 100. Jahrestages des von Papst Pius X. eingeforderten Antimodernisteneides fand am 5. November 2010 in Salzburg ein Symposium im Rahmen des Jahrestreffens der „Arbeitsgemeinschaft Kirchenhistoriker und Kirchenhistorikerinnen Österreichs“ (AKKÖ) statt. In der mit etwa 60 Zuhörer/innen gut gefüllten Bibliotheksaula wurden vier Vorträge gehalten.

Die kurze und pointierte thematische Einleitung von DIETMAR WINKLER (Salzburg) war vor allem eine Kontextualisierung der Ereignisse rund um das Motu Proprio Sacrorum Antistitum, mit dem Pius X. 1910 den Antimodernisteneid verbindlich einführte. Winkler verwies zudem auf aktuelle Bezüge in diesem Zusammenhang und stellte die wertfreie Frage: Ist Benedikt XVI. ein Antimodernist? Mit dieser Einführung war auch gleichzeitig der Rahmen des Symposiums abgesteckt, der von den Vortragenden verlangte, zum einen die Entstehungsgeschichte, gleichwohl aber auch die Wirkungsgeschichte dieses Kumulationspunktes moderner Kirchengeschichte zu erarbeiten.

RUDOLF HÖFER (Graz) stellte – exemplarisch für eine Vorgeschichte des Antimodernisteneids – ein die Kirchengeschichte durchziehendes und gleichsam in höchstem Maß umstrittenes Thema vor: Der Umgang mit der Priesterehe. Am Beispiel der Diözese Graz-Seckau entwickelte er ein Panorama der unterschiedlichen Zusammenlebensformen von Priestern und Frauen (verheiratet, vermeintlich verheiratet, konkubinär) um im Anschluss daran die Durchsetzung des Zölibats und die angewandten theologischen Begründungsfiguren in der Diözese zu erläutern.

Pater ALKUIN SCHACHENMAYR (Heiligenkreuz) lenkte die Aufmerksamkeit des Auditoriums auf die unmittelbare Rezeption des Antimodernisteneids am Beispiel der Erzdiözese und Stadt Wien. Der Lehrkörper an den Hauslehranstalten der Stifte Klosterneuburg und Heiligenkreuz legte den Eid ab; die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien erbat und erhielt eine Dispens vom Eid. Der heftigste Diskurs zum Thema Eid fand nicht in den etablierten katholischen und weltlichen Zeitungen statt, sondern in der kurzlebigen (1910-1915) Zeitung Österreichs katholisches Sonntagsblatt.

ROLAND CERNY-WERNER (Salzburg) stellte den Moraltheologen Marcel Reding vor, der in seiner Zeit an der Universität Graz einen Vergleich von Thomas von Aquin und Karl Marx wagte. Reding erregte dadurch mehr Aufsehen in politischen als in fachtheologischen Kreisen. Er sorgte für besonderes politisches Aufsehen, als er offiziell nach Moskau eingeladen wurde und die Reise im Jahr 1955 – ohne Veto des Papstes – antrat. Mit seinem Wirken, so Cerny-Werner, leistete Reding einen Baustein zur Dialogbereitschaft der Theologie gegenüber sozialistischer Ideologie.

Die Diskussionen, die auch von mehreren Studierenden vorangetrieben wurde, zeigten deutlich auf, dass das Thema Modernismus hohe Relevanz in den aktuellen Auseinandersetzungen der katholischen Kirche mit sich und ihrer Umwelt besitzt.

Konferenzübersicht:

Begrüßung
Rupert Klieber (Wien)

Dietmar Winkler (Salzburg): Thematische Einführung: Katholische Kirche versus Moderne?

Rudolf Höfer (Graz): Die Priesterehe, ein Thema, das Bücher auf den Index brachte

Alkuin Schachenmayr (Heiligenkreuz): Die Rezeption des Antimodernisteneids in Wien

Roland Cerny-Werner (Salzburg): „Wäre es nicht möglich zu Thomas und Marx in ein Gespräch zu kommen?“ - Marcel Reding: Grazer Theologe zur Zeit des Antimodernisteneids


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Deutsch
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