Goldenes Zeitalter und Jahrhundert der Aufklärung. Kulturtransfer zwischen den Niederlanden und dem mitteldeutschen Raum im 17. und 18. Jahrhundert

Goldenes Zeitalter und Jahrhundert der Aufklärung. Kulturtransfer zwischen den Niederlanden und dem mitteldeutschen Raum im 17. und 18. Jahrhundert

Organisatoren
Franckesche Stiftungen zu Halle; Kulturstiftung DessauWörlitz
Ort
Halle / Oranienbaum
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.09.2010 - 04.09.2010
Url der Konferenzwebsite
Von
Cornelis van der Haven, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Freie Universität Berlin

Die Niederlande und der mitteldeutsche Raum waren im 17. und 18. Jahrhundert durch Austauschprozesse auf den verschiedensten Ebenen eng mit einander verflochten: Dynastie und Politik, Religion und Philosophie, Wissenschaft und Buchkultur, Gartentheorie, Kunst, Architektur und vieles mehr. Die Tagung "Goldenes Zeitalter und Jahrhundert der Aufklärung", die von 2. bis 4. September in Halle und Oranienbaum stattfand, widmete sich – methodisch auf der Tradition der Kulturtransferforschung basierend – der interdisziplinären Erschließung dieser Wechselbeziehungen. Mit multiperspektivischen Fragestellungen versuchten die Teilnehmer, dem Verständnishorizont einer modern verfassten mitteldeutschen Regionalgeschichte weitere Impulse zu geben.

In den Grußworten von Birgitta Wolff, Kultusministerin des Landes Sachsen-Anhalt, sowie in den Begrüßungen durch Vertreter der drei Organisationspartner, wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass die Veranstaltungsorte der Konferenz – die Franckeschen Stiftungen und Schloss Oranienbaum – schon an sich den intensiven Kulturaustausch zwischen den Niederlanden und dem mitteldeutschen Kulturraum im 17. und 18. Jahrhundert bezeugen. In einer thematischen Einleitung zur Tagung erörterte auch HOLGER ZAUNSTÖCK (Halle), wie Garten, Schloss und Stadt Oranienbaum seit 1681 sowie das Historische Waisenhaus in Halle Projekte seien, die die Einflüsse der Niederlande, ihre Vorbildwirkung, gleichsam in die Topografie des mitteldeutschen Raumes eingeschrieben haben. Sie hätten damit gerade nicht nur die territoriale und städtische Landschaft verändert, sondern insbesondere auch die Räume gesellschaftlichen Lebens und die Kulturen des Wissens beeinflusst. Es sei diese breite und wechselseitige Wirkung des niederländisch-deutschen Kulturtransfers, so Zaunstöck, die während der Tagung diskutiert werden solle.

MICHAEL ROHRSCHNEIDER (Salzburg) setzte sich in seinem Eröffnungsvortrag mit dem Begriff Kulturtransfer auseinander. Die heute so beliebte Kulturtransferforschung wurde in den 1980er-Jahren maßgeblich von den beiden Germanisten Michel Espagne und Michael Werner entwickelt. Es sei wichtig, bei der Untersuchung kultureller Wechselbeziehungen vor allem auch der Reziprozität des Transfers besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Kulturtransfers solle man außerdem als dynamische Prozesse verstehen, die von einer Ausgangskultur und einer Zielkultur bestimmt werden, zwischen denen Personen und Instanzen vermitteln. Es gehe in der Kulturtransferforschung insbesondere darum, zum einen die kulturellen Artefakte, wie zum Beispiel Objekte, Texte, Praktiken, Medien und Diskurse, zu ermitteln, die von der Ausgangskultur übernommen werden, zum anderen aber auch die Adaptions- und Rezeptionsformen auf Seiten der Zielkultur zu ergründen.

Anhand einer Analyse der bisherigen Forschung zur niederländischen Ausgangs- und mitteldeutschen Zielkultur im 17. und 18. Jahrhundert zeigte Rohrschneider, dass es gerade im Hinblick auf diese so wichtige Epoche noch große Forschungslücken gäbe. Dies betreffe vor allem die Frage der Reziprozität des Kulturtransfers, die konkrete Adaptierung niederländischer Einflüsse auf Seiten der Zielkultur und die diesbezüglichen Wechselwirkungen zwischen Brandenburg-Preußen und Anhalt-Dessau. Rohrschneider betonte, es sei daher besonders wichtig, solche reziproken Prozesse, die eben nicht nur von Brandenburg-Preußen, sondern zum Teil auch von Anhalt ausgingen, wie die Einführung des niederländischen Waisenhausbaus im mitteldeutschen Raum, weiter zu untersuchen. Nicht die vermeintliche 'niederländisch-deutsche Einbahnstraße', sondern die wechselseitigen Beeinflussungen im Kräftedreieck Niederlande, Brandenburg-Preußen und Anhalt-Dessau könnten in diesem Sinne ein interessantes Forschungsobjekt sein. Hier bestehe für weiterführende Forschungen noch viel Spielraum, so Rohrschneider.

Im ersten Vortrag der Sektion "Religion und Toleranz" schilderte FRANK GRUNERT (Halle) die deutsche Grotius-Rezeption im mitteldeutschen Sprachraum. Vor allem sein De iure belli ac pacis spielte in der mitteldeutschen Frühaufklärung eine wichtige Rolle. Auch Thomasius schätzte das Buch sehr und mit Pufendorf entstand später in der mitteldeutschen Historiographie der Naturrechtslehre ein Gründungsmythos, wobei Grotius als der glanzvolle Anfang, Thomasius aber als der absolute Gipfel betrachtet wurde. In den Auseinandersetzungen mit lutherisch-orthodoxen Theologen war Grotius für seine mitteldeutschen pietistischen 'Benutzer' somit ein Mittel zur historischen Selbststylisierung. Auf eine Frage aus dem Publikum, warum Grotius gerade im mitteldeutschen Raum so intensiv rezipiert wurde, antwortete Grunert, dass dies vor allem mit der hochentwickelten akademischen Infrastruktur und den vielen Universitäten dort zu tun habe. Die Frage nach einem möglichen Re-Transfer nach Holland wurde vom Referenten mit dem Hinweis auf bescheidene Tätigkeiten des Wolff-Schülers Johann Gottlieb Heineccius 1724-1727 an der Universität Franeker beantwortet.

Im zweiten Vortrag der Sektion setzte UDO STRÄTER (Halle) sich mit der Reise von August Hermann Francke in die Niederlande auseinander. 1697 war sein Gehilfe Neubauer bereits in das gelobte Land gefahren, um für Francke die Anstalten der Waisen- und Armenhäuser genauer zu betrachten und Informationen zum Waisenhausbau in Amsterdam zu sammeln. Der schlichte Reisebericht von Neubauer, der Francke 1705 auf seiner Reise begleitete, erwähnt Besuche in Den Haag, Leiden und Amsterdam. Hier traf Francke Theologen und Akademiker (hauptsächlich deutscher Herkunft), wie zum Beispiel den Pietisten und Mystiker Jacob Bril in Leiden. Auch besuchte er verschiedene lutherische Gemeinden und leitete eine Erbauungsversammlung (oefening) in Den Haag. Ein spezielles Interesse hatte er für Dissenter wie die Rijnsburger Collegianten. Die Reise von Francke in die Niederlande war wahrscheinlich nicht vorausgeplant. Bekannte, die er besuchte, wie der brandenburg-preußische Gesandte in Den Haag, waren nicht im Voraus von seinem Eintreffen benachrichtigt worden.

Im Anschluss an Sträter folgte der Vortrag von JORIS VAN EIJNATTEN (Utrecht). Er präsentierte die Ergebnisse einer ausführlichen Analyse der wissenschaftlichen Buchtitel, die 1761-1796 in drei der wichtigsten niederländischen review journals besprochen wurden. Im frühen 18. Jahrhundert war die niederländische Wissensproduktion noch maßgebend für die Produktion anderer Teile Europas. Dies änderte sich aber um 1760, unter anderem zugunsten des deutschen Sprachraums. Mehr und mehr deutsche Bücher wurden für den niederländischen Buchmarkt übersetzt und in den dortigen Zeitschriften rezensiert, wobei es sich bei 20 Prozent der besprochenen Werke um niederländische Übersetzungen deutscher Publikationen – mit einem erheblichen Teil theologischer Werke (37 Prozent) – handelte. Es sei auffallend, so van Eijnatten, dass nur wenige Bücher von radikalen theologischen Freidenkern in den niederländischen Zeitschriften besprochen wurden, moderate Denker dagegen dominierten. Die Frage scheine damit berechtigt, ob 1760 auch eine Wende in der so gelobten Toleranz in den Niederlanden hinsichtlich radikal-aufgeklärten Gedankenguts bedeutete.

MIRJAM FRANK (Halle) eröffnete die Sektion "Printkultur" mit einem Vortrag über die niederländischen Buchbestände der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen. Sie stellte dar, wie anhand von Nachlassinventaren und Katalogen einige kleinere Büchersammlungen, die Privatpersonen zwischen 1705 und 1739 der Bibliothek des Halleschen Waisenhauses vermachten, rekonstruiert wurden. Die zwei Privatbibliotheken von Friedrich Breckling und Carl Hildebrand von Canstein umfassen ungefähr 750 Drucke in niederländischer Sprache. Breckling sammelte vor allem mystisch-spiritualistische Werke und von Canstein Erbauungsschriften, darunter viele Übersetzungen aus der englischen puritanischen Literatur. Mit ihren Sammlungstätigkeiten in der niederländischen Republik erschlossen diese deutschen Gelehrten fremdsprachige theologische Literatur für die mitteldeutschen Bibliotheksbenutzer.

BETTINA NOAK (Berlin) zeigte in ihrem Beitrag, wie die medizinischen Schriften Steven Blankaarts, Cornelis Bontekoes und Heydentryck Overkamps im späten 17. Jahrhundert einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung und Popularisierung der cartesianischen Medizin in Deutschland lieferten. Durch ihren anthropologischen Ansatz, der auf die Erneuerung des Wissens vom Menschen ausgerichtet war, verließen sie aber auch bisherige Denktraditionen und eröffneten den zeitgenössischen Lesern neuartige Perspektiven des naturwissenschaftlich geleiteten Blickes auf die Welt. Die volkssprachliche Verbreitung ihrer Ideen machte dieses Wissen im Prinzip allen Lesern zugänglich, womit ein wichtiges aufklärerisches Anliegen des Cartesianismus erreicht wurde.

Einen umgekehrten Wissenstransfer von Halle in die Niederlande beschrieb VIKTORIA FRANKE (Nijmegen/Halle) anhand der niederländischen Rezeption der theologischen und philosophischen Schriften der Brüder Deiman. Beide verbrachten einen großen Teil ihres Lebens in der niederländischen Republik. Johann Diedrich führte neologische Konzepte aus der deutschen theologischen Tradition in die niederländische Theologie ein. Johann Rudolph, der Arzt und Chemiker, war ein Wegbereiter des Kantianismus in den Niederlanden. Es war vor allem die gut entwickelte publizistische Infrastruktur in der niederländischen Republik, die die deutsche vorkritische Kant-Rezeption in den Niederlanden weiter verbreitete. So spielte die niederländischen Zeitschrift De Vaderlandsche Bibliotheek eine zentrale Rolle in der Kant-Debatte um Deiman.

Die Sektion "Reise- und Wissenskulturen" begann mit einem Vortrag von FREEK SCHMIDT (Amsterdam) über die Mobilität des architektonischen Wissens. Die Hofarchitektur der Oranier hatte in ganz Europa einen besonderen Ruf und war mit einem europäischen Bewusstsein verbunden. Mit architektonischen Mitteln versuchten die Oranier ihre Dynastie einen international-repräsentativen Glanz zu verleihen. Als niederländischer Feldmarschall und brandenburgischer Statthalter in Kleve positionierte Johann Moritz von Naussau-Siegen sich als bedeutender Vermittler der niederländischen Bau- und Gartenkunst im mitteldeutschen Raum, vor allem in Brandenburg. Ein wichtiger Stützpunkt für die Übertragung niederländischer Architektur nach Deutschland war seine Klever Residenz. Beliebt war die niederländische Architektur wegen ihrer eigentümlichen Kombination der verschiedenen Hofstile, eine modisch eklektische Bauform, die sehr schnell an den verschiedenen deutschen Höfen rezipiert wurde.

Wie FRANK GRUNERT (Halle) darstellte, verschlechterte sich das Image der niederländischen Republik im deutschen Sprachraum besonders nach dem sogenannten rampjaar 1672. In Pufendorfs Beschreibung der Niederlande werden die Monstrosität der politischen Struktur der Republik und die Schwächen der Religionsfreiheit betont. Die Republik blieb jedoch ein beliebtes Reiseziel für deutsche Akademiker. Reisebeschreibungen um 1700 zeigen ein allgemeines Interesse von Gelehrten für die wissenschaftliche Debatte in den Niederlanden, zugleich für die Art und Weise, wie das Werk deutscher Kollegen in Holland rezipiert wurde. So befragte Gottlieb Stolle 1703 verschiedene niederländische Akademiker vorsichtig und behutsam nach ihrer Meinung im Hinblick auf die für Thomasius wichtigen Thesen. Er verrichtete auf diese Weise mit einem offenen, aber selbstreferenziellen Blick und einer detektivischen Haltung eine Art von akademischer Feldarbeit. Auf die Frage aus dem Publikum, was die deutschen Reisenden denn eigentlich unter niederländischer Gelehrsamkeit verstanden hätten, antwortete Grunert, dass man die Republik zuallererst als einen Teil der internationalen Gelehrtenrepublik betrachtet habe. Andererseits seien sie sich aber auch der großen Anziehungskraft, die die niederländische Republik wegen ihres internationalen akademischen Rufs, vor allem auf dem Gebiet der Naturwissenschaft, nun einmal hatte, sehr wohl bewusst gewesen, so Grunert.

Eine sehr konkrete Form von Wissenstransfer fand auf dem Gebiet der frühmodernen Botanik statt, wie NICOLAS ROBIN (Freiburg/Leiden) in seinem Vortrag darstellte. Deutsche und niederländische Botaniker tauschten nicht nur Briefe und gedruckte Informationen, sondern auch pflanzliche Materialien, wie Samen und andere Pflanzenteile, aus. Die niederländische Republik und vor allem die Stadt Leiden mit ihrem berühmten hortus botanicus war ein wichtiges Zentrum dieser Sammlungsaktivitäten. Mit ihren guten kolonialen Handelsverbindungen verfügte die Republik über pflanzliches Material, das in den deutschen Territorien kaum vorhanden war. Tagebücher, Reiseberichte und Briefwechsel bezeugen dieses große Interesse von deutschen Wissenschaftlern an der niederländischen Botanik. Albrecht von Haller zum Beispiel, der Gründer des botanischen Gartens in Göttingen 1736, war ein Schüler des bekannten Leidener Professors Boerhaave. Den Göttinger hortus medicus richtete Haller somit nach holländischen Vorbildern ein.

Im ersten Vortrag der Sektion "Kunst und Garten" beschrieb GERD BARTOSCHEK (Potsdam), wie groß die Gruppe von deutschen Künstlern war, die nach dem Westfälischen Frieden in die Niederlande reiste, um dort eine Ausbildung zu genießen. Nach ihrer Rückkehr wurden sie zu wichtigen Künstlern an den deutschen Höfen, wie etwa der im Kreis um Rembrandt ausgebildete Michael Willmann, der später als Maler am Brandenburgischen Hofe tätig war. Unter Fürstin Luise Henriette kam im Schloss Oranienburg eine große Sammlung niederländischer Malerei mit Werken zustande, die von bekannten Künstlern wie Jan Lievens, Govert Flinck, Willem van Honthorst und Nicolaas Wieling im Auftrag der Fürstin gemalt wurden. Auch unter den Künstlern, die in Berlin, Dresden und Königsberg tätig waren, befanden sich viele Niederländer.

ERDMUT JOST (Halle) stellte in ihrem Vortrag dar, wie sich die Wahrnehmung der holländischen Gartenkunst um 1800 radikal zugunsten der heimischen deutschen Gartenkultur, die sich am englischen Landschaftsgarten orientierte, änderte. In verschiedenen Reiseberichten von Personen aus dem mitteldeutschen Raum würden die holländischen Landschaftsgärten immer wieder derartig ignoriert, dass der Eindruck entstehe, es gäbe diese Gartenform in Holland gar nicht. Der holländische Garten im 'Gartenreich' an der Vecht, aber auch die klassizistisch gestalteten kleineren Gärten in 'Broek in Waterland' werden in den Reiseberichten als Inbegriffe des geometrischen Gartenstils denunziert. Gartenkultur werde in diesen Texten mit Imagologie verbunden, und so gelte der geometrische Gartenstil als Indiz für den konservativen, phlegmatischen und beschränkten Geist der Niederländer. Umgekehrt sollte die vermeintliche Natürlichkeit des deutschen Gartens den Lesern die eigene nationale Überlegenheit zeigen.

Wie man im Schloss Oranienbaum mit eigenen Augen sehen kann, waren niederländische Fayencen im mitteldeutschen Raum ein beliebtes Importprodukt. SUZANNE LAMBOOY (Den Haag) schilderte die Ursprünge der niederländischen Fayencen-Kultur, die um 1600 in Delft entstanden ist. Das als Kolonialprodukt in Holland verhandelte chinesische Porzellan – und später auch die Fayencen – gelangten über deutsche Handelszentren wie Hamburg und Köln in den mitteldeutschen Raum. An den großen und kleinen deutschen Höfen entstanden niederländische Porzellansammlungen. Um diese Zeit nahm auch die deutsche Fayenceproduktion ihren Anfang, wie die Geschichte der Berliner Fayence-Manufaktur zeigt, die sich stark an der niederländischen Produktion orientierte. Umgekehrt wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Meißener Porzellan ein Vorbild für die niederländische Produktion.

Die Tagung in Halle und Oranienbaum hat deutlich gemacht, wie unglaublich intensiv der kulturelle Austausch zwischen den Niederlanden und dem mitteldeutschen Raum im 17. und 18. Jahrhundert gewesen ist. Der Einfluss der niederländischen Kultur auf die Entwicklung des mitteldeutschen Raumes im untersuchten Zeitraum war groß, soviel lässt sich feststellen, aber es existieren dabei sicherlich noch wichtige Forschungslücken, vor allem auf dem Gebiet der gravierenden Änderungen, die sich im späten 18. Jahrhundert in den beiderseitigen Kontakten vollzogen haben. Das zunehmend nationale Bewusstsein führte in den deutschen Territorien zu einer Abwendung von fremden Einflüssen, und unter diesem gesteigerten Selbstbewusstsein litt sicherlich die Popularität der niederländischen Kultur. Im niederländischen Sprachraum hingegen gab es im 18. Jahrhundert, trotz eines gesteigerten Patriotismus von niederländischer Seite, gerade eine immer wachsende Begeisterung für die deutsche Kultur- und Wissensproduktion, nicht zuletzt aus dem mitteldeutschen Raum. Es sind vor allem die Wechselseitigkeiten dieser Beziehungen, die dabei besonders spannende Perspektiven für die weitere Forschung eröffnen.

Konferenzübersicht:

Thomas Müller-Bahlke (Halle); Thomas Weiss (Dessau-Wörlitz); Gunnar Berg (Dessau-Wörlitz): Begrüßungen

Birgitta Wolff (Magdeburg): Grußwort

Michael Rohrschneider (Salzburg): Kulturtransfer im Zeichen des Gouden Eeuw: Niederländische Einflüsse auf Anhalt-Dessau und Brandenburg-Preußen (ca. 1646-1700)

Religion und Toleranz

Frank Grunert (Halle): Benutzter Grotius. Die Rezeption von Hugo Grotius' "De iure belli ac pacis" in der mitteldeutschen Frühaufklärung

Udo Sträter (Halle): Francke und die Niederlande

Joris van Eijnatten (Utrecht): The turning of the tide: German-Dutch intellectual influences at the interface of Pietism and Enlightenment

Printkultur

Mirjam Frank (Halle): Niederländische Buchbestände in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen

Bettina Noak (Berlin): Steven Blankaart (1650-1702) als Vermittler der cartesianischen Medizin

Viktoria Franke (Halle/Nijmegen): »Es genügt, dass der Geist einer freien Untersuchung bei unseren Nachbarn [...] Wunder getan hat.« Die Schriften von Johan Diederich Deiman (1732-1783) und Johan Rudolph Deiman (1743-1808) zur Neologie und zur Philosophie Immanuel Kants und ihre Rezeption in den Niederlanden

Reisekulturen – Wissenskulturen

Freek Schmidt (Amsterdam): Moving Monuments: Cultural transfer and the mobility of architecture (17th/18th century)

Frank Grunert (Halle): Selbstaufklärung der Aufklärer: Hollandreisen um 1700

Nicolas Robin (Clusius visiting professor, Freiburg/Leiden): Hortus botanicus als Laboratorium – Die Entdeckung der Natur der Pflanzen im deutsch-niederländischen Raum der Frühaufklärung

Kunst und Garten

Gerd Bartoschek (Postdam): Niederländische Maler des 17. und 18. Jahrhunderts in Mitteldeutschland.

Erdmut Jost (Halle): »… alles ist darin zu finden, nur keine Natur«. Holländische Gärten in der Wahrnehmung mitteldeutscher Reisender um 1800

Suzanne Lambooy (Den Haag): Delfter Fayencen, ein Transfer – Export Artikel der Niederlande, 17. Jahrhundert bis heute


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