Litlink: A Cue Card System in a Research Environment of Collaborative Work, Online Publishing and GIS

Litlink: A Cue Card System in a Research Environment of Collaborative Work, Online Publishing and GIS

Organisatoren
Transcultural Studies, Forschungsgruppe „Kaufmannsdiasporas im östlichen Mittelmeer 1350-1450“, Dr. phil. des. Georg Christ
Ort
Heidelberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.02.2010 - 26.02.2010
Url der Konferenzwebsite
Von
Andreas Adolphs, Transkulturelle Studien, Universität Heidelberg

Auch in den Geisteswissenschaften hält nun der Trend zu Teamwork, Zusammenarbeit und Austausch von Informationen Einzug, womit dieser Bereich ein technisches Fundament benötigt. Wissensmanagement und -organisation, sowie die gemeinsame Arbeit an gleichem Material oder die Verknüpfung von Daten mit verschiedensten Informationen aus anderen Fachbereichen stellen nur einen Ausschnitt der verschiedenen Bedürfnisse an ein EDV-Konzept dar, das an beiden Tagen anhand von konkreten Problemen und EDV-Lösungen diskutiert wurde.

Am ersten Tag legte GEORG CHRIST (Universität Heidelberg) mit seinen einleitenden Worten den Schwerpunkt auf die Betrachtung und die Diskussion der auf Filemaker basierenden Literaturverwaltungssoftware LitLink und deren Aufbau orientiert am Zettelkastenprinzip. Er richtete den Fokus auf die konkrete Anwendung der Software beim Aufbau der „Medieval Mediterranean Diaspora Database” (MMDD) 1 und stellte dabei auch die diese verwendende Forschungsgruppe zu Kaufmannsdiasporas im östlichen Mittelmeerraum im Spätmittelalter vor.2 Christ legte als Ziel für das Kolloquium fest, dass es um die Formulierung eines Konzeptes für eine Datenbank- bzw. umfassende EDV-Lösung für eine geisteswissenschaftliche Forschungsgruppe, was folgende Schritte beinhalten sollte:

- Präsentation des Problems inkl. Vorstellung der „Wunschliste“, was die MMDD im Endzustand können sollte
- Erstellen einer “Auslegeordnung” laufender Anstrengungen und Projekte
- Variantenentwicklung und –prüfung zur Erreichung des Zieles unter Nutzung der präsentierten Projekte
- Formulierung einer Strategie zur Zielereichung

Im Anschluss gab der keynote-speaker PETER HABER (Universität Basel) eine Einführung in die Geschichtswissenschaften im digitalen Zeitalter. Neben den verschiedenen Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Informationen und den darin entstehenden Gefahren, legte er dar, dass aufbauend auf die klassische Quellenkritik Anpassungen für digitale Quellen unerlässlich seien. Ebenso thematisierte er die digitale Zusammenarbeit in Teams sowie die neu entstandenen Möglichkeiten der Onlinepublikation (die herkömmliche Publikationsformen auf absehbare Zeit nicht verdrängen werden).3

Einen konkreten Softwarelösungsansatz der Datenverwaltung und Wissensverknüpfung stellte in der ersten Mittagssitzung NICOLAUS BUSCH (N. Busch GmbH) mit LitLink vor. Der Ausblick auf die bald erscheinende LitLink 4.0 sowie mögliche Entwicklungsrichtungen für folgende Versionen umfasste insbesondere die Erweiterung um die Kategorien Ereignisse und Orte. Ebenso wurde der Austausch zwischen verschiedenen Softwarelösungen und die Interaktion mit angegliederten Datenbanken diskutiert.

GEOFF PIERSOL (Universität Toronto) präsentierte das Projekt e-porte der Gruppe “Early Modern Mediterranean” um Natalie Rothman. Eine web 2.0-Plattform, basierend auf der Programmiersprache drupal ist im Aufbau und versucht erfolgreiche features verschiedener bestehender Seiten aufzunehmen und mit bestehenden Datenbeständen der Gruppe und der mit ihr assoziierten Wissensgemeinschaft aufzunehmen. Damit ergeben sich nicht nur thematisch sondern auch bezüglich der organisatorischen Ziele interessante Überschneidungen mit MMDD. Eine Kooperation zwischen den Projekten wird ins Auge gefasst.

KILIAN SCHULTS und ANDREAS ADOLPHS (beide Universität Heidelberg) stellten die beiden erfolgreichen Literaturverwaltungsprogramme Endnotes X3 und Citavi 2.5 vor und zeigten unter dem Gesichtspunkt der Verbesserung einer weiteren LitLink-Version die spezifischen Stärken der jeweiligen Programme.

PETER GIETZ (Universität Heidelberg) stellte das HRA (Heidelberg Research Architecture) Projekt des Cluster Asia & Europe in a Global Context vor, das versucht verschiedene Datenbanksysteme der Universität Heidelberg, möglicherweise aber auch darüber hinaus intelligent zu verknüpfen, was z. B. heißen kann, dass der Endnutzer über eine Maske ganz verschiedene Datenbanken simultan durchsuchen und zahlreiche Verbindungen zwischen den gefundenen Datensätzen herstellen kann. Gietz zeigte dabei auch auf, wie MMDD in die HRA integriert werden könnte (trotz der Basierung auf FilemakerPro). Er bekräftigte, dass allerdings eine Integration über einen web-service des sql basierten Litlink 4.0 web wesentlich einfacher sei.

MATTHIAS ARNOLD und ANNA MÜNDELEIN (beide Universität Heidelberg) stellten gemeinsam aktuelle Projekte des HRA („Heidelberg Research Architecture”) vor. Matthias Arnold gab eine Einsicht in Teilbereiche der „Transcultural Image Database“. Er stellte umfangreiche Möglichkeiten vor wie in Bilddatenbanken über Metadaten einzelne Bilder oder Teilbereiche vernetzt werden können, um die Zusammenarbeit in transkultureller Forschung mit visuellen Quellen zu vereinfachen. Anna Mündelein präsentierte die Fortschritte bei der Softwareentwicklung von „QuotationFinder“, einer Softwarelösung zum automatischen Vergleich von Texten und zum Auffinden von intertextuellen Verweisen.

Nach Abschluss der zusammenfassenden Gruppendiskussion zu den vorgestellten Themen präsentierte ARNE KARSTEN (Humboldt Universität Berlin) in einer öffentlichen Vorlesung seine Ansichten zu Grundlagen und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten. Praktische Beispiele zog er hierfür aus dem von ihm betreuten Projekt der Berliner Humboldt Universität „Requiem – Die römischen Papst- und Kardinalsgräber der Frühen Neuzeit“.

Am zweiten Tag stand die Diskussion von Lösungsansätzen für gemeinschaftliche wissenschaftliche Arbeit, Onlineveröffentlichungen und die Einbindung von GIS in den Geisteswissenschaften bezogen auf Datenbanksysteme wie LitLink im Zentrum.

Zu Beginn präsentierten KARSTEN ASSHAUER und JÖRG BUSSE (beide Humboldt Universität Berlin) das webbasierte Datenbanksystem „Requiem – Die römischen Papst- und Kardinalsgräber der Frühen Neuzeit“ vor, das auf Open-Source Basis arbeitet und verschiedenen Nutzern die freie Mitarbeit am Projekt ermöglicht.

Im Anschluss vermittelte MICHAEL WINKLER (Universität Heidelberg) einen Eindruck, welche Projekte im entstehen begriffenen Fachbereich "Scientific Computing and Cultural Heritage" am Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen zurzeit erarbeitet werden. Dabei geht es um ganz verschiedene Projekte, Visualisierung, Modellierung, Vermessung etc.

JANNIK STRÖTGEN (Universität Heidelberg) gab Einblick in die laufende Entwicklung von Softwarekonzepten zur automatischen Sprachverarbeitung (NLP, Natural Language Processing). Dazu stellte er sein Promotionsprojekt einer automatischen Erfassung und Analyse von zeitlichen und örtlichen Informationen in Textquellen vor. Am Beispiel der Analyse eines Wikipedia-Artikels über Alexander von Humboldts Reisen wurden erklärt, wie ein solchen Softwarekonzept räumliche und zeitliche Informationen auslesen, kombinieren und geographisch darstellen kann.

ALEXANDER ZIPF (Universität Heidelberg) stellt in seinem Vortrag über das Geoinformationssystem (GIS) zahlreiche Projekte und Denkansätze vor, welche geisteswissenschaftliche Fragestellungen mit Softwarelösungen zur geographischen Visualisierung kombinieren. Dazu gab er eine Einführung in die Grundlagen der informationstechnischen Modellierung von Raum in GIS. Er präsentierte zahlreiche Ansätze wie sich historiographische Projekte bereits offene Schnittstellen (z.B. „OpenStreetMap“) zu nutze machen.

KURT FRANZ (Universität Halle-Wittenberg) gab Einblick in die laufenden Arbeiten und die Arbeitsmethoden zur historischen Kartographie des Nahen Ostens unter den Ayyubiden und Mamluken. Dazu präsentierte er moderne Arbeitsumgebungen für kollaborative Forschungsprojekte wie die ArcGIS Geodatabase zur Verwaltung von räumlichen Informationen.

Als abschließenden Vortrag stellten KILIAN SCHULTES und STEFAN GEISSLER (beide Universität Heidelberg) das Projekt „Geotwain“ vor, das sich mit der Verortung von historischen Daten beschäftigt. Am Beispiel der automatisierten Analyse und geographischer Visualisierung der Ausstellungsorten von den Urkunden des Stauferkaisers Friedrich II. wurde das Potential von „Geotwain“ für historische Forschung demonstriert.

Georg Christ rief anlässlich der Schlussdiskussion wiederkehrende Motive aus den Referaten und anschließenden Diskussionen in Erinnerung: 1) Datenbanken und andere EDV-Projekte werden mit viel Elan gestartet, doch werden sie dann oft nach kurzer Zeit nicht mehr betreut und geraten in Vergessenheit. Man diskutierte, wie die Langzeitwirkung, die Überlieferung / Archivierung von Datenbanken, ja generell von EDV-Projekten verbessert werden könnte und welche Projekte sich eben damit bereits beschäftigten. Man war allgemein der Auffassung, dass es sich aber hierbei nicht um ein rein technisches Problem handle, sondern, dass ein generelles Umdenken gefragt sei. MICHAEL GERTZ (Universität Heidelberg) hob etwa hervor, dass es nicht nur um das Überleben einer vermeintlich ‚fertigen’ EDV-Lösung gehen könne, sondern dass der gesamte Zyklus der Datenverarbeitung vom Sammeln, über das Einspeisen und Verändern bis zur Weiterverarbeitung und Präsentation nachvollziehbar dokumentiert werden müsse. Der zweite Punkt war das Problem der Verbindung der verschiedenen Projekte zu einem durchsuchbaren und operablen Ganzen.

Zum Schluss stellte Christ die eingangs der Konferenz erwähnten Ziele zur Diskussion. Es herrschte Einigkeit, dass die Ziele weitgehend erreicht wurden, dass aber noch viel Zeit und Energie in die Definition der Schnittstellen und die Feinabsprachen der geplanten Kooperationen gesteckt werden muss. Die wichtigsten Erkenntnisse wurden im Sinne von Richtlinien für die weitere Arbeit in einem Manifest publiziert.4

Konferenzübersicht:

Hans Georg Bock, Welcome note

Georg Christ, Introduction

Peter Haber, Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, Stichworte und Prognosen

Nicolaus Busch, LitLink 4.0, Philosophy, Presentation, Perspectives 4.5, 5.0

Geoff Piersol, E porte, E-Med: Early Modern Mediterranean Portal, a drupal based web environment for collaborative work

Kilian Schultes / Andreas Adolphs, LitLink and Competitors: Endnotes and Citavi

Peter Gietz, HRA: state of the project and perspectives and LitLink’s place in it

Matthias Arnold / Jennifer May, HRA continued, quotation finder, hyperevaluation etc. possible connections to LitLink

Arne Karsten, “Requiem – Die römischen Papst- und Kardinalsgräber der Frühen Neuzeit” Überlegungen zu Grundlagen und Erfolgsvoraussetzungen geisteswissenschaftlicher Forschungsprojekte

Karsten Asshauer / Jörg Busse, Requiem – Webbasiertes Datenbankmanagementsystem auf Open-Source Basis – Dynamische Individual-Software für ein interdisziplinäres Forschungsprojekt

Michael Gertz / Jannik Strötgen, TimeTrails: Exploration von Raum- und Zeitinformationen in Dokumenten

Michael Winckler, Scientific computing in the humanities, results of the conference 2009 and relevant perspectives for the cooperation developing LitLink

Alexander Zipf, GIS and Humanities: State of the Art and Perspectives

Kurt Franz, Geodatenbanken und GIS (ArcView) in der Historischen Geographie/Kartographie: der Vorderer Orient in der Aiyubiden- und Mamlukenzeit

Kilian Schultes / Stefan Geissler, Geotwain: Georeferencing of Historical Data

Anmerkungen:
1 <http://www.uni-heidelberg.de/transculturality/mmdd.html> (10.06.2010).
2 <http://www.uni-heidelberg.de/transculturality/kaufmannsdiasporas.html> (10.06.2010).
3 Cf. <http://weblog.histnet.ch/archives/3035> (english: <http://weblog.histnet.ch/archives/3502>, 10.06.2010).
4 <http://www.uni-heidelberg.de/transculturality/manifesto.html> (10.06.2010).


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Sprache(n) der Konferenz
Englisch, Deutsch
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