Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch – Konstruktionen historischer Erinnerung

Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch – Konstruktionen historischer Erinnerung

Organisatoren
Forschungsprojekt „Musealisierung der Erinnerung. Zweiter Weltkrieg und nationalsozialistische Besatzung in Museen, Gedenkstätten und Denkmälern im östlichen Europa” (Collegium Carolinum/ VolkswagenStiftung)
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.09.2009 - 05.09.2009
Url der Konferenzwebsite
Von
Felix Westrup, Abteilung für Geschichte Osteuropas und Südosteuropas, Ludwig-Maximilians-Universität München

Dass historische Erinnerung der Vermittlung bedarf, dass diese Vermittlung geprägt wird durch das jeweils sie tragende Medium und dass schließlich diese Frage keine rein technische, sondern eine (verangenheits-)politisch durchaus relevante ist, dies war der Ausgangspunkt einer vom 3. bis zum 5. September 2009 im Historischen Kolleg in München abgehaltenen Konferenz mit dem Thema „Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch – Konstruktion historischer Erinnerung”. Organisiert worden war die Tagung von dem am Collegium Carolinum angesiedelten und von der VolkswagenStiftung getragenen Forschungsprojekt „Musealisierung der Erinnerung. Zweiter Weltkrieg und nationalsozialistische Besatzung in Museen, Gedenkstätten und Denkmälern im östlichen Europa”.

Das von den Organisatoren Monika Flacke (Berlin), Peter Haslinger (Marburg/Gießen), Monika Heinemann (München), Hannah Maischein (München) und Martin Schulze Wessel (München) im Vorfeld formulierte Interesse zielte auf die Eigen- und Wirkungslogiken unterschiedlicher (massen)medialer Träger in der Repräsentation von historischer Erinnerung sowie auf die Auswirkungen dieser Spezifika im andauernden Aktualisierungsprozess gesellschaftlicher Erinnerungsbestände. Eine ganze Reihe von Beiträgen orientierte sich dann auch vorrangig an einem jeweils in den Mittelpunkt der Ausführungen gestellten Medium und versuchte, dessen Eigenheiten im Wechselspiel von Gestaltungsmöglichkeiten und Gestaltungszwängen sowie die dabei entstehenden Wahrheitseffekte auszumessen. So wies HANNAH MAISCHEIN (München) in ihrer Analyse der dokumentarischen Bildpraxis der Shoah auf ein für historische Fotografien noch immer geltendes Paradigma der Indexikalität hin: Eine historische Fotoaufnahme würde in der Regel als rein dokumentarische Repräsentation von Vergangenem wahrgenommen, ihre kulturelle Codierung und ihr diskursiver Charakter auch in der Geschichtswissenschaft viel zu oft ausgeblendet. Dabei seien die gestalterischen Variablen offensichtlich, sowohl durch die fotografischen Mittel bei der Produktion, als auch durch die nachträglichen Selektions- und Manipulationsmöglichkeiten bei der Reproduktion des Fotos. Auch im Hinblick auf den Betrachter sei es wohl angemessener beim Anschauen eines Fotos von einem „Bildakt” zu sprechen, da dessen Bedeutung nicht in der reinen Materialität der Fotografie enthalten sei, sondern vor dem Hintergrund des jeweiligen diskursiven Wissens erst hergestellt werden müsse. FLORIAN ARNDTZ (Basel) knüpfte in seinem Vortrag über Farbigkeit in dokumentarischen und fiktionalen Bildern des Zweiten Weltkriegs an diese Überlegungen an. Die technisch bedingte Schwarzweiß- bzw. Sepiaästhetik von Originalaufnahmen des Zweiten Weltkriegs gelte den Betrachtern als besonders authentische, als „eigentliche” Farbe des Krieges. Dies werde dadurch perpetuiert, dass sich gerade neuere Filmproduktionen eben dieser Ästhetik bedienten, um besondere Echtheit zu suggerieren. Problematisch sei, dass durch diese Praxis zugleich einer Distanzierungshaltung des Betrachters gegenüber den dargestellten Ereignissen Vorschub geleistet werde.

Mit den Spezifika bildliterarischen Erzählens beschäftigte sich KATHRIN KOLLMEIER (Potsdam) in ihrem Vergleich zweier Graphic Novels über die deutsche Besatzung Frankreichs. Als hybrides Medium zwischen Text und Bild kombiniere die Graphic Novel bzw. der Comic die Möglichkeiten sequenzieller Narrativität mit einer sinnlich-ästhetischen Wirkung. An Beispielen führte Kollmeier vor, wie sich synchron angelegte Text-Bild Kompositionen einerseits zur ikonischen Verdichtung nutzen ließen, wie aber andererseits durch bewusst gesetzte Ambivalenzen auch dekonstruktive Spannung erzeugt und so eine ‚zusätzliche Lesespur’ in die Erzählung eingeführt werden könne.

BERNADETTE FÜLSCHER (Basel) befasste sich in ihrem Beitrag mit dem anhaltenden Trend zur szenografischen Raumgestaltung in historischen Ausstellungen. In einem Vergleich zweier schweizerischer Ausstellungen wies sie auf die gesteigerte semantische Komplexität hin, welche die so hinzugefügte Bedeutungsebene erzeuge. Problematisch werde dies durch die Schwierigkeiten eindeutiger Zeichencodierung, so dass oftmals ein Misslingen im Zusammenspiel von Raumgestaltung und Exponaten festzustellen sei. Gefordert sei deshalb eine Intensivierung des Dialogs zwischen Historikern, Kuratoren und Ausstellungsgestaltern.

Möglichkeiten, Grenzen und Strategien der Geschichtsvermittlung in der museologischen Praxis wurden in einer Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Museen und Gedenkstätten debattiert. MONIKA FLACKE (Berlin), VOLKHARD KNIGGE (Buchenwald und Mittelbau-Dora), PIOTR MAJEWSKI (Danzig) und JÖRG MORRÉ (Berlin) thematisierten insbesondere geschichtspolitische Diskussionen und Konflikte, die historische Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten mit ihrer Arbeit anstoßen oder deren Existenz sie durch ihre Ausstellungstätigkeit offenlegen.

THOMAS WEBER (Berlin) fragte anhand eines Vergleichs von Internetseiten zum Frauenkonzentrationslager Ravensbrück nach dem Charakter des World Wide Web als „Lieu de Mémoire”. Obwohl eine „Webwissenschaft” noch eher als Fragezeichen bestehe, lasse sich doch feststellen, dass im Internet keineswegs nur verschiedene Medien konvergierten, sondern dass sich ein eigenständiges mediales Dispositiv mit eigenen Möglichkeiten und Maßstäben der Plausibilitätserzeugung herausbilde. Neben der Multimedialität des Mediums ergebe sich dies vor allem aus den Verweis- und Verlinkungsmöglichkeiten und der Herausforderung der Interaktivität. Als Spezifikum festgestellt werden könne die hohe technische und inhaltliche Aktualisierungsrate, so dass auch Angebote der historischen Vermittlungsarbeit permanent betreut und erneuert werden müssten. Ebenfalls mit einem Phänomen neuester Medienentwicklung, dem des „User Generated Content”, beschäftigte sich schließlich MICHAEL EBLE (Bonn). Als Beispiele wählte Eble die Online-Enzyklopädie Wikipedia sowie verschiedene Portale, die es Nutzern ermöglichen, Zeitzeugenberichte über historische Themen nicht nur abzurufen, sondern auch selbst einzustellen. Ob diese „Demokratisierung der Inhalte” aus grundsätzlichen politischen Erwägungen zu begrüßen sei, oder ob dies letztendlich im Verlust akademischer Deutungshoheit einen eher negativen Effekt zeitigen werde, wurde zum Gegenstand lebhafter Diskussionen. Positiv festzuhalten, so Eble, sei das Entstehen großer, automatisiert analysierbarer Korpora sowie die durch multiple Kontextverlinkungen verbesserte Erschließbarkeit der Inhalte.

Bewusst eingesetzte Strategien der Erzeugung bestimmter Rezeptionshaltungen und Wahrheitseffekte sowie deren Wechselwirkung mit unterschiedlichen medialen Trägern waren ein weiteres wichtiges Thema vieler Beiträge. Suggestive Formen der Kommunikation und die Schaffung vorgeblicher Authentizität stellten sich dabei als zentrale Punkte heraus. So verwies MONIKA HEINEMANN (München) anhand eines Vergleichs zweier Warschauer Museen auf die Rolle von Emotionen in der Gestaltung historischer Ausstellungen. Neuere polnische Geschichtsausstellungen seien meist als sinnliche Erfahrungswelten angelegt, die auf ein emotionales Erleben der Besucher abzielten. In der Analyse könnten diese nicht einfach als Text gelesen werden. Die suggestiven patriotischen und martyrologischen Sinnstiftungsnarrative der verglichenen Museen sowie deren sakrale Komponente als Gedenkorte würden erst deutlich, wenn man die gesamte Raumgestaltung einbeziehe und diese auf die beabsichtigte emotionale Wirkung hin befrage.

ANDREAS SCHNEIDER (Gießen) referierte über narrative Möglichkeiten der Authentizitätserzeugung am Beispielgenre der „emotionalen Archäologie” im niederländischen Fernsehen der 1970er-Jahre. Bereits sehr früh seien hier Darstellungsstrategien, wie etwa die inszenierte Spurensuche an einstigen Schauplätzen der NS-Massenmorde oder die bewusst subjektiv und emotional gestaltete Opfer- und Zeitzeugenbefragung entwickelt worden. In eine ähnliche Richtung ging der Beitrag von MICHAEL ZOK (Gießen), der sich mit der Rekonstruktion von Besatzungs- und Lagererfahrungen im polnischen Nachkriegsfilm beschäftigte. Neben der parabelhaften moralisierenden Erzählung sei auch hier das Paradigma möglichst getreuer Wirklichkeitswiedergabe zentral gewesen. Dazu habe man sich der Strategie bedient, biografisch betroffene Autoren und Schauspieler einzubeziehen und möglichst an Originalschauplätzen zu filmen. Weitere Möglichkeiten der Authentizitätserzeugung zeigte CHRISTIAN HIßNAUER (Göttingen) in seinem Beitrag über die fernsehgeschichtliche Entwicklung des Doku-Dramas in der BRD auf. Große Suggestivkraft sei etwa aus der Ineinandermontage von Zeitzeugenaussagen und nachgestellten Szenen geschöpft worden. Auch habe in einigen Beispielen die bewusste Thematisierung der Fiktionalität der Spielszenen den paradoxen Effekt gesteigerter Authentitzitätswahrnehmung hervorrufen können, indem zunächst ein Sprecher den Aufbau der jeweiligen Szenen erklärt und diese so mit einer Aura wissenschaftlich exakter Rekonstruktion versehen habe.

FRANK STERN (Wien) zeigte in seinem öffentlichen Abendvortrag anhand von bundesdeutschen Spielfilmen der frühen Nachkriegszeit, dass die Thematisierung der Verfolgung von Juden im „Dritten Reich“ und des Holocaust im deutschen Film bereits kurz nach Kriegsende begann. Damit wiederlegte er die gängige Überzeugung, wonach die Darstellung des Massenmordes an den europäischen Juden in Deutschland erst mit der Ausstrahlung der amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“ in den 1970er-Jahren begonnen habe. Anhand jüngerer Beispiele deutscher privater und öffentlich-rechtlicher Spielfilme und Fernsehserien wies er zudem auf die Persistenz von Vorurteilen gegenüber Juden und jüdischem Leben hin.

Im Bereich der Neuen Medien bewegte sich STEFFEN BENDER (Tübingen), der eine Untersuchung zur Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs als historischem Setting in Computerspielen vorstellte. Als offensiv gesetzter Konsumanreiz werde dort ein Ideal der realitätsnahen Simulation historischer Kriegserfahrung postuliert. In der tatsächlichen Umsetzung zeige sich die Spielerfahrung dann jedoch meist eng an die etablierten Genrekonventionen gebunden und eher offen in der narrativen Gestaltung. Der historische Hintergrund diene letztendlich als Kulissenreservoir, welches selektiv genutzt und den Konzeptionen und technischen Möglichkeiten der Spiele angepasst werde. Im Ergebnis entstehe so ein weitgehend entkontextualisiertes Bild des Zweiten Weltkriegs, das historisches Wissen weder als Bedingung des Spielerfolgs erforderlich mache noch dieses zu generieren vermöge.

Ein dritter wichtiger Aspekt, der vom Thema der Tagung ausgehend in fast allen Beiträgen eine zumindest implizite Rolle spielte, war derjenige des Spannungsfeldes von Medien und (Geschichts-)Politik. Einige Referenten rückten diesen Zusammenhang ins Zentrum ihres Interesses, so etwa JÜRGEN KNIEP (Augsburg), der zur Produktion, Zensur und Rezeption von Kriegsfilmen in der BRD der 1950er- und 1960er-Jahre referierte. Da es ein öffentliches oder museales Gedenken in dieser Zeit kaum gegeben habe, sei dem Film große Bedeutung für die Erinnerungsstiftung zugekommen. Die bundesdeutsche Politik habe mit Bedenken auf diese Sonderstellung des Mediums geblickt und bis etwa Mitte der 1960er-Jahre ein Paradigma der „pädagogischen Bevormundung” aufrechterhalten. Anhand von Schriftwechseln und Sitzungsprotokollen der „Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK) zeigte Kniep, wie dieses Gremium Bilder und Narrative der Kriegsfilme teils deutlich beeinflusst habe, dies etwa im Sinne einer Aufrechterhaltung des Mythos von der „sauberen Wehrmacht”. SANDRA STARKE (München) beschäftigte sich mit der Bildpolitik der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Mit ausschließlich zur fotografischen Dokumentation der Kriegsereignisse aufgestellten Armeeeinheiten sei das Ziel verfolgt worden, die Weltöffentlichkeit über eine „Verlängerung des unmittelbaren Blicks” in das Geschehen einzubeziehen. Zwar habe die Vorgabe gegolten, ausschließlich dokumentarische Bilder zu liefern, gleichzeitig hätten diese jedoch auch möglichst spektakulär sein sollen, so dass in technischer und fotografischer Hinsicht zunehmend die kommerzielle Filmproduktion zum Vorbild geworden sei. Ein umfangreicher Zensur- und Bewertungsapparat habe dann die Veröffentlichung des Bildmaterials nach politischen Vorgaben gesteuert.

Auch in denjenigen Tagungsbeiträgen, die sich mit symbolischer Kommunikation im öffentlichen Raum beschäftigten, bildete die Verbindung zu vergangenheitspolitischen Diskursen einen wichtigen Fluchtpunkt. Grundsätzliche Überlegungen äußerte hier STEPHAN SCHOLZ (Oldenburg), der in seinem Beitrag die Geschichte der vergangenheits- und identitätspolitischen Konflikte um die bundesdeutschen Vertriebenendenkmäler skizzierte. Denkmäler könnten verallgemeinernd als gesellschaftliche „Nobilitierungsgesten” und „Zeichen der Wertbemessung und Hierarchisierung von Erinnerungen” gedeutet werden. Innergesellschaftlich käme ihnen eine symbolisch selektierende und damit notwendigerweise normative Funktion zu. Empirischer Klärungsbedarf bestehe allerdings bei den konkreten Mechanismen der Denkmalsrezeption im öffentlichen Raum. Hier sei nach einiger Zeit oft ein geradezu gegenteiliger Effekt zu beobachten, dass nämlich viele Denkmäler den eingenommenen Raum der Alltagsnutzung entzögen und somit paradoxerweise auch dazu beitragen könnten, Aufmerksamkeit von ihrem Gegenstand abzulenken. GODEHARD JANZING (Paris) verwies auf eine vielen geschichtsbezogenen Denkmälern eigene Tendenz zu plakativen, simplifizierenden Aussagen, die zumeist mehr verdecken als zeigen würden. Dies könne am Beispiel zahlreicher Teilungsmahnmale der BRD-Geschichte oder anhand der aktuellen Diskussion um ein in Berlin zu errichtendes nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal nachvollzogen werden. Historischer Kontext werde dort mehrheitlich ausgeblendet, um eine geschichtsentleerte Sicht auf die vereinte Nation als unteilbares Ganzes festzuschreiben. Im Fall des geplanten Berliner Denkmals sei schon die historische Naivität der Wettbewerbsvorgaben frappierend.

Um die Beharrungskraft etablierter erinnerungskultureller Raumsemantiken ging es schließlich im Beitrag von EKATERINA MAKHOTINA (München), die sich mit den Form- und Zeichentraditionen sowjetischer Kriegsgedenkstätten auseinandersetzte. Seit den Liberalisierungen der 1980er-Jahre habe eine semantische Pluralisierung vieler Gedenkstätten stattgefunden, indem vor allem religiöse Symbole und Praktiken zurückgekehrt seien und sich in bemerkenswerter Nachbarschaft zur bestehenden sozialistischen Symbolik etabliert hätten. Ebenso seien viele Gedenkstätten um Zeichen ethnisch-nationaler und politischer Gruppen erweitert worden. Der überkommene, die zivilen Opfer marginalisierende Erinnerungsimperativ vom „Ruhm der Helden” bleibe jedoch bestehen. Dies sei zum einen auf die andauernde Wirkmächtigkeit der in den monumentalen Gedenkstätten verarbeiteten Form- und Zeichentraditionen zurückzuführen, andererseits auf die diskursiv noch immer dominierenden Semantiken des sowjetischen „Mythos vom Großen Vaterländischen Krieg’”.

Insgesamt gelang es der Tagung in anregender Weise, das Feld medialer Vergangenheitsrepräsentation zwischen technisch bedingten Eigenlogiken ihrer Produktion und Wirkung auf der einen und diskursiven bzw. politischen Einflüssen und Konflikten um ihre Rezeption auf der anderen Seite abzustecken. Es wurde eine Vielzahl von Möglichkeiten aufgezeigt, wie Medien als Trägermedien historischer Erinnerung ihre jeweilige Spezifik entfalten, bestimmte Darstellungsstrategien ermöglichen und befördern und gleichzeitig je eigene Probleme und Verzerrungen in der Wiedergabe historischer „Realität” erzeugen. Gleichermaßen wurde die Relevanz medialer Produktion für den vergangenheitspolitischen Diskurs und dessen andauernde Deutungskonflikte klar. Einen umfassenden Einblick in die diesem Prozess inhärente Varianz gegeben zu haben, kann dabei als Verdienst der Tagung angesehen werden.

Konferenzübersicht:

Panel 1: Bilder

Hannah Maischein: Sekundäre Augenzeugen der Shoah? Fragen zur dokumentarischen Bildpraxis.

Florian Arndtz: Der graue Krieg. Farbigkeit in dokumentarischen und fiktionalen Bildern des Zweiten Weltkriegs.

Sandra Starke: Signal Corps. amerikanische Kriegsfotografen und -filmer im Auftrag der US-Army 1941–1945. Produktion, Rezeption, Re-education und Ausstellungspraxis.

Panel 2: Film

Andreas Schneider: „Emotionale Archäologie“ vor „Shoah“. Niederländische KZ-Fernseh-dokumentarfilme der 1970er Jahre zwischen Inszenierung und Authentizitätsanspruch.

Michael Zok: „Sogar das Lagerorchester ist authentisch...“ Die (Re-) Konstruktion von Besatzungs- und Lagererfahrungen im polnischen Nachkriegsfilm.

Jürgen Kniep: Virtuelle Musealisierung? Produktion, Zensur und Rezeption von Kriegsfilmen in den fünfziger und sechziger Jahren.

Öffentlicher Abendvortrag:

Frank Stern: Das Jüdische auf der Leinwand. Imagination und Ambivalenz von Erinnern und Vergessen im deutschsprachigen Film.

Panel 3: Bild und Text/Bildliteratur

Bettina v. Jagow: Das Fiktive der Erinnerungsräume. Kommunikation als Dematerialisierung.

Kathrin Kollmeier: Bestiarium und „polar noir“. Die Erfahrung der deutschen Besatzung Frankreichs in bildliterarischen Erzählungen.

Christian Hißnauer: Hybride Formen des Erinnerns. Vorläufer des Doku-Dramas in den 1970er Jahren.

Panel 4: Ausstellungen

Monika Heinemann: Emotionalisierungsstrategien in historischen Ausstellungen am Beispiel ausgewählter Warschauer Museen.

Bernadette Fülscher: Geschichte „live“ erleben? Möglichkeiten und Grenzen von Szenografie in historischen Ausstellungen.

Birgit Schwelling: Gedächtnis, Materialität und Emotion. Die Ausstellung „Wir mahnen. Erlebnis ist Aufgabe“ und ihre Objekte als Medien der Erinnerung.

Podiumsdiskussion: „Gedenken und Erinnerung – Fragen zur Vergegenwärtigung des Zweiten Weltkriegs in Museen und Gedenkstätten“

Monika Flacke (Deutsches Historisches Museum, Berlin), Volkhard Knigge (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora), Piotr M. Majewski (Museum des Zweiten Weltkriegs, Danzig),
Jörg Morré (Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst)

Panel 5: Denkmäler

Godehard Janzing: Die Kugelgestalt der Nation. Das nationale Freiheits- und Einheits-denkmal in Berlin als Formproblem.

Ekaterina Makhotina: Orte der Trauer, Symbole der Macht. Die Entwicklung der rituellen und symbolischen Ausgestaltung von Ehrenmalen des Zweiten Weltkriegs in Russland.

Stephan Scholz: „Dem Vergessen entrissen“? Denkmäler als Medien der Erinnerungskultur (unter besonderer Berücksichtigung der bundesdeutschen Vertriebenendenkmäler).

Panel 6: Neue Medien

Steffen Bender: Erinnerung zwischen Authentizitätsanspruch und Spielspaß. Der Zweite Weltkrieg im Computerspiel.

Thomas Weber: Das WWW als „Lieu de Mémoire“. Immersion, Emersion und Transmersion als Gestaltungsstrategien historischer Vermittlungsarbeit.

Michael J. Eble: Das Gestern im Heute 2.0. (Re-)Konstruktion und Vermittlung historischer Erinnerungen mittels Wikipedia.


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