Sprachen der Erinnerung

Sprachen der Erinnerung

Organisatoren
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.09.2009 - 19.09.2009
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Von
Agnieszka Wierzcholska, Berlin

„So viel Erinnerung wie heute“ war noch nie, erklärte Christoph Cornelißen (Kiel) auf der Tagung „Sprachen der Erinnerung“, die vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam vom 17. bis 19. September 2009 ausgerichtet wurde. Erinnerung und Gedächtnis – diese Begriffe erfuhren in den letzten Jahren sowohl in der Geschichtswissenschaft als auch in geschichtspolitischen Debatten eine starke Aufwertung. Häufig wurden sie als Schlagwörter mit normativen und moralischen Implikationen verwendet. Zugleich gewannen sie als Analysekategorien der Geschichte zweiten Grades, wie es Pierre Nora formulierte, an Bedeutung. Die Organisatoren der Tagung Andrea Genest, Thomas Schaarschmidt und Peter Ulrich Weiß (alle Potsdam) setzten sich zum Ziel, die „babylonische Sprachverwirrung“, die auf dem erinnerungskulturellen Feld mittlerweile herrscht, zu entwirren, den „Karrieren der Schlagwörter“ nachzugehen und danach zu fragen, wie der „Flickenteppich europäischer Erinnerungskulturen“ mit oder neben einander gewoben wird.

Mit steigender Zahl der Publikationen und öffentlichen Äußerungen zum Thema „Erinnerung“ erscheint dieses Anliegen umso wichtiger, denn die inflationäre Verwendung von erinnerungsrelevanten Schlüsselbegriffen führt nicht selten dazu, dass diese semantisch überladen werden und somit methodologisch unscharf bleiben. Damit geht ein mangelnder Austausch zwischen den nationalen und disziplinären Forschungsrahmen einher, was zu weiteren Irritationen und Missverständnissen führt. Die Tagung sollte daher den „terminologischen Interferenzen“ nachgehen, im Besonderen mit dem Blick auf den Transfer von Konzepten zwischen West- und Osteuropa. „Was passiert“, fragte THOMAS SCHAARSCHMIDT in seinen einführenden Worten, „wenn Begriffe für andere Kontexte adaptiert werden und was bedeutet das für den europäischen Erinnerungsraum?“ Damit stellte er auch die Frage nach der Übersetzbarkeit von Konzepten und Erinnerungsbedürfnissen in verschiedenen historischen Konstellationen. In osteuropäischen Ländern stünde nach der Systemtransformation das Bedürfnis „nach realgeschichtlicher Korrektur und der Neuschreibung ihrer Nationalgeschichten“ im Vordergrund und so entstünde ein „Spannungsfeld der Ungleichzeitigkeit von Erinnerungsdebatten in Ost und West nach 1989“, die mit einer gleichzeitigen „Entlehnung der Begriffe“ einherginge.

Die Fachtagung war international angelegt. Die Impulsreferate befassten sich neben theoretischen und diskursanalytischen Fragen mit Fallbeispielen aus Rumänien, Italien, Deutschland, Polen, Belgien, Spanien, Portugal, Ungarn, Österreich und der Tschechischen Republik. Dass die Referenten aus neun verschiedenen Ländern dabei nicht ihren nationalen Deutungsmustern verhaftet blieben und aneinander vorbei redeten, ist deren hoher Diskussionsbereitschaft wie der kompetenten Moderation zu verdanken. In den Diskussionen wurde beispielsweise vielfach auf das Zusammenspiel zwischen Heroisierung, Viktimisierung und Schuldbekenntnis in den europäischen Erinnerungskulturen hingewiesen, das als Vergleichsmoment jeweiliger nationaler Selbstverständnisse dienen könnte. Das Bild des Opfers als postmodernes Element scheint zurzeit in den jeweiligen Nationalkulturen zu dominieren, was gleichzeitig die Konkurrenz um diesen Status und um die dahin tendierende Deutungshoheit der Geschichte hervorbringt. Zugespitzt formulierte MARTIN SABROW (Berlin/Potsdam), bewegten wir uns zwischen der „Holocaust- und der GuLag-Perspektive“, Zugleich konstatierte er ein „postheroisches Erinnerungszeitalter“ für den deutschen Umgang mit der Vergangenheit.

Die Sprache stand im Mittelpunkt der Fachtagung. Dementsprechend lesen sich die Titel der jeweiligen Panels wie eine Aufzählung der erinnerungsrelevanten Schlüsselbegriffe: Mythos, Meistererzählung, historische Wahrheit, Aufarbeitung, Bewältigung, Trauma, Geschichtspolitik, Gedenken, Musealisieren, Authentizität und Erbe, um nur einige zu nennen. Gleich in den ersten Beiträgen wurden die zentralen Begriffe Erinnerung und Gedächtnis auf den Prüfstand gestellt. Martin Sabrow kritisierte den „Aufstieg der Erinnerung“ als „inflatorisch gebrauchte Pathosformel unserer Zeit, die sich in der Musealisierung der Städte ebenso zeigt wie […] in der Karriere des Zeitzeugen wie im Boom staatlicher Gedenkpolitik“. Die Benutzung des Begriffs „Erinnern“ sei eine Parteinahme, die das Feld unzulässig einschränke. Stattdessen plädierte Sabrow in der Diskussion für die Benutzung des Begriffes „Gedächtnis“. Die (zumindest moralisch negativ konnotierten) Gegenbegriffe zu „Erinnerung“ wie „Vergessen“ und „Verdrängen“ würden dann obsolet. Stattdessen, so Sabrow, könnte man mit dem Bild eines vielschichtigen Gedächtnisses arbeiten, das wiederholt überschrieben wird.

Das Bild des Gedächtnisses als ein Palimpsest trägt in sich zugleich die Vorstellung des Forschers, der die einzelnen Schichten abträgt und untersucht. Zur methodologischen Herangehensweise setzte PETER HASLINGER (Marburg) in seinem Einführungsvortrag wichtige Impulse, indem er Erinnerungsforschung und Diskursanalyse miteinander verschränkte: Beide untersuchten die Logiken und Techniken des Verhandelns und der Aktualisierung von bereits Gewesenem, sie unterschieden zwischen Erinnertem bzw. Gesagtem und Nichterinnertem bzw. Nichtgesagtem, sie fragten nach der Institutionalisierung dieser Formen und strebten die Bewusstmachung von Wissensbeständen in ihren Funktion für den Zusammenhalt von Gruppen an. In Anlehnung an Reinhart Koselleck verwies Haslinger auf die soziale wie kommunikative Kontextualiserung jeder Art des Erinnerns. Die „semantisch kollektiv-symbolischen Ebenen von Erinnerung“ könnten diese zu erschließen helfen, da Vergangenheit und Diskurs formbar seien und soziale Sinnwelten stifteten. Nach Sarah Mills würden Erinnerungsbestände als Deutungssysteme fungieren, deren Strukturen den Aussagen erst erlaubten, Sinn zu machen und Wirkung zu entfalten. Allerdings sollte die Diskursanalyse die diachrone Dimension stärker in den Blick nehmen, hier könnte ein Transfer von der Erinnerungsforschung von Nutzen sein. Zudem plädierte Haslinger dafür, Erinnerung als ein polyvalentes und nicht nur nationales Phänomen zu verstehen.

Die folgenden Panels beschäftigten sich vorrangig mit Beispielen nationaler Deutungsmuster der Vergangenheit (Rumänien, Italien, Portugal, Deutschland), die jedoch gemeinsame Knotenpunkte aufwiesen. Im Folgenden sollen jene Verbindungslinien und Vergleichsmomente beschrieben werden, die wiederholt in den Diskussionen aufgegriffen wurden.

Wie nach politischen Zäsuren jeweils die „wahre“ Geschichte entdeckt und mit neuen Meistererzählungen versehen wurde, verdeutlichten MARIANA HAUSLEITNER (Berlin) in ihrem Vortrag zu Rumänien nach 1989 und BRUNELLO MANTELLI (Turin), der zum Resistenza-Mythos in Italien referierte. Weder in Rumänien noch in Italien seien die Politiker und/oder erinnerungspolitischen Akteure dabei einer kontrollierenden Instanz ausgesetzt gewesen, was dazu führte, dass sich ein stark national geprägtes Erinnerungsnarrativ durchsetzte. Zumindest in Rumänien wurde ein großrumänischer Mythos weitergewoben, der sich aus einem vermeintlichen Kampf gegen destruktive Einflüsse von „Fremden“ speiste. Obschon Historiker wie Lucian Boia die rumänischen Mythen hinterfragen1, so unterstrich Hausleitner doch, dass die junge Historikergeneration, die nicht den gängigen Meistererzählungen folgt, keine beruflichen Perspektiven im eigenen Land habe.

Damit leitete Hausleitner zu der Frage über, welche Rolle Historiker in den erinnerungspolitischen Diskursen einnehmen, die während der gesamten Tagung wiederholt Diskussionen hervorrief. Dass Medien (im besonderen Film und Fernsehen) Erinnerungskulturen viel stärker zu beeinflussen vermögen als Historiker, unterstrich JAN BEHRENDS (Berlin). Dagegen sprach CHRISTOPH CORNELIßEN von einem notwendigen Aushandlungsprozess zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen wie Politik, Wissenschaft und Familie mit ihrem Erfahrungsschatz, der an nachfolgende Generationen übermittelt wird. Historiker/innen sollten versuchen, diesen Aushandlungsprozess zu beeinflussen. Hingegen plädierte ÁRPÁD VON KLIMO (Pittsburgh) dafür, dass Historiker/innen nicht als erinnerungspolitische Akteure agieren sollten. Martin Sabrow konstatierte mit Blick auf die eigene Zunft: „Wir sind nicht außerhalb der Strömung unserer Zeit“. Dadurch gerieten die Perspektive des teilnehmenden Beobachters und der Anspruch wissenschaftlicher Analyse oft in Widerspruch zueinander. Der Historiker müsse sich daher vom eigenen moralischen Werturteil der Erinnerungskulturen trennen und den Zeitzeugen nicht nachträglich eine intentionale Haltung zuschreiben. In seinem Vortrag plädierte Sabrow darüber hinaus für eine inkludierende Perspektive, die plurale Erinnerungskulturen einschließt. Auch die Zuwendung zu Themen wie der Kriegskindergeneration, den Vertreibungen und den Bombenopfern in Deutschland seit den 1990er-Jahren verstand er als eine „Pluralisierung von Erzählmustern“, die die „Erinnerungsfigur der Schuldaufrechnung überhaupt erst außer Kraft“ setzte. Aus dieser Perspektive sollten auch plurale Erinnerungsbilder der DDR verstanden werden.

Von einer Pluralisierung der Erinnerungskultur sprach auch TERESA PINHEIRO (Chemnitz) in ihrem Vortrag zum Umgang mit dem Estado Novo in Portugal. Es gäbe einerseits eine Monumentalistik, die sich an die Sprache des Estado Novo Regimes anlehnte, gleichzeitig einen kritischen Diskurs gegen Diktatur und Kolonialkriege, zudem unterschiedlichste zivilgesellschaftliche Gruppierungen, die öffentlich das Bild der Vergangenheit verhandeln würden. Im Gegensatz zu Italien oder Rumänien scheinen in Portugal vor allem zivilgesellschaftliche Anstrengungen die Erinnerungskulturen zu prägen. Die Frage nach der „bottom-up“ oder „top-down“ Gestaltung von Erinnerungsnarrativen erschien während der Tagung als ein relevantes Vergleichsmoment europäischer Erinnerungskulturen: Welche Akteure können sich erinnerungspolitisch durchsetzen, welche kontrollierenden Instanzen gibt es und wie viel Pluralität können Erinnerungskulturen vertragen?

Wie Begriffe in verschiedene Kontexte und Konstellationen transferiert und dabei mit unterschiedlichen Bedeutungsinhalten versehen werden, stellten THOMAS SCHAARSCHMIDT und ANDREA GENEST in ihren Vorträgen am Beispiel des Totalitarismusbegriffs in der Bundesrepublik und in Polen dar. Schaarschmidt arbeitete heraus, wie neben der Theorienentwicklung Totalitarismus-Konzepte Eingang in die Meistererzählung fanden und je nach politischer Lage gedeutet wurden. Beispielweise konsolidierte der „antitotalitäre Konsens“ nach 1945 die bundesdeutsche Demokratie, geriet aber mit den Aussichten auf „friedliche Koexistenz“ und Entspannungspolitik mit dem kommunistischen Block ins Wanken. Zusätzlich unterschied Schaarschmidt den „alten“ (nach 1945) und „neuen“ (nach 1989) antitotalitären Konsens und stellte deren gesellschaftlichen wie geschichtspolitischen Bedeutungen heraus. Andrea Genest betonte hingegen, dass in Polen der Totalitarismusbegriff kein analytischer gewesen sei, sondern vorwiegend einen ideologisch-emotionalen Charakter aufwies, der das Leid Polens als Opfer zweier totalitärer Regime sprachlich hervorhob.

Eine ähnliche Sichtweise stellte ÉVA KOVÁCS (Wien/Pécs) in der Musealisierung totalitärer Regime in Ungarn fest. Wenn totalitäre Regime in einem gemeinsamen Kontext präsentiert würden, wie beispielsweise im Budapester „Haus des Terrors“, so impliziere dies eine Deutung der Geschichte, in der die Diktaturen identisch erschienen. Kritisch betrachtete die Soziologin dabei die Rekanonisierung der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die starke Tendenz, die „sensationellen Seiten des Terrors“ in den Museen hervorzuheben, solle die Besucher emotionalisieren und Enthusiasmus bei den Jugendlichen erwecken. Dies widerspreche jedoch vielfach der Zielsetzung der wissenschaftlichen Erschließung der Zeit. HEIDEMARIE UHL (Wien) zeigte eindrucksvoll anhand von Museen in Österreich den Wandel in der Erinnerungskultur. An prägnanten Beispielen stellte Uhl die Entwicklung historischer Erzählmuster von einem österreichischen Opfermythos über die Entdeckung des Widerstands in den 1970er-Jahren bis zum Eingeständnis der Mitverantwortung und Mitschuld seit den späten 1980er-Jahren dar. Dabei problematisierte Uhl auch die seit einigen Jahren auftretende Tendenz in einigen Ländern, sich in Schuldbekenntnissen übertreffen zu wollen. Das negative Gedenken habe „symbolisches Kapital“, denn es ehre eine Gesellschaft, wenn sie sich bekennt. Doch vielfach tue das Bekenntnis niemandem mehr weh. Denn wenn wir von einer Tätergesellschaft sprechen, würden alle zu Tätern erklärt, und somit wäre keiner mehr persönlich verantwortlich.

In seinem Vortrag zur „Nationalität der Erinnerungskulturen als gesamteuropäisches Phänomen“ zeigte CHRISTOPH CORNELIßEN Divergenzen und Parallelen in der europäischen Erinnerungslandschaft auf. Dabei verwies er auf die stark national geprägten Deutungsmuster. Die nationalen Elemente blieben langfristig in den jeweiligen Erinnerungskulturen haften und reichten über die Zäsur 1945 hinaus. Dagegen seien transnationale Kulturen durch Mord und Vertreibung ausgelöscht. Beispielsweise sei das jüdische Gedächtnis nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem europäischen Diskurs verschwunden. Der Holocaust als transnationales Phänomen, verstanden als „zeitlose Mahnung zur Humanität“, würde unterschiedliche Erfahrungen einebnen. Cornelißen beendete seinen Vortrag mit einem Plädoyer, die Zeitgeschichte solle sich von ihren nationalen Deutungsmustern lösen.

Wie Russland in Abgrenzung zu Europa mit seiner gegenwärtigen Geschichtspolitik eine neue russische Idee als „Kompensierung des Großmachtverlusts“ konstruiere, legte JUTTA SCHERRER (Paris) in ihrem Vortrag dar. Sie verwies auf die Resemantisierung von Begriffen aus dem 19. Jahrhundert, wie das „Russischsein“ oder „Russischkeit“, die wieder Eingang in den öffentlichen Diskurs gefunden hätten. Ein identitär besetztes Vokabular wie „russische Seele“, „russische Mentalität“ würden zum Prinzip gegenwärtiger russischer Identitätskonstruktionen gehoben.

Positiv ist hervorzuheben, dass die Tagung viele Fragen aufwarf, die neue Perspektiven eröffneten, ohne diese weiter verfolgen zu können. In der Abschlussdiskussion resümierte PETER ULRICH WEIß, dass weiterhin nach transnationalen und europäischen Fragestellungen gesucht werden müsse, bei der das Europabild kein einheitliches sein sollte, aber auch nicht bei einer Nebeneinanderstellung nationaler Modelle stehenbleiben könne. Das Spannungsfeld zwischen Nationalem und Europäischem müsste weiter ausgelotet werden, so Heidemarie Uhl. Da die Vorträge nach nationalen Themenfeldern gegliedert waren, fehlte bis auf einige Ausnahmen eine komparatistische Perspektive. Zum Teil kompensierten die Diskussionen dieses Manko, denn hier wurde an gemeinsame Knotenpunkte und Vergleichsmomente europäischer Erinnerungskulturen angeknüpft. Dabei kristallisierten sich folgende Themenfelder heraus: Viktimisierung, Heroisierung und Schuldbekenntnis als Vergleichsebenen nationaler Erinnerungsdiskurse, die Rolle erinnerungspolitischer Akteure, darunter der Medien und der Historiker/innen sowie die Frage danach, wie viel Pluralität Erinnerungskulturen vertragen. Viel zu kurz kam die Berücksichtigung außereuropäischer Perspektiven. Die Fachtagung war einerseits eurozentriert, reflektierte aber andererseits den eigenen Europadiskurs nicht ausreichend. Die Frage, warum ein europäisches Geschichtsbild, wenn auch kein einheitliches, entworfen werden solle, blieb letztlich offen. Das Stichwort „Migranten“ fiel nur am Rand, dabei sollte in der Betrachtung von Erinnerungskulturen auch ihre Rolle stärker berücksichtigt werden. Denn vielfach bilden sich vielschichtige und polyvalente Erinnerungsmuster in Gesellschaften aus, deren Mitglieder in immer größerer Zahl einen „Migrationshintergrund“ aufweisen. Auch wäre zu untersuchen, ob diese Pluralisierung als Bedrohung wahrgenommen wird, die nationale Erinnerungsnarrative reaktiviert, wie in den Forderungen nach einer „Leitkultur“ oder in den französischen Debatten über „nationale Identität“ deutlich wird. Letztlich sind es vielleicht diese Impulse von den „Anderen“ und „Fremden“, die dazu beisteuern könnten, nationale Deutungsmuster als nur eine Möglichkeit polyvalenter Gedächtnisschichten zu untersuchen.

Konferenzübersicht:

Einführung
Martin Sabrow
Thomas Schaarschmidt

Einführungsvortrag: Erinnerung und Diskurs. Die Aktualisierung von Vergangenheit in der politischen Kommunikation
Peter Haslinger

Panel I: Mythos, Meistererzählung und historische Wahrheit
Geschichte zwischen Wahrheit und Konstrukt. Der Zweite Weltkrieg im rumänischen Diskurs nach 1990
Mariana Hausleitner

Jenseits des Resistenza-Mythos
Bruno Mantelli

Panel II: Aufarbeitung, Bewältigung, Trauma

Aufarbeiten und Vergessen. NS-Herrschaft und SED Regime als geschichtskulturelle Herausforderung
Martin Sabrow

Trauma und Vergessen: Chiffren im erinnerungskulturellen Umgang mit dem Estado Novo in Portugal
Teresa Pinheiro

Panel III: Totalitarismus

Der Totalitarismusbegriff als westliche Deutungskategorie und seine Renaissance nach 1989/1990
Thomas Schaarschmidt

Der Totalitarismusbegriff in Polen im Kontext gesellschaftlicher ‚Entkommunisierung‘ und Lustration
Andrea Genest

Panel IV: Erinnerungskultur, Geschichtspolitik und politische Bildung

Gemeinsame Geschichte – Geteilte Aufarbeitung. Geschichtspolitische Debatten in Belgien über die Errichtung des Holocaust-Museums Mechelen
Georgi Verbeeck

Das spanische ‚Gesetz zur historischen Erinnerung‘ in der Kritik der spanischen erinnerungspolitischen Bewegung
Silke Hünecke

Panel V: Gedenken und Musealisieren

Konsum, Kanon und Mimesis. Drei Wege zur Musealisierung totalitärer Regime in Ungarn
Éva Kovács

Dekonstruktion der Nachkriegsmythen im Museum. Gedenkstätten und die Transformation des österreichischen Gedächtnisses
Heidemarie Uhl

Abendvortrag: Die Nationalität der Erinnerungskulturen als gesamteuropäisches Phänomen
Christoph Cornelißen

Panel VI: Authentizität und Erbe

Heritage versus History
Árpád von Klimo

Die russische Idee. Das Narrativ einer brauchbaren Vergangenheit
Jutta Scherrer

1989 as a non-lieu de mémoire
Muriel Blaive

Abschlussdiskussion: Martin Sabrow, Christian Gerbel, Peter Ulrich Weiß (Moderation)

Anmerkung:
1 Vgl. z.B. Lucian Boia, Geschichte und Mythos. Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft, Köln 2003.


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