Familienunternehmen in Rheinland und Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert. Netzwerke - Strategien - Kultur

Familienunternehmen in Rheinland und Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert. Netzwerke - Strategien - Kultur

Organisatoren
Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund; in Zusammenarbeit mit der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln; Abteilung für Wirtschaftsgeschichte und dem Historischen Seminar II, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Ort
Hagen
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2009 - 02.10.2009
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Von
Petra Boden

Vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaftskrise fällt es besonders ins Gewicht, dass Familienunternehmen ein lange Zeit vernachlässigtes Objekt der Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsgeschichtsschreibung waren. Aber nicht nur, weil mehr als drei Viertel der in Deutschland ansässigen Firmen als Familienunternehmen geführt werden, sondern auch weil sie für ein Geschäftsmodell stehen, das erfolgreich auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Stabilität setzt, geraten sie nun zunehmend ins Blickfeld der Forschung. Mit der Tagung in Hagen, die in diesen Kontext gehört, setzten die Veranstalter eine Reihe fort, die sie im vergangenen Jahr eröffnet haben und deren Gegenstand „Familienunternehmen in Rheinland und Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert“ sind.1

Die aktuelle interdisziplinär ausgerichtete Forschung geht von der kritischen Überprüfung der Paradigmen aus, die sich in den 1960er- bis 1980er-Jahren etabliert haben und diese Unternehmensgattung aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchten: Für Alfred Chandler waren sie nur Übergangsformen in einer Entwicklung zu modernen managergeführten Unternehmen; Jürgen Kocka analysierte sie, sich kritisch von Chandler absetzend, im Rahmen seiner strukturgeschichtlichen Forschungen zur Mentalität und Wertorientierung des Bürgertums; für Lothar Gall waren sie Gegenstand der Stadtgeschichtsforschung. In der Auseinandersetzung mit ihren und den an sie anschließenden Arbeiten konzentriert sich die gegenwärtige Forschung darauf, erfolgsrelevante Kriterien zu ermitteln, mit denen die „kulturelle Konstruktion“ Familienunternehmen in Differenz zu anderen Unternehmensformen analysiert werden kann. Hier hat die Tagungsreihe ihren epistemologischen Ort. Es geht um die strukturellen, strategischen und emotionalen Besonderheiten von Familienunternehmen. Am konkreten Fall soll empirisch-analytisch überprüft werden, welche Rolle Konstruktionselemente wie Generationenfolge, Relationen zwischen Eigentums-, Kontroll- und Verfügungsrechten, verwandtschaftliche und professionelle Netzwerke als Formen des ökonomischen, sozialen und kulturellen Kapitals sowie die emotionale Eigentumsbindung für den Erfolg oder auch das Scheitern des jeweiligen Unternehmens spielen. Theoretisches Rüstzeug liefern Konzepte wie die New Institutional Economics, die Netzwerkforschung und der Kapitalbegriff Bourdieus

KARL-PETER ELLERBROCK, Direktor des Westfälischen Wirtschaftsarchivs (Dortmund), hob in seinem Grußwort die international erstrangige Quellenlage hervor, die Deutschland mit seinen zehn regionalen Wirtschaftsarchiven zu bieten hat. Ein enormer Fundus, dessen Schätze der Forschung über Familienunternehmen offen stehen. Wenngleich noch keine allgemein akzeptierte Definition zu diesem Geschäftsmodell vorläge, so sei immerhin ein spezifisches Merkmal unstrittig: das Verantwortungsethos, so JOACHIM PUNGE, Vorsitzender der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte (Dortmund), in seinem Grußwort.

Hier knüpfte der Einführungsvortrag von GERD HABERMANN (Berlin) an, dem es darum ging, Eigenschaften zu begründen, die einen erfolgreichen Unternehmer auszeichnen. Von Karl Schiller, Georg Simmel, Max Weber und Werner Sombart leitete er ein „ökonomisches und moralisches Sollprofil“ ab, das sich allererst am Markt und den Kunden zu orientieren habe. Unternehmerische Ethik sei die des Vermehrens, nicht des Teilens. Selten wird mit einem Einführungsvortrag die Chance genutzt, provokante Thesen zu formulieren. Wenn das hier die Absicht war: es ist gelungen.

Die erste Sektion (Leitung TONI PIERENKEMPER, Köln) widmete sich der „Unternehmensgeschichte zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung“. URSULA RITTER (Kaiserslautern), stellte die Geschichte der Firma C.H. Jucho aus der Perspektive eines Mitglieds der Unternehmerfamilie vor. Mit dem Binnenwissen um Motive für unternehmerisches Handeln, die aus den Bilanzen nicht ersichtlich sind, bestätigte sie nachdrücklich, worüber sich in der Unternehmensforschung allmählich Konsens herausbildet: über das analytische Potential von Emotionen. Um die Perspektive von Beteiligten ging es auch KATRIN ROHNSTOCK (Berlin) für ihre mit literarischem Anspruch verfassten Unternehmensgeschichten, indem sie auf die subjektiven Erinnerungen von Zeitzeugen als den „Trägern der Geschichte“ setzt. Dass diese vor allem spannend geschrieben werden müsse, um Leser zu finden, trug ihr in der Diskussion heftige Kritik ein, die WERNER PLUMPE (Frankfurt am Main) mit dem Hinweis auf die Differenz zwischen Geschichtsforschung und Geschichtsdarstellung entschärfte. Insistierend auf den Mehrwert einer distanzierten empirisch-kritischen Analyse fragte RALF STREMMEL (Essen) am Beispiel der Firma Selve nach dem heuristischen Wert der für Familienunternehmen existentiellen Kriterien Steuerungsfähigkeit, Finanzierungsfähigkeit und Nachfolgefähigkeit im Hinblick auf Erfolg und Scheitern dieses Unternehmens. Er kam zu dem Ergebnis, dass seine Befunde überraschenderweise sowohl mit Chandlers als auch mit Kockas Ansätzen zu stützen seien.

Um Personalpolitik als speziellen Bereich der „Unternehmenskultur“ ging es in der zweiten Sektion (Leitung ULRICH S. SOÉNIUS, Köln). Am Beispiel der Firmen Crespel & Deiters und Borgers stellten Ellerbrock und THOMAS MAYER (Bocholt) dar, dass eine Professionalisierung der Geschäftsführung, mithin der Wechsel von paternalistischer Fürsorgepolitik zur Tarifpartnerschaft, nicht zwangsläufig zur Auflösung überkommener innerbetrieblicher Bindungen führen muss. Im Gegenteil: Betriebswirtschaftliches Expertenwissen konnte nur mit Rücksicht auf die betriebsfamilialen Gegebenheiten, in der Nutzung dieses sozialen Kapitals also, zur Überwindung von Krisen führen. Diese Rücksichten zu nehmen, war in beiden Fällen das Interesse familienzugehöriger Führungspersönlichkeiten; Versuche, auf Fremdmanagement zurückzugreifen, scheiterten indes. Dass Crespel & Deiters nunmehr in der fünften Generation existiert, ist der strategischen Neuausrichtung, die mit einem Generationswechsel einherging, zu verdanken: studierte, zur Familie gehörende Betriebswirte lösten Pragmatiker ab, die allein auf Mengenwachstum gesetzt hatten. Namentlich am Fall der Firma Borgers wurde deutlich, wie kontraproduktiv sich fehlende Rücksichtnahme auf familiale Denkweisen und eingeführte sinnstiftende Handlungsmuster durch familienexterne Manager auswirkten.

Das abendliche Podium, auf dem Historiker (Gerd Habermann, Werner Plumpe) und Unternehmer (DIETRICH ALBERTS, Herscheid; HORST KÖSTER, Plettenberg; Joachim Punge) über „Chancen und Grenzen von Familienunternehmern in der Krise“ diskutierten, wurde von Ellerbrock moderiert, der einleitend auf die weitgehend in Vergessenheit geratenen Überlegungen von Karl Polanyi zur moralischen und gesellschaftlichen Erneuerung des Kapitalismus (The great transformation von 1944) hinwies. Das Podium bot die Gelegenheit, strittige Positionen aus der Nachmittagssitzung noch einmal aufzugreifen. Dabei stand weniger in Frage, dass Familienunternehmer stärker auf Nachhaltigkeit, Mitarbeiterbindung und soziale Verantwortung setzen als Konzerne führende Manager. Ob aber der von John Stuart Mill entworfene homo oeconomicus mehr sein könne als eine modelltheoretische Erfassung des Unternehmers und ob dessen Interesse an corporate identity ein moderner Ausdruck moralischer Verantwortung, eine neue Strategie der Nutzenmaximierung oder beides zugleich sei – darüber gingen die Auffassungen auseinander. Umso mehr, als auch in anderen Unternehmenstypen Wert auf die Pflege sozialen Kapitals gelegt wird. Darüber, dass in breiten Teilen der Öffentlichkeit Grundlagen für das Verständnis von wirtschaftlichen Prozessen fehle, war man im Konsens.

Die dritte Sektion (Leitung ULRICH PFISTER, Münster) widmete sich „Wirtschaftlichen und sozialen Netzwerken“. Gestützt auf die Historische Migrationsforschung zeichnete MARGRIT SCHULTE BEERBÜHL (Düsseldorf) die weit reichende „vernetzende Expansion“ nach, mit der westfälische Kaufleute im 17. Jahrhundert auf den restriktiven Merkantilismus des britischen Empire reagiert haben. Siebzig Prozent der britischen Leinenexporte waren deutscher Herkunft, hergestellt von der größten Gruppe der in London ansässigen Einwanderer. Indem sie ihre verwandtschaftlichen Verbindungen zu Kaufleuten in anderen europäischen Städten nutzten, sorgten sie für das enge Zusammenwachsen eines weltweiten Handelsnetzes. Von diesem Ergebnis her, so stellte sich in der Diskussion heraus, müsse man den Merkantilismus neu bewerten. Die ökonomische Valenz familiärer Beziehungen wies STEFAN GORISSEN (Bielefeld) in seinem Beitrag über westfälische Kaufleute im 17. und 18. Jahrhundert nach. Mindestens für Verwandtschaften ersten Grades erlaube die Quellenlage Rückschlüsse darauf, in welchem Maß diese informellen Strukturen die noch fehlenden institutionellen kompensieren konnten. Im Rückgriff auch auf Bourdieu und Kocka gelang es Gorißen überzeugend, seine empirischen Befunde – unter anderem über das Heiratsverhalten als „Einengung von Unsicherheit“ – theoretisch zu systematisieren. Mit einer fehlenden universitären Anbindung von Forschungen über adlige Unternehmer erklärte OLIVER SCHULZ (Paris) die weißen Flecken auf diesem Feld, zu dem es immerhin eine ausgesprochen gute Quellenlage gibt. Sie nutzend konnte er am Beispiel der Familie von Elverfeldt nachzeichnen, wie innerhalb dieser Gruppe soziales (Verwandtschaft), ökonomisches (Besitz) und kulturelles (Bildung) Kapital miteinander verknüpft wurden, um Netzwerke zu bilden, die in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Napoleonischen Verwaltung das Überleben sicherten. Deutlich wurde hier auch, dass sich wirtschafts- und kulturgeschichtliche Ansätze sinnvoll zusammenführen lassen, um das gängige Bild vom Unternehmertum als Bürgertum zu korrigieren. Dass Heiratspolitik auf die Verstärkung familiärer Netzwerke und damit finanzieller Ressourcen angelegt war, belegte TANJA BESSLER-WORBS (Senden) in ihren Ausführungen über Vernetzungen zwischen märkischen Unternehmerfamilien im 19. Jahrhundert. Späterhin nützliche Verbindungen zwischen Unternehmern gingen in vielen Fällen bis auf den gemeinsamen Schulbesuch zurück. Wenngleich nicht mit Sicherheit feststellbar sei, worin im Einzelfall die Motive für familiäre Vernetzungen bestanden, so träte doch vom Ergebnis her ihr Sinn zutage: Nämlich in einer höheren Einschätzbarkeit von Kompetenz und in der Überwindung von Eigenkapitalsproblemen durch den Zusammenschluss homogener Familien. Auch in diesem Beitrag wurde deutlich, dass die Verknüpfung von Wirtschafts- und Kulturgeschichte sinnvoll ist.

Gegenstand der vierten Sektion waren „Innovationsstrategien“, mit denen Familienunternehmen auf die ökonomischen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts reagierten (Leitung: Margrit Schulte Beerbühl). Von der These, es habe keine „Stunde Null“ gegeben, ist bisher verdeckt geblieben, dass in der unmittelbaren Nachkriegszeit neue Unternehmen gegründet wurden, die zu einer Renaissance patriarchalischer Strukturen führten. 1966 wurden sie von der FAZ als „Gruppe 47“ der deutschen Industrie bezeichnet. Die Lenze AG, über die LUTZ BUDRASS (Bochum) referierte, ist eines der bis heute erfolgreichsten Familienunternehmen dieser Gruppe. Es geht auf eine Gründung im Jahre 1947 zurück, die in doppelter Hinsicht von den Bedingungen der Nachkriegszeit profitierte: Unzerstörte ländliche Gebiete wie das um Hameln boten beste Voraussetzungen zur Gründung neuer Unternehmen. Zugleich machte es sich in strategischer Option den Zustrom von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen zu nutze. Unter ihnen waren billige und qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren, die sich im Gründergeist – aus den Trümmern und der Armut Neues zu schaffen – an die Firma binden ließen. Dieser erst in den 1960er-Jahren bröckelnde Konsens begründete den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens im Bereich technischer Innovationen. Am Beitrag von THOMAS JOVOVIC (Bochum) wurde deutlich, vor welchen Schwierigkeiten die Forschung steht, wenn sie das erfolgreiche Wirtschaften noch existierender Familienunternehmen analysieren will. Zwar konnte Jovovic rekonstruieren, wie es der Firma Gebr. Eickhoff gelungen ist, sich mit der Entwicklung von Förderanlagen für den Bergbau vom einheimischen Markt unabhängig zu machen. Welche Rolle dabei aber spielte, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt, blieb weitgehend offen, weil die entsprechenden Quellen als hochsensible Daten verwaltet werden und der Forschung nicht ohne weiteres zugänglich sind.

Die fünfte und letzte Sektion (Leitung DIETER ZIEGLER, Bochum) war dem Thema „Produktionsstrategien“ vorbehalten. Ob die Ursachen des Scheiterns der Heinrich Habig AG auf „emotionale Austrittsbarrieren“ (Frank Bierbaum) seitens der Eigentümerfamilie zurück zu führen sind, fragte NANCY BODDEN (Dortmund) in ihrem Vortrag. Immerhin blickte das Unternehmen auf Erfahrungen aus einer Erfolgsgeschichte von 150 Jahren zurück, als sich Mitte der 1960er-Jahre die Bedingungen für Produktion und Absatz bedruckter Stoffe international dramatisch zu verändern begannen. Die strategisch richtige Entscheidung zur Fusion mit der Göcke AG wurde jedoch zu spät getroffen, und Bodden legte nahe, dass dieses Zögern mit einer starken subjektiven Bindung an die Tradition und vor allem dem plötzlichen Tod des Sohnes zusammenhing. Nicht zu unterschätzen sei jedoch – darauf wurde in der Diskussion hingewiesen –, dass die „Austrittsbarrieren“ auch ein branchenspezifisches Problem gewesen seien, denn bei den ‚Textilkönigen’ haben sie im Allgemeinen sehr hoch gelegen. Am Beispiel der Ferdinand Bilstein GmbH machte IRENE RUMPLER (Witten) deutlich, dass unternehmerisches Handeln ohne die Berücksichtigung kulturgeschichtlicher Daten nicht hinreichend erklärt werden kann. Auch wenn sie in der Verbindung eines unternehmensgeschichtlichen und eines biografiegeschichtlichen Ansatzes nicht so weit ging, alle Entscheidungen der Eigentümerin Marie Bilstein aus ihrer Biografie ableiten zu wollen, so kam es ihr doch darauf an, zu zeigen, dass die Witwe mit Rücksicht auf die gesellschaftlichen Konventionen des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht mehr tun konnte, als das Unternehmen im Sinn des verstorbenen Vaters für ihre Söhne zu erhalten, statt eigene strategische Entscheidungen zu treffen.

Im Ergebnis der Tagung wurde deutlich, dass die angelegten Perspektiven und zugrunde gelegten Kriterien zwar eine Vielzahl neuer Erkenntnisse über die soziale und unternehmenskulturelle Verantwortung, das Risikobewusstsein, das Investitionsverhalten, über Innovations- und Produktionsstrategien von Familienunternehmen hervorgebracht haben, dass man aber von einer Definition noch weit entfernt, der Forschungsbedarf hoch sei. Dabei werden die Bürgertumsforschung und die Institutionenökonomie eine wichtige Rolle spielen. Auch wisse man noch viel zu wenig darüber, wie Unternehmen und Regionen zusammenhängen. Welche Einsichten etwa sind zu erwarten, wenn man Unternehmen als „Kulturspeicher einer Region“ untersucht, fragte CHRISTIAN HILLEN (Köln) in seinem Schlusswort. In Bezug auf zukünftige Forschungsvorhaben hob Nancy Bodden hervor, dass noch mehr Unternehmen für die Bedeutung von Firmenarchiven und die dauerhafte Verwahrung ihres historischen Schriftguts sensibilisiert werden müssen. So viel ist jedenfalls sicher: Auf die nächste Tagung darf man gespannt sein.

Konferenzübersicht:

Begrüßung:
Harald Rutenbeck, Präsident der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen
Joachim Punge, Vorsitzender der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte, Dortmund
Karl-Peter Ellerbrock, Direktor des Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Dortmund

Einführung:
Gerd Habermann (Berlin), Unternehmensphilosophie und Wirtschaftsethik

Sektion 1: Unternehmensgeschichte zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung
(Leitung: Toni Pierenkemper, Köln)

Ursula Ritter (Kaiserslautern), Ökonomie und Privatheit. Unternehmensgeschichte zwischen familiärer Wahrnehmung und ökonomischer Analyse. Das Beispiel der Firma C.H. Jucho, Dortmund

Katrin Rohnstock (Berlin), „Eine Firma wie sie im Buche steht“ – Wie eine Unternehmensgeschichte ins Buch kommt. Das Beispiel von Gustav Alberts, Herscheid

Ralf Stremmel (Essen), Die Familie Selve und ihre Unternehmen (1861-1977). Über Möglichkeiten und Grenzen einer historischen Analyse von Familienunternehmen

Sektion 2: Unternehmenskultur
(Leitung: Ulrich S. Soénius, Köln)

Karl-Peter Ellerbrock (Dortmund), Von der Fürsorge zur Tarifpartnerschaft. Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Personalpolitik des Familienunternehmens Crespel & Deiters in Ibbenbüren

Thomas Mayer (Bocholt), Borgers in Bocholt: Der Betrieb als erweiterte Familie auch nach 140 Jahren?

Podiumsdiskussion: Zwischen „shareholder value“ und sozialer Verantwortung. Chancen und Grenzen von Familienunternehmen in der Krise
(Leitung: Karl-Peter Ellerbrock)

Dietrich Alberts, Unternehmer, Herscheid
Gerd Habermann, Leiter des Unternehmerinstituts des Verbandes der Familienunternehmer ASU, Berlin
Horst Koester, Unternehmer, Plettenberg
Werner Plumpe, Vorsitzender des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschlands, Frankfurt am Main

Sektion 3: Wirtschaftliche und soziale Netzwerke
(Leitung: Ulrich Pfister, Münster)

Margrit Schulte Beerbühl (Düsseldorf), Internationale Handelsnetze westfälischer Handelsfamilien in London (ca. 1700-1815)

Stefan Gorißen (Bielefeld), Der Wert der Verwandtschaft. Zur Bedeutung von Sozialkapital für westfälische Kaufleute im 17. und 18. Jahrhundert

Oliver Schulz (Paris), „Um dadurch allen meinen Kindern eine standesmässiges Auskommen zu sichern“: Adlige Unternehmer und frühindustrielle Netzwerke im Steinkohlenbergbau der Grafschaft Mark am Beispiel der Familie von Elverfeldt

Tanja Bessler-Worbs (Senden), Konkurrenz und Kooperation. Wirtschaftliche und soziale Vernetzungen märkischer Unternehmerfamilien im 19. und 20. Jahrhundert

Sektion 4: Innovationsstrategien
(Leitung: Margrit Schulte Beerbühl)

Lutz Budraß (Bochum), Innovationsstrategie und Vertrauenskultur am Beispiel der Lenze AG, Hameln

Thomas Jovovic (Bochum), Gebrüder Eickhoff, Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH – Zwischen Diversifizierung, Internationalisierung und Tradition: Innovationsstrategien familiengeführter Unternehmen der Bergbauzulieferindustrie

Sektion 5: Produktionsstrategien
(Leitung: Dieter Ziegler, Bochum)

Nancy Bodden (Dortmund), Verpasste Chance? – Die Heinrich Habig AG, Herdecke in der Textilkrise der 1960er Jahre

Irene Rumpler (Witten), Von der Schraube zum Automobil. Die Ferdinand Bilstein GmbH & Co., Ennepetal 1882-1928

Anmerkung:
1 Vgl. Tagungsbericht Netzwerke - Nachfolge - Internationalisierung. 12.06.2008-23.06.2008, Düsseldorf, in: H-Soz-u-Kult, 13.08.2008, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2228>. Vgl. auch den Tagungsband Susanne Hilger / Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Netzwerke – Nachfolge – Soziales Kapital. Familienunternehmen im Rheinland im 19. und 20. Jahrhundert (Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 47), Köln 2009.