In, mit und über Ostmitteleuropa 1989 – 2009. Erträge, Desiderate und Perspektiven historischer und kulturwissenschaftlicher Forschungen. Jahrestagung des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO)

In, mit und über Ostmitteleuropa 1989 – 2009. Erträge, Desiderate und Perspektiven historischer und kulturwissenschaftlicher Forschungen. Jahrestagung des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO)

Organisatoren
Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.07.2009 - 10.07.2009
Url der Konferenzwebsite
Von
Jenny Alwart / Steffi Marung / Mathias Mesenhöller, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig

Die Jahrestagung des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) war der Präsentation und Diskussion von Ergebnissen, Desideraten und Perspektiven laufender und bereits abgeschlossener Forschungsprojekte gewidmet und diente gleichzeitig als Würdigung der Förderungsphase durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1996-2007. Die Projektleiter/innen referierten in insgesamt sieben Sektionen, gefolgt von Kommentaren externer Expert/innen. Bestehende Entwürfe der Region Ostmitteleuropa wurden einer kritischen Prüfung unterzogen und die sich daraus ergebenden Forschungsprobleme skizziert.

CLAUS OFFE (Berlin) stellte im einleitenden Abendvortrag seine Interpretation der Transformationsprozesse in Ostmitteleuropa nach dem Fall der Berliner Mauer vor, nach der die politischen Umbrüche in den Staaten dieser Region seien nach 1989/91 von einem „Dilemma der Gleichzeitigkeit“ gekennzeichnet gewesen seien.

MATTHIAS HARDT (Leipzig) identifizierte Chronologie, Ethnos und Europäisierung als Schlagworte der Forschung zur Frühzeit Ostmitteleuropas. Von der Erkenntnis neuester Dendrodaten, die Zweifel an der gängigen Besiedlungschronologie erhärtet hätten, wonach Slaven schon seit ca. 600 in die Region an der Elbe eingewandert seien, schlug er den Bogen zur Herausbildung einer deutsch-slavischen Kontaktzone „Germania Slavica“. SEBASTIAN BRATHER (Freiburg) betonte, dass für das 7. Jahrhundert keine aussagekräftigen Funde existierten, und dass die moderne Forschung die ethnische Deutung von Funden („slawisch“ oder „germanisch“) als problematisch ansehe. Unterschiede im Befestigungs- und Häuserbau seien weniger ethnisch begründet, als vielmehr den naturräumlichen Gegebenheiten geschuldet. Auch der seit dem 11. Jahrhundert intensivierte, mit Christianisierung und Modernisierung der Landwirtschaft im Zusammenhang stehende Landesausbau, werde jetzt weniger im Kontext der „deutschen Ostkolonisation“ gedeutet, vielmehr als ein europaweites Phänomen. Moderne komparatistische Forschung widme sich strukturellen Erscheinungen wie dem Sklavenhandel, der Formierung von Grenzen und der Gestaltung von Siedlung, die sich möglicherweise netzwerkförmig verbreitet habe. Außerdem müssten wirtschaftliche Verflechtung und wechselseitige kulturelle Rezeptionen in Zukunft stärker bearbeitet werden. FRIEDHELM DEBUS (Kiel) unterstrich aus namenkundlicher Sicht, dass es in den germanisch- bzw. deutsch-slawischen Kontakträumen vielfältige Austauschprozesse gegeben habe. In der Diskussion wurde der Begriff Europäisierung problematisiert, da hiermit Transferprozesse implizit als Folge eines kulturellen West-Ost-Gefälles gedeutet würden. Hardt erwiderte, dass es ihm mit dem Begriff um den Versuch eines pragmatischen Auswegs aus dem deutsch-slawischen Gegensatz geht.

WINFRIED EBERHARD (Leipzig) beschrieb Metropolen in Ostmitteleuropa als Orte besonderer Kommunikationsverdichtung, in denen sich die Strukturmerkmale der Region bündelten. Metropolen seien gleichzeitig Orte der Rezeption und der Verarbeitung neuer künstlerischer Repräsentationsformen und böten Raum für Innovationsmöglichkeiten. PETER JOHANEK (Münster) plädierte für die Begriffe „Diffusion“ und „Attraktion“ anstelle von Kulturtransfer. Johanek hob den wichtigen Beitrag des GWZO bei der Erforschung von Metropolen Ostmitteleuropas hervor, da Überblicksarbeiten der letzten Jahre immer noch „an der Elbe“ endeten. JIŘÍ FAJT (Leipzig) sprach sich für einen Vergleich von Metropolen als Orten des Kulturtransfers in West- und Ostmitteleuropa aus. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den künstlerischen Hervorbringungen, wie z.B. die Wechselwirkungen der visuellen Kulturen, müsse man außerdem zwischen Kulturkreisen und Regionen untersuchen. Die Konstruktion einer Kunstregion Ostmitteleuropa hielt Fajt für wenig sinnvoll. ROBERT SUCKALE (Berlin) bezeichnete die Kunstgeografie als „alte, aber problematische Tochter der Kunstgeschichte“. Er plädierte dafür, den Begriff nur an bestimmte Zeiträume gebunden und geografisch nachvollziehbar zu verwenden. Wolle man von einer Kunstlandschaft sprechen, müsse man die Kommunikationsstrukturen benennen und zwischen verschiedenen sozialen Gruppen unterscheiden. Suckale warnte vor kunstgeografischen Konstruktionen, die zu einer nationalisierenden Betrachtungsweise der Kunst führten.

Als „Beitrag zur Diskussion von Methoden und Leitbegriffen für eine europäisch vergleichende Forschung über Transformationsprozesse in den Gesellschaften des 19. Jahrhunderts“ stellte MICHAEL G. MÜLLER (Halle) seine Projektbilanz vor. Mit dem Ziel, klassische Meistererzählungen von „Verbürgerlichung“, „West- vs. Ost(mittel)europa“ oder „(nachholender) Modernisierung“ empirisch aufzuhebeln, sei ein Konzept erprobt worden, Elitenkonkurrenz und Elitenkompromisse zwischen konkreten Akteuren an konkreten Orten zu untersuchen: das Konzept der „Arena“.2 Dieses methodische Instrument, Handlungs- und Darstellungsweisen zu analysieren, ohne in die Falle bereits vorausgesetzter Kategorisierungen und Verlaufsordnungen zu gehen, erläuterte DIETLIND HÜCHTKER (Leipzig) am Beispiel der Frauenpolitik in Galizien. Als „Kampf- und Schauplatz“, erlaubte sie konkurrierende Inszenierungen von „moderner“ Gesellschaft“: die Artikulation je akteurs- und kontextspezifisch motivierter und ritualisierter Ansprüche auf Gestaltungs- und Deutungshoheit – auf Elitenstatus. Als Arenen ähnlicher Aushandlungsprozesse um die Repräsentation gesellschaftlicher Realität in sozialer Absicht und mit – auch historiographisch – nachwirkenden (Status-) Zuweisungen nannte Hüchtker unter anderem Landtagspolitik und Wirtschaftsführung. MONIKA WIENFORT (Berlin) ordnete diese Forschungen in den Kontext der jüngeren europäischen Sozialgeschichte ein und strich den Beitrag einer an Ostmitteleuropa geschulten Sicht hervor, differenzierte Korrektive zu den von Müller angesprochenen Großerzählungen zu entwickeln. Perspektivisch sei an eine Hierarchisierung verschiedener Arenen zu denken. Des Weiteren regte Wienfort eine Blickverlängerung ins 20. Jahrhundert an, auch in Hinsicht auf eine Kritik eingeschliffener Periodisierungen und Zäsurbehauptungen. ANDRÁS VÁRI (Wien) schließlich sprach von einem methodischen „Durchbruch“, der jedoch einiger „Scharfstellungen“ bedürfe. Zunächst mahnte er eine Explikation der im Hintergrund stehenden Normen sowie eine Berücksichtigung des Konfessionellen an. Vor allem aber seien vorderhand die changierenden Nutzungen verschiedener Arenen durch dieselben Akteure, und damit deren Strategien im Umgang mit divergierenden Kontexten, unterbelichtet. Die Konzentration auf strategisch handelnde Akteure verführe dazu, die Eigenlogik und Institutionenkultur beispielsweise von Behörden zu unterschätzen.

ALFRUN KLIEMS (Leipzig) präsentierte einen Rückblick auf die literaturwissenschaftliche Forschungstradition am GWZO und zeigte begriffliche und theoretische Perspektiven für die zukünftige Arbeit. Sie griff Anregungen aus den postcolonial, gender und queer studies auf und entwickelte diese für die ostmitteleuropäische Exil- und Migrationsliteratur weiter. In dem 2004 erschienenen Handbuch zum ostmitteleuropäischen Literaturexil im 20. Jahrhundert sei in gewisser Weise auch ein Kanon errichtet worden, eine gemeinsame Festlegung auf eine Ästhetik des Exils aber nicht möglich gewesen.3 Es müsse danach gefragt werden, wie Exil, Migration, das Eigene und das Andere in Selbst- und Fremdzuschreibungen behauptet und konstruiert würden. Da dies immer an konkreten Orten geschehe, werde derzeit am GWZO eine Forschungsstrategie erprobt, die sich spezifischen Orten zuwende, an denen das jeweilige „trans-“ erst imaginiert und produziert werde. WOLFGANG MÜLLER-FUNK (Wien) schloss sich der Kliems’schen Problematisierung des dritten Raumes an und grenzte sich von der in der Literaturwissenschaft verbreiteten Interpretation des spatial turn ab. Er unterstrich, dass es nicht vorrangig um Räume, sondern um Prozesse gehen müsse. Ihm leuchte am ehesten der von Bachtin geprägte „Chronotopos“ ein. PETER ZAJAC (Berlin) argumentierte für eine verflochtene Betrachtung von Prozessen und Räumen und eine stärkere Wahrnehmung und Wahrnehmbarkeit von Orten. Übergänge zwischen dichotomischen Entweder-Oder-Prozessen müssten als gleitende, interferentielle Vorgänge in den Blick genommen werden. Ein Konzept wie die „mixed signs“ der Pearceschen Semiotik sei deshalb sinnvoller als eine dichotomische Semiotik.

STEFAN TROEBST (Leipzig) präsentierte die Zwischenbilanz des Forschungsprojekts zu den visuellen und historischen Kulturen Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert, in dem darum ging, das historische Konzept der Geschichtskultur samt seinen drei Dimensionen von Geschichtsschreibung, Geschichtspolitik und Literarisierung von Geschichte mit dem kunsthistorischen Ansatz der Visual Culture Studies – als Ausweitung der Kunstgeschichte über Ästhetisches hinaus mittels Einbeziehen von Bildkategorien – zu kombinieren. Ein Schwerpunkt lag auf der Staatssymbolik, vor allem auf der heraldisch-visuellen, desgleichen auf nationalen „Schlagbildern“ (Aby Warburg) sowohl regierungsamtlicher wie parteipolitischer, zivilgesellschaftlicher und religiöser Art. Als besonders aussagekräftige Medien nationalhistorischer Aufladung und visueller Verdichtung erwiesen sich zum einen von Kunstgeschichte wie Geschichtswissenschaft bislang vernachlässigte Kleinformen wie Exlibris – neben den besser erforschten Trägermedien wie etwa Geldscheinen. Ziel des Projekts war ein Denken vom Bild her, das sich auf die nationale Aufladung von und die visuelle Verdichtung in Bildern konzentriert. Als wichtigstes Projektergebnis wurde die Konzipierung des neuen Forschungsdesigns „Visuelle Geschichtskultur“ mit gleichnamiger Reihe benannt.4 Visuelle Geschichtskultur habe dabei eine andere inhaltliche Gewichtung als Visual History, wo es in erster Linie um die longue durée-Wirkung bestimmter Bilder gehe und nicht vorrangig nach den Akteuren und Rezipienten gefragt werde. Troebst beschrieb das Zusammenspannen von Geschichtskultur-Forschung und Visual Culture Studies zur Visuellen Geschichtskultur als einen Fall von Serendipity (Robert Merton), das heißt Zufallsfund („Zufallserfindsamkeit“). RUDOLF JAWORSKI (Kiel) plädierte dafür, dass man Visual History und Visuelle Geschichtskultur nicht immer voneinander trennen müsse. Das Projekt am GWZO sei die einzige Anlaufstelle für eine konsequente wissenschaftliche Aufarbeitung der visuellen Geschichtskultur Ostmitteleuropas und trete dem allgemein vorherrschenden „visuellen Analphabetismus“ der (Zeit-)historiker entgegen. Die Ethnologin STEPHANIE SCHWANDNER-SIEVERS (London) thematisierte das Verhältnis zwischen Artefakten kultureller Wirklichkeit und staatlichen Prozessen. Artefakte seien gesellschaftlich eingebettet, müssten also in ihrem gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden. In der Sowjetunion sei das Staatliche auch im privaten Bereich verhandelt werden, etwa wenn Exlibris als Träger für ein alternatives Geschichtsbild genutzt wurden.

ROBERT BORN (Leipzig) konstatierte, dass bisher kein Entwurf existiere, der Ostmitteleuropa als Kunstregion beschreibt. Zudem sei seit der Wende eine Alt- bzw. Neuordnung von großen Erzählungen über nationale Kunstgeschichten in den Staaten Ostmitteleuropas selbst zu beobachten.5 Born schlug vor, eine Historisierung der territorialen Grenzziehungen vorzunehmen. Er plädierte dafür, von der in Westeuropa gängigen Bewertung osteuropäischer Kunst als „Vertrautes Gewand, neues Thema“ wegzukommen. Trotz der erleichterten Forschungsmöglichkeiten und des Wissenstransfers seit der Wende sei die Kunst aus Ostmitteleuropa noch nicht in den Kanon des westlichen Wissenschaftsbetriebs eingeschrieben worden. MICHAELA MAREK (Leipzig) sagte, dass eine Kunstregion Ostmitteleuropa zwischen den Fingern zerrinne, wenn man die stark gebundene soziale Facette von Kunstbegriffen, ihre Situationsabhängigkeit und Konjunkturbedingtheit in Betracht zöge. Die Frage, welche charakteristischen zeitenüberdauernden Züge in einer Großregion zu finden seien, könne nicht im Vordergrund stehen. Es gehe um die Region als Schauplatz von Kunst einschließlich der diskursiven Elemente, weshalb der Versuch unternommen werden solle, systematisch Analogien zu anderen Regionen in Betracht zu ziehen. KATARZYNA MURAWSKA-MUTHESIUS (London/Berlin) präsentierte Karten als Medien, die Ostmitteleuropa als kulturelle Entität darstellen und als eine Kunstregion konstruieren würden.

In der letzten Sektion verwiesen MATTHIAS MIDDELL (Leipzig) und FRANK HADLER (Leipzig) auf die gegenwärtige Konjunktur der transnationalen Geschichte. Diese identifiziere grenzüberschreitende Prozesse sowie Interaktionen als das zentrale Movens der Geschichte und problematisiere so die Container-Vorstellung von nationalisierten Gesellschaften. Das von ihnen geleitete Projekt „Ostmitteleuropa transnational“ am GWZO prüfe, inwiefern sich der transnationale Zugriff auf die Region Ostmitteleuropa lohne. Dabei seien die laufenden Studien in fünf Dimensionen organisiert. Bezogen auf ostmitteleuropäische Fälle werden untersucht: Prozesse von Migration und der Konstitution von Diasporas, wirtschaftliche Verflechtung und Positionierungsversuche in der Weltwirtschaft, kulturelle Repräsentationen und Aneignung des Fremden, der Wandel und die Herstellung von Territorialisierungsregimen und die Aushandlung transnationaler Konstellationen in internationalen Organisationen. Diese Forschungen am GWZO integrieren damit Ostmitteleuropa in die internationale Diskussion um transnationale Geschichte. In Bezug auf die Transnationalität dieser Region gebe es zwei konträre Positionen: Während einerseits davon ausgegangen werde, dass sie „noch nicht“ transnational genug sei, weil erst vor kurzem tatsächlich in Globalisierungsprozesse eingebunden, werde andererseits behauptet, es handele sich bei dieser Region um eine transnationale par excellence, gegründet auf historisch weit zurückreichende Traditionen der Multiethnizität und -kulturalität. Dagegen müsse aber der Blick für neue, dieser Dichotomie widersprechende Befunde frei gehalten werden. In den vorab übermittelten Kommentaren wurde betont, dass sich Transnationalität von Ostmitteleuropa – so PAVEL KOLÁŘ (Potsdam) – unter anderem aus der permanenten Referenz auf den Westen entweder als Gegenpart oder als Vorbild während Zeit des Sozialismus sowie aus der Auseinandersetzung der postsozialistischen Gesellschaften mit dem Westen ergebe. MICHAL KOPEČEK (Prag) wies darauf hin, dass hinter trans- oder supranationalen Narrativen häufig nationale Interessen stünden, wie dies am Beispiel der slawischen Idee gezeigt werden könne. Grundsätzlich plädierte er für eine Integration und Komplementarität transnationaler und nationaler Geschichtsschreibung.

Die Diskussionen zeigten ein unterschiedliches Regionsverständnis der verschiedenen Disziplinen (Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft). Insgesamt wurde in den Debatten die Forderung nach verstärkter Berücksichtigung vergleichender Forschung zu transnationalen und Verflechtungsphänomen deutlich. Mehrere Referenten und Referentinnen ordneten die Betrachtung Ostmitteleuropas in die breitere europäische Historiographie oder Weltgeschichtsschreibung ein (Sektionen zur Europäisierung in der Frühzeit Ostmitteleuropas, zu Metropolen und zu Ostmitteleuropa in transnationaler Perspektive). Die Jahrestagung präsentierte zudem theoretisch-konzeptionelle und begriffliche Instrumentarien für die Deutung sowohl der Spezifik der Region als auch für ihre Eingliederung in Regionen übergreifende Forschungsdebatten (Sektionen zum ostmitteleuropäischen Exil und zur Visuellen Geschichtskultur). Die sich so vollziehende Flexibilisierung des Begriffs Ostmitteleuropa begrüßte Klaus Zernack in der Abschlussdiskussion. Im Verlauf der Tagung wurde deutlich, wie die im Kontext internationaler und interdisziplinärer Ausrichtung stehenden Forschungsansätze und -ergebnisse der Projekte am GWZO belebend in einen breiteren Forschungskontext eingebracht werden können.

Konferenzübersicht:

Abendvortrag von Claus Offe (Berlin): Das Dilemma der Gleichzeitigkeit. Ein Rückblick auf die Transformationsforschung.

Eröffnung: Christian Lübke

_Sektion I: Chronologie, Ethnos, Europäisierung. Die interdisziplinäre Erforschung der Frühzeit
Ostmitteleuropas_
Präsentation: Matthias Hardt (Leipzig)
Kommentare: Friedhelm Debus (Kiel) / Sebastian Brather (Freiburg)

Sektion II: Metropolen in Ostmitteleuropa. Orte des Kulturtransfers
Präsentation: Winfried Eberhard (Leipzig) / Jiří Fajt (Leipzig)
Kommentare: Peter Johanek (Münster) / Robert Suckale (Berlin)

Sektion III: Akteure – Arenen – Aushandlungsprozesse. Elitenwandel im 19. Jahrhundert als Forschungsproblem
Präsentation: Michael G. Müller (Halle) / Dietlind Hüchtker (Leipzig)
Kommentare: Monika Wienfort (Berlin) / András Vári (Wien)

_Sektion IV: Ostmitteleuropäisches Exil? Vom national verstandenen Exil zur transkulturell begriffenen
Migration_
Präsentation: Alfrun Kliems (Leipzig)
Kommentare: Wolfgang Müller-Funk (Wien) / Peter Zajac (Berlin)

Das Völkerschlachtdenkmal als transnationaler Erinnerungsort
Denkmalführung mit Volker Rodekamp (Leipzig)

Sektion V: Visuelle Geschichtskultur. Zwischenbilanz eines Forschungsdesigns
Präsentation: Stefan Troebst (Leipzig)
Kommentare: Rudolf Jaworski (Kiel) / Stephanie Schwandner-Sievers (London)

Sektion VI: Räume, Identitäten und Kontakte. Überlegungen zu Ostmitteleuropa als Kunstregion
Präsentation: Robert Born (Leipzig)
Kommentare: Michaela Marek (Leipzig) / Katarzyna Murawska-Muthesius (London/Berlin)

Sektion VII: Transcending Borders. Ostmitteleuropa in transnationaler Perspektive
Präsentation: Frank Hadler (Leipzig) / Matthias Middell (Leipzig)
Kommentare: Michal Kopeček (Prag) / Pavel Kolář (Potsdam)

Anmerkungen:
[1] Claus Offe, Der Tunnel am Ende des Lichts. Erkundungen der politischen Transformation im Neuen Osten, Frankfurt am Main 1994.
2 Dietlind Hüchtker / Michael G. Müller / Karsten Holste (Hrsg.), Aufsteigen und Obenbleiben in europäischen Gesellschaften des 19. Jahrhunderts. Akteure – Arenen – Aushandlungsprozesse, Berlin 2009.
3 Eva Behring / Alfrun Kliems / Hans-Christian Trepte (Hrsg.), Grundbegriffe und Autoren ostmitteleuropäischer Exilliteraturen 1945-1989. Versuch einer Systematisierung und Typologisierung, Stuttgart 2004.
4 Informationen zur Reihe „Visuelle Geschichtskultur“ unter: <http://www.boehlau.at/Visuelle_Geschichtskultur.htm> (27.08.2009).
5 Robert Born / Alena Janatkova / Adam S. Labuda (Hrsg.), Die Kunsthistoriographien in Ostmitteleuropa und der nationale Diskurs, Berlin 2004.