Die Polizei im NS-Staat

Die Polizei im NS-Staat

Organisatoren
Deutsche Hochschule der Polizei in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum und der Villa ten Hompel, Münster
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.05.2009 - 15.05.2009
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Von
Mariana Hausleitner / Florian Dierl / Martin Hölzl / Andreas Mix, Deutsche Hochschule der Polizei

Die Erforschung der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten grundlegend geändert; die Beteiligung der Ordnungs- und Kriminalpolizei an den NS-Verbrechen ist inzwischen hinlänglich dokumentiert und die Rolle der Gestapo, lange Zeit die Chiffre für den Terror des „Dritten Reichs“, wurde neu bestimmt. Das von der Deutschen Hochschule der Polizei veranstaltete Symposium „Die Polizei im NS-Staat“ bot eine Bestandsaufnahme dieser Forschung. Es ist Teil eines Projekts, mit dem die deutsche Polizei ihre eigene Geschichte im NS-Regime aufarbeiten will.1

In seinem Eröffnungsvortrag skizzierte PATRICK WAGNER (Halle) die Entwicklungen der Polizei von 1933 bis 1945. Als „Kern des völkischen Maßnahmenstaats“ habe sie sukzessive ihre Aufgaben ausgeweitet und immer neue Bevölkerungsgruppen ins Visier genommen. In der Abendveranstaltung diskutierte HARALD WELZER (Essen) mit dem Regisseur ROMUALD KARMAKR (Berlin) über dessen vielfach ausgezeichneten Film „Das Himmler-Projekt“ (2000). Darin liest der Schauspieler Manfred Zapatka die berüchtigte Rede Heinrich Himmlers vor den SS-Gruppenführern in Posen vom Oktober 1943. Die minimalistische Umsetzung – Zapakta liest den Text nüchtern vom Blatt ab vor einem neutralen Hintergrund – lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers ganz auf den Inhalt der Rede, von der eine Tonbandaufzeichnung überliefert ist. Im Gespräch mit Welzer schilderte Karmakar die Reaktionen von Zuschauern und Kritikern auf das Filmprojekt. Der Workshop „Die Polizei im Reich und danach“ unter der Leitung von PETER LONGERICH (London) beleuchtete die Handlungsmöglichkeiten und Radikalisierungsformen verschiedener Tätergruppen in der Polizei und den Umgang mit der Vergangenheit der Polizei in den beiden deutschen Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg. THOMAS KÖHLER (Münster) untersuchte am Beispiel des für das Rheinland und Westfalen zuständigen Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) „West“ die höchste regionale Führungsebene im SS- und Polizeiapparat. In einem gruppenbiographischen Vergleich stellte er Gemeinsamkeiten im Lebenslauf und ein persönliches Treue- und Abhängigkeitsverhältnis zu Himmler als wesentliche Merkmale dieser „Weltanschauungs- und Repräsentationselite“ heraus. Zugleich betonte er die herausragende Rolle der HSSPF im Prozess der gezielten Entgrenzung von Gewalt durch das NS-Regime – sei es als „Manager der Endlösung“ in den osteuropäischen Besatzungsgebieten oder bei der Durchsetzung von Terrormaßnahmen gegen die reichsdeutsche Bevölkerung in der Endphase des Kriegs. Die Bedeutung einer frühzeitigen politischen Radikalisierung für den späteren Karriereverlauf unterstrich auch ANDREAS SCHNEIDER (Meiningen) in seinem Referat über die zwei als „Eichmanns Gehilfen“ bei der Verfolgung und Ermordung der europäische Juden tätigen Brüder Hans und Rolf Günther. War nach Schneiders Aussage auch für die Angehörigen der mittleren Führungsebene der Gestapo ein relativer breiter Spielraum bei der Realisierung der rassenideologischen Zielsetzungen gegeben, so stand gleichwohl das Ansehen der „Organisatoren und Planer des Völkermords“ innerhalb der SS-Institutionen gegenüber dem der „Direkttäter“ vor Ort zurück. Weitgehende Handlungsfreiheit in der Ausführung der Verfolgungsmaßnahmen bei gleichzeitiger „Spezialisierung“ auf bestimmte Opfergruppen kennzeichnete auch die polizeiliche Praxis der lokalen Behörden, wie MARKUS GÜNNEWIG (Dortmund) am Beispiel der Dortmunder Gestapo im Zweiten Weltkrieg ausführte. Die zunehmende Übertragung von Verhaltensmustern, wie sie von Polizisten im Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa eingeübt worden waren, auf die „Heimatfront“ sei nicht nur den Zwängen des Machterhalts geschuldet gewesen, sondern habe eine logische Konsequenz aus dem ideologischen Selbstverständnis der Institution gebildet.

Unterschiedliche Wege der Konfrontation mit den NS-Verbrechen und deren „Bewältigung“ im Rahmen gesellschaftlicher Diskurse der Bundesrepublik und der DDR wurden in den Referaten zur Nachkriegszeit deutlich: Während KLAUS WEINHAUER (Lüneburg) auf das Bemühen in den westdeutschen Länderpolizeien hinwies, sich institutionell in der vermeintlich positiven demokratischen Tradition der Polizei in der Weimarer Republik zu verorten, hob WERNER LIERSCH (Berlin) das kollektive Beschweigen der NS-Vergangenheit der Polizei in der DDR-Öffentlichkeit hervor. Bis heute sei, wie der von ihm geschilderte „Fall Strittmatter“ belegt, die polizeigeschichtliche Diskussion vor allem von der bundesdeutschen Perspektive dominiert. Liersch hatte 2008 Erwin Strittmatters Tätigkeit als Schreiber in einem Bataillon der Ordnungspolizei publik gemacht.2

Die Vorträge in dem von KLAUS-MICHAEL MALLMANN (Stuttgart) moderierten Panel kreisten um den Einsatz der Polizei im besetzten Osteuropa. STEFAN KLEMP (Jerusalem) zeigte am Beispiel des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Erich Steidtmann, dass die Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus bis in die Gegenwart reicht. Als Kompaniechef des berüchtigten Reserve-Polizeibataillons 101 war Steidtmann von der Hamburger Staatsanwaltschaft mehrfach vernommen, jedoch niemals angeklagt worden. Durch eine Zivilrechtliche Auseinandersetzung über die Darstellung seiner Person in der Autobiographie von Lisl Urban wurde die Öffentlichkeit 2007 auf Steidtmann aufmerksam. 3 Die Justiz nahm erneut Ermittlungen auf, die sich aber auf die Tätigkeit Steidtmanns im Warschauer Ghetto konzentrieren. RALF KLEIN (Dortmund) stellte seine Forschungen zum Polizei-Gebirgsjägerregiment 18 vor. Die 1942 in Tirol aufgestellte Einheit erwarb sich durch ihren Einsatz in Slowenien, Griechenland und Italien den Ruf einer Elitetruppe im „Partisanenkampf“. In einem Bataillon des Regiments war Erwin Strittmatter als Schreiber tätig. Klein wies darauf hin, dass es aufgrund der Quellenlage kaum möglich ist, die Einsätze des Regiments genauer zu rekonstruieren. Weitaus besser dokumentiert ist die Geschichte des Polizeibataillons 322, mit dessen Einsätzen in Weißrussland sich LEONID REIN (Jerusalem) beschäftige. Das Bataillon war im Sommer 1941 maßgeblich am Mord an den Juden in Ostpolen und Weißrussland beteiligt. Im Kriegstagebuch und in Fotoalben sind die Einsätze, aber auch die weltanschauliche Schulung und Freizeitgestaltung der Truppe dokumentiert. Die rasche Ausweitung des Mordens vollzog sich, so Rein, im Wechselspiel von Anweisungen von oben und Selbstermächtigung radikaler Kompanieführer von unten. Mit den sowjetischen Roma richtete MARTIN HOLLER (Berlin) den Blick auf eine Opfergruppe, über die bis heute wenig bekannt ist. Anders als die Juden tauchen die Roma in den Akten der deutschen Besatzer meist nicht auf, so dass kaum gesicherte Erkenntnisse über die Zahl der von den Deutschen und ihren Helfern ermordeten Roma bekannt sind. Anhand von sowjetischen Untersuchungsberichten aus russischen Regionalarchiven konnte Holler nachweisen, dass Einsatzgruppen und Polizeieinheiten bis zum Frühjahr 1942 alle sowjetischen Roma ermordeten, soweit die Deutschen ihrer habhaft wurden. KATRIN STOLL (Bielefeld) untersuchte am Beispiel des Prozesses gegen Angehörige aus der Dienststelle des Kommandeurs der Sicherheitspolizei in Bialystok vor dem Landgericht Bielefeld, wie die Täter über ihre Taten sprachen. Die überlieferten Tonbandprotokolle vermitteln einen Eindruck von der Kommunikation vor Gericht. Die Taten und die Opfer wurden dabei nur selten direkt benannt. Stoll wies dabei auf die Bedeutung dieser Quellen hin. Anders als in den Vernehmungsprotokollen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaften erlauben die Tonbänder einen unmittelbaren Zugriff auf die Sprache und Ausdrucksweise der Täter im juristischen Diskurs. JÜRGEN KILIAN (Passau) zeigte am Beispiel des rückwärtigen Frontgebiets im Raum Leningrad, wie die verschiedenen Polizeisparten untereinander und mit den anderen Instanzen des deutschen Besatzungs- und Militärapparats zusammenarbeiteten. Nicht Konkurrenz und Polykratie, sondern Sachzwänge und Pragmatismus bestimmten Kilian zufolge die Arbeit der Polizei in dem Gebiet, das die Deutschen von 1941 bis 1944 beherrschten.

In dem von ALF LÜDTKE (Erfurt) moderierten Panel „Kooperation und Kollaboration“ bildeten situative und lokale Erkundungen polizeilichen Handelns im Kontext der NS-Besatzungsherrschaft den thematischen und methodischen Schwerpunkt der Vorträge. SEBASTIAN WEITKAMP (Osnabrück) beleuchtete die Scharnierfunktion der Polizei-Attaches zwischen Auswärtigem Amt, SS-Reichssicherheitshauptamt und dem Franco-Regime. MAXIMILIAN BECKER (Frankfurt a.M.) und HANS-JOACHIM HEUER (Hannover) stellten in ihren Beiträgen die zunehmende Verfügungsmacht der Polizei über die Opfer des NS-Regimes gegenüber den anderen NS-Herrschaftsträgern heraus. In seiner Untersuchung der polizeilichen Zusammenarbeit zwischen dem „Dritten Reich“ und dem faschistischen Italien stellte PATRICK BERNHARD (Rom) vielfältige professionelle wie ideologische Transferbeziehungen zwischen beiden Herrschaftssystemen fest, welche die Frage aufwarfen, inwieweit die enge Kooperation bei der Verfolgung politischer und weltanschaulicher Gegner als Typ einer „faschistischen Repressionsinternationale“ beschrieben werden kann. Die Möglichkeit und Grenzen, das Zusammenwirken von deutscher Polizei und einheimischen Kollaborationskräften anhand der verfügbaren Quellen dicht zu beschreiben, wurden im Referat von VAIOS KALGORIS (Florina) und STRATOS DORDANAS (Karlsruhe) über die deutschen Polizeibehörden im besetzten Griechenland sichtbar. Als eines der seltenen dokumentierten Beispiele für widerständiges, „eigensinniges“, Verhalten innerhalb von Polizeiformationen zeichneten ANDREAS SCHNEIDER (Meiningen) und STEFAN KLEMP (Jerusalem) das Schicksal der Angehörigen des Luxemburger Polizeiausbildungsbataillons nach, die während des Zweiten Weltkriegs den Gehorsam gegenüber deutschen Mordbefehlen im Partisanenkampf verweigerten und dafür zum Teil mehrjährige KZ-Haft und die Hinrichtung in Kauf nahmen.

In dem von PATRICK WAGNER (Halle) moderierten Panel „Mehr als Gestapo und Orpo“ wurden unterschiedliche Themen zusammengefasst, in deren Mittelpunkt die Alltagsarbeit der Polizei stand. DIRK GÖTTING (Hannover) behandelte die weibliche Kriminalpolizei in der Weimarer Republik und die Veränderungen nach 1933. In Preußen kamen die Kriminalbeamtinnen vor allem aus der Frauenbewegung und der Sozialdemokratie. Sie kümmerten sich um abweichendes Verhalten von Jugendlichen und Frauen, das Ziel war die Verbesserung von deren individueller Lage. Im NS-Staat ging es nicht mehr um die Integration Einzelner, sondern um Ausgrenzung von „Artfremden“. Die Beamtinnen jüdischer Herkunft oder mit sozialdemokratischen Hintergrund wurden sofort suspendiert. Götting stellte die Leiterin der Berliner Kriminalpolizei Friederike Wieking vor, die durch Anpassung im NS-System Karriere machte. BETTINA BLUM (Münster) ging auch auf Wieking ein, der die Jugendschutzlager Moringen und Uckermark unterstanden. Unter Maßnahmen zur Kriminalprävention fielen nun nicht nur Straffällige, sondern auch die Nachkommen von Mehrfachtätern, weil deren Erbanlagen als Gefährdung der Volksgemeinschaft galten. THOMAS ROTH (Bonn) referierte über die Repression sozialer Randgruppen durch die Kriminalpolizei am Beispiel Kölns. Für Sinti gab es schon in der Weimarer Republik Konzepte zur gewaltsamen Resozialisierung, doch nach 1933 bedeutete die Zurechnung zur Gruppe „Zigeuner“ Haft, Deportation und schließlich Vernichtung. BERND LEMKE (Potsdam) sprach über den Einsatz der Polizei beim Luftschutz in den Kriegsjahren. Mit den Luftschutzmaßnahmen stabilisierte die Polizei die zerfallende Ordnung und disziplinierte die „Volksgemeinschaft“. Mit Waffengewalt ging die Polizei gegen echte und angebliche Plünderer vor, Juden und Kriegsgefangenen war der Zutritt zu Bunkern verboten. CLEMENS HEITMANN erweiterte die Perspektive durch die Betrachtung von Luftschutzmaßnahmen im Kalten Krieg in den beiden deutschen Staaten. Für die DDR stellte er dabei strukturelle Parallelen zur NS-Zeit her. Beide Regime betrieben den Luftschutz mit einem hohen administrativen Aufwand und umfangreichen Propagandamaßnahmen. Mit der Polizeiseelsorge nahm MICHAEL ARNEMANN (Münster) einen bislang kaum beachteten Aspekt der Polizeiarbeit in den Blick. Arnemann wies darauf hin, dass die Polizeiseelsorge am Ende der Weimarer Republik versuchte, der Radikalisierung entgegenzuwirken. Sie wurde 1937 in die Wehrmachtsseelsorge integriert und ihr bekanntester Vertreter Reinhold Friedrich im KZ Dachau interniert. JENS DOBLER und HERBERT REINKE (Berlin) stellten ihr Projekt über Kriminalität und Kontrolle in Berlin 1930-1950 vor. Im Fokus steht dabei die Arbeit der Kripo, die im NS-System nicht nur für die Verfolgung von Straftätern im herkömmlichen Sinn, sondern auch für die Verfolgung von „Zigeunern“ und „Asozialen“ (vor allem Obdach- und Arbeitslosen und Prostituierten) zuständig war.

Das Panel V „Cop Culture und historisch-politische Bildungsarbeit“, das von CHRISTOPH SPIEKER (Münster) moderiert wurde, diskutierte das Tagungsthema aus didaktischer Perspektive. TOM HEFTER (Münster) berichtete über historisch-politische Bildungsarbeit mit Polizeibeamten im Münsteraner Geschichtsort Villa ten Hompel. Im Rahmen von Seminartagen beschäftigen sich Polizisten am ehemaligen Sitz des regionalen Befehlshabers der Ordnungspolizei mit der Geschichte ihrer eigenen Profession in der NS-Zeit. Einen methodischen Zugang bilden dabei Lebensläufe eines Täters, eines Mitläufers sowie eines Retters in Uniform, um individuelle Handlungsmöglichkeiten auch unter den Bedingungen einer Diktatur deutlich werden zu lassen. RAFAEL BEHR (Hamburg) stellte in seiner Präsentation die Bildungsarbeit mit Polizeibeamten in einen allgemeineren Kontext. Ausgehend von seiner Studie „Cop Culture“ machte er die Unterschiede zwischen den Leitbildern und Handlungsmustern der offiziellen Polizeikultur und denen der internen Polizistenkultur deutlich. Bezogen auf die Bildungsarbeit plädierte Behr dafür, genau diese Widersprüche zum Thema zu machen, um Polizisten in Routinesituationen weniger anfällig für Normenverletzungen zu machen. ELKE GRYGLEWSKI (Berlin) referierte über berufsgruppenspezifische Bildungsangebote in der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz. Mit Beispielen aus Seminaren für Justizangestellte, Pflegepersonal und Polizisten ging sie insbesondere auf solche Berufe ein, die unmittelbar an den NS-Verbrechen beteiligt waren. Als Beitrag zur lokalen Geschichtsvermittlung stellte FRANK DÖBERT (Jena) die von ihm erarbeitete Ausstellung über das Polizeibataillon 311 aus Jena vor. Die im Stadtmuseum gezeigte Ausstellung wurde auch von vielen Polizeibeamten der Region besucht, die sich vor Ort mit der Rolle der Ordnungspolizei im Holocaust und den Nachkriegskontinuitäten auseinandersetzten.

Das Symposium zur Geschichte der Polizei im NS-Staat richtete sich gleichermaßen an Wissenschaftler und Polizeibeamte. Dass die Ergebnisse der Forschungen aus den letzten zwanzig Jahren innerhalb der Polizei noch nicht in vollem Umfang rezipiert worden sind, wurde in der Abschlussdiskussion deutlich. Das von der Deutschen Hochschule der Polizei getragene Projekt will die Kenntnisse über die Polizei im NS-Staat mit einer Ausstellung im Deutschen Historischen Museum einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen.

Konferenzübersicht:

Begrüßung
Präsident Klaus Neidhardt (Deutsche Hochschule der Polizei)

Einführungsvortrag
Patrick Wagner (Halle): Der Kern des völkischen Maßnahmenstaates. Rolle, Macht und Selbstverständnis der Polizei im Nationalsozialismus.

Abendveranstaltung
Über den Umgang mit der NS-Vergangenheit im Film – Dialog zwischen dem Regisseur und Filmemacher Romuald Karmakar (Berlin) und Harald Welzer (Essen)

Panel I – Die Polizei im Reich und danach
Moderation: Peter Longerich (London)

Thomas Köhler (Münster): Himmlers Weltanschauungselite für Rheinland und Westfalen: Die höheren SS- und Polizeiführer West. Eine gruppenbiographische Annäherung.

Andreas Schneider (Meiningen): Eichmanns Stellvertreter: Die Erfurter Gestapo-Brüder Hans und Rolf Günther.

Markus Günnewig (Dortmund): Rassenwahn und Massenmord. Die Gestapo im Zweiten Weltkrieg am Beispiel der Staatspolizeistelle Dortmund.

Klaus Weinhauer (Lüneburg): Vom Umgang mit der NS-Vergangenheit in der bundesdeutschen Schutzpolizei der 1950/60er Jahre.

Werner Liersch (Berlin): Die Geschichte der Ordnungspolizei, keine Geschichte der DDR -Eine Bestandsaufnahme am Beispiel der verschwiegenen Zugehörigkeit des prominenten DDR-Autors Erwin Strittmatter zur OrPo.

Panel II – Die deutsche Polizei im Osten
Moderation: Klaus-Michael Mallmann (Stuttgart)

Stefan Klemp (Jerusalem): Ganz normale Männer, ganz gewöhnliche Leben, ganz übliche Ermittlungen?

Ralf Klein (Dortmund): Das Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18.

Leonid Rein (Jerusalem): Das 322. Polizeibataillon und der Mord an den weißrussischen Juden.

Martin Holler (Berlin): Der nationalsozialistische Völkermord an den Roma in den Militärgebieten der deutsch besetzten Teile der Sowjetunion: Organisation, Ausmaß und Tätergruppen.

Katrin Stoll (Bielefeld): Die Räumung des Bialystoker Ghettos aus der Perspektive der Täter.

Jürgen Kilian (Passau): Das Zusammenwirken deutscher Polizeiformationen im Kriegseinsatz am Beispiel des Leningrader Gebietes 1941-1944.

Panel III – Kooperation und Kollaboration
Moderation: Alf Lüdtke (Erfurt)

Sebastian Weitkamp (Osnabrück): SS-Diplomaten - Die Polizei-Attaches des Reichssicherheitshauptamtes an den deutschen Auslandsmissionen.

Maximilan Becker (Frankfurt am Main): Konfrontation und Kooperation: Polizei und Justiz in den
eingegliederten Ostgebieten.

Hans-Joachim Heuer (Hannover): Über das polizeiliche Töten im Dritten Reich.

Patrick Bernhard (Rom): Die Polizeizusammenarbeit zwischen Drittem Reich und italienischem Faschismus, 1933-1943.

Vaios Kalogrias (Florina)/Stratos Dordanas (Karlsruhe): Deutsche Polizeibehörden im besetzten Thessaloniki 1941-1944.

Andreas Schneider (Meiningen)/Stefan Klemp (Jerusalem): Deserteure, Kollaborateure, Resistenzler? Vom “Corps des Gendarmes et Volontaires“ zum Polizei-Ausbildungsbataillon (L) und seinem opferreichen Weg im II. Weltkrieg.

Panel IV – Mehr als Gestapo und Orpo
Moderation: Patrick Wagner (Halle)/Alfons Kenkmann (Leipzig)

Dirk Götting (Hannover): Die Weibliche Kriminalpolizei in Preußen im Übergang von der Republik zum Nationalsozialismus; ein Reformprojekt zwischen Krise und Neuorientierung.

Bettina Blum (Münster): Weibliche Polizei – soziale Polizei? Weibliche „Jugendpolizei“ zwischen Demokratie und Diktatur 1927-1952.

Thomas Roth (Bonn): Kriminalpolizei, Verbrechensbekämpfung und die Repression sozialer Randgruppen im "Dritten Reich". Konzeptionen, Verfolgungsinstrumente und lokale Handlungsmuster.

Clemens Heitmann/Bernd Lemke (Potsdam): Die deutsche Polizei und der totale Krieg. Sicherheitsapparate sowie Staats- und Gesellschaftssysteme im Spiegel von Luft- und Zivilschutzorganisation.

Michael Arnemann (Münster): Kirche und Polizei: Zwischen Gleichschaltung und Selbstbehauptung. Historische Grundlagen und aktuelle Perspektiven für kirchliches Handeln in staatlichen Organisationen.

Jens Dobler/Herbert Reinke (Berlin): "19. Mai 1943: Diebstahl von Fleischmarken": Kriminalität und Polizei in Berlin, 1933-1945.

Panel V – Cop culture und historisch-politische Bildungsarbeit
Moderation: Christoph Spieker (Münster)

Tom Hefter (Münster): Historisch-politische Bildungsarbeit für die Polizei im Geschichtsort Villa ten Hompel– Erfahrungen und Perspektiven.

Rafael Behr (Hamburg): Cop Culture und historisch-politisches Lernen – zum Kontext der Bildungsarbeit mit Polizeibeamten.

Elke Gryglewski (Berlin): Der schwierige Blick zurück.Berufsgruppen und ihre NS-Vergangenheit.

Frank Döbert (Jena): Geschichtsvermittlung vor Ort. Eine Ausstellung zum Polizeibataillon 311 in Jena.

Plenumsveranstaltung – Vorstellung der Ergebnisse der Panels und Diskussion
Peter Longerich (London)
Klaus-Michael Mallmann (Stuttgart)
Alf Lüdtke (Erfurt)
Patrick Wagner (Halle)
Alfons Kenkmann (Leipzig)
Christoph Spieker (Münster)

Anmerkungen:
1 Eine Darstellung des Projekts findet sich unter <http://www.dhpol.de/de/hochschule/Fachgebiete/01_projekt.php> (05.06.2009).
2 <http://www.faz.net/s/
Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/
Doc~E2A1853FF405F42908C1077A1C56B79BD
~ATpl~Ecommon~Scontent.html> (05.06.2009).
3 Zahlreiche Medien berichteten über den Fall. Eine der ersten Reaktionen: <http://www.welt.de/kultur/article1341609/Streit_um_One_Night_Stand_eines_SS_Offiziers.html> (05.06.2009).


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