"L'art de la paix". Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens

"L'art de la paix". Kongresswesen und Friedensstiftung im Zeitalter des Westfälischen Friedens

Organisatoren
Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte e.V.; Christoph Kampmann, Universität Marburg; Maximilian Lanzinner, Universität Bonn; Guido Braun / Antje Oschmann / Michael Rohrschneider, Bonn; Deutsche Historische Institute Paris und Rom
Ort
Bonn
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.03.2009 - 28.03.2009
Url der Konferenzwebsite
Von
Kerstin Weiand, Neuere Geschichte I, Philipps-Universität Marburg

Zum 350. Mal jährt sich der Pyrenäenfrieden zwischen Frankreich und Spanien und damit die endgültige Beilegung der Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges. Dies diente als Anlass, die Kunst frühneuzeitlicher Friedensstiftung, „L’art de la paix“, im 17. Jahrhundert zum Thema einer Tagung zu machen. Ziel war es, eine Zwischenbilanz der aktuellen Friedensforschung zu ziehen und darüber hinaus neue Entwicklungslinien aufzuzeigen und zur Diskussion zu stellen. Entsprechend der komparatistisch angelegten Tagungskonzeption war auch die Konferenz selbst ein internationales Gemeinschaftsunternehmen. In seinem Grußwort würdigte der französische Generalkonsul vor allem das erfolgreiche deutsch-französische Zusammenwirken, das die Konferenz ermöglicht habe.

Wie CHRISTOPH KAMPMANN (Marburg) im Einführungsreferat bei der Erläuterung der Tagungskonzeption darlegte, war die Frühe Neuzeit ein auch, aber eben nicht nur von Bellizität geprägtes Zeitalter. Charakteristisch sei neben der Allgegenwart des Krieges auch das prinzipielle Fortbestehen der Friedensnorm gewesen und darüber hinaus die Fähigkeit von Politik und Diplomatie, die bellizistische Orientierung immer wieder in der Praxis zu durchbrechen und Frieden konkret herzustellen. Ein wichtiges Medium seien die Friedenskongresse gewesen, die seit dem Westfälischen Friedenskongress stattfanden. Ihrer vergleichenden Betrachtung galt das besondere Augenmerk der Konferenz. Eine Zwischenbilanz der aktuellen Friedensforschung sei zum jetzigen Zeitpunkt vielversprechend, nicht nur wegen des beeindruckenden Fortschritts der Acta Pacis Westphalicae seit dem Friedensjubiläum von 1998, sondern weil Friedensforschung seit einiger Zeit multiperspektivisch betrieben, neben der Rekonstruktion der politischen Entscheidungen auch Formen und Repräsentationen, der kulturellen Dimension der Friedensstiftung besondere Aufmerksamkeit gewidmet werde. Ausgehend vom Westfälischen Frieden sollten Entwicklungslinien und Brüche in der Friedensstiftung des derzeit oft eher unter dem Aspekt seiner Bellizität betrachteten 17. und frühen 18. Jahrhunderts aufgezeigt werden und damit ein kritischer Beitrag zur aktuellen Diskussion um die Fernwirkung des Westfälischen Friedens geleistet werden.

Im Mittelpunkt von fünf Sektionen standen die Verfahren und Träger der Friedenspolitik, die Möglichkeiten und Formen politischer Kommunikation sowie die Fragen nach politischen Leitvorstellungen und Argumentationmustern und der Rolle religiöser bzw. konfessioneller Zielsetzungen in den Friedensverhandlungen. Das ambitionierte Programm spiegelte eine große thematische und methodische Breite: Neben kulturgeschichtlich orientierten Beiträgen fanden sich auch solche, die etwa die außereuropäische Perspektive, die Beharrungskraft des Konfessionellen in den Staatenbeziehungen, den rechtshistorischen oder ökonomischen Kontext oder die Rolle der Öffentlichkeit thematisierten.

Im Zeichen aktueller Grundlagenforschung stand der Auftakt der Tagung: Seit nunmehr über 50 Jahren gibt die Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte die Acta Pacis Westphalicae (APW) mit höchstem editorischen Anspruch heraus. In bislang 41 Bänden macht dieses Großprojekt der Wissenschaft die Akten des Westfälischen Friedenskongresses verfügbar. Als wertvoll hat sich die Betreuung der Edition durch die Bonner Arbeitsstelle der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte erwiesen, hat sich diese doch mit der Zeit zu einem wichtigen Zentrum der Friedensforschung entwickelt. Darauf wies MAXIMILIAN LANZINNER (Bonn), der Leiter der Arbeitsstelle, hin, der in seinem Referat eine Bilanz zog. Neben den Ursprüngen und Ansprüchen des Editionsprojektes konnte er auf dessen beachtliche Produktivität und Umfang hinweisen. 1 Der Erfolg der APW, so Lanzinner, zeige sich vor allem an der intensiven Rezeption und Zustimmung innerhalb der Geschichtswissenschaft und an ihrem Beitrag zum öffentlichen Erinnerungsdiskurs. Diese interne Beurteilung ergänzte ISABELLE RICHEFORT (Paris), die die Bedeutung der APW für die französische Geschichtswissenschaft beleuchtete. Indem sie die Reflexion über die APW den einzelnen Sektionen voranstellten, setzten die Veranstalter zu Recht einen deutlichen Akzent, sind die APW doch nicht allein Quelle aktueller Friedensforschung, sondern nicht selten deren Voraussetzung und Stimulans, wie dies in den folgenden Referaten manifest wurde.

Träger und Formen der Friedensverhandlungen standen im Blickfeld der ersten Sektion. LUCIEN BÉLY (Paris) untersuchte in diesem Rahmen das Profil der Gesandten im Westfälischen Zeitalter, aus dem er Rückschlüsse auf eine zunehmende Professionalisierung des Gesandtschaftswesens zog. Einen stärker institutionellen Zugang vertrat FRANZ BOSBACH (Duisburg-Essen) mit seinen grundlegenden Überlegungen zu einer vergleichenden Geschichte der Verfahrensordnungen und Verhandlungsabläufe der multilateralen Friedenskongresse im 17. Jahrhundert. Gegen die These, die Form des Friedensschließens habe sich seit 1648 bis zum Wiener Kongress 1815 nicht nennenswert weiterentwickelt, wies Bosbach darauf hin, die Rationalisierung der Verhandlungen habe durch Ausbildung und Verfestigung der Verfahrenstechniken eine Beschleunigung der Friedensschlüsse bewirkt. Ein wichtiges Element frühneuzeitlicher Friedenskongresse fokussierte MICHAEL ROHRSCHNEIDER (Köln) in seiner diachronen Betrachtung der Friedensvermittlung. Sein Befund war ambivalent: Einerseits stellte er eine zunehmende institutionelle Verfestigung der Friedensvermittlung fest, die aber mit einem zunehmenden Bedeutungsverlust im Rahmen der Verhandlungen einherging. Die Außendarstellung und -wahrnehmung von Friedenskongressen in Zeitungsberichterstattungen nahm SONJA SCHULTHEIß-HEINZ (Bayreuth) in den Blick. Insgesamt stellte sie einen regierungsnahen und nicht selten wertenden Berichtsstil fest, was in der Diskussion die Frage nach den redaktionellen Einflussnahmen aufwarf.

Die konkreten Zielsetzungen und Verhandlungsgegenstände auf den Friedenskongressen waren Gegenstand der zweiten Sektion, die ERIK THOMSON (Winnipeg/ Manitoba) mit einer Untersuchung zur zunehmenden Bedeutsamkeit ökonomischer Faktoren in den außenpolitischen Beziehungen Frankreichs und Schwedens in den Jahrzehnten nach dem Westfälischen Frieden eröffnete. Neue Formen der Friedensgarantie – etwa die Garantie durch die vertragsschließenden Parteien – seien nach RANDALL LESAFFER (Tilburg) im Zuge der Schwächung päpstlichen Einflusses entwickelt worden. Der Frage, inwiefern mindermächtige Fürsten ihre Interessen auf den großen Friedenskongressen wahrnehmen konnten, ging MATTHIAS SCHNETTGER (Mainz) mit seiner Untersuchung der Politik Mantuas und Savoyens nach.

Nach diesen Überlegungen zu Formen und Inhalten der Friedensverhandlungen stand die Frage der politischen Kommunikation und damit wohl eine der Kernfragen aktueller Forschungsinteressen im Mittelpunkt der dritten Sektion. GUIDO BRAUN (Bonn) betrat mit seinen Ausführungen zu den Verhandlungssprachen das Untersuchungsfeld der Sprachpolitik. Die allmähliche Verdrängung vor allem des Lateinischen zu Gunsten des Französischen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sei weniger, wie gemeinhin angenommen, auf gezielte Steuerung als vielmehr auf das zunehmende kulturelle Prestige Frankreichs zurückzuführen. Eine vergleichende Untersuchung l des Zeremoniells auf multilateralen Friedenskongressen unternahm NIELS FABIAN MAY (Paris). Während noch in Münster und Osnabrück das Zeremoniell als elementares Mittel zur Inkraftsetzung der hierarchischen Ordnung zentraler Bestandteil der Verhandlungen selbst gewesen sei, habe sich auf den folgenden Kongressen ein eher pragmatischer Umgang mit zeremoniellen Fragen und eine zunehmende Trennung von Form und Inhalt durchgesetzt. Eine ganz neue Perspektive der Friedensforschung zeigte MARIA-ELISABETH BRUNERT (Bonn) auf, indem sie anhand anschaulicher Beispiele aus den APW auf die Rolle von Mimik und Gestik, von wortlos ausgedrückten Protesten sowie von Kleidung und Schmuck als Mittel nonverbaler Kommunikation im Kontext der Friedensverhandlungen hinwies. Ein weiteres Kommunikationsfeld eröffnete REGINA DAUSER (Augsburg): Herrschertitulaturen dienten, wie Dauser am Beispiel Johanns IV. von Portugal und Wilhelms III. von England zeigte, nicht zuletzt der Positionsbestimmung unter den europäischen Mächten und stellten damit gleichsam eine zweite Kommunikationsebene innerhalb eines Vertrages dar. Dafür, wie breit und variationsreich das Feld der politischen Kommunikation ist, boten die Referenten eindrückliche Beispiele.

Nach den Fragen nach Strukturen und Inhalten sowie der Kommunikation und Vermittlung bei der Friedensstiftung standen die ideengeschichtlichen Hintergründe politischen Handelns im Zentrum der vierten „Politische Leitvorstellungen“. Einem grundsätzlichen Phänomen politischer Konzepte, der Legitimierung neuer Leitideen mit tradierten Sprachregelungen, ging CHRISTOPH KAMPMANN (Marburg) nach, wobei er einen begriffsgeschichtlichen Zugang wählte. Er zeigte den Transformationsprozess des Begriffsfeldes „aequalitas, equality, egalité“, der in seiner ursprünglichen Verwendung im Kontext des Pyrenäenfriedens die dynastische Ranggleichheit zwischen Spanien und Frankreich bezeichnete. Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges wurde er umgedeutet und avancierte in Verbindung mit dem Begriffsfeld „aequilibrium, Balance“ gleichsam zum Leitbegriff der europäischen Gleichgewichtsdoktrin des 18. Jahrhunderts. Eine Ausweitung der diplomatiegeschichtlichen Perspektive über den christlichen Kontext hinaus unternahm ARNO STROHMEYER (Salzburg). Er fragte nach den politischen Leitvorstellungen im diplomatischen Kontakt habsburgischer Vertreter mit dem Osmanischen Reich, der trotz grundsätzlicher Feindbilder auf geregelte diplomatische Kontakte und ein paritätisches zwischenstaatliches Verhältnis zielte. ANUSCHKA TISCHER (Marburg) zeichnete in ihrem Vortrag ein sehr differenziertes Bild vom Umgang mit Geschichte in politischen Argumentationen. Geschichtskonstruktionen konnten der Perpetuierung von Ansprüchen einzelner Parteien dienen und in ihrem statischen Charakter konfliktverschärfend wirken. Dagegen lässt sich in den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden auch eine andere Form des Umgangs mit Geschichte feststellen, indem gerade bei der Lösung von Konfliktsituationen historisch argumentiert wurde, wie Tischer am Beispiel der Goldenen Bulle zeigte. Grundlage dessen war ein dynamisches Verständnis von Geschichte, durch das auch Veränderungen historisch legitimiert werden konnten.

In einem öffentlichen Abendvortrag lenkte WOLFGANG AUGUSTYN (München) die Aufmerksamkeit auf die bildlichen Darstellungen des Friedens. Unter dem Eindruck der Kriegserfahrungen im 17. Jahrhundert mehrten sich die Bilder, die den Frieden in allegorischen, mythischen oder historischen Illustrationen feierten, wobei erstmals auch der politische Akt der Friedensstiftung selbst in den Blickpunkt der Künste geriet.

Im Zeichen von Politik und Religion stand die fünfte und abschließende Sektion, die die Frage nach der Rolle von Papsttum und Konfession im diplomatischen Verkehr des 17. Jahrhunderts stellte. Anhand der päpstlichen Instruktionen zeichnete BERNARD BARBICHE (Paris) die politischen Ambitionen der Kurie im Dreißigjährigen Krieg nach. Anschließend daran untersuchte SVEN EXTERNBRINK (Rom/ Marburg) den päpstlichen Handlungsspielraum im europäischen Mächtesystem nach 1648. Er kam dabei zu dem Schluss, dass sich die Kurie sehr wohl als Akteur behaupten konnte und gerade Innozenz XI. (1676-1689) eine ausgeprägte diplomatische Tätigkeit gegen die französische Hegemonialstellung unter Ludwig XIV. entfaltete. OLIVIER CHALINE (Paris) ging in seinem Vortrag auf die Bedeutung des Konfessionellen in den zwischenstaatlichen Beziehungen im Zeitalter nach dem Westfälischen Frieden ein. Für die französische Politik unter Ludwig XIV. hätten neben machtpolitischen Interessen konfessionelle Überlegungen weiterhin eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt. Einen vom Einzelfall abstrahierenden Standpunkt nahm THOMAS BROCKMANN (Bayreuth) ein, indem er das Konzept einer systematisch vergleichenden Geschichte der frühneuzeitlichen Religionsfrieden vorstellte.

Bereichert wurde die Tagung durch die bilanzierende Schlussdiskussion verschiedener Exponenten der historischen Friedensforschung. LUCIEN BÉLY (Paris), GUIDO BRAUN (Bonn), KONRAD REPGEN (Bonn) und SIEGRID WESTPHAL (Osnabrück) ergriffen das Wort, um die Tagung zu resümieren und um den aktuellen Stand und die zukunftsweisenden Tendenzen der Friedensforschung zu kommentieren. CHRISTIAN HILLGRUBER (Bonn) setzte einen aktuellen Akzent, als er in Zeiten verstärkter Forderungen nach völkerstrafrechtlichen Regelungen auf die friedbringende Wirkung von Amnestieklauseln hinwies. Frau WESTPHAL zeigte künftig erforderliche, noch unbearbeitete kulturhistorische Dimensionen der Friedensforschung auf. Mehrfach wurde dabei auf Leistungen, aber auch auf gravierende Lücken bei der editorischen Aufbereitung der frühneuzeitlichen Friedenskongresse hingewiesen. Trotz aller Fortschritte bei der Erschließung des Westfälischen Friedenskongresses seien wichtige Bereiche (Beratungen zum Reichsreligionsrecht, Tätigkeit und Wirkungsweise der Friedensvermittlung) noch weitgehend unerschlossen und blieben es, wenn die Acta Pacis Westphalicae 2010 auslaufen würden. Ein drängendes Desiderat seien darüber hinaus die späteren Friedenskongresse, deren editorische Erschließung noch völlig aussteht. Der reiche Quellenschatz der frühneuzeitlichen Friedensstiftung sei in vielerlei Hinsicht noch unerschlossen.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass sich die Frage nach der „Kunst des Friedens“ trotz der methodisch und thematisch recht heterogenen Beiträge als gemeinsame Diskussionsgrundlage bewährt hat. Die beachtliche Entwicklung, die die Friedensforschung gerade in den letzten Jahren genommen hat, trat deutlich zu Tage. Zahlreiche neue Perspektiven thematischer wie methodischer Art wurden entwickelt: Etwa die Rolle von Sprache und semantischer Strukturen in Friedensverhandlungen und –verträgen zur Erschließung neuer und zur Kontextualisierung überkommener Deutungsmuster (Kampmann, Dauser); die Einordnung der beteiligten Akteure in ihren sozialen und ideellen Hintergrund sowie ihre jeweiligen Netzwerkstrukturen (Bély); die Transformationen von rechtlichen und strukturellen Voraussetzungen der Friedensstiftung (Bosbach, Brockmann, Rohrschneider, Lesaffer); die Wechselwirkungen zwischen Friedensverhandlungen und Öffentlichkeit (Schultheiß-Heinz), die Rolle von außersprachlicher Bedeutungsvermittlung und symbolischer Kommunikation (Brunert, May); das Agieren innerhalb des Spannungsfeldes von Innovation und Tradition (Tischer, Kampmann) sowie die Rolle von Faktoren wie Religion oder Ökonomie in den zwischenstaatlichen Beziehungen (Chaline, Thomson), um nur einige zu nennen. Dass die Referenten fast ausnahmslos mit neuen Ergebnissen laufender oder auch Entwürfen künftiger Projekte aufwarteten, unterstrich die Lebendigkeit und Progressivität der aktuellen Friedensforschung. Augenfällig war die Selbstverständlichkeit kulturalistischer Fragestellungen in einem vormals als kulturgeschichtsfern geschmähten Bereich wie der Diplomatiegeschichte. Daneben sind europäische Perspektive und der transnationale Dialog, auch das wurde deutlich, gleichermaßen unabdingbarer wie gewinnbringender Bestandteil historischer Friedensforschung. Das Erkenntnispotential eines vergleichenden Zugangs zu Friedensstiftung und Kongresswesen ist durch die einzelnen Beiträge, die nicht selten zu überraschenden Ergebnissen kamen, evident geworden. Es ist nur zu wünschen, dass dieser Zugang in Zukunft eine stärkere Rolle spielen wird. Gerade angesichts dieser vergleichenden Ansätze wurde aber vor allem die enorme Bedeutung der Grundlagenforschung explizit. Die APW bieten für den Westfälischen Friedenskongress eine kaum zu überschätzende Basis. Auch wenn die APW noch wichtige Lücken aufweisen: Ohne sie wären der Erkenntnisstand der aktuellen Friedensforschung wie auch die ambitionierte Verfolgung der entworfenen Forschungsperspektiven undenkbar. 2

Konferenzübersicht:

Eröffnung
Maximilian Lanzinner (Bonn)

Grußworte
Matthias Winiger, Rektor der Universität Bonn
Gilles Thibault, französischer Generalkonsul in Düsseldorf
Günther Schulz, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn
Rainer Babel für die Deutschen Historischen Institute in Paris und Rom

Christoph Kampmann (Marburg): Vorstellung der Konzeption der Tagung

Maximilian Lanzinner (Bonn): Die „Acta Pacis Westphalicae“ und die Geschichtswissenschaft

Isabelle Richefort (Paris): L’apport des Acta Pacis Westphalicae à la science historique française

SEKTION I Friedensverhandlungen: Träger und Formen
Moderation: Klaus Malettke (Marburg)

Lucien Bély (Paris): Changement dans la diplomatie? Profil social et politique des acteurs diplomatiques lors des congrès de paix du XVIIe siècle

Franz Bosbach (Duisburg-Essen): Verfahrensordnungen und Verhandlungsabläufe auf den Friedenskongressen des 17. Jahrhunderts. Eine vergleichende Untersuchung zu den äußeren Formen frühneuzeitlicher Friedensverhandlungen

Michael Rohrschneider (Köln): Friedensvermittlung und Kongresswesen: Strukturen – Träger – Perzeption (1643-1697)

Sonja Schultheiß-Heinz (Bayreuth): Zur öffentlichen Wahrnehmung von Friedensverhandlungen und -kongressen: Eine Studie anhand der Zeitungsberichterstattung des 17. Jahrhunderts

SEKTION II Konkrete Friedensregelungen
Moderation: Jean Bérenger (Paris)

Erik Thomson (Winnipeg/Manitoba): Commerce’s changing place in French and Swedish foreign affairs, 1648-1672

Randall Lesaffer (Tilburg): Peace insurance and guarantees as elements of peace negotiations in the seventeenth century

Matthias Schnettger (Mainz): Möglichkeiten und Grenzen mindermächtiger Interessenpolitik: Reichsitalien auf den Friedenskongressen des 17. Jahrhunderts

SEKTION III Kommunikation und politische Sprache
Moderation: Rainer Babel (Paris)

Guido Braun (Bonn): „La doctrine classique de la diplomatie française“? Zur rechtlichen Legitimation der Verhandlungssprachen durch die französischen Delegationen in Münster, Nimwegen, Frankfurt und Rijswijk (1644-1697)

Niels F. May (Paris): Zeremoniell und Kongresswesen: Die Friedenskongresse von Münster und Osnabrück, Nimwegen und Rijswijk in vergleichender Perspektive

Maria-Elisabeth Brunert (Bonn): Nonverbale Kommunikation als Faktor frühneuzeitlicher Friedensverhandlungen. Eine Untersuchung am Beispiel des Westfälischen Friedenskongresses

Regina Dauser (Augsburg): Titulaturen als Verhandlungsgegenstand auf dem Westfälischen Friedenskongress und in nachwestfälischer Zeit: Die Beispiele Portugal und England im Vergleich

SEKTION IV Politische Leitvorstellungen
Moderation: Heinz Duchhardt (Mainz)

Christoph Kampmann (Marburg): Gleichheit – Gleichgewicht – Dynastie: Leitvorstellungen europäischer Friedensverträge im Wandel

Arno Strohmeyer (Salzburg): Politische Leitvorstellungen im Spiegel der diplomatischen Sprache: Friedensverhandlungen des Kaiserhofs mit der Hohen Pforte im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges

Anuschka Tischer (Marburg): Geschichtsbilder in politischen Argumentationen der Frühen Neuzeit. Eine Studie unter besonderer Berücksichtigung des Westfälischen Friedenskongresses

Abendvortrag im Festsaal der Universität (Hauptgebäude) mit anschließendem Empfang

Wolfgang Augustyn (München): Der Friede als Ereignis und Zustand in den Bildkünsten des 17. Jahrhunderts

SEKTION V Religion und Friedenschließen
Moderation: Alexander Koller (Rom)

Bernard Barbiche (Paris): Les instructions de deux papes florentins aux légats et aux nonces: des témoignages privilégiés sur l’évolution de la diplomatie pontificale du traité de Vervins à la paix de Westphalie

Sven Externbrink (Marburg/Rom): Vom Frieden zum Krieg. Die päpstliche Diplomatie, Ludwig XIV. und das europäische Staatensystem zwischen dem Friedenskongress von Nimwegen und dem Ausbruch des Neunjährigen Krieges (ca. 1674–1689)

Olivier Chaline (Paris): Le facteur confessionnel dans la politique française des congrès, du congrès de la paix de Westphalie à la paix de Ryswick

Thomas Brockmann (Bayreuth): Die frühneuzeitlichen Religionsfrieden – Normhorizont, Instrumentarium und Probleme in vergleichender Perspektive

Abschlussdiskussion
Moderation: Christoph Kampmann (Marburg)
Perspektiven der Erforschung europäischer Friedenspolitik: Lucien Bély (Paris) – Guido Braun (Bonn) – Christian Hillgruber (Bonn) – Konrad Repgen (Bonn) – Siegrid Westphal (Osnabrück)

Anmerkungen:
1 Trotz dieser Leistungen werden die APW bis zum Jahr 2010, wenn die Finanzierung durch die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften ausläuft, keinen Abschluss erreichen. Davon betroffen sind auch Bereiche von elementarer Bedeutung, etwa die Akten der Mediatoren, der niederländischen und spanischen Korrespondenz sowie des Fürstenrats Münster oder der konfessionellen Corpora.
2 Eine Veröffentlichung der Beiträge der Tagung, die von der Gerda-Henkel-Stiftung und dem Deutsch-Französischen Kulturinstitut in Mainz unterstützt wurde, in der Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte ist vorgesehen.