Italien-Mitteldeutschland-Polen. Geschichte und Kultur im europäischen Kontext vom 10. bis zum 18. Jahrhundert

Italien-Mitteldeutschland-Polen. Geschichte und Kultur im europäischen Kontext vom 10. bis zum 18. Jahrhundert

Organisatoren
Lehrstühle für mittelalterliche Geschichte und für sächsische Landesgeschichte der Universität Leipzig gemeinsam mit dem GWZO und dem ISGV
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.10.2008 - 25.10.2008
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Von
Sebastian Kolditz / Cornelia Neustadt, Historisches Seminar, Universität Leipzig

Vom 22. bis zum 25. Oktober veranstalteten die Lehrstühle für mittelalterliche Geschichte (Wolfgang Huschner) und für sächsische Landesgeschichte (Enno Bünz) der Universität Leipzig gemeinsam mit dem GWZO (Christian Lübke) und dem ISGV (Enno Bünz) eine Tagung zum Thema „Italien-Mitteldeutschland-Polen. Geschichte und Kultur im europäischen Kontext vom 10. bis zum 18. Jahrhundert“. Ziel war die Untersuchung der Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den drei Gebieten bzw. Ländern aus der Perspektive verschiedener Fächer und über Epochengrenzen hinweg.

Die einleitenden Vorträge zum 10. und 11. Jahrhundert konzentrierten sich auf maßgebliche Personen als Träger des Austausches. Der zentrale Protagonist war der Slavnikide Adalbert, dessen Lebensstationen alle drei Gebiete berühren (Magdeburg, Prag, Montecassino, Rom, Polen). Vorträge und Diskussionen verdeutlichten, welche Erkenntnismöglichkeiten die Analyse der hagiographischen Quellen sowie deren Vergleich mit anderen Quellenarten eröffnet: Das Streben nach der vorbildlichen Lebensweise zwischen lateinischer und griechischer Mönchskultur veranschaulichte VERA VON FALKENHAUSEN (Rom) anhand der Adalbertsvita des Brun von Querfurt, indem sie die darin aufscheinenden Mönche identifizierte und näher charakterisierte. Brun von Querfurt stellt überhaupt eine Schlüsselfigur für die Wahrnehmung Adalberts dar, wobei er ein Ideal anbot, das die wirklichen historischen Gegebenheiten von Adalberts Leben, Wirken und Sterben bisweilen überdeckte. So scheint Adalberts Missionsreise nicht auf ein freiwilliges Martyrium hin orientiert, sondern durch Boleslaw Chrobry gut vorbereitet worden zu sein; sein Tod stellte wohl eher ein Ergebnis lokaler Spannungen dar. Die konkreten Umstände dieses Martyriums rekonstruierte LESZEK SŁUPECKI (Rzeszów), wobei er auch anhand von Ausgrabungsergebnissen zeigen konnte, dass der vermutliche Martyriumsort Kulm als kultisches Zentrum für den Heiligen geplant war. JERZY STRZELCZYK (Posen) widmete sich unter anderem Brun von Querfurts Vita der fünf polnischen Märtyrerbrüder und der darin erkennbaren Ausstrahlung des Eremitenkreises um Romuald von Camaldoli auf das polnische Gebiet.

Brun und die Mönche, die in den slawischen Gebieten agierten, verkörperten ein anderes Missionskonzept als jenes, das vom Erzbistum Magdeburg her die kirchenorganisatorisch-herrschaftliche Erfassung der slawischen Gebiete erstrebte und von WOLFGANG HUSCHNER (Leipzig) vorgestellt wurde. Die Erzbischöfe Adalbert, Giselher und zuletzt Norbert im 12. Jahrhundert stehen für diese Ausrichtung. Der architektonischen Ausgestaltung Magdeburgs mit Kirchenbauten widmeten sich die Vorträge von CORD MECKSEPER (Hannover) und BABETTE LUDOWICI (Hannover). Durch die erneute Auswertung der Grabungsergebnisse von Ernst Nickel und neue Grabungen im Bereich des Domplatzes sind ältere Lehrmeinungen in Frage gestellt und etwa die bisher als Palatium Ottos des Großen interpretierten Fundamente als Kirchengebäude identifiziert worden, mit zwei verschiedenen Bauphasen. Deutlich wurde aber auch, dass die Ergebnisse der laufenden Grabungen für die Fortsetzung der Diskussion abgewartet werden sollten. Meckseper konnte zudem zeigen, dass man sich für die innere Ausgestaltung des Domes wohl nicht mit provinzialrömischen Materialien begnügte, sondern Säulen und Kapitelle direkt aus Italien nach Magdeburg brachte, um imperiale Konnotationen zu evozieren. Nach den Beobachtungen von ARNE EFFENBERGER (Berlin) nahmen auch viele Kunstwerke byzantinischer Provenienz den Weg über Italien nach Sachsen, etwa in den Quedlinburger Domschatz. Dagegen resultierte der Halberstädter Glanz wohl eher aus Beutestücken der lateinischen Eroberung Konstantinopels 1204.

NICOLANGELO D’ACUNTO (Mailand/Brescia) hielt bei der Analyse der ottonischen Herrschaftsformen in Italien nach einem Transfer von Norden nach Süden Ausschau. Dabei nahm er überraschend nicht die Reichskirche, sondern den Reichsadel in den Blick, der nördlich der Alpen noch ein intaktes Modell dargestellt habe. Der von ihm angenommene relativ hohe Organisationsgrad von Verwaltungsstrukturen im Regnum Italicum bleibt zu diskutieren.

Auch in nachottonischer Zeit hat der mitteldeutsche Raum seine Funktion als wichtiges Bindeglied zwischen Italien und den slawischen Gebieten nicht gänzlich verloren: Das konnte CHRISTIAN LÜBKE (Leipzig) eindrucksvoll anhand der Situation der Rjurikidenfürsten Izjazlav und Jaropolk aufzeigen, die bei der Suche nach Bündnispartnern zuerst auf die polnischen Piasten, dann die mitteldeutschen Wettiner und schließlich auf Papst Gregor VII. zurückgriffen. Den Zusammenhängen zwischen der Italienpolitik Friedrich Barbarossas und seinem Konflikt mit Heinrich dem Löwen, in dessen Ergebnis sich die politische Landschaft Mitteldeutschlands nachhaltig veränderte, ging JOHANNES FRIED (Frankfurt am Main) nach und zeigte auf, dass das von staufischer Seite propagierte Bild der verweigerten Hilfeleistung Heinrichs den Maßstäben konsequenter Quellen- und Erinnerungskritik nicht standhält. Wichtigster Grund für Friedrichs hartes Vorgehen scheint die kritische Haltung des Welfen gegenüber den Italienzügen gewesen zu sein, verbunden mit seiner erdrückenden Vormacht im Reich.

Für das hohe und spätere Mittelalter wurden Kontakte vor allem auf den miteinander verschränkten Ebenen von Kirche und Recht vorgestellt. So ist eine scheinbar spezifisch sächsische Größe wie die Rechtsaufzeichnung des Sachsenspiegels nicht ohne äußere Beziehungen zu erklären. Die Rezeption der maßgeblich in Italien tradierten und vermittelten Gelehrten Rechte erweist sich primär in der Anwendung juristischer Methoden, weniger in der Einfügung spezifischer Rechtssätze. Ohne diese von HEINER LÜCK (Halle) vorgestellte Rezeption ist weder das Wirken Eikes von Repgow zu erklären noch die Integration des „Sächsischen Rechts“ in universitäre Kontexte, wie sie MAREK WEJWODA (Leipzig) am Beispiel des Leipziger Juristen Dietrich von Bocksdorf aus dem 15. Jahrhundert aufzeigte. Im breiten Spektrum der kirchlichen Beziehungen nahmen die neuen Mendikantenorden einen wichtigen Platz ein, doch muss hinsichtlich des Stellenwerts deutscher Brüder in deren Strukturen differenziert werden: Die internationale Ausrichtung der Dominikaner spiegelte sich beispielsweise darin, dass bereits in der Frühgeschichte zwei sächsisch-westfälische Generalminister den Orden erfolgreich leiten konnten. Bei den Franziskanern konzentrierte sich die deutsche Mitwirkung nach GIULIA BARONE (Rom) primär auf die Formung der geistlich-kulturellen Identität.

Auch aus den Kreuzzügen konnten sehr konkrete Impulse für mitteldeutsch-italienische Beziehungen resultieren: etwa in der Gestalt des sächsischen Fernbesitzes zweier sizilischer Benediktinerabteien. Das nicht geringe Interesse der Klöster an dessen Bewahrung über einen langen Zeitraum konnte STEFAN TEBRUCK (Dresden) in minutiöser Erörterung einer sehr fragmentarischen Überlieferung deutlich herausarbeiten. Aus Sicht der spätmittelalterlichen Kurie, aber auch der dort aktiven Pfründenjäger, kam Mitteldeutschland nur eine Randstellung zu, wie sich aus dem von ENNO BÜNZ (Leipzig) entwickelten Panorama der Kontakte ergab. Andererseits hat ARNOLD ESCH (Rom) eindrucksvoll gezeigt, dass gerade die Quellen in den vatikanischen Archiven einzelne Menschen aus Mitteldeutschland zum Sprechen bringen, die normalerweise nie in die Überlieferung geraten wären. Die Randständigkeit des Raums aus Sicht der Kurie trug sicher zu deren Hilflosigkeit im Umgang mit der mitteldeutschen reformatorischen Bewegung entscheidend bei. Erst die konfessionelle Stabilisierung des Tridentinum schuf für die Kurie die Voraussetzungen, eigene Strategien für den Umgang mit den Protestanten im Reich zu entwickeln. Allerdings beschränkte sich der Spielraum der von ALEXANDER KOLLER (Rom) untersuchten römischer Nuntien auf indirekte Kontakte, vermittelt durch katholische Fürsten und die Reichstage.

Einen besonderen Schwerpunkt hinsichtlich des künstlerischen Austausches zwischen den Regionen bildeten die Grablegen. Die Wiederverwendung von Spolien und besonders von Porphyr für diesen Zweck stellte OLAF RADER (Magdeburg) vor, womit an die Größe Roms angeknüpft werden sollte. So teilten sich Kaiser Otto II. und Papst Innocenz II. bei ihren Grablegen den Sarkophag des römischen Kaisers Hadrian und demonstrierten beide die Verbindung mit imperialer Größe, ebenso wie die normannischen Könige Süditaliens und ihre staufischen Nachfolger durch den Import von Porphyrsäulen für ihre Grablegen.

Die Selbstdarstellung von Dynastien in Form von Grablegen thematisierten außerdem MAREK WALCZAK (Krakau) für die Jagiellonen im 15. Jahrhundert und HEINRICH MAGIRIUS (Radebeul) für die Wettiner im späten 15. und 16. Jahrhundert. Mit der Anlage von Grabstellen im Krakauer Dom knüpften die Jagiellonen in Anlage und Formensprache an die Grablegen anderer europäischer Fürsten, besonders in Frankreich, Italien und Österreich, aber auch an polnische Traditionen an. Vergleichbar präsentieren auch die Wettiner ihre Familiengrablege im Dom zu Freiberg mit dem Moritzmonument und dem Mehrfachgrab im umgebauten Chorraum – über konfessionelle Grenzen hinweg – im Kontext der europäischen Kunst. Während die Grabmäler der Wawel-Kathedrale jedoch nur wenig über ihre Schöpfer verraten, können im Fall Freibergs das konzeptionelle Wirken von Giovanni Nosseni und dessen Einfluss am sächsischen Hof verfolgt werden.

Einen ähnlich beherrschenden Einfluss konnten selbst die berühmten italienischen Architekten im wettinischen Polen des 18. Jahrhunderts nicht mehr ausüben, wie TOMASZ TORBUS (Leipzig) ausführte. Vielmehr mussten sie sich vor allem mit einer neuartigen Baubürokratie Dresdner Prägung arrangieren. Außerdem kann die Bevorzugung italienischer Architekten durch polnische Magnatengeschlechter wohl als Ausdruck der Opposition gegen die sächsische Präsenz verstanden werden. Unsichere Zuschreibungen erschweren jedoch den Überblick über das Schaffen einzelner Künstler wie Gaetano Chiaveri. Unstrittigen Ruhm erlangte dieser Italiener hingegen als Architekt der Katholischen Hofkirche in Dresden für König August III., ein Werk, dem sich der Vortrag von COSTANZA CARAFFA (Florenz) eingehend widmete. Sie untersuchte nicht nur die Fassadengestaltung, besonders die am Vorbild des Petersdoms orientierte Galerie von Heiligenfiguren, sondern zeigte auch die Einbindung des Bauwerks in eine Neugestaltung des städtischen Raumes, wobei die Kirche den Zielpunkt des königlichen Adventus in Dresden markieren sollte.

Ein lebhaftes Interesse entwickelten manche Wettiner auch für die italienische Musik, das bis zum leiblichen Import italienischer Operndiven reichen konnte. Die genau mit dem Hof abgestimmte Instrumentalisierung italienischer Opernkunst zur dynastischen Propaganda wurde von PANJA MÜCKE (Marburg) anhand der Hochzeitsoper „Teofane“ von 1719 aus Anlass der Eheschließung Augusts III. mit einer Habsburgerprinzessin vorgestellt. Die mit den Wettinern um die Anbindung an das Kaiserhaus konkurrierenden Wittelsbacher folgten mit der Oper „Adelaide“ 1722 auf dem Fuß.

Insgesamt wird in den Beziehungen zwischen Italien und dem nordalpinen Raum beim Übergang in die Neuzeit eine Schwerpunktverschiebung erkennbar, die KATRIN KELLER (Wien) auch explizit am Beispiel adliger und fürstlicher Reisen thematisierte: Italien entwickelte sich zum kulturellen Vorbild, musste sich diese Stellung allerdings seit der Mitte des 17. Jahrhunderts mit Frankreich teilen. Fürstliche Reisende verbanden politische, konfessionspolitische und Bildungsinteressen und trugen so maßgeblich zu einem differenzierten Kulturtransfer bei. Einem frühen Stadium dieser Kontakte im 16. Jahrhundert ist BARBARA MARX (Dresden) im Hinblick auf die Höfe von Turin, Ferrara und Florenz nachgegangen. Da zwischen diesen und dem Dresdner Kurfürstenhof noch keine Heiratsverbindungen bestanden, spielten indirekte Vermittler, wie Architekten, Künstler oder Festungsbaumeister, in diesen Beziehungen eine besonders wichtige Rolle. Die ausgetauschten materiellen Objekte sind somit stets im Kontext konkreter politischer Initiativen und Interessen zu verstehen.

Anderen Perspektiven kulturell-musikalischer Wechselwirkungen zwischen Italien und Mitteldeutschland widmeten sich HELMUT LOOS (Leipzig) und MARKUS ENGELHARDT (Rom). Loos stellte das nach wie vor tradierte Bild einer mit Heinrich Schütz anhebenden Überwindung einer „italienischen Vorherrschaft“ in der Musik zugunsten „deutscher“ Maßstäbe nachdrücklich in Frage. Hervorragende Komponisten des 17. Jahrhunderts mussten Meister verschiedener, mit Ländern zwar konnotierter, aber nicht „nationaler“ Stilrichtungen sein. In umgekehrter Blickrichtung zeigte Engelhardt Facetten der Bach-Rezeption in Italien vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert: Die Bekanntheit von Bachs durchaus bewundertem Werk beschränkte sich südlich der Alpen zunächst auf Spezialistenkreise und die musikalische Ausbildung. Erst die auf privater Initiative beruhende Konzertkultur seit Mitte des 19. Jahrhunderts machte einen breiteren Hörerkreis damit vertraut. Als gemeinsamer Nenner der musikgeschichtlichen Beiträge kann wohl die Notwendigkeit einer differenzierteren Bewertung gängiger Schemata der Einflussuntersuchung angeführt werden.

Eine solche differenzierte Bewertung muss auch der insgesamt starken italienischen Präsenz im Polen der Frühen Neuzeit zuteil werden. Zwar ergaben sich für die Italiener vielfältige Wirkungs- und Entfaltungsmöglichkeiten (u.a. als Künstler, Ingenieure, Handwerker oder Gelehrte), aber daraus erwuchs ihnen nach WOJCIECH TYGIELSKI (Warschau) kein fester Platz in der polnischen, vom Niederadel geprägten Gesellschaft. Eine eigenständige Rolle beim Transfer von Techniken und Waren spielten zudem italienische Kauf- und Geldleute. Wie Mitteldeutschland in diesen Prozessen als ökonomische Grenzregion zu Ostmitteleuropa wirkte, stellte MARKUS A. DENZEL (Leipzig) am Beispiel des Messeplatzes Leipzig in der Frühen Neuzeit dar und ordnete den Ort in die allgemeinen Entwicklungstendenzen der europäischen Messegeschichte ein - im Vergleich zur lokalen, aber Maßstäbe setzenden Messe von Bozen.

Resümierend lassen sich drei Dimensionen transregionaler Kontakte benennen, die ein vielfältiges Interesse fanden: die Mobilität von Menschen zwischen den Räumen Italien, Mitteldeutschland und Polen; die damit verbundene Mobilität von Ideen, Lebensweisen und Paradigmen sowie die daraus resultierende Mobilität materieller Objekte. Die herausragende Bedeutung der kirchlichen Ebene während des Mittelalters und der kulturellen während der Frühen Neuzeit, wobei Italien jeweils den „gebenden Partner“ gespielt zu haben scheint, ist zwar nicht grundsätzlich in Frage gestellt, wohl aber in manchen Details modifiziert worden. Eine insgesamt erstaunlich geringe Bedeutung scheint hingegen Mitteldeutschland als Transitregion zwischen Italien und Polen zugekommen zu sein: nur sehr wenige Vorträge lieferten Hinweise auf eine derartige Vermittlerrolle. Vielmehr gilt es, die Spezifik der polnischen und der mitteldeutschen Italien-Beziehungen stärker vergleichend zu profilieren, zumal sich beide in der Zeit der polnisch-sächsischen Union im 18. Jahrhundert eng berühren, aber nicht zu konvergieren scheinen. Erkennbar wurde auch das immanente Bedürfnis, den durch das Tagungsthema gesetzten Rahmen zu überschreiten: nach Westen (Frankreich: Walczak, Keller), in den slawischen (Lübke) oder byzantinischen Osten (Effenberger, von Falkenhausen) und nicht zuletzt in andere deutsche Regionen (Mücke, Strzelczyk für Bamberg im 11. Jahrhundert). Obgleich das mitunter disziplinär bedingt sein mag, tritt insgesamt doch deutlich hervor, dass die Geschichte der Beziehungen zwischen Italien, Mitteldeutschland und Polen zwar detailliert geschrieben werden kann, aber nur als Teil einer umfassenderen, europäischen Beziehungs- und Kulturgeschichte. Kaum möglich erscheint es hingegen, die Beziehungen zwischen den drei Räumen über Jahrhunderte hinweg auf eine Generallinie zu reduzieren.

Kurzübersicht:

Arnold Esch: Mitteldeutsche Schicksale aus römischen Archiven

Sektion: Frühes und Hohes Mittelalter

Wolfgang Huschner: Magdeburger Erzbischöfe in Italien (10.-12. Jahrhundert)
Jerzy Strzelczyk: Gnesen – Magdeburg – Bamberg – Rom. Frühe Kirchenbeziehungen zwischen Polen, dem mitteldeutschen Raum und Italien
Vera von Falkenhausen: Magdeburg – Prag – Rom –Montecassino. Adalbert von Prag in Italien
Leszek Słupecki: Adalbert of Prague in Poland

Cord Meckseper: Antike Spolien in ottonischen Bauwerken und die Magdeburger Grabungsbefunde
Babette Ludowici: Frühe Steinbauten in Magdeburg und im östlichen Mitteleuropa im archäologischen Befund
Nicolangelo D’Acunto: Die weltlichen Berater der Ottonen im Regnum Italicum (962-1002)
Arne Effenberger: Via Italia – Spätantike und byzantinische Kunstwerke in Mitteldeutschland
Olaf Rader: Alter Stein für neue Särge – Zur Materialität ottonischer und staufischer Kaisergräber

Sektion: Hochmittelalter (11.-13. Jh.)

Christian Lübke: Zwischen Krakau und Rom: Die Kiever Fürsten Izjazlav und Jaropolk in Mitteldeutschland
Johannes Fried: Erinnern und Verdrängen. Friedrich Barbarossa, Heinrich der Löwe und eine verlorene Schlacht
Giulia Barone: Die Mitwirkung der „Deutschen“ an der Entfaltung der Franziskaner und Dominikaner (ca. 1215-1250)
Stefan Tebruck: Die sizilischen Klöster S. Maria in Valle Josaphat und S. Maria Latina und ihr sächsischer Fernbesitz
Heiner Lück: Sächsisches Recht contra Römisch-kanonisches Recht. Ein Sonderweg der „Rezeption der fremden Rechte“?

Sekion: Spätmittelalter und 16. Jahrhundert

Enno Bünz: Römische Kurie und Mitteldeutschland
Marek Wejwoda: Ius commune und gemeines Sachsenrecht. Leipziger Juristen zwischen Italienstudium und mitteldeutscher Rechtspraxis
Marek Walczak: Gothic Royal Tombs in the Cracow Cathedral
Heinrich Magirius: Die Freiberger „Fürstengruft“ und ihr europäischer Geltungsanspruch

Sektion: Frühe Neuzeit

Katrin Keller: Die italienische Reise: Pilgerfahrt, Kavalierstour, Bildungsreise
Tomasz Torbus: Italienische Architekten in Polen-Litauen in der Zeit der sächsischen Könige
Alexander Koller: Die römischen Nuntien und die Protestanten im Reich um 1600
Wojciech Tygielski: Italians in Early Modern Poland: Consequences for Civilization and Culture
Markus A. Denzel: Das europäische Messesystem und die Bedeutung von ‚Grenzmärkten‘. Die Bozner und Leipziger Messen als Fallbeispiele

Barbara Marx: Ferrara, Turin, Florenz und der Dresdner Hof im 16. Jahrhundert
Costanza Caraffa: „Sancta Romana Ecclesia“ in Dresden. Legitimationsstrategien Augusts III. von Sachsen-Polen
Helmut Loos: Evangelische Kirchenmusik zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. Mitteldeutschland und die „Weltherrschaft“ der italienischen Musik
Markus Engelhardt: „was Seb. Bach so wenig vorstellte, wie ein Dudelsack eine Teemaschine“. Auf den Spuren Johann Sebastian Bachs und seiner Werke im Italien des 18./19. Jahrhunderts
Panja Mücke: Höfische Oper als Medium der Vermittlung genealogischen Denkens: Antonio Lottis “Teofane” (Dresden 1719) und Piero Torris “Adelaide” (München 1722)