urbs incensa – ästhetische Transformationen der brennenden Stadt in der Frühen Neuzeit

urbs incensa – ästhetische Transformationen der brennenden Stadt in der Frühen Neuzeit

Organisatoren
Selbständige Nachwuchsgruppe „Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15.-19. Jahrhundert“ (KHI Florenz/MPI); SNF-Forschungsprojekt „Von der Präsentation zum Wissen. Athanasius Kircher und die Sichtbarmachung der Welt“ (Universität Luzern)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.09.2008 - 27.09.2008
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Von
Tina Asmussen, Historisches Seminar, Universität Luzern

Der Stadtbrand stellte für die Bewohner frühneuzeitlicher Städte eine Ausnahmesituation dar. Anhand dieses verheerenden Ereignisses lassen sich menschliche Wahrnehmung und Erfahrungen sowie die Mechanismen der Bedeutungskonstitution einer Zeit erkennen. Das zentrale Anliegen des Organisationsteams Vera Fionie Koppenleitner (Florenz) und Hole Rößler (Luzern) lag dabei auf der Untersuchung von Überlagerungen, Verknüpfungen und Verschiebungen sozialer, politischer, religiöser, ökonomischer und ästhetischer Wissensdimensionen sowie in der Analyse kulturell kodierter Deutungsmuster und Imaginationen, die über das Phänomen Stadtbrand transportiert werden.
Die interdisziplinär angelegte Tagung entstand aus der Kooperation der Selbständigen Nachwuchsgruppe „Das wissende Bild. Epistemologische Grundlagen profaner Bildlichkeit vom 15.-19. Jahrhundert“ (Projektleiter: Michael Thimann, KHI Florenz/MPI) mit dem SNF-Forschungsprojekt „Von der Präsentation zum Wissen. Athanasius Kircher und die Sichtbarmachung der Welt“ (Projektleiter: Lucas Burkart, Universität Luzern).

Eingeleitet wurde die Tagung mit dem Beitrag von FRANZ MAUELSHAGEN (Zürich), der die Stadtbrände in die frühneuzeitliche „Gefahrenzone“ Stadt einbettete. Sein Fokus lag dabei nicht auf der Analyse von Wahrnehmungen und Erfahrungen der frühneuzeitlichen Bevölkerung mit Stadtbränden, sondern er plädierte für eine methodische Rückkehr zu den „hard facts“, den sozioökonomischen Faktoren des Stadtbrandes. Mauelshagen kritisierte die in manchen Forschungskreisen vorherrschende Ursache-Wirkungs-Analyse des Phänomens Stadtbrand und betonte dagegen die Wichtigkeit der Kontextualisierung – eine Kontextualisierung, bei der sowohl umweltgeschichtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden sollten wie auch soziokulturelle, politische und ökonomische Faktoren.

Ebenfalls aus historischer Perspektive untersuchte MARIE LUISA ALLEMEYER (Göttingen) den frühneuzeitlichen Stadtbrand. Anhand von zwei normativen Textgattungen, Feuerverordnungen und Brandpredigten, fragte sie nach den Spannungen zwischen religiösen Sinnstiftungsstrategien und technisch-pragmatischen Umgangsweisen mit den Bränden. In der Diskrepanz zwischen der religiösen Deutung des Brandes als Strafe Gottes in den Predigten und den technischen Ratschlägen zur Brandbekämpfung, wie sie sich in den Feuerverordnungen finden, sieht Allemeyer keine Kontakarierung des göttlichen Züchtigungsplans seitens obrigkeitlicher Ordnungstexte. Vielmehr bestand ein Nebeneinander zwischen zwei Formen der Deutung und des Umgangs mit Brandkatastrophen.

Die Untersuchung normativer Eingriffe in den urbanen Raum zur Bekämpfung der Brandgefahr wurde von CHRISTOF BAIER (Berlin) anhand seiner architekturgeschichtlichen Analyse weiter ausgeführt. Der Stadtbrand, so Baier, wurde zum Teil eines langfristig angelegten städtebaulichen Modernisierungskonzepts. Nach der Meinung preußischer Beamter des 18. Jahrhunderts sollten die städtischen „Feuernester“ aufgelöst und gewachsene Ortschaften in einen überschaubaren und kontrollierbaren, mit Licht und Luft durchfluteten Raum transformiert werden. Im Kontext des brandenburgisch-preußischen „Rétablissements“ zum Wiederaufbau der kriegs- und brandgeschädigten Städte veränderte sich die Wahrnehmung des Brandes von einer Katastrophe zur städtebaulichen und sozialen Aufstiegschance. Das Feuer wurde zunehmend auch als reinigende Kraft verstanden, welche die Modernisierung des urbanen Raumes begünstigte.

MARIAN FÜSSEL (Giessen) untersuchte frühneuzeitliche Sinnstiftungs- und Verarbeitungsstrategien in ihrem historischen Zusammenspiel anhand von Nachrichtendrucken aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges. Er betonte in seinem Beitrag die Rolle der militärischen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Stadtbränden und ihrer medialen Transformation. Brennende Städte stellten in der Frühen Neuzeit besondere Medienereignisse mit hohem Nachrichtenwert dar. Individuelle sprachliche Verbildlichungen des Leidens sowie des Schicksals der Bevölkerung wurden laut Füssel in den Bildern der Ein- und Mehrblattdrucke nicht wiedergegeben, sondern vor allem in den Textquellen. Im Zentrum der Darstellungen stand vielmehr das „Schauspiel“ einer Belagerung als Höhepunkt „aufgeklärter“, das heißt geometrisch-geordneter und kontrollierter Kriegsführung.

Das Verhältnis von „harten Fakten“ im Sinne Mauelshagens zu ästhetisch-medialen Transformationen von Stadtbränden untersuchte der Beitrag von CORNEL ZWIERLEIN (Bochum). Zunächst erläuterte Zwierlein den so genannten fire gap, der im 19. Jahrhundert entstehenden Kluft zwischen einem explosionsartigen Anwachsen der Stadtbevölkerung und der gleichzeitigen Abnahme von Stadtbränden. Dies führte er unter anderem auf die „Versteinerung“ der Städte zurück. Das 17. Jahrhundert mit seinen vielen Unruhen, allen voran dem 30-jährigen Krieg, weist hingegen eine überdurchschnittlich hohe Brandrate auf. Daran schloss Zwierlein die Frage nach der Bedeutung und Funktion von Bildern an, wobei sich eine eigentümliche Diskrepanz zwischen den Gemälden und den übrigen Brandvisualisierungen in ihrer medialen Bandbreite eröffnet. Während in der Malerei überwiegend mythologische oder biblische Brände gezeigt werden, widmen sich die übrigen Bildmedien den historischen Brandereignissen, beinhalten jedoch kaum eine vergleichbare Ausformulierung der Brandikonographie. Ihnen kommt vielmehr, so Zwierlein, die Aufgabe der Affektsteuerung zu, womit sie letztlich eine didaktische Funktion im Sinne des Brandschutzes erfüllen.

Der Beitrag von VERA FIONIE KOPPENLEITNER widmete sich aus kunsthistorischer Sicht dem Phänomen der Stadtbranddarstellung in der Landschafts- und Vedutenmalerei der Frühen Neuzeit. Am Beispiel des Stadtbrandes von London (1666) richtete Koppenleitner zum einen den Blick auf das in den Bildern zum Ausdruck kommende Wechselverhältnis zwischen Realereignis und Bildtradition. Sie untersuchte die gängigen Ikonographien und Bildfunktionen der Branddarstellungen des 16. und 17. Jahrhunderts ebenso wie die Positionen der zeitgenössischen Kunsttheorie. Es zeigte sich, dass die meist kleinformatigen Kabinettstücke von Sammlern vor allem aufgrund der beeindruckenden Wiedergabe von spektakulären Lichteffekten geschätzt waren. Zum anderen stellte Koppenleitner die Frage nach kulturellen Vorstellungsmustern, die die Darstellungen des Great Fire von London maßgeblich prägten. Es wurde deutlich, dass das historische Ereignis in Bildern wie in Texten mit mythologischen und biblischen Brandkatastrophen parallel gesetzt wurde und so eine semantische Aufladung erfuhr.

Der Anglist CHRISTOPH HEYL (Frankfurt/Main) betrachtete die literarische Rezeption des Great Fire und schloss damit aus philologischer Sicht an Koppenleitners Beitrag an. Nach dem Brand stellten sich für die Zeitgenossen nicht nur Fragen nach den Ursachen, sondern auch nach dem Sinn der Brandkatastrophe. Dabei plädierte Heyl besonders für eine historische Kontextualisierung des Brandereignisses. So spielten beispielsweise die unmittelbar davor ausgebrochene Pest sowie die Jahrzehnte des Bürgerkrieges und der Revolution eine wichtige Rolle für die zeitgenössische Wahrnehmung und Deutungen des Brandes. Heyl zeigte anhand einer exemplarischen Auswahl von Texten, die noch im Brandjahr 1666 und kurz danach entstanden, die unterschiedlichen Deutungen des Ereignisses sowie das erneute Aufkeimen von bereits obsolet geglaubten Positionen aus Bürgerkriegszeiten. Folglich wurde die Katastrophe von verschiedenen sozialen und politischen Gruppierungen unterschiedlich konfiguriert und mit je anderen Bedeutungen, Imaginationen und Bildern aufgeladen.

Ins 18. Jahrhundert und zum Brand des Londoner Parlaments von J. M. W. Turner (1775-1851) führte der Abendvortrag von WERNER BUSCH (Berlin). Busch analysierte ausgewählte Werke Turners unter dem Gesichtspunkt einer darin entfalteten Ästhetik des Erhabenen im Kontext des zeitgenössischen philosophischen Diskurses. Busch unterstrich, dass sich in Turners Werken in vielfältiger Weise dessen Beschäftigung mit aktuellen naturwissenschaftlichen Ansätzen (etwa Newton, Goethe oder Faraday) widerspiegeln. Dies zeigt sich insbesondere in der für Turner typischen Ungegenständlichkeit, der indistinctness, die sich für den Betrachter erst in einem zweiten Schritt, der Einbeziehung der quasi-literarischen Ebene des Titels, allmählich zu einer Gegenständlichkeit (distinctness) formt. Dieser Prozess der Gestaltfindung erscheint als Erfahrung des Erhabenen, die sich auch in der Faszination des Parlamentsbrandes findet.

HANA GRÜNDLER (Florenz), deren Vortrag freundlicher Weise von IRIS WENDERHOLM (Florenz) verlesen wurde, stellte über die Thematik des Erhabenheitsdiskurses eine interessante Verbindung zu Busch her. Entgegen der kunsthistorischen Forschung, welche den Diskurs des Erhabenen erst im 18. Jahrhundert einsetzen lässt, entdeckt Gründler bereits in der zweiten Auflage von Vasaris Vite, in dessen Schilderung von Raffaels Borgobrand die Thematisierung einer Ästhetik des Erhabenen. Vasaris Überlegungen fußen auf seiner Rezeption von Pseudo-Longinos’ Schrift Peri hypsous, die im 16. Jahrhundert wiederentdeckt wurde. Gründlers These, dass der Beginn der theoretischen Auseinandersetzung über das Sublime weit früher als bislang üblich anzusiedeln ist, wird – dies sei hier nur angemerkt – vor allem auch von der neueren historischen Alpenforschung sowie der Forschung zu Conrad Gesners Alpendiskurs gestützt.

Mit dem spektakulären Brand des Öllagers der Kaufmannsfamilie Heinzelmann in Venedig 1789 beschäftigte sich der Kunsthistoriker HEINER KRELLIG (Venedig). Diesem Brand wurde von Francesco Guardi (1712-1793) ein nicht minder spektakuläres Bild gewidmet. Krellig analysierte in einer vergleichenden Studie die Repräsentation des Brandes in Guardis Gemälde sowie in journalistischen und poetischen Textquellen. Er akzentuierte vor allem die ästhetische Raffinesse mit der Guardi den Brandverlauf festhielt. Dabei bildet der Übergriff des Feuers auf das Wasser den spektakulären Höhepunkt, der, laut Krellig, im Vergleich zu den literarischen Texten einzig im Bild seine angemessene Ausdrucksform findet. Nicht zuletzt spielte in Krelligs Ausführungen zum Erlebnis des Brandes der Terminus des Sublimen eine zentrale Rolle. Eine politische Interpretation von Guardis Gemälde, wie sie zuweilen vorgenommen wird, lehnte Krellig ab, da sie ohne Hinzuziehung weiterer Text- und Bildquellen, die eine solche Deutung bekräftigen, zu spekulativ sei.

Eine politische Deutung niederländischer Brandbilder bot dagegen der Beitrag des Kunsthistorikers MARTIN PAPENBROCK (Karlsruhe). Er analysierte die Bilder des brennenden Troja von Pieter Schoubroeck (1570-1607). Die Brandbilder des niederländischen Künstlers erfreuten sich um 1600 einer grossen Beliebtheit und waren vor allem in Sammlerkreisen begehrte Kabinettstücke. Laut Papenbrock müssen die Brandbilder der niederländischen Landschaftsmaler, besonders diejenigen Schoubroecks, in einem engen Verhältnis zur politischen Situation in den Niederlanden um 1600 gesehen werden. Vor dem Hintergrund der niederländischen Befreiungskriege, so Papenbrock, sei die gemalte Flucht aus dem brennenden Troja immer auch bildlicher Ausdruck der individuellen Fluchterfahrung der Künstler. Papenbrock bekräftigte seine These mit einer Darstellung der Entwicklung der Begriffe Vaterland und Vaterlandsliebe in der niederländischen Philosophie des 17. Jahrhunderts, welche ebenfalls als Reaktion auf die niederländische Migration einsetzte.

Von den niederländischen Künstlern mit Migrationshintergrund zum Amsterdamer Maler, Erfinder und Unternehmer Jan van der Heyden (1637-1712) führte der Beitrag der Kunsthistorikerin SUSAN DONAHUE KURETSKY (New York). Sie betrachtete van der Heydens „Brandspuikenboeck“, eine Schrift über die von ihm erfundene Löschpumpe mit flexiblen Schläuchen. Illustriert hat van der Heyden dieses Buch mit einer Vielzahl von spektakulären Brand- und Löschszenen. Diese Bilder, allesamt in der Perspektive eines Feuerwehrmanns gehalten, zeugen von van der Heydens genauen Beobachtung und wissenschaftlichen Durchdringung von Bränden. Seine Bilder veranschaulichen neben der Gefahr und der Zerstörung, welche vom Feuer ausgeht, vor allem auch dessen Schönheit aber auch die Spektakularität des Brandes.

JÖRG JOCHEN BERNS (Marburg) erweiterte in seinem Abendvortrag mit dem Titel „Feuerwerk und Feuerwehr“ das Thema der ästhetischen und spektakulären Faszinationskraft des Brandes um seine normativen Dimensionen. In seiner Analyse des Spannungsverhältnisses von Phyrophobie und Phyrophilie setzte er zwei scheinbar heterogene Kulturphänomene der Frühen Neuzeit miteinander in Beziehung. In exemplarischer Weise untersuchte er zum einen Feuerverordnungen der städtischen Policey und zum anderen das Feuerwerk im Kontext höfischer Feste. Beiden Erscheinungsformen des Feuers ist gemein, dass sich mit ihnen eine Choreographie des Verhaltens verband. Feuerverordnung regelten die Abläufe einer „allgemeinen Mobilmachung“ der städtischen Bevölkerung, während das Feuerwerksfest vom höfische Zeremoniell und dessen Formen ritualisierten Verhaltens geprägt war. Dabei visualisierte das kunstvoll dressierte Feuer die Metaphysik weltlicher Herrschaft ebenso wie die fürstliche Potestas. Die pyrotechnisch repräsentierte Herrschaft sah sich jedoch stets bedroht durch den nicht inszenierten Brand, denn dieser bot Anlass und Möglichkeit des Aufstandes oder der militärischen Einnahme der Stadt, weswegen intensiv an der Entwicklung, Aktualisierung und Befolgung der Feuerverordnungen gearbeitet wurde.

Vom höfischen Feuerwerk zu brennenden Architekturkulissen im Theater leitete der Beitrag von HOLE RÖSSLER (Luzern) über. Mit einer allgemeinen Einleitung zur Feuertechnik im Theater seit dem Mittelalter richtete Rößler das Augenmerk auf die politischen und religiösen Dimensionen des inszenierten Brandes in der Frühen Neuzeit. In seiner Analyse unterschied er in Bezug auf die jeweilige Bedeutung zwischen infernalischem, heroischem und katechetischem Stadtbrand. Anhand der Höllendekorationen der Medici-Feste, von Schlossfeuerwerken und Sodomdarstellungen im Ordenstheater betonte Rößler den Zusammenhang von ästhetischer Erfahrung und symbolischer Bedeutung. Es zeigte sich auch, dass inszenierte Brände wie etwa das brennende Troja, je nach argumentativer Absicht ganz verschiedene Bedeutungen annehmen konnten.

VOLKER SCHERLIESS (Lübeck) erweiterte Rößlers Beitrag um die musikalische Dimension. Er zeigte anhand einer Reihe von Musikbeispielen, dass der Stadtbrand nicht nur in der Kunst, dem Theater und in der Literatur seine ästhetische Verarbeitung erfuhr, sondern auch in der Musik. Doch hat die musikalische Sprache, so Scherliess, erst im 19. Jahrhundert eine tonmalerische Wirkung entwickelt, brennende Städte zu inszenieren. Davor wurden der Brand oder die Reaktionen auf den Brand meist nur in den Libretti beschrieben, das heißt besungen. Die Musik spielte dabei eine Begleitrolle. Als Schlüsselwerke zur Entstehung einer Tonmalerei des Brandes hob Scherliess Luigi Cherubinis Lodoiska (1791) und Mozarts La clemenza di Tito (1791) hervor.

JÖRG TREMPLER (Florenz) behandelte in seinem Beitrag die Brandbilder des französischen Malers Pierre Jacque Volaire (1729-1790/1800), der vor allem für seine spektakulären Darstellungen des Vesuvausbruchs bekannt ist. Besonders in den frühen Brandbildern des Künstlers findet sich eine künstlerische Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Claude Joseph Vernet (1714-1789). Trempler zeigte in seiner detailreichen Analyse der Brandbilder, auf welche Weise die Auseinandersetzung mit Vernet in seine späten Vulkanbilder Eingang gefunden haben und welchen Veränderungen die Bilder im Kontext des 18. Jahrhunderts unterworfen waren. Nicht zuletzt stellte Trempler die Frage nach der Bedeutung eines wandelnden Geschichtsverständnisses für die Bedeutung der Katastrophenbilder.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die interdisziplinär angelegten Beiträge aus der Geschichte, Kunstgeschichte, Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft erfreulich eng am Tagungsthema orientiert waren und somit die vielfältigen medialen und ästhetischen Transformationen der frühneuzeitlichen Brandkatastrophe facettenreich beleuchtet haben. Dabei wurden bisweilen aber auch die disziplinären Differenzen in der Bedeutung und Verwendung von Begriffen sichtbar. Wie sich in den überwiegend angeregten Diskussionen zeigte, steht eine genaue Bestimmung und Historisierung etwa des Katastrophenbegriffs noch aus, da sich die heutige Verwendung keinesfalls auf die Vormoderne anwenden lässt.

Ein Tagungsband ist in Vorbereitung.

Kurzübersicht:

Donnerstag, 25. September

FRANZ MAUELSHAGEN (Zürich): Das Spiel mit dem Feuer. Die frühneuzeitliche Stadt als Gefahrenzone

MARIE LUISA ALLEMEYER (Göttingen): „Wenn der liebe Gott einen Hauss Wirth mit Feuers Brunst heimsucht.“ Zur Deutung und Darstellung von Stadtbränden in obrigkeitlichen, technischen und genossenschaftlichen Schriften der Frühen Neuzeit

CHRISTOF BAIER (Berlin): „verjuengt und verschoent aus ihrer Asche“. Die ‚professionelle‘ Wahrnehmung des Stadtbrands durch die preußische Bürokratie im 18. Jahrhundert

CORNEL ZWIERLEIN (Bochum): Die Alltäglichkeit der Großbrandgefahr und die Bedeutung visueller Affektsteuerung in der Geschichte von Brandwahrnehmung und Brandbekämpfung

WERNER BUSCH (Berlin): Turner und der Brand des Londoner Parlaments

Freitag, 26. September

VERA FIONIE KOPPENLEITNER (Florenz): Etiam periere Ruinae. Realereignis und Bildtradition in Stadtbranddarstellungen der Frühen Neuzeit am Beispiel des Großen Brands von London 1666

HANA GRÜNDLER (Florenz): „Ardentissimo fuoco“ und „timor della morte“. Raffaels Borgobrand und andere Katastrophen in Vasaris ‚Vite‘

MARTIN PAPENBROCK (Karlsruhe): Das „Brennende Troja“ in den Bildern von Pieter Schoubroeck. Zur Revision des Vaterlandsbegriffs in Kunst und Philosophie um 1600

SUSAN DONAHUE KURETSKY (Poughkeepsie, NY): Saving Amsterdam: Jan van der Heyden (1637-1712) and the Art of Firefighting

JÖRG TREMPLER (Florenz): Pierre-Jacques Antoine Volaires ‚Brennender Palast in Rom‘ von 1769

HEINER KRELLIG (Venedig): Francesco Guardi. Der Brand im Öllager von San Marcuola, Venedig 1789

JOCHEN BERNS (Marburg): Feuerwerk und Feuerwehr. Techniken der Inszenierung und Domestikation von Stadtbränden in der Frühen Neuzeit

Samstag, 27. September

HOLE RÖSSLER (Luzern): Theaterbrände. Brennende Architektur auf den Bühnen der Frühen Neuzeit

VOLKER SCHERLIESS (Lübeck): „Il campidoglio è acceso“ oder: Musikalisches Feuer. Zu einigen Opern des 17. und 18. Jahrhunderts

CHRISTOPH HEYL (Frankfurt a.M.): God’s Terrible Voice in the Citty. Anmerkungen zur Rezeption des Great Fire of London (1666)

MARIAN FÜSSEL (Giessen): Zwischen Schauspiel und Information. Zur Visualisierung von brennenden Städten im Siebenjährigen Krieg