Civilizing Nature: National Parks in Transnational Historical Perspective

Civilizing Nature: National Parks in Transnational Historical Perspective

Organisatoren
Deutsches Historisches Institut, Washington, DC
Ort
Washington
Land
United States
Vom - Bis
12.06.2008 - 14.06.2008
Url der Konferenzwebsite
Von
Anna-Katharina Wöbse, Bremen

Das räumliche Konzept des Nationalparks ist das erfolgreichste Naturschutzkonzept aller Zeiten. Kaum ein Staat auf diesem Planeten, der sich nicht längst die Mühe gemacht hätte, neben Flagge, Hymne und einer olympischen Nationalmannschaft auch einen entsprechenden Park zur Identitätsstiftung zu kreieren. Als Ursprung und Ikone gilt der US-amerikanische Nationalpark Yellowstone, der als touristische Naturattraktion 1872 unter strikten Schutz gestellt wurde. Die globale Durchsetzung dieses Schutzmodells im 20. Jahrhundert eignet sich daher geradezu idealtypisch für eine transnationale historische Untersuchung. Die Konferenz „Civilizing Nature: National Parks in Transnational Historical Perspective“ am Deutschen Historischen Institut in Washington, DC, die von den Umwelthistorikern BERNHARD GISSIBL (Universität Mannheim) und PATRICK KUPPER (ETH Zürich) und der Wissenschaftshistorikerin SABINE HÖHLER (DHI Washington, DC) organisiert und vom DHI ausgerichtet wurde, hatte zum Ziel, die globale Diffusion des Nationalparkkonzeptes von seinen ursprünglichen westlichen Prinzipien hin zu seinen lokalen Adaptionen unter unterschiedlichen historischen, politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen zu untersuchen. In fünf interdisziplinär und international ausgerichteten Panels wurden in 15 Beiträgen aktuelle Forschungen zu der Frage des transnationalen Phänomens Nationalpark vorgestellt. Der treffend mehrdeutige Titel der Tagung – „Civilizing Nature“ – verwies bereits auf die oszillierende Mehrdeutigkeit von Nationalparks: Allein der Begriff „Park“ signalisiert, dass hier in erster Linie eine gezähmte, zumindest geduldete Version von Wildnis präsentiert wird. Gleichzeitig ist dem Programm der Hinweis inne, dass Nationalparks stets auch als Gradmesser für die Zivilisierungsfortschritte moderner Nationen galten.

Im ersten Panel mit dem Titel „What’s in a Park? Unpacking Yellowstone, Repacking Yellowstone“ wurde das „Urmodell“ des Nationalparks, das stellvertretend für eine staatlich sanktionierte, großräumige, sich nach außen stark abgrenzende und die ursprünglich ansässigen Menschen ausschließende Reservatspolitik steht, historisch seziert. Die Kulturgeografin JUDITH MEYER (Missouri State University) illustrierte anhand konkreter Beispiele aus der Geschichte des Yellowstone-Parks die rasch wechselnden Einflüsse der jeweiligen gesellschaftlichen Bedürfnisse und Verfasstheiten auf die Schutzpolitik vor Ort. Badevergnügen in den weltberühmten Geysiren? Lange erlaubt, dann verboten. Gezielte Fütterung der Bären, um den Besucherinnen und Besuchern einen unmittelbaren Kontakt mit der „wilden“ Kreatur zu ermöglichen und die Attraktivität des Parks zu steigern? Mal ja, mal nein. Handyantennen? Lange nicht erwünscht, um auch telekommunikativ einen Mindeststandard an Wildnisgefühl zu erhalten, dann bisweilen mit grüner Farbe „getarnt“. Die Natur selbst hielte sich ohnehin nicht an die politisch gesetzten Grenzen des Reservats. Meyer machte klar: Ein statisches Modell Yellowstone gibt es nicht, die Schutzkonzepte sind bis heute dynamisch und reaktiv. Der Beitrag von MELISSA HARPER (University of Queensland) und RICHARD WHITE (University of Sydney) zeigte, wie sich das Nationalparkmodell anders als in Europa bereits im 19. Jahrhundert in Neuseeland, Kanada und Australien durchsetzte. Diese englisch geprägten, sich als „modern“ wahrnehmenden und wohlhabenden Siedlergemeinschaften nutzten Yellowstone als Vorbild, um nicht via Kulturerbe, sondern via Natur nationale Identität zu stiften. In den stadtnahen Nationalparks Sydneys zeigte sich die spezifisch australische Betonung der Erholung und der Naturerfahrung durch das Wandern. Yellowstone diente hier in erster Linie als Namensgeber denn als eine verbindliche Schutzstrategie, da sich die ersten australischen Parks konzeptionell eher an den städtischen Parkanlagen beispielsweise Londons orientierten.

Der zweite Teil der Konferenz widmete sich den internationalen und imperialen Übertragungswegen des Nationalparkkonzeptes. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich der Gedanke etabliert, Naturschutz als einen Teil der westlichen Zivilisierungsmission zu propagieren. Vor allem die überseeischen Kolonien mit ihren vermeintlich „leeren“ Gebieten schienen gut für die Ausweisung von Schutzflächen geeignet, die im dicht besiedelten Europa kaum durchsetzbar waren. Naturschutz wurde Teil des kolonialen Aneignungsprozesses wie auch Teil einer akzeptierten Legitimierungsstrategie. Frankreich versuchte sich an der Spitze der internationalen Naturschutzmission zu positionieren. CAROLINE FORD (University of California Los Angeles) untersuchte dessen Naturschutzpolitik in der algerischen Kolonie. Ihr Beitrag machte deutlich, welche identitätsstiftenden Narrative hier räumlich umgesetzt wurden: Das französische Mutterland schützte in Algerien vor allem Waldgebiete und knüpfte damit an die klassischen Erzählungen der durch vermeintlichen Raubbau und Kahlschlag seitens arabischer Muslime bedrohten Kornkammern Roms an. Imperialer Waldschutz in Nationalparks stand für einen nachhaltigen Landerhalt in der Tradition römischer Zivilisation. JEYAMALAR KATHIRITHAMBY-WELLS (Cambridge University) skizzierte die britischen Einflüsse auf die Naturschutzpolitik in Malaysia am Beispiel des 1939 eingerichteten King George V National Park, der nach der Unabhängigkeit 1957 zum Taman Negara Nationalpark umgewidmet wurde. Im imperialen Kontext und unter der Schirmherrschaft kleiner jagdinteressierter Naturschutznetzwerke entstanden, entwickelte der Nationalpark als öffentliche und gemeinsame Fläche langfristig eine demokratisierende Bedeutung für die malaiische Gesellschaft. So wurde aus einer kolonialen Ikone sowohl Objekt als auch Motor einer sich entwickelnden Zivilgesellschaft. Entgegen der sonst üblichen Vertreibung aus Nationalparks konnte hier ein indigenes Volk überleben, das – quasi unter Flora und Fauna subsumiert – sonst den Zivilisierungsprojekten und der kulturellen „Assimilierung“ zum Opfer gefallen wäre. Der Ökologe HENNY VAN DER WINDT (Universität Groningen) analysierte die Entstehung niederländischer Nationalparks zwischen den Polen heimatlicher und kolonialer Natur. Seiner Interpretation zufolge verhielten sich die niederländischen Schutzstrategien konträr zu den nordamerikanischen – die Projekte waren privat initiiert, ohne nationalen Impetus und jenseits des Dogmas unberührter Wildnis. Die spezifische holländische Interpretation konzentrierte sich auf die Interaktion von Mensch und Natur. Ob auch die in den Kolonien nach amerikanischem Vorbild angestrebten großräumigen Reservate, von einzelnen Wissenschaftlern und Kolonialbeamten angestoßen, tatsächlich ohne nationale Konnotierung auskamen, blieb in der Diskussion strittig. In den Niederlanden selbst erfolgte ein Ausweisungsschub erst mit der internationalen Institutionalisierung des Nationalparkdiskurses in den 1960er-Jahren. Mit der Bedeutung internationaler Organisationen wie dem Völkerbund und den Vereinten Nationen für diese Internationalisierung von Schutzparametern setzte sich ANNA-KATHARINA WÖBSE (Universität Bielefeld) auseinander. Trotz einer erstaunlichen Vielfalt von Schutzkonzepten propagierte der Völkerbund in den 1920er-Jahren den Nationalpark als ideales global anwendbares Schutzkonzept bei der Entstehung eines gemeinsamen Welterbes – ein Anwendungsanspruch, den die UNESCO in Kooperation mit einem kleinen Netzwerk weißer, westlicher, männlicher Wissenschaftler und Lobbyisten durchsetzte. Eine transnationale Verlängerung erlebte das Konzept mit der Entstehung der Welterbekonvention 1972, die die Politik der getrennten Sphären von Kultur und Natur zunächst noch unterstrich. Diese Trennung wird heute zusehend kritisch hinterfragt, wie die neue Betonung von der Integration von Kulturlandschaften in das UN-Programm beweist.

Unter der Überschrift „Local Adaptions – Parks from below“ schilderte zunächst der kanadische Umwelthistoriker BRAD MARTIN (Northwestern University) die andauernde Auseinandersetzung zwischen amerikanischen und kanadischen Planern mit der indigenen Bevölkerung in arktischen und subarktischen Gebieten im Zuge der Ausweisungswelle von Nationalparkflächen in den 1960er- und 1970er-Jahren, die zwar ökologische aber kaum kulturelle Gegebenheiten berücksichtigte. Die ansässige Inuit-Bevölkerung setzte sich gegen die Grenzziehungen und Beschränkungen zur Wehr und gewann zunehmend Einfluss auf die Gestaltung und auch Nutzung der Flächen. Damit wurde das ursprüngliche, menschliche Bewohner ausschließende Modell des Nationalparks aufgebrochen und für partizipativere Formen des Nationalpark-Managements geöffnet. Um den Konflikt zwischen ansässiger Bevölkerung und Parkinstitutionen ging es auch in dem Beitrag der Anthropologen JOHN SCHELHAS (Tuskegee University) und MAX PFEFFER (Cornell University). Der Erfolg der Reservatspolitik – als globales politisches Dispositiv anerkannt und gefördert – hat derzeit die forcierte Einrichtung von Nationalparks zur Folge, die von den Menschen vor Ort getragen und respektiert werden müssen, obwohl sie aus deren Sicht keineswegs nur sinnvoll und begrüßenswert erscheinen. In einem Forschungsprojekt, das die Anwohnerinnen und Anwohner von Nationalparks in Costa Rica (striktes Schutzkonzept) und Honduras (integratives Konzept) befragte, wurde deutlich, dass die Akzeptanz eines Nationalparks davon abhängt, inwieweit übergeordnete Naturschutzinteressen mit lokalen Lebensbedürfnissen abgeglichen werden.

In dem Panel „Nations and Natures: Parks and Political Regimes“ stand die Bedeutung konkreter politischer Machtverhältnisse für die Rezeption von Naturschutzkonzepten zur Diskussion. Der üblichen Interpretation der mexikanischen Umweltgeschichte als einer Chronologie der Ausbeutung und Übernutzung wurde von EMILY WAKILD (Wake Forest University) eine höchst spannende neue Sichtweise entgegen gestellt: In der revolutionären Phase Mexikos entstanden nicht nur Wirtschaftspläne, die der Regeneration natürlicher Ressourcen Tribut zollten, sondern in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre auch etliche neue Nationalparks. Wakild zeigte zum einen, welche Interessengruppen versuchten, in den Reservaten revolutionäre Identitätsstiftung, Erholung, Wissenschaft und Waldwirtschaft zu vereinbaren, zum anderen, zu welch weitschweifenden internationalen Wechselwirkungen es dabei kam – Mexiko integrierte amerikanische, europäische und japanische Impulse. CAROLIN FIROUZEH ROEDER (University of Kent) schilderte am Beispiel der slowenischen Triglav Berge, wie drei pittoreske Gipfel durch verschiedene politische Systeme immer wieder neu interpretiert und national besetzt wurden. Die alpine Region, heute slowenischer Nationalpark, diente gleichermaßen als „mentales Habitat“ für die neue nationale Identität als auch als Beleg der räumlichen Teilhabe an Europa in Abgrenzung gegen den Balkan. INDRA CANDANEDO (University of Essex) erläuterte am Beispiel des grenzüberschreitenden Nationalparks La Amistad, wie sich die unterschiedlichen politischen Systeme in Costa Rica und Panama unmittelbar auf das Parkmanagement einer gemeinsamen Naturregion auswirken. Das Projekt, das Anfang der 1970er-Jahre entstand, wurde auf der Seite des demokratischen Costa Rica massiv von den Naturschutzparadigmen der USA geprägt, die dort in den Zeiten des Kalten Krieges ökonomisch und politisch Einfluss gewinnen wollten, während die panamaische Militärregierung den Nationalpark nutzte, um Kontrolle über Land und Ressourcen zu sichern.

Die letzten vier Beiträge der Konferenz widmeten sich der wissenschaftlichen und kulturellen Konstruktion von Nationalparks: „Creating the Pristine: The Science and Technology of National Parks“. MARCUS A. BURTNER (University of Arizona) setzte sich mit der visuellen Repräsentation und der interkontinentalen Überblendung von Natur in den Fotografien des amerikanischen Botanikers Homer le Roy Shantz auseinander. Seine Anfang der 1920er-Jahre in Südafrika entstandenen Aufnahmen panoramischer Landschaften dienten ihm als visuelles Archiv zur Rekonstruktion und Inszenierung seltener Kakteenwälder in den 1930er-Jahren in Arizona. Im Zuge des Transports zu schützender Natur in den Süden der USA amerikanisierte sich auch der Blick des Betrachters vom idealisierten fotografischen Bildausschnitt hin zur szenischen Aussicht durch die Windschutzscheibe der neuen Automobile der Mittelklasse. Mit einer anderen Form der technischen Kontrolle und Konstruktion von Wildnis beschäftigte sich ETIENNE BENSON (MIT). Er untersuchte die Ortung großer Karnivore in Nationalparks – Grizzlys in den USA und Tigern in Nepal – mittels der im Zuge des Kalten Krieges in den 1960er-Jahren entwickelten Remote-Sensing-Technologien. Von den USA kam sie dank eines kleinen Netzwerkes von Wildtierbiologen nach Nepal – und mit der Technik wurden auch hier bestimmte Auffassungen von Natur exportiert. Während die Ortungstechnik von Wildtierbiologen oft begrüßt wurde, weil sie Aussagen über den territorialen Anspruch der illustren Tiere ermöglichte und somit neue Grenzziehungen der Parks politisch durchzusetzen half, wollten andere Interessengruppen weder den visuellen Eingriff – zunächst waren die Sender an den Tieren als monströse Halsbandapparaturen weithin sichtbar – noch die totale Kontrolle der Tiere durch Radarverfolgung und eventuellen Abschuss bei „Fehlverhalten“ akzeptieren. Der Beitrag verdeutlichte überdies den Übergang der Nationalparks vom touristischen Ideal einer Wildnis in festen Grenzen hin zu einem Ökosystem, dessen Grenzen durch die funktionalen Beziehungen ihrer Teile zueinander bestimmt waren. In eine ähnliche Richtung wies MICHAEL LEWIS (Salisbury University), der argumentierte, dass die Biosphärenreservate der 1970er-Jahre aus einer internationalen Initiative heraus entstanden und einer neuen Epistemologie des Naturschutzes folgten, die repräsentative Einheiten des globalen Ökosystems auf wissenschaftlicher Basis selektierte. In seiner Untersuchung der Entstehung des in verschiedenen Nationalparks angesiedelten indischen Tigerschutzprogrammes Anfang der 1970er-Jahre analysierte Lewis das Zusammenspiel von nationalen Interessen und internationalen Impulsen. Die indische Naturschutzpolitik versuchte, den Tiger als nationale Ikone zu inszenieren. Zwar kooperierten die indischen Behörden durchaus mit internationalen Institutionen wie dem WWF, versuchten aber gleichzeitig, sich gegen eine „Amerikanisierung“ der Reservatspolitik zu verwahren. Diese Abgrenzungspolitik führte u.a. dazu, dass das integrative Man-and-the-Biosphere Programm der UNESCO in Indien nicht besonders erfolgreich war, da es von der indischen Naturschutzbürokratie als ein von außen oktroyiertes Konzept verstanden wurde. Im letzten Beitrag stellte MATTHEW CHRULEW (Monash University) das gleichermaßen irritierende wie aufschlussreiche Projekt eines „Pleistozän Parks“ im Norden Sibiriens vor. Dort entsteht ein 160 Quadratkilometer großer Park, in dem durch die Wiederansiedlung der einstmals dort verbreiteten Großherbivoren wie Elch, Wildpferd, Rentier und Wisent eine offene Graslandschaft wie vor zehn- bis hunderttausend Jahren entstehen soll. Als Krönung der getreuen ökologischen Nachbildung wird anvisiert, mit Hilfe von Gentechnik Mammuts wieder auferstehen zu lassen. Mittels Hochtechnologie soll also eine vormenschliche Situation simuliert werden. Dieses spektakuläre Beispiel kondensierte die historische Debatte darüber, welche Natur in welchem Zustand mit wieviel menschlicher Hilfe zu welchen politischen und gesellschaftlichen Zwecken zu erhalten sei.

Am Ende dieser vielschichtigen Forschungsparade detaillierter Fallstudien stand ein „Runder Tisch“, der sich der Frage nach den Erträgen einer transnationalen Perspektive für die Naturschutzgeschichtsschreibung und des Studienobjektes Nationalpark für eine transnationale Historiographie widmete. Über die Konferenzergebnisse diskutierten hier JANE CARRUTHERS (University of South Africa), die die Nationalparkhistoriographie mit Studien zu südafrikanischen Reservaten selbst entscheidend angestoßen und geprägt hat, CHRISTOF MAUCH (LMU München), ausgewiesener Fachmann für die transatlantische Umweltgeschichte, sowie JOHN MCNEILL (Georgetown University) als Mitinitiator und Vertreter einer neuen Globalgeschichte der Umwelt. Carruthers verglich die Verbreitung des Nationalparkkonzeptes mit dem Spiel „Stille Post“: Eine Idee, rund um den Tisch geflüstert, wird von jedem Sender und Empfänger ein wenig verändert, bis der Ursprung am Ende kaum mehr kenntlich erscheint. Die räumliche, institutionelle und politische Vielfalt, die sich unter dem Label „Nationalpark“ verbirgt, offenbare, wie ungeschützt es je nach divergierenden Bedürfnissen genutzt wurde: „‘National park‘, so Carruthers, „is a mantra used for political and other purposes, more often looking outward not inward for validation.“ Sie resümierte, dass der Yellowstone Park, der fast für alle Fallstudien als historischer Gradmesser diente, selbst ein Mythos sei – mehr ein imaginierter denn ein realiter existenter Ort. Auch Mauch betonte, dass der Begriff „Nationalpark“ mehr Metapher denn statische Größe sei. Nachdem in der Forschung vor allem Erfolgsgeschichten untersucht worden seien, könnte zudem die Berücksichtigung gescheiterter Projekte Bruchstellen in der transnationalen Übertragung der Nationalparkidee zutage fördern. Eine Meistererzählung der Nationalparks stehe noch aus. Sowohl Mauch als auch McNeill interessierte der durchgehende religiöse Subtext der Materie. Die Einrichtung von Naturreservaten sei als Ausdruck einer säkularen Religion zu verstehen, die anhand der Natur neue Grenzziehungen zwischen dem Profanen und dem Heiligen vornahm. Dabei seien sowohl die räumlichen als auch die zeitlichen Kontingenzen einer Natureinfriedung zu beachten, die sowohl Grenzen als auch Zeitpunkte zu fixieren suchte. McNeill sprach zudem die Nähe von Naturschutz zu Konzepten der Umweltsicherheit als Schutz natürlicher Ressourcen an, die Nationalparks auch in Zusammenhang mit militärischen Interessen und nationaler Sicherheit bringen würden. Carruthers forderte darüber hinaus einen genaueren Umgang mit Begriffen wie „national“, „wilderness“, „nature“, „conservation“ und „western“. Auch eine „Dezentrierung“ der historischen Betrachtung wurde als Desiderat formuliert: Wie das westliche Konzept in die Welt übertragen wurde, scheint nachvollziehbar. Aber wie hört sich das Echo an: Was kommt aus dem Osten, Süden und Norden eigentlich zurück?

Das Potenzial der transnationalen historischen Sondierung des räumlichen Konzeptes von Nationalpark für eine globale Umweltgeschichte ist unübersehbar. Die Diversität der Interpretationen und Umsetzungen des Nationalparkkonzeptes, wie sie sich auf der Washingtoner Konferenz darstellte, kann zudem helfen, aktuell herrschende Naturschutzparadigmen zu erklären – und aufzubrechen. Denn deren Politik der getrennten Sphären hat zwar kleinere Räume konserviert, einen nachhaltigen Umgang mit Natur aber gewährleistet sie nicht.

Kurzübersicht:

Freitag, 13. Juni

Introduction (Bernhard Gissibl, Sabine Höhler, Patrick Kupper)

Panel 1: What’s in a Park? Unpacking Yellowstone, Repacking Yellowstone

Chair: Bernhard Gissibl
Judith L. Meyer (Missouri State University)
Re-packing the Yellowstone Model: Historical Geography and Transnational Transfer of an Ideal
Melissa Harper and Richard White (University of Queensland, University of Sydney)
The “Nationalisms” of the First National Parks: Was the Australian Model Different?

Panel 2: Imperial Natures – Parks and Empires I

Chair: Patrick Kupper
Caroline Ford (University of California, Los Angeles)
Landscape Reclamation and the Creation of “National Parks” in French Colonial Africa
Jeyamalar Kathirithamby-Wells (Cambridge University)
Malaysia’s Taman Negara National Park: Interconnections between Nature, Political Culture, and Development

Panel 2: Imperial Natures – Parks and Empires II

Chair: Uwe Luebken (GHI)
Henny van der Windt (University of Groningen)
Dutch Connections: Four Continents and Five Lives of the National Park
Anna-Katharina Wöbse (University of Bielefeld)
Framing the Heritage of Mankind: National Parks on the International Agenda

Panel 3: Local Adaptations – Parks from below

Chair: Catherine A. Christen (Smithsonian Institution)
Brad Martin (Northwestern University)
Northern Wilderness, Northern Homeland: The Political Ecology of National Park Establishment in the Yukon-Alaska Borderlands,1960-1990
John Schelhas (Tuskegee University)
When Global Conservation Meets Local Livelihoods: People and Parks in Central America

Samstag, 14. Juni

Panel 4: Nations and Natures: Parks and Political Regimes

Chair: Karen Oslund (Towson University)
Emily Wakild (Wake Forest University)
A Revolutionary Civilization: National Parks, Transnational Exchanges, and the Construction of Modern Mexico
Carolin Roeder (University of Kent)
Protecting the Nature, Preserving the Nation? Slovenia’s Triglav National Park as a Mental Habitat for the National Identity
Indra Candanedo (University of Essex)
La Amistad International Park: Global Ideas Nationally Transformed

Panel 5: Creating the Pristine: The Science and Technology of National Parks I

Chair: Sabine Höhler
Marcus A. Burtner (University of Arizona)
The Knowing Eye: Botanist-Photographer Homer Le Roy Shantz and the Discursive Power of the Photographic-Ecological Gaze in Arizona and Africa, 1919-1958
Etienne Benson (MIT)
Demarcating Wilderness and Disciplining Wildlife in Yellowstone and Chitwan, 1959-1981

Panel 5: Creating the Pristine: The Science and Technology of National Parks II

Chair: Bernhard Gissibl
Michael Lewis (Salisbury University)
National Parks, Tiger Reserves, and Biosphere Reserves in Independent India
Matthew Chrulew (Monash University)
Precivilizing Nature: Restoration and Resurrection at Pleistocene Park

Round Table: Consigning National Parks to History – Conclusions and Perspectives

Chair: Patrick Kupper
Jane Carruthers (University of South Africa)
Christof Mauch (LMU Munich)
John R. McNeill (Georgetown University)


Redaktion
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