Nachwuchsworkshop „Kolonialgeschichte / Dekolonialisierung“

Nachwuchsworkshop „Kolonialgeschichte / Dekolonialisierung“

Organisatoren
Anna Lipphardt, Elisabeth Schmidt, Jakob Vogel
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
19.02.2008 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Minu Haschemi Yekani, Berlin

Es wunderte kaum, dass der am 19. Februar vom Centre Marc Bloch (CMB) veranstaltete Nachwuchsworkshop Kolonialgeschichte / Dekolonialisierung außerordentlich gut besucht war; fehlt doch ein regelmäßiges Colloquium ausschließlich zu kolonialgeschichtlichen Fragestellungen gänzlich in der Berliner Forschungslandschaft. So bot die von Elisabeth Schmidt, Anna Lipphardt und Jakob Vogel konzipierte Veranstaltung fünf Nachwuchswissenschaftler/innen die Möglichkeit, ihre Forschungen einem größeren Forum zu präsentieren. Der Nachmittag gliederte sich in eine thematische Einführung, die ANDREAS ECKERT übernahm, ein Panel „Kolonialgeschichte“ mit drei Beiträgen, die anschließend von Eckert kommentiert wurden und dann zur offenen Diskussion standen, sowie ein Panel „Dekolonialisierung“ mit je zwei Beiträgen, wobei hier STEPHAN MALINOWSKI der offizielle Kommentar übergeben wurde.

Eckert begann seine thematische Einführung mit der Einschätzung – die im Übrigen auch von den Veranstalter/innen geteilt wurde –, dass das Interesse an kolonialgeschichtlichen Themen in den letzten Jahren eine unerwartete Konjunktur erfahren habe. Dabei betonten beide – Eckert und die Veranstalter/innen – das gestiegene Interesse und die Aufmerksamkeit für die Kolonialgeschichte in Deutschland und Frankreich auch jenseits des „Elfenbeinturms der Wissenschaft“ (Eckert). Zweierlei sei für das wachsende Interesse in beiden Ländern verantwortlich gewesen: In Deutschland sei der entscheidende Impuls durch die – bis heute dauernden und seit 1995 erfolglosen – materiellen Entschädigungsforderungen der Herero People's Reparations Corporation1 gekommen und die damit im Zusammenhang stehende viel beachtete und diskutierte Entschuldigung der deutschen Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul 2004 in Namibia anlässlich des 100. Jahrestages der so genannten „Schlacht am Waterberg“.2 In Frankreich lasse sich für die gestiegene Aufmerksamkeit die Debatte zur Behandlung der kolonialen Vergangenheit im Schulunterricht als Wendepunkt ausmachen.3

Das Revival der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit für kolonialgeschichtliche Themen wiederum sei gleichsam auch im Zusammenhang mit den jüngsten Turns in den Geschichtswissenschaften zu verstehen. Diese thematischen Schwerpunktverschiebungen sortieren sich Eckert zufolge wie folgt: 1. Das wachsende Interesse für die Globalgeschichte. Hierbei kommt dem Kolonialismus in seiner Funktion als Katalysator der (gewaltvollen) Vernetzung wichtige Bedeutung zu. 2. Die neuen Fragestellungen und Perspektiven, welche im Kontext des Cultural Turn gestellt werden. 3. Das stärkere Interesse der Area Studies am Kolonialismus, in denen – wie in den Afrikawissenschaften – kolonialgeschichtliche Themen „lange Zeit out gewesen seien“ (Eckert). 4. Schließlich: Die sich langsam durchsetzende Erkenntnis (Stichwort: Manchester School of Anthropology), dass der Kolonialismus in seinem Einfluss auf die Metropolen nicht zu unterschätzen ist, und auch die einzelnen Nationalhistoriografien in Europa nur mit einer Bezugnahme auf die außereuropäischen Aktivitäten gedacht werden können. Daran anschließend formulierte Eckert einige Anhaltspunkte für künftige Forschungen: So warnte er unter anderem vor der „unkritischen Übernahme“ bestimmter Paradigmen, wobei – so müsste korrekterweise eingeschoben werden – es hierbei vielleicht genauer wäre, von Fehlinterpretationen zu sprechen. So konstatierte er die unreflektierte Verkürzung einer von Frederick Cooper und Ann Laura Stoler Ende der neunziger Jahre ausgegebenen Forderung, Kolonisierende und Kolonisierte in einem „gemeinsamen analytischen Feld“ zu betrachten.4 Dies sei Eckert zufolge insofern missverstanden worden, als dass sich in neueren Forschungsarbeiten zunehmend seltener „den Kolonisierten“ zugewendet würde und diese mehr und mehr aus dem Blickfeld der Forschung verschwänden, wodurch die Wiederholung einer imperialen Sichtweise in der Kolonialgeschichtsschreibung drohe. Eine weitere von Eckert kritisierte Tendenz betrifft den deutlichen Rückgang wirtschaftsgeschichtlicher Ansätze. Nicht zuletzt hätte das außereuropäische Engagement zahlreichen Firmen und Einzelpersonen hohe Gewinne, Prestige, Know-how und Reichtum verschafft. Besonders in diesen Feldern, so Eckert, liege ein Forschungsdesiderat.

Nach dieser Einführung eröffnete ADRIEN DEJEAN das erste Panel. Er präsentierte sein Forschungsvorhaben „Zwischen ‚pénétration pacifique’ und ‚Waffenbruderschaft’: Der Erste Weltkrieg und die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und dem osmanisch-türkischen Raum (1908 - 1924)“. Zu diesem Projekt, das sich noch in der konzeptuellen Anfangsphase befindet, stellte Dejean einige seiner forschungsleitenden Thesen vor. Seine Dissertation wird sich den deutschen-osmanisch/türkischen Beziehungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg widmen. Hierbei zeige sich in Bezug auf das Osmanische Reich ein „spezifisch deutsches Herangehen“, das sich mit seiner Interpretation der Zivilisierungsmission gezielt und bewusst von den französischen und englischen Methoden zu unterscheiden suchte.5 Dejean will nun Wissenschaftskreise (wie die deutsche Islamwissenschaft), Personennetzwerke und gesellschaftliche Akteure (wie die Deutsch-Türkische Vereinigung) auf das Konzept eines „liberalen Imperialismus“ (Dejean) hin befragen. Der Fall des Osmanischen Reiches verweise laut Dejean auf die Wirkungsmacht der im kolonialen Kontext formulierten Projekte und Ideen in anderen Zusammenhängen.

Die Frage (nationaler) „Selbstbilder“ steht im Mittelpunkt des Projekts „Die Presse in den deutschen Kolonien in Afrika: Selbstdarstellung und Einflussnahme der Siedler“ von ELISABETH SCHMIDT. Hierbei setzt Schmidt die regionalen deutschen Kolonialpresseorgane in Afrika als konstitutiv für die Bildung einer Siedleridentität in den Jahren deutscher Kolonialaktivität. Mit Bezug auf die Andersonsche Formel der ‚vorgestellten Gemeinschaft’6 weist sie (diesen) Medien für den Prozess einer identitären Gruppenbildung eine dezidierte Rolle zu. So ließe sich anhand der Presse zeigen, inwiefern sich Stratifizierungen in den Vorstellungen dessen, was „deutsch“ oder wer „weiß“ ist herausbildeten, und dies oftmals in Abgrenzung zu anderen Gruppen von Europäern, Buren oder, wie in Deutsch-Ostafrika, zu indischen Kaufleuten.

Den letzten Beitrag des ersten Panels brachte EVA BLOME, die ihre literaturwissenschaftliche Dissertation mit dem Titel „Dystopien und Utopien der ‚Rassenmischung’. Koloniale Gattungsexperimente in Literatur und Kulturtheorie (1915 - 1933)“ bereits im Herbst 2007 eingereicht hat. Sie lieferte den einzigen literaturwissenschaftlichen Beitrag des Workshops und war auch die Einzige, die dezidiert methodische Fragen in Bezug auf die Textanalyse zur Diskussion stellte. Blome verwies hierbei vorwiegend auf literaturwissenschaftliche Theorien der Postcolonial Studies. In ihrer Herangehensweise, Literatur durchaus als historische Quelle zu verstehen und gleichsam nach den Grenzen dieser Quellen zu fragen, untersuchte Blome das Motiv der „Rassenmischung“ in verschiedenen deutschsprachigen Werken der Weimarer Republik. Sie fragte dabei, inwiefern literarische Texte einen eigenen Beitrag zum „Rasseverständnis“ und zur „Rassenpolitik“ leisteten, wie sie koloniale Inhalte aufgriffen und wie diese ästhetisch übersetzt wurden. Des Weiteren stellte Blome ihre Ergebnisse hinsichtlich folgender Fragen zur Diskussion: Welche Bezüge lassen sich hierbei zwischen dem Deutschen Reich und der Weimarer Republik aufzeigen? Inwiefern muss man hierbei von „prä-faschistischen ‚Rassetheorien’“ sprechen?

Im zweiten Panel stellten NIKOLAI BRANDES und CHRISTOPH KALTER ihre Arbeiten vor. Ersterer präsentierte sein Diplomvorhaben mit dem Titel „Postkoloniale Identitätskonzepte im portugiesischsprachigen Raum und kulturbasierte Legitimationsstrategien politischer Praktiken“, wobei Brandes vor allem Fragen nach der Staatsbürgerschaft, der Siedlungspolitiken und des nationalen portugiesischen Selbstverständnisses im langen Zeitraum von 1600 bis in die späten 1970er aufwarf. Dabei erklärte er die Idee der „casa grande“ zum Konzept, das Portugal gegenüber anderen europäischen Kolonialmächten auszeichnete. Brandes stellte mit Bezug auf sein Projektvorhaben schließlich die Gemeinschaft Portugiesischsprachiger Staaten „als neo-koloniales Prestigeprojekt“7 vor.

Im Anschluss daran erläuterte Christoph Kalter das Konzept seiner Dissertation mit dem Titel „Die Entdeckung des ‚tiers monde’. Die radikale Linke in Frankreich zwischen Dekolonialisierung, Kaltem Krieg und globalen Kapitalismus (1956-1975).“ In seinem Vortrag pointierte er die Hauptthesen seiner Arbeit. Die begriffliche Erfindung einer „Dritten Welt“ wird reflektiert als Motiv in der politischen Arbeit der radikalen, französischen Linken. Deren Geschichte lässt sich Kalters Interpretation folgend als Geschichte des Kalten Krieges, der Dekolonialisierung, des Paternalismus und der Solidarität in einer nunmehr vernetzten Welt lesen und spiegelt die Genese des westlichen Antiimperialismus anhand spezifischer Akteure und Gruppen wider, deren verschiedenen Spuren Kalter folgt.

Die sich an die beiden Panels jeweils anschließenden Kommentarrunden waren zeitlich sehr eng bemessen (auf viele der Fragen konnten die Podiumsteilnehmer/innen gar nicht antworten) und so blieb eine lebendige Diskussion leider dem informellen Teil im Anschluss an den Workshop vorbehalten. Die offiziellen Kommentatoren brachten, neben vielen Anregungen und Tipps für die Projekte, auch einige zentrale Überlegungen in die Diskussion ein. So stellte Eckert in Bezug auf Dejeans Präsentation die Frage nach der Verortung. Wie weit lässt sich das Feld der Kolonialismusforschung spannen? Wäre ein solches Thema nicht besser in der Imperialismusgeschichte aufgehoben? Werden Begriffe wie Kulturtransfer und Zivilisierungsmission, die hier verwendet wurden, als Konzepte oder Begriffe verstanden? Inwieweit, und dies bezog sich auch auf Schmidts Arbeit, gibt es noch ein Interesse, die „Koloniale Situation“ in ihrer Vollständigkeit zu begreifen?8

Vogel und Malinowksi schließlich gingen, bezogen auf die Projekte von Blome und Schmidt, auf die Problematik der „hermetischen Textinterpretation“ und der „intrinsischen Lektüre“ ein, die nicht selten die sozialen Realitäten verschleiern oder verschönern würden. Wie kann es historischen Forschungen gelingen, die Widersprüche oder Verbindungen zwischen Literatur, Text und Gesellschaft abzubilden? Mit anderen Worten: Inwieweit spiegeln die Texte Gesellschaft oder inwieweit werden Vorstellungen von „Rasse“ und Zugehörigkeit durch diese Texte nachweisbar beeinflusst? Welche Aussagen über die Wirkmächtigkeit könne man ohne einen literatursoziologischen Zugang treffen?

Anhand von Blomes Arbeit entspann sich zudem die spannende Frage nach der Relevanz ihrer Forschung für die aktuelle Debatte um Kontinuitäten und Brüche zwischen den deutschen Kolonialprojekten und dem Holocaust.

Die Diskussion um das zweite Panel entspann sich entlang der postkolonialen Prämisse „es ist nicht vorbei“, wie sie Malinowski formulierte. Auch hier bliebe die Frage, wo die Grenzen „ideengeschichtlicher Ansätze“ und diskursanalytischer Verfahren lägen. In Hinblick auf Kalters Arbeit wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht lohneswert sei, netzwerkanalytische Verfahren oder alltags- bzw. sozialgeschichtliche Dimensionen zu integrieren. In Bezug auf Brandes Thema stellte sich die Frage nach „einem europäischen Muster von Rassismus“ und ob und inwiefern sich dieses vielleicht in den 1960er-Jahren verändert haben mag als Portugal im Rahmen der Anwerbeverträge einerseits Arbeitsmigrant/innen zum Beispiel in die Bundesrepublik Deutschland sendete, gleichwohl aber selbst noch als Kolonialmacht fungierte.

Überraschend war mithin das Resümee von JAKOB VOGEL, welcher im April die Professur für die Geschichte Europas und des europäischen Kolonialismus (18.-20. Jahrhundert) im Historischen Seminar an der Universität zu Köln einnimmt. So brachte Vogel unter anderem die Frage auf, ob der Imperativ des gemeinsamen analytischen Feldes (siehe oben) teilweise nicht auch einem Korsett entspräche, das manch legitime Fragestellung erschwere. Der Nachmittag endete also mit der provokativen (und streitbaren) Frage, ob es nicht durchaus Sinn mache, „Geschichte“ – selbstverständlich entsprechend deklariert – „aus einer europäischen Perspektive“ zu schreiben. Die Frage blieb offen: Wessen Geschichte?

Obgleich das durch die Veranstalter/innen angekündigte Vorhaben der zukünftigen Vernetzung sehr unterstützenswert ist, wies der Workshop kleinere, konzeptionelle Schwächen auf, die bei einem nächsten Mal vielleicht vermieden werden können. So leuchteten anhand der teilweise doch disparaten Schwerpunkte der Projekte die starken, kategorialen Einteilungen „Kolonialgeschichte“ und „Dekolonialisierung“ nicht wirklich ein und führten zu mehr Konfusion als Bündelung. Mit anderen Worten: Das Fehlen einer gemeinsamen Definition von Kolonialismus (die erst zu erarbeiten wäre) führte dazu, dass jedes Projekt hinsichtlich seines Kolonialismusverständnisses befragt wurde. Zu Recht provozierte dies die Frage: „Ist bald alles Kolonialismus?“ Vielleicht hätten spezifischere, thematische Klammern (wie beispielsweise Identität, Zivilisierungsmission, Kulturelle Praxis, Repräsentation oder Postkoloniale Metropole) ermöglicht, dass ein differenzierterer, inhaltlicher Dialog auch zwischen den Arbeiten entstanden wäre. So standen am Ende recht unterschiedliche Zugangsweisen, Formate und Modi unverbunden in ihrem Bezug auf die Kolonialgeschichte nebeneinander, die sich zudem unterschiedlichen Forschungskontexten zuordnen. Auch erschwerten das straffe Zeitmanagement sowie die hohe Anzahl der Teilnehmer das Aufkommen einer Workshopatmosphäre. Statt intensivem Austausch und offener Diskussion, die auch den work-in-progress- Formaten besser gerecht geworden wäre, verstärkt letztlich durch die Präsenz eines fünfzigköpfigen Publikums, hatte die Veranstaltung eher den Charakter einer (kurzen) Konferenz. Aus Sicht der Autorin wäre es somit lohnenswert gewesen, zumindest ein kurzes Gespräch über Sinn, Bedarf und Gestaltung einer hochschulübergreifenden Vernetzung zur Kolonialgeschichte zu führen. An genügend interessierten Teilnehmer/innen scheint es in Berlin nicht zu mangeln. Ein erster Schritt ist nun gemacht. Alles Weitere ist work-in-progress.

Kurzübersicht:

Anna Lipphardt und Elisabeth Schmidt (Berlin, Centre Marc Bloch): Begrüßung

Andreas Eckert (Berlin, Humboldt-Universität): Thematische Einführung

I – Kolonialgeschichte

Andreas Eckert: Kommentar

Jakob Vogel (Berlin, Centre Marc Bloch): Moderation

Adrien Dejean (Berlin, Centre Marc Bloch / Université Lyon II): „Zwischen ‚pénétration pacifique’ und ‚Waffenbruderschaft’: Der Erste Weltkrieg und die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und dem osmanisch-türkischen Raum (1908 - 1924)“

Elisabeth Schmidt (Berlin, Centre Marc Bloch / Université Paris III): „Die Presse in den deutschen Kolonien in Afrika: Selbstdarstellung und Einflussnahme der Siedler“

Eva Blome (Universität Konstanz): „Dystopien und Utopien der ‚Rassenmischung’. Koloniale Gattungsexperimente in Literatur und Kulturtheorie (1915 - 1933)“

II - Dekolonialisierung

Stephan Malinowski (Berlin, Freie Universität): Kommentar

Jakob Vogel: Moderation

Nikolai Brandes (Berlin, Centre Marc Bloch / Freie Universität): „Postkoloniale Identitätskonzepte im portugiesischsprachigen Raum und kulturbasierte Legitimationsstrategien politischer Praktiken“

Christoph Kalter (Potsdam, Zentrum für Zeithistorische Forschung): „Die Entdeckung des ‚tiers monde’ Die radikale Linke in Frankreich zwischen Dekolonialisierung, Kaltem Krieg und globalen Kapitalismus (1956-1975).“

Jakob Vogel: Resümee

Anmerkungen:
1 Für die einen Überblick über die deutsche Perspektive auf die Debatte siehe:
Böhlke-Itzen, Janntje, Kolonialschuld und Entschädigung. Der deutsche Völkermord an den Herero 1904-1907, Frankfurt 2004.
Siehe auch: Petrus Kamburona, Keine Ruhe für Deutschland. Herero beharren auf Entschädigung für Kolonialverbrechen, <http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Namibia/herero.html> (23.03.2008).
Des Weiteren ist seit 2007 zur Frage der Entschädigung wieder Bewegung in die politische Debatte in Deutschland gekommen, vergleiche dazu: Hintze, Rolf-Henning, Keine Wiedergutmachung? Der Genozid an den Herero und Nama wird Thema im Bundestag, in: iz3w 300, Mai/Juni 2007, S. 42-43.
2 Dazu: <http://www.bmz.de/de/presse/reden/ministerin/rede20040926.html> (23.03.2008).
3 So wurde das „Gesetz vom 23. Februar 2005“, welches die Behandlung auch der „positiven Seiten“ des Kolonialismus, genau genommen der „positiven Rolle der französischen Präsenz in Übersee und insbesondere in Nordafrika" in den Geschichtsbüchern verordnete, aufgrund breiter, öffentlicher Proteste (getragen von Historiker/innen, NGOs und Medien sowie von mehr als 60 Migrant/innenvereinigungen,) zurückgezogen. Dafür wurde unter Jacques Chirac 2006 der 10. Mai zum staatlichen Gedenktag „der Erinnerung an den Sklavenhandel, die Sklaverei und ihre Abschaffung“ erklärt.
4 Vergleiche die zentralen Überlegungen in Bezug auf kolonialgeschichtliche Forschungsparadigmen: Cooper, Frederick; Stoler, Ann, Between Metropole and Colony: Rethinking a Reasearch Agenda, in: Dies. (Hrsg.): Tensions of Empire. Colonial Cultures in a Bourgeois World, Berkeley 1997, S. 1-56.
5 Dejean bezieht sich auf die Kultur- und Wirtschaftspolitik unter dem Label der ‚Zivilisierungsmission’, in Deutschland 1912 programmatisch von dem Publizisten Paul Rohrbach entworfen. Rohrbach, Paul, Der deutsche Gedanke in der Welt, Düsseldorf 1912.
6 Anderson, Benedict, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, Frankfurt am Main 2005.
7 Die Gemeinschaft der Portugiesischsprachigen Staaten (Comunidade dos Países de Língua Portuguesa / CPLP) wurde am 17. Juli 1996 in Lissabon gegründet. Ihr gehören an: Angola, Brasilien, Cabo Verde, Guiné-Bissau, Moçambique, Ost-Timor, Portugal und Sao Tomé e Príncipe.
8 Ergänzend, so wäre hinzuzufügen, böte es sich evtl. auf die Kategorie sozialer Zugehörigkeit, die mit den Konzepten der Klasse oder des Habitus erfasst werden, zurückzugreifen. Interne Stratifizierungen der Kolonisierenden wurden bei Schmidt, so schien es, gänzlich mit einem Kulturbegriff analysiert.