Grenzgebiet als Forschungsfeld. Aspekte der ethnographischen und kulturhistorischen Erforschung des Grenzlandes

Grenzgebiet als Forschungsfeld. Aspekte der ethnographischen und kulturhistorischen Erforschung des Grenzlandes

Organisatoren
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. (ISGV); Lehrstuhl für Geschichte der Technischen Universität Liberec; Petr Lozoviuk, ISGV
Ort
Liberec /Tschechien
Land
Czech Republic
Vom - Bis
09.11.2007 - 11.11.2007
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Von
Katrin Lehnert, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Dresden

Vom 9. bis 11. November 2007 wurde im Dreiländereck Tschechien-Polen-Deutschland das Leben an und mit der Grenze thematisiert. Veranstalter der internationalen Tagung, die in der Wissenschaftlichen Bibliothek Liberec (Tschechische Republik) stattfand, war das Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. (ISGV) Dresden in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Geschichte der Technischen Universität Liberec. Im Kontext stand das am ISGV angesiedelte Forschungsprojekt „Ethnographie des Grenzraumes“. Dessen Bearbeiter Petr Lozoviuk war zugleich Initiator und Organisator der Konferenz. Als Ziel wurde formuliert, die historische und gegenwärtige Alltagsgestaltung in räumlich gefassten Grenzgebieten zu beleuchten und nach Möglichkeiten ihrer kulturwissenschaftlichen Analyse zu fragen. Die Grenze sollte als staatliche und politische Konstruktionsleistung, aber auch als kulturelles Orientierungssystem in den Blick genommen werden. Im Zentrum von Referaten und Diskussionen standen daher die politischen, (alltags-) kulturellen und symbolischen Markierungen von Grenzräumen. Die Tagungssprache war deutsch.

In ihren einleitenden Worten betonten der Direktor des ISGV, WINFRIED MÜLLER (Technische Universität Dresden) und die Leiterin des Lehrstuhls für Geschichte der Technischen Universität Liberec, MILOSLAVA MELANOVÁ, die Bedeutung grenzüberschreitender Forschungsfragen und -kooperationen. Beide Institutionen suchen nicht zuletzt aufgrund der geographischen Grenznähe den Dialog mit den Nachbarländern.

PETR LOZOVIUK (ISGV Dresden) hielt den Eröffnungsvortrag mit dem Titel „Grenzgebiet als Forschungsfeld“. Er gab einen Überblick über die Geschichte der ethnologischen Grenzforschung in Böhmen und ihrer wichtigsten deutsch- und tschechischsprachigen Vertreter. Diese sieht er als Beispiel für eine eigenständige (mittel-) europäische Forschungstradition. Es wurde deutlich, dass die deutschböhmischen und tschechischen Volkskundler insbesondere drei Grenzformen untersuchten: die politische Grenze, die Sprachgrenze und kulturelle Grenzziehungen. Anschließend skizzierte Lozoviuk aktuelle Ansätze der Ethno- und Sozialwissenschaften Ostmitteleuropas. Er erwähnte unter anderem die Untersuchung kultureller Identitäten im Zusammenhang mit Globalisierungstendenzen oder die Erforschung des alltagskulturellen Umgangs mit der Grenze.

MANFRED SEIFERT (ISGV Dresden) steckte mit dem Thema „Begrenzte Ordnung – entgrenzte Dynamik? Der Faktor ‚Raum’ als Herausforderung der Kulturwissenschaften“ den theoretischen Rahmen der Tagung ab. Er kritisierte die von Anbeginn in den Ethnowissenschaften vorhandene und als Gegenbewegung zur Globalisierung wiedererstarkende Verbindung von geographischem Raum und Kultur. Sie führt dazu, Lebensräume als homogene, klar unterscheidbare Kulturkreise zu begreifen. Grenzen haben in dieser Sichtweise den Zweck, eine übersichtliche Gliederung und Differenzierung herzustellen. Die volkskundliche Kulturraumforschung bediente sich bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts dieser Bilder, seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde mit der Etablierung neuer Kulturkonzepte auch der Raum mehr und mehr als menschliches Konstrukt und soziale Größe verstanden. In der Folge erhielten auch geographische Grenzen eine neue Bedeutung. Sie werden heute als eigenständige Faktoren verstanden, die in Dialog mit den Subjekten und der Kultur treten.

Den nächsten Vortrag hielt RÓBERT KEMÉNYFI (Universität zu Debrecen, Ungarn). Unter dem Titel „Kulturelles Grenzgebiet – kulturelle Wirkungskräfte“ referierte er über national-mythische Raumvorstellungen im Ungarn der Zwischenkriegszeit. Diese bedienten sich der Konzepte der deutschen Volkskunde und Geographie, die eine „diffundierende Kraft“ des „Keimgebietes der deutschen Kultur“ behaupteten und übertrugen sie auf die eigene Kultur. Die Folge war die Konstruktion eines im Karpatenbecken situierten „Inner-Ungarns“, von wo aus die ungarische Kultur auf die nach dem Ersten Weltkrieg abgetretenen ungarischen und sogar auf die nicht-ungarischen Grenzgebiete strahlen sollte. Mit Verweis auf ein historisch gewachsenes „Mutterland“ wurde sowohl in Deutschland als auch in Ungarn versucht, eine geschichtliche Kontinuität der Volksgruppen zu beweisen. Anschließend an eine kritische Reflexion dieser Theorien ging Keményfi auf die noch heute wirksame Rolle der Mythologisierung und Sakralisierung des Raumes – auch im Hinblick auf den Zerfall Jugoslawiens – ein.

Zu Beginn des zweiten Tagungstages referierte JÓZSEF LISZKA (Forschungszentrum für Europäische Ethnologie, Komárno/Komárom, Slowakei) über „Kinderaustausch als Methode des Fremdsprachenerwerbs. Argumente und Gegenargumente zur Bewertung eines Phänomens“. Es ging um das Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Ostmitteleuropa gebräuchliche Phänomen des Kinderaustauschs. Dieses hatte seine Wurzeln im Brauch der Aristokratie, die eigenen Kinder zum Fremdsprachenerwerb in andere Länder zu schicken. Im hier betrachteten Fall handelte es sich aber um eine Praktik von Handwerker-, Händler- und Bauernfamilien aus dem ländlichen Raum, die der Sprachenvielfalt Ostmitteleuropas geschuldet war. Liszka stellte zur Diskussion, ob der Kinderaustausch, der einst als positive Methode des Fremdsprachenwerbs bewertet wurde, in Hinsicht auf die Diskussionen um moderne Sklaverei im 21. Jahrhundert kritisch hinterfragt werden müsse. Dabei führte er amüsante Anekdoten über misslungene Fremdsprachenkommunikation an, erwähnte aber auch ernste Beispiele für die Ausbeutung kindlicher Arbeitskraft von Seiten der Gastfamilien.

JANA NOSKOVÁ (Tschechische Akademie der Wissenschaften Brno, Tschechische Republik) beschäftigte sich mit dem gegenwärtigen grenzüberschreitenden Kontakt. Unter dem Titel „Das tschechisch-österreichische Grenzgebiet 2006 – ‚gute Nachbarschaft’ oder ‚die alten getrennten Welten’?“ interpretierte sie die Daten einer Umfrage, die das Institut für Ethnologie an der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik im Jahr 2006 durchgeführt hat. Die Befragung erforschte die nachbarschaftlichen Beziehungen von 500 Bewohner/innen des tschechisch-österreichischen Grenzgebietes und wurde durch Interviews mit Bürgermeistern von zehn Kleinstädten im gleichen Gebiet ergänzt. In der ethnologischen Auswertung der gewonnen Daten wurde deutlich, dass das Projekt „Euroregion“ zwar von Politik und Bürgermeistern häufig erwähnt wird, der grenzüberschreitende Kontakt aber seit der Nachwendeeuphorie im Alltag selten stattfindet. Als Gründe dafür gab Nosková die Sprachbarriere an, aber auch unterschiedliche Wohlstandsniveaus und gegenseitige Nationalstereotype.

ADRIAN VON ARBURG (Universität Jan Evangelist Purkyně, Ústí nad Labem, Tschechische Republik) hatte einen Vortrag zum Thema „Peripherie oder Pionierland? Konzeptionen zur neuen Funktion der ehemals deutsch besiedelten Gebiete der böhmischen Länder 1945-1951“ vorbereitet. Darin präsentierte er verschiedene idealtypische Konzeptionen für den ehemals mehrheitlich deutsch besiedelten Randgürtel des heutigen Tschechiens und konfrontierte sie mit der Nachkriegsrealität. Verschiedene Pläne der kommunistischen Nachkriegsregierung legten nahe, das Gebiet als „Experimentierfeld“ zum Austesten neuer Strukturen zu nutzen, die später auf das gesamte Staatsgebiet übertragen werden sollten. Diesen Plänen gegenüber standen Stimmen, die für das Grenzgebiet die Rolle eines „Schutzwalls“ oder „Reservegebiets“ für das traditionell tschechisch besiedelte „Innerböhmen“ und „-mähren“ vorsahen. Auch die Bewohner/innen des Grenzgebietes waren stark polarisiert. Neusiedler, die größtenteils kommunistisch wählten, standen den anders wählenden „alt Eingesessenen“ gegenüber.

ILONA SCHERM (Sächsisch-Tschechisches Hochschulkolleg, Technische Universität Chemnitz) präsentierte unter dem Titel „Der ungleiche Nachbar – Asymmetrien im sächsisch-böhmischen Grenzland, dargestellt an Bärenstein (Sachsen) und Vejprty (Tschechische Republik)“ Ergebnisse des EU-finanzierten Forschungsprojektes „Border Identities“. Innerhalb dieses Projektes wurden noch vor der EU-Erweiterung von 2004 in mehreren Orten an der ehemaligen EU-Außengrenze biographische Interviews mit Bewohner/innen durchgeführt. Scherm stellte die Forschung an der sächsisch-böhmischen Grenze vor, bei der historische Ereignisse und ihre Auswirkungen – beispielsweise auf die Sprachwahl – im Vordergrund standen. Dabei zeigte sich ebenso wie im Beitrag von Jana Nosková, dass die Sichtweise auf den Nachbarn jenseits der Grenze von gegenseitigen Stereotypen, den wirtschaftlichen Unterschieden und sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten geprägt ist. Alltagsstrategien, mit diesen Asymmetrien umzugehen, reichen laut Scherm von der gegenseitigen Ignoranz bis zu dem Versuch, Erklärungen für Ungleichheiten zu finden oder die Ungleichheiten gegeneinander aufzuwiegen.

TOBIAS WEGER (Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Oldenburg) erforschte „Sudeten und Upstalsboom – grenzüberschreitende ethnoregionale Bewegungen zwischen 1918 und 1945: Die ‚Gesamtschlesische Bewegung’ und der ‚Friesenrat’ im Vergleich“. Er zeigte anhand beider Organisationen, dass regionale Bewegungen, die sich auf mythische „Stammesgemeinschaften“ berufen, auch einen stark ethnizistischen Charakter annehmen und somit den staatlichen Nationalismus unterstützen. Währen die „Gesamtschlesische Bewegung“ das schlesische Regionalbewusstsein mit der sudetendeutschen völkischen Bewegung verknüpfte, führte der „Friesenrat“ unter Berufung auf die mittelalterliche „friesische Freiheit“ niederländische und deutsche Friesen zusammen. Weger fragte außerdem nach den alltäglichen Auswirkungen dieser Konstruktionen. Er zeigte anhand der schlesischen Bewegung, dass sie eine „schlesische Kulturbildung“ anstrebte und daher völkische Kulturproduktionen wie Theater und Literatur förderte, die nicht zuletzt im Dienst der nationalsozialistischen Expansionspolitik standen.

Das nächste Referat hielt MATEUSZ J. HARTWICH (Berliner Kolleg für Vergleichende Geschichte Europas) über „Verhandeltes Kulturerbe – Alltag und Geschichte im deutsch-polnischen Grenzland“. Er untersuchte das Verhältnis zwischen materiellem Kulturerbe und seinen Narrativen, die in stetigen Aushandlungsprozessen das historische Erbe immer wieder neu konstruieren bzw. dekonstruieren. Als Beispiel führte Hartwich die Figur des Rübezahl an, die vielfach symbolisch aufgeladen und umgedeutet wurde. Von polnischer und tschechischer Seite wird Rübezahl als urslawischer Gott angesehen; deutsche Vertriebenenorganisationen haben ihn germanisiert und nationalisiert, während die Tourismusbranche im Riesengebirge ihn als regionalen Marketinggag nutzt. Somit wurde Rübezahl zum national umkämpften Symbol, während er gleichzeitig immer auch eine unpolitische, kommerzielle Bedeutung trägt.

SANDRA KREISSLOVÁ (Karls-Universität Prag, Tschechische Republik) sprach über „Die Veränderung der ethnischen Identität am Beispiel der deutschen Minderheit in der erzgebirgischen Grenzregion Chomutov (Komotau)“. Sie hatte in der benannten Region drei Generationen der nach 1945 im tschechischen Staatsgebiet gebliebenen Deutschen zu ihrer ethnischen Identität und deren Veränderungen befragt. Als Methode dienten Kreisslová biografische Interviews. Es wurde deutlich, dass für die vor dem Zweiten Weltkrieg Geborenen das Jahr 1938 einen Wendepunkt darstellte, weil sie sich entscheiden mussten, welcher Nationalität sie angehören wollen. Für die während des Zweiten Weltkriegs geborene Generation wurde hingegen die regionale Identität als „Erzgebirgler“ und die Bilingualität wichtig. Die jüngste befragte Generation, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, fühlt sich nicht mehr als deutsche Minderheit und ist stark assimiliert. Nur bei der ältesten Generation war festzustellen, dass Assimilationstendenzen den Deutschtums-Gedanken stärken. In dieser Gruppe scheint ein deutsches Kollektivgedächtnis die ethnische Identität immer wieder neu zu verhandeln.

Der letzte Tagungstag begann mit einem Vortrag von KATEŘINA LOZOVIUKOVÁ (Technische Universität Liberec, Tschechische Republik), die über „Grenzüberschreitungen und Sanktion. Die Wahrnehmung der Grenze in den tschechischen Gerichtsakten“ berichtete. Die „Außerordentlichen Volksgerichte“ der tschechoslowakischen Nachkriegsjustiz sanktionierten unkontrolliertes Passieren der staatspolitischen Grenze. Zuerst wurden jene Fälle der Grenzüberschreitung verhandelt, die auf die Ereignisse des Jahres 1938 zurückgeführt werden konnten. Einen neuen Höhepunkt erreichte die Verfolgung unkontrollierter Grenzübertritte, als 1948 die Kommunisten an die Macht kamen und viele Menschen die Tschechoslowakei verlassen wollten. Grenzüberschreitungen galten von jenem Zeitpunkt an als Hochverrat, weshalb es zu langen Haftstrafen kam, was die Referentin an mehreren Beispielen verdeutlichte. Abschließend betonte Lozoviuková, dass das Leben an der Grenze immer Besonderheiten aufweise und das Vorhandensein einer Staatsgrenze für die Bekämpfung politischer Gegner missbraucht werden könne.

MILAN SVOBODA (Technische Universität Liberec, Tschechische Republik) beendete die Reihe der Vorträge. Er referierte über „Die Forschungsinteressen Erich Gierlachs aus der Sicht seines Nachlasses im Bezirksstaatsarchiv in Liberec“. Prof. Dr. Erich Gierlach (1881-1943) ist einer der bekanntesten deutschen heimatgeschichtlichen Forscher im ehemaligen „sudetendeutschen Gebiet“. Er stand für den sudetendeutschen Zweig der deutschsprachigen Volkskunde. Svoboda wertete seinen Nachlass aus und wies darauf hin, dass Gierlach unter anderem in seiner Funktion als Vorsitzender der „Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung“ eine führende Figur in der sudetendeutschen völkischen Bewegung war. Er trug aktiv zur Stärkung des grenzüberschreitenden deutschen Nationalgefühls bei. Die Grenze zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei sei für Gierlach und andere Deutsche mental nicht vorhanden gewesen. So verwundert es nicht, dass Gierlach finanzielle Unterstützung vom nationalsozialistischen „Verband der Deutschen im Ausland“ bekam.

DANIEL DRASCEK (Universität Regensburg) fasste in seinem Abschlusskommentar die wichtigsten Erkenntnisse der Tagung zusammen und ließ eigene Überlegungen einfließen. Er betonte, dass Grenzen zur „kulturellen Verhandlungsmasse“ gehören, Grenzräume aber eine eigene Dynamik entwickeln. Der Wegfall von Grenzen führe nicht automatisch zur Auflösung von Fremd- und Selbstbildern. Außerdem seien Grenzdiskurse nach wie vor stark nationalstaatlich kodiert, weshalb auch die Grenzforschung meist nationalstaatlich orientiert sei. Drascek plädierte für eine Forschung über Grenzen hinweg und lobte die grenzüberschreitenden Projekte, die in erfreulich großer Anzahl auf der Tagung präsentiert wurden.

Die internationale und interdisziplinäre Zusammensetzung der Referent/innen und Teilnehmer/innen führte zu einem reichhaltigen Programm, das nicht nur eine breite Palette inhaltlicher Themen, sondern auch einen großen zeitlichen und räumlichen Rahmen abdeckte. Der Ansatz der Tagung, den Blick gemäß der klassischen „Ethnografie der Grenze“ auf räumlich gefasste Grenzgebiete zu lenken, hat sich als fruchtbar erwiesen. Er wurde in den Beiträgen und Diskussionen dazu genutzt, ausgehend von politischen Grenzen auch imaginative Grenzziehungen zu hinterfragen. Es wurde deutlich, dass die materiellen Grenzen mit den kognitiven Grenzen eng verbunden sind, ob historisch oder gegenwärtig betrachtet. Zwar gab und gibt es insbesondere im Alltagsleben vielfältige Grenzüberschreitungen auf allen Ebenen. Diese sind aber nicht loszulösen von alten und neuen Grenzziehungen, die durch die Geschichte(n) der Grenzregionen und ihrer Bewohner/innen bestimmt sind. Die Tagung hat gezeigt, dass Grenzgebiete ein nach wie vor lohnendes und interessantes Forschungsfeld sind, auch und gerade in Zeiten ihrer Transformation.

Konferenzübersicht:

Begrüßung durch Winfried Müller (Dresden) und Miloslava Melanová (Liberec)
Petr Lozoviuk (Dresden): Grenzgebiet als Forschungsfeld. Einführung in das Thema
Manfred Seifert (Dresden): Begrenzte Ordnung – entgrenzte Dynamik? Der Faktor „Raum“ als Herausforderung der Kulturwissenschaften
Róbert Keményfi (Debrecen): Kulturelles Grenzgebiet – kulturelle Wirkungskräfte
József Liszka (Komárno/Komárom): Kinderaustausch als Methode des Fremdsprachenerwerbs. Argumente und Gegenargumente zur Bewertung eines Phänomens
Jana Nosková (Brno): Das tschechisch-österreichische Grenzgebiet 2006 – „gute Nachbarschaft“ oder „die alten getrennten Welten“
Adrian von Arburg (Ústí nad Labem): Peripherie oder Pionierland? Konzeptionen zur neuen Funktion der ehemals deutsch besiedelten Gebiete der böhmischen Länder 1945-1951
Ilona Scherm (Chemnitz): Der ungleiche Nachbar – Asymmetrien im sächsisch-böhmischen Grenzland, dargestellt an Bärenstein (Sachsen) und Vejprty (Tschechische Republik)
Tobias Weger (Oldenburg): Sudeten und Upstalsboom – grenzüberschreitende ethnoregionale Bewegungen zwischen 1918 und 1945: Die „Gesamtschlesische Bewegung“ und der „Friesenrat“ im Vergleich
Mateusz J. Hartwich (Berlin): Verhandeltes Kulturerbe – Alltag und Geschichte im deutsch-polnischen Grenzland
Sandra Kreisslová (Prag): Die Veränderung der ethnischen Identität am Beispiel der deutschen Minderheit in der erzgebirgischen Grenzregion Chomutov (Komatau)
Kateřina Lozoviuková (Liberec): Grenzüberschreitungen und Sanktion. Die Wahrnehmung der Grenze in den tschechischen Gerichtsakten
Milan Svoboda (Liberec): Die Forschungsinteressen Erich Gierlachs aus der Sicht seines Nachlasses im Bezirksstaatsarchiv in Liberec
Abschlusskommentar von Daniel Drascek (Regensburg)


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