Hybrid Cultures – Nervous States. Insecurity & Anxiety in Britain and Germany in a (Post)Colonial World

Hybrid Cultures – Nervous States. Insecurity & Anxiety in Britain and Germany in a (Post)Colonial World

Organisatoren
Network Postcolonial Germany and Britain
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.05.2007 - 12.05.2007
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Von
Kirsten Prinz, Institut für allgemeine und vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen

Zeichnet sich bereits im Tagungstitel selbst ein Spannungsverhältnis von Hybridität und einer von staatlicher Seite eher auf Homogenität setzenden Identitätspolitik ab, so wurden auch ansonsten eher disparat behandelte Themenkomplexe in Bezug gesetzt. Zentral bei der vom „Network Postcolonial Germany and Britain“ veranstalteten und unter der Leitung von Ulrike Lindner (München) und Mark Stein (Münster) durchgeführten Tagung war hierbei die Zusammenführung von (post)kolonialen Fragestellungen und Forschungen zu den aktuellen multikulturellen Gesellschaften in Deutschland und Großbritannien. Diese Engführung zeigte sich unter anderem in der Zusammensetzung der drei Vortragspanel: Während in der ersten Sektion „Insecure (post)colonial identifications and cultures of memory“ die (post)koloniale Perspektive im Mittelpunkt stand, wurde in der zweiten Sektion „Multiculturalism failed? Cultural difference and the debates of national belonging“ das Verhältnis von Multikulturalität und Gegenkonzepten (unter anderem ‚Leitkultur’, ‚Parallelgesellschaften’) untersucht. Die dritte Sektion “(Trans)national consumer cultures: From Kolonialwaren to ethnic cuisine” zeigte anhand von Konsumpraktiken, Wirkungen und Durchkreuzungen von (post)kolonialen, multikulturellen, aber auch ausschließenden nationalistischen Diskursen auf.

Als besonders interessant erwiesen sich im ersten Panel die Wechselwirkungen und Austauschprozesse bei Identitätsbildungen im kolonialen Kontext. Dabei untersuchten Ulrike Lindner (München) und Michael Pesek (Berlin) die Beziehungen zwischen den deutschen Kolonien und den benachbarten Kolonialmächten. Ulrike Lindner stellte dabei die enge Zusammenarbeit zwischen den britischen Kolonien und Deutsch-Südwestafrika vor dem ersten Weltkrieg heraus, deren Kooperation das Verständnis als weiße Kolonisatoren stärkte und zu einem Bindeglied in der europäischen Politik – bei gleichzeitiger Konkurrenz – werden konnte.
Michael Pesek hingegen untersuchte das Verhältnis der Kolonialmächte während des Ersten Weltkriegs und seine Auswirkungen auf die Situation in den deutschen Kolonien. Indem Pesek sein Augenmerk insbesondere auf die Probleme bei der Versorgung mit (europäischen) Nahrungsmitteln und deutschen Kolonialuniformen richtete, unterstrich er die Bedeutung des Körpers des Kolonisators sowohl für die Interaktion mit anderen Kolonisatoren als auch mit der indigenen Bevölkerung.

Stand hier die ansonsten immer noch in den Geschichts- wie Kulturwissenschaften eher unterrepräsentierte deutsche Kolonialgeschichte und ihre Verflechtung mit den kolonialen englischen Nachbarstaaten im Zentrum, thematisierte der Vortrag von Elisabeth Buettner (York) die Bedeutung aktueller britischer kolonialer Geschichtsschreibung zur Stärkung einer kollektiven Identität, die sich auf die ‚Leistungen’ des Empires beruft. Angefacht wird dieser Boom an aktuellen Veröffentlichungen (zum Beispiel von Tim Jeal und Niall Ferguson) unter anderem von dem Bestreben, die Öffentlichkeit von den positiven Effekten des Empires überzeugen zu wollen. Dabei scheint gerade die Tatsache, dass das Empire der Vergangenheit angehört, zu einer Steigerung eines überhöht-feierlichen Tons in diesen Publikationen beizutragen. Gerade Zeitzeugen wird ein besonderer Status zugesprochen: Die letzen Zeitzeugen, die das Empire noch erlebt haben, scheinen aus (vermeintlich) erster Hand zu berichten, solange sie dies noch können. Umgekehrt erscheinen bei aktuellen politischen Konflikten afrikanische Gesellschaften als Opfer ihrer eigenen Regierungen. Diese Form der Empire-Geschichtsschreibung nimmt die Perspektive der Kolonisatoren ein. Die subalternen Positionen der Kolonisierten, die bzw. deren Nachkommen einen beträchtlichen Teil der britischen Bevölkerung ausmachen, werden ausgeblendet.

Ergänzend wurde in der anschließenden Diskussion die Bedeutung von Zeitzeugenschaft diskutiert. Oral History ursprünglich als ‚Writing from below’ verstanden, erfährt nun eine Umfunktionalisierung im Rahmen einer affirmativen Geschichtsschreibung. Diskutiert wurde zudem über die Unterschiede britischer und deutscher Kolonisation. Während die britische Kolonisationspolitik durch ‚civilization’ einen universalen Anspruch erhob, zeichnete sich die deutsche durch ‚education’ aus, hier ging es um eine Erziehung im Sinne einer Vermittlung deutscher Kultur und Werte, u.a. mit dem Ziel einer besseren militärischen Verwendbarkeit der Kolonisierten.

In den zwei folgenden Vorträgen erfolgte ein Perspektivenwechsel: Hier wurden nun die Rückwirkungen deutscher Kolonialpolitik ins Blickfeld genommen. Joachim Zellner (Berlin), der leider nicht persönlich anwesend sein konnte und dessen Paper daher verlesen wurde, zeigte exemplarisch anhand einzelner Kolonialdenkmäler wie dem 2004 in Hamburg wieder eingeweihten Hermann von Wissmann Monument ein sich wandelndes Geschichtsbewusstsein. Ging es zunächst um die Darstellung deutscher Überlegenheit, so kam es im Zuge der 68er-Bewegung und ihrer Solidaritätspolitik mit der ‚Dritten Welt’ zur Umdeutung der Kolonialdenkmäler, die nun in einzelnen Aktionen zu ‚Anti-Kolonial-Denkmälern’ wurden. Im Hinblick auf eine sich wandelnde Erinnerungskultur fand eine teilweise Überlagerungen und Anlehnung an Denkmäler, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, statt. In diesem Zusammenhang erfolgt auf einigen Mahntafeln eine Ausweitung des Begriffs ‚Genozid’ auf die Vernichtung der aufständischen Hereros.

In thematischer und methodischer Hinsicht überraschte der Vortrag von Eva Bischoff (Bonn). Er beschäftigte sich mit Serienmördern in der Weimarer Republik, denen Kannibalismus vorgeworfen wurde (wie Fritz Hamann, Peter Kürten, Karl Großmann). Methodisch neu ist, diese Form der Serienmorde sowie die zeitgenössischen psychiatrischen Gutachten mit einem postkolonialen genderorientierten Ansatz zu verbinden. So wurden die Morde Kürtens als „Lustmorde“ interpretiert, denen ein Defizit an Selbstkontrolle („the beast within“) zugrunde läge. Selbstkontrolle wird demnach zur Zivilisationsleitung und einer Verwilderungsgefahr entgegengesetzt. Der psychiatrische Diskurs stellte zudem einen Zusammenhang zwischen vermindertem Fleischkonsum und höherer Zivilisierung her. Indem Fleischessen jedoch insbesondere männlichen Familienmitgliedern zugestanden wurde und wird, ist Männlichkeit per se von Verwilderung bedroht. Zudem stützten Krankheitsbilder, die speziell mit Kolonien in Verbindungen gebracht wurden (wie der so genannte Tropenkoller), die Annahme einer latent vorhandenen korrupten männlichen Natur. Damit zeigte Bischoff in ihrem Vortrag, wie der Kannibalismusvorwurf als ein rassistisches Konzept zur Erklärung für männliche Sexualität herangezogen wurde.

Sukhdev Sandhu eröffnete mit seinem Vortrag den zweiten Konferenztag. Er ging zunächst auf den Islam als identitätsstiftende Bewegung im gesellschaftlichen Mainstream ein. Dieser sei vergleichbar mit der Kategorie „Blackness“ (Konzerte wie „rock against racism“), die in den 1970er- und 1980er-Jahren den (pop)kulturellen Mainstream prägte. Sandhu stellte in diesem Zusammenhang interessante Parallelen zum Rastafarianism her, der wie der Islamismus eine religiöse Bewegung mit militärisch-eschatologischer Heilserwartung und als männliches Konzept zur Identitätsstiftung verstanden werden kann. Im zweiten Teil seines Vortrags stellte Sandhu sein ethnografisches Projekt vor, das sich mit den Londoner ‚mini cab drivers’ beschäftigt. Das mini cab als kulturelle Drehscheibe, die Taxifahrer als „London’s basement brigade“, das mini cab als „Confession box“ oder auch als „moving coffin“ sind Metaphern, die diese topographische und (sub)kultureller Übergangssituation beschreiben.

Wurde bei Sukhdev Sandhu die Situation von Migrantinnen vernachlässigt, stand sie im Vortrag von Maisha Eggers (Berlin) im Mittelpunkt. Anhand der 20-jährigen Geschichte von „ADEFRA – Schwarze deutsche Frauen und schwarze Frauen in Deutschland“ zeigte Eggers Entwicklungslinien des ‚black women activism’ in Deutschland auf. Dabei zeichnete sie den Prozess von der Findung einer politischen Selbstdefinition in den 1980ern-Jahren zu einem Wandel im Selbstverständnis nach: Stand früher die „Überlebensarbeit“ /survival movement im Mittelpunkt, so wurde diese zugunsten einer Strategie überwunden, die Stärke in einem ansonsten Existenz negierenden Kontext entgegensetzt („give positive values to a context that negates your existence“). Im akademischen Zusammenhängen steht ADEFRA für die Etablierung einer schwarzen gender-orientieren Geschichte.

In den zwei weiteren Vorträgen dieser Sektion wurden Film- und Theaterproduktionen im Hinblick auf die Konstruktion und Darstellung von Unterscheidungsmerkmalen analysiert. Deirdre Osborne (London) konzentrierte sich auf ‚Blackness’ im zeitgenössischen englischen Theater und ging in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Castings als Ort (ausbleibender) multikultureller Handlungen ein. Mit Verweis auf Stuart Hall betonte Osborne die Hybridität von ‚Englishness’, die im deutlichen Kontrast zu einer Casting-Situation stehe, die dem schwarzen Körper noch immer eine Minderheitenposition zuschreibe und auf Inferiorität festlege. Zudem betonte Osborne die Hindernisse ‚black theatre’ im englischen Kontext zu etablieren.

Silke Stroh (Münster) zeigte exemplarisch anhand einer britischen Filmproduktion (Yasmin (Kenneth Glenaan, 2004)) filmische Stereotype bei der Darstellung des Islam. Dieser wird als Indiz für einen gescheiterten Multikulturalismus herangezogen. Filmisch äußert sich dieses unter anderem durch Innen-Außen-Abgrenzungen, die die Vorstellung von Parallelgesellschaften aktiviert. Der weibliche Körper wird hier zum Austragungsort kultureller Konflikte, im Filmbeispiel unter anderem dargestellt anhand des heimlichen Kleidertauschs, der den Übergang vom als fremd identifizierten Islam in die ‚englische’ Gesellschaft markiert.

Christoph Ramm (Bochum) analysierte in seinem Vortrag die öffentlichen Debatten der letzten Jahre, die zu einer zunehmenden Islamisierung türkischer MigrantInnen geführt haben. Ausgehend von Artikeln des „Spiegel“ zeigte Ramm auf, dass seit den 1990er-Jahren Multikulturalismus zunehmend negiert oder gar als Gefahr wahrgenommen (Schäuble) wurde und stattdessen der Vorwurf mangelnder Integration erhoben wurde. Seit dem 11. September 2001 seien Muslime als das „religiös Andere“ wahrgenommen worden. Die „Kopftuchdebatte“ (2003) und die Debatte um so genannte Ehrenmorde (2004) sind weitere Indizien für die zunehmende Islamisierung des Bildes türkischer ImmigrantInnen. Diese Islamisierung drücke sich, so unter anderem der „Spiegel“, in einer Abgrenzung von „unseren Werten“ aus, die nun in Form der bürgerlichen ‚Leitkultur’ Aufschwung erhalten sollten.

Tendenziell, so zeichnete es sich in der Diskussion ab, werden derzeit in der Öffentlichkeit Schlagworte verwendet, die die Vorstellung einer gescheiterten Integration stärken und hegemoniale Diskurse stützen. Dieses zeige sich auch an dem Verbot von Mehrsprachigkeit an deutschen Schulen, von dem MigrantInnensprachen betroffen seien. Interessanterweise sind bilinguale Schulen, in denen ‚Elitesprachen’ wie Englisch und Französisch unterrichtet werden, nicht von diesem Verbot betroffen.

Im dritten Panel („(Trans)national consumer cultures: From Kolonialwaren to ethnic cuisine”) erfolgte im besonderen Maße eine Zusammenschau von (post)kolonialen und multikulturellen Fragestellungen. Hierbei ergänzten sich der (vorgelesene) Vortrag von Laura Rischbieter (Göttingen) über Kaffee und das Paper von Christine Vogt-Williams (Frankfurt/Main) über den Tee als koloniale Produkte.
Beide führten zunächst die Erfolgsgeschichte von einem Getränk für gesellschaftliche Eliten hin zum Massenkonsum aus. In diesem Zusammenhang verwies Rischbieter auf die Etablierung der ‚Volkskaffeehallen’ durch die bürgerlichen Eliten, die die Gesundheit und Abstinenz der Arbeiter fördern sollten. Der Massenkonsum des Kaffees wurde zur Werbung für die koloniale Idee genutzt, unabhängig davon dass sich der Kaffeeanbau in Deutsch-Ostafrika als unrentabel erwies und der Großteil des Kaffees aus Lateinamerika bezogen wurde. Dabei kam es zu einer Dichotomisierung von Produktionsbereich und Konsumsphäre. Diese klare Trennung wurde durch Stereotypbildungen reproduziert: Die Produktionssphäre wurde mit Exotik assoziiert und mit schwarzen Kaffeesklaven identifiziert, der Kaffeekonsum mit den Kolonisatoren in den Kolonien und der Metropole.

Auch Christine Vogt-Williams ging zunächst auf klassenspezifisches Konsumverhalten ein: Der Tea-Room als Ort bürgerlicher Eliten wurde mit dem Tee als Getränk zur Erhaltung der Arbeitskraft kontrastiert. In seiner kolonialen Dimension wurde der Teeanbau bzw. der Teegarten zum Medium, um den ‚civilisation process’ in Indien voranzutreiben. Interessant waren in diesem Zusammenhang Vogt-Williams genderspezifische Ausführungen zur Produktions- wie Konsumsphäre: Der ‚Tea Table’ galt als weiblicher Raum, ebenso das Teedekor und -service. Die weibliche Geste des Teetrinkens mit leicht gespreiztem Finger stand im Kontrast zu der (auf Bildern repräsentierten) Disziplinierung des weiblichen Körpers der Teepflückerinnen in den Plantagen.

Im letzten Vortrag ging Maren Möhring (Köln) auf Döner Kebap als translokale Speise ein. Die Hybridität des Döner zeigt sich bereits in seiner Zusammenstellung: Der Döner mit Pide ist eine kulinarische Erfindung, die von Kreuzberg aus ihre Erfolgsgeschichte antrat, der „Döner mit scharfer Soße“ wurde in Deutschland erfunden. Döner Kebap wurde von Möhring als Knotenpunkt verschiedener Diskurse aufgezeigt, so zum Beispiel die Döner-Zubereitung als eine männlich gegenderte Praktik oder die Unterwanderung globaler ‚Junkfood’-Kultur durch ironische Namensgebungen wie „Mc Kebap“. Besonders interessant waren die Ausführungen zur Identitätsbildung über den Döner-Konsum. Von rechtsradikalen Kreisen verschrien, wurde der Slogan „Bockwurst statt Döner“ ausgegeben, der nicht nur eine Unvereinbarkeit von deutscher und türkischer Kultur unterstelle, sondern vor allem eine Hybridierung ‚deutscher Kultur’ zu vermeiden suche und auf Verdrängung zugunsten des deutschen ‚Originals’ setze, ohne um dessen Hybridität zu wissen.

Entwicklungslinien in der postkolonialen Theoriebildung innerhalb der German Studies zog Sara Lennox (Massachusetts) in ihrem abschließenden Vortrag nach. Von germanistischer Seite sei ein verstärktes Interesse an postkolonialen Fragestellungen seit Mitte der 1990er-Jahre zu beobachten, was auch als Indiz für eine Aufweichung des fachlich ausgeprägten Eurozentrismus zu deuten sei.
Tendenzen, diesen Eurozentrismus zu hinterfragen, gab es zudem schon früher und stärker in einzelnen Sub-Disziplinen. So seien die Jewish Studies schon länger transnational ausgerichtet gewesen, ebenso diejenigen Forschungsschwerpunkte, die sich mit literarischen Wechselwirkungen in Ost- und Zentraleuropa beschäftigten. Bestimmte Fragestellungen wie die Auseinandersetzung mit Kolonialismus, mit dem 11. September, dem Kalten Krieg etc. verlangten zudem die Abkehr von einer eingeschränkten nationalen Perspektive.

In der abschließenden Diskussion wurde die Ursache für die lang vorherrschende Beschränkung auf eine nationale Perspektive auch in den Geschichtswissenschaften thematisiert. Diese wurde unter anderem historisch in der so genannten ‚kleindeutschen Lösung’ verortet, die auch eine Konzentration auf Preußen zur Folge hatte. Die hieraus resultierende Vernachlässigung der eigenen kolonialen Vergangenheit, verbunden mit einer Konzentration auf die deutschen Sprachgrenzen hätten eine eurozentristische, wenn nicht national eingeschränkte Perspektive verstärkt. Andererseits seien viele literaturwissenschaftlich Fragestellungen und Themen, z .B. aktuelle Popliteratur, ohne eine breitere Perspektive nicht zu behandeln. Darüber hinaus wurden in der abschließenden Diskussion auch eigene methodische Grenzen in den Blick genommen. So wurde gefragt, inwiefern Begriffe wie „postkolonial“ oder “transnational“ nicht immer noch das Koloniale bzw. das Nationale implizierten und auf diese Konzepte angewiesen blieben – und wie diese Kategorienbildung umgangen werden könnte. In diesem Zusammenhang wurde die Bedeutung von ‚locality’, aber auch transnationalen Bewegungen hervorgehoben. Zudem wurde in Analogie zu ‚Gender’ als einer ebenfalls nicht hintergehbaren Kategorie auf paradoxe Verfahren im Bereich der Gender Studies verwiesen, die unter anderem die Kategorie Gender verwenden, um diese gleichzeitig zu erschüttern („use gender to dislocate gender“). Auch wurden ‚blinde Flecken’ innerhalb der Postcolonial Studies diskutiert. Hierzu gehöre unter anderem die Bearbeitung frühneuzeitlicher Themen, aber auch die stärkere Gewichtung nicht-europäischer Mächte, so zum Beispiel die Bedeutung Chinas in Afrika.

Unterrepräsentiert waren auf der Tagung explizit literaturwissenschaftliche Themen. Eine noch stärkere Verknüpfung der vornehmlich historischen mit literatur-/kulturwissenschaftlichen Fächern wäre hier wünschenswert gewesen, wobei dieses Vakuum jedoch, zumindest im Falle der Germanistik, auch teilweise ‚selbst verursacht’ ist. Zusammenhänge wie die zwischen Postcolonial Studies und Literatur und Migration in Deutschland sind immer noch in den Anfangsstadien und eröffnen Raum für zukünftige Tagungen.

Kontakt

Kirsten Prinz
<kirsten.prinz@germanistik.uni-giessen.de>


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