Norm und Realität. Kontinuität und Wandel der Zisterziensier im Mittelalter

Norm und Realität. Kontinuität und Wandel der Zisterziensier im Mittelalter

Organisatoren
Akademie des Bistums Mainz
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.03.2007 - 16.03.2007
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Von
Katharina Neugebauer; Simone Kölble; Christine Kleinjung

Mittwoch, 14. März 2007
Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der großen Zisterzienserausstellung und dem damit verbundenen Kongress in Aachen 1980 luden FRANZ J. FELTEN (Mainz) und WERNER RÖSENER (Gießen) zu einem internationalen Kolloquium nach Mainz ein. In seiner Einführung stellte Werner Rösener die thematischen Schwerpunkte der Tagung vor; behandelt wurden von den 17 Referenten, neben den neuen Forschungsansätzen zur Ordensverfassung und zur frühen Ordensentwicklung, die zisterziensischen Wirtschaftsformen und ihr Beitrag zum ökonomischen Aufschwung. Des Weiteren standen das Verhältnis zwischen Nonnenklöstern und dem Orden sowie die regionale Ausbreitung der Zisterzienser in einzelnen Ländern zur Diskussion.

Die Tagung eröffnete GERT MELVILLE (Dresden) mit einem Vortrag zum Thema „Die Zisterzienser und der Umbruch des Mönchtums im 11. und 12. Jahrhundert“. Ausgehend von dem Auszug des Abts Robert von Molesme mit einigen Anhängern aus dem Kloster ging Gert Melville der Frage nach, welche Faktoren zum Erfolg der Zisterzienser in Zeiten der allgemeinen Umwälzung und Veränderung der Vita religiosa beitrugen. Er stellte heraus, dass die Zisterzienser – wie zeitgleich auch andere neu gegründete Konvente – aus Auszugsbewegungen hervorgegangen sind. Daher sieht er in diesem Punkt nicht den Grund für das Gelingen des Ordens. Als entscheidend und wichtig führte der Referent dagegen die Kontinuität der Normen, also die Anknüpfung an die Benediktsregel und ihre reine und unverfälschte Befolgung an. Ebenso weitreichend war das Fehlen einer anführenden charismatischen Persönlichkeit an der Spitze des Ordens. Stattdessen wurden der Konsens der Gesamtheit der Mönche sowie die aus dieser Art des Zusammenschlusses resultierende Schriftlichkeit ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs und der Struktur der Zisterzienser.

In ihrem Vortrag, verlesen von Herrn Felten, beschäftigte sich ELKE GOEZ (Erlangen) mit Fragen der chronologischen Einordnung und der Autorenschaft von frühen Quellen zur Geschichte des Zisterzienserordens. In Auseinandersetzung mit der neuesten Forschung kommt Elke Goez zu dem Schluss, dass es sich bei dem Exordium Cistercii und der Summa cartae caritatis um Redaktionen von früheren narrativen Texten aus der mittleren Phase des Abbatiats Raynolds von Citeaux handelt. Auch die Capitula wurden von ihr als spätere Überarbeitungen vorher gesammelter Generalkapitelbeschlüsse verstanden. Sie stimmte einer Frühdatierung der Zisterzienserquellen zu, sah aber hinter den überlieferten Quellen und besonders deren Redaktionen die jahrelange Genese und das Ringen des Ordens um eine geeignete Ordnung. Resümierend deutete sie die frühen Quellen und deren Redaktionsstufen als Abbild der Integrationsbemühungen des sich formierenden Ordens sowie als dessen erfolgreiche Versuche, Spaltungstendenzen zu überwinden.

FLORENT CYGLER (Nantes) gab zu Beginn seines Referats zur Herausbildung der zisterziensischen Ordensverfassung im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert einen kurzen Forschungsüberblick, in dem er im Bereich der Untersuchungen zu normativen Thematiken des Ordens ein Forschungsdefizit konstatierte. Im Anschluss daran ging er auf die für die Entwicklungen der Ordensverfassung relevanten Quellentexte ein und stellte eine Chronologie her. Am Beispiel der carta caritatits prior und der carta caritatis posterior hob Florent Cygler die Anpassungsfähigkeit der normativen Texte an neue Realitäten hervor und stellte abschließend fest, dass die Verfassung und deren Veränderbarkeit nicht nur Voraussetzung für die Ausbreitung und den Erfolg der Zisterzienser war, sondern auch deren Produkt darstellte.

Mit der Agrarwirtschaft und deren innovativen wie auch angepassten Aspekten setzte sich WERNER RÖSENER (Gießen) in seinem Beitrag auseinander. Bezüglich der Wirtschaftsprinzipien des Ordens (Norm) und der realen Verhältnisse stellte er fest, dass dieses Spannungsverhältnis stärker durch die Gegebenheiten als durch Normabweichungen entstand. Im weiteren Verlauf beschäftigte sich Werner Rösener mit zwei wesentlichen Grundsteinen für den wirtschaftlichen Erfolg der Zisterzienser, nämlich der Grangienwirtschaft und dem Konversentum. Außerdem unterstrich der Referent die Wichtigkeit ökonomischer Verflechtungen mit den aufsteigenden urbanen Zentren für den Erfolg der Zisterzienser.

In seinem Abendvortrag über die zisterziensische Baukunst im Wandel bot MATTHIAS UNTERMANN (Heidelberg) eine reiche Palette an Beispielen, anhand derer er darauf hinwies, dass die zisterziensische Architektur – besonders im Hochmittelalter – versuchte, sich von der benediktinischen Bauweise abzugrenzen. Am Beispiel der Kapellenarchitektur zu Zeiten Bernhards von Clairveaux zeigte Matthias Untermann, dass die Tendenz zu glatten Außenwänden mit geraden Innenwänden und einem Kapellekranz im Umgang des Sanktuariums ging. Nach 1200 war dann ein approbierter Typ zisterziensischer Kirchenbauweise zu finden. Für die spätmittelalterliche Zeit lässt sich eine Beibehaltung von einzelnen benediktinischen Architekturelementen beobachten. Der Referent unterstrich in Wort und Bild auch das Verhältnis von Tradition und Wandel: die liturgische Gestalt und die architektonische Form entsprachen sich oftmals nicht mehr, die Form folgte nicht mehr der Funktion.

Donnerstag, 15. März 2007
PETER RÜCKERT (Stuttgart) ging in seinem Vortrag der Frage nach, welche Bedeutung den Zisterziensern beim Landesausbau im deutschen Südwesten zugeschrieben werden kann. Er stellte heraus, dass die in der carta caritatis prior festgelegten Ideale von Weltentfremdung und Autarkie die Grundlage für die abgelegene Ortswahl der einzelnen Konvente sei. Zum Großteil seien keine vollkommenen Neugründungen von Klöstern zu erkennen, sondern bestehende Kirchen oder Burgen Ansatzpunkte für Klosteransiedlungen gewesen. An Beispielen wie Herrenalb und Maulbronn wies Peter Rückert eine Instrumentalisierung von Klöstern nach, da hier lokale Adelsgeschlechter die Besiedlung und Rodung durch die Zisterzienser vorantrieben. Durch die Übernahme von Höfen als Grangien oder Grangienneuanlagen stieg die Bedeutung der Zisterzienser im regionalen Landesausbau zunehmend. Der Referent konstatierte einen großen Anteil des Ordens an der Umweltgestaltung, in Abhängigkeit zur jeweiligen Landschaft und Landesherrschaft.

DORIS BULACH (Leipzig) referierte über Handel und Gewerbe der ostelbischen Zisterzienserklöster. Da sich in diesem Gebiet die Städte im Vergleich zum restlichen Reich später entwickelten, bestanden für die Zisterzienser Möglichkeiten, aktiv auf die Stadtgestaltung und den Ausbau des Wirtschaftsraumes einzuwirken. Es boten sich große Absatzmöglichkeiten, beispielsweise für Fleisch, Fisch oder Wein, so dass der Orden entgegen den Ordensidealen eigene Produkte anbot. Diese gezielte Produktion über den eigenen Bedarf hinaus barg Konfliktpotential, zum Beispiel mit den städtischen Gilden wie Doris Bulach am Beispiel Eldena darstellte. Auch bezüglich der Norm, einsame und abgelegene Standorte für Klosterneugründungen zu wählen, wichen die Zisterzienser in der Realität im ostelbischen Raum mit Gründungen in der Nähe von Handelsstraßen ab.

Den Themenschwerpunkt zu weiblichen Ordensgemeinschaften leitete CHRISTINE KLEINJUNG (Mainz) mit ihrem Vortrag zu Nonnen und ihrem sozialen Umfeld ein. Dabei ging sie der Frage nach, welche Kontaktformen klausurierte Zisterzienserinnenkonvente zu ihrer Umwelt pflegten. Grundsätzlich fällt es schwer, die soziale Zusammensetzung zu beurteilen, da kaum Konventslisten überliefert sind. Namensmaterial findet sich hauptsächlich in Memorialquellen und verstreuten Urkunden. Christine Kleinjung führte aus, dass im Gegensatz zu Männerklöstern Frauenklöster oft in Stadtnähe gegründet wurden. Teils lassen sich sehr enge familiäre Netzwerke innerhalb der Klöster nachweisen, aber auch nach außen hin wurden beispielsweise durch Besuche von Verwandten Kontakte gepflegt. Gerade die Stifterfamilien verfügten oft über Sonderrechte, Regelungen des Kontakts zu Nonnen oder auch die Unterbringung von Familienangehörigen in Klöstern zu übergehen. Auch in materieller Hinsicht wurden Nonnen oft mit Legaten, Geschenken oder aber Erbanteilen in Testamenten bedacht. Aus geistlicher Sicht stellten gerade derartige Kontakte einen Verfall der Klostersitten dar, tatsächlich aber war dies Anzeichen einer etablierten Form des Kontakts zwischen Kloster und Welt.

Unter dem Titel „Waren die Zisterzienser frauenfeindlich? Die Zisterzienser und die religiöse Frauenbewegung im 12. und frühen 13. Jahrhundert“ stellte FRANZ J. FELTEN (Mainz) diese kontrovers diskutierte Thematik vor. Zunächst zeichnete der Referent die Bewertung der traditionellen Ordensgeschichtsschreibung nach, in der die Existenz von Zisterzienserinnenkonventen angeblich „übersehen“ wurde. Diese Sicht lässt sich so nicht halten. Die Existenz von Frauenkonventen wurde nicht geleugnet, die Haltung des Ordens aber als regressiv eingeschätzt. Brigitte Degler-Spengler leitete 1980 mit ihrer Einschätzung der frühen und freiwilligen Betreuung und Förderung von Frauenkonventen durch den Orden einen Wandel in der Zisterzienserinnen-Forschung ein und schuf damit ein eher frauenfreundliches Bild der Zisterzienser. Besonders die Frage einer Integration oder sogar formellen Inkorporation in den Orden lässt sich aufgrund einer schmalen Quellenbasis für die Frauenkonvente des 12. Jahrhunderts allerdings nur unzureichend klären.

In ihrem Vortrag über „Die Zisterzienserinnengemeinschaften im Spätmittelalter“ zeigte EVA SCHLOTHEUBER (Göttingen) am Beispiel des Klosters Heilig-Kreuz bei Braunschweig die Problematik der Einstufung von in den Orden inkorporierten und nicht-inkorporierten Frauenklöstern auf. Inkorporierte Gemeinschaften verfügten über alle Rechte und Privilegien des Ordens, waren ihrerseits aber auch dem Generalkapitel verpflichtet. Aber es gab auch nicht inkorporierte Klöster, wie Heilig-Kreuz, die sich dem Orden zugehörig fühlten und von diesem auch anerkannt wurden. So wies Eva Schlotheuber die faktische Betreuung der nicht-inkorporierten Klöster durch benachbarte Zisterzienseräbte nach, was zwar in der Norm nicht vorgesehen war, spätestens im 15. Jahrhundert aber zur gängigen Praxis gehörte. Gründe für diese Abweichungen lagen in den damit verbundenen Vorrechten für die Mönchsgemeinschaften. So konnten die Äbte bei der Äbtissinnenwahl die Besetzung beeinflussen und Mitglieder befreundeter Familien fördern.

Die regionalen Darstellungen des Zisterzienserordens leitete ALEXIS GRÉLOIS (Paris) unter dem Titel „Les modalités de l’expansion cistercienne en France“ ein. Nach einem ersten Forschungsüberblick beschrieb er die Ausbreitung der Zisterzienser in den einzelnen Regionen Frankreichs, zunächst um Cîteaux und die Mutterklöster, dann das Gebiet von der Normandie bis Aquitanien und schließlich den Osten und Süden des heutigen Frankreichs. Dabei verwies der Referent auf die schnelle Ausbildung eines Klosternetzes männlicher Konvente im Osten des Landes schon in den 1130er-Jahren, wohingegen die Ausweitung des Ordens nach Westen wesentlich langsamer und schwieriger vonstatten ging. Für den Süden des Landes sah er enge Zusammenhänge mit der Entwicklung auf der iberischen Halbinsel.

JANET BURTON (Lampeter/Wales) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit den Zisterziensern und ihrer Verbreitung in England, Schottland und Wales. In England wurde die Mehrzahl der zisterziensischen Klöster bis Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet, in Schottland und Wales kam es zu einer zeitlichen Verzögerung. Am Beispiel der ersten drei großen englischen Gründungen Waverley, Fountains und Rievaulx und ihrer Filiationen stellte Janet Burton Faktoren und Einflüsse bei der Verbreitung vor, namentlich die Gründerpersönlichkeiten und ihre Bindungen zu klerikalen und royalen Kreisen. Sie hob dabei hervor, dass in England vermehrt laikale Gründer nachzuweisen sind. Außerdem wies die Referentin auf den Zusammenhang zwischen den zunehmenden zisterziensischen Klostergründungen und der politischen Situation in England hin. Einen weiteren Schwerpunkt des Vortrags stellten die Zisterzienserinnenklöster dar. Die Frage nach dem Nachweis „zisterziensisch“ falle auch in England schwer, da nur zwei Frauenklöster inkorporiert waren. Vermutungen über die zisterziensische Ausrichtungen anderer weiblichen Konvente seien durch die Befreiung von der Zehntabgabe sowie der Beschäftigung von Konversen anzustellen.

Zum Abschluss des zweiten Tages sprach NIKOLAS JASPERT (Bochum) zum Thema “Ein iberischer Sonderweg? Der Zisterzienserorden in Spanien und Portugal (12.-13. Jahrhundert)“. Der Referent stellte nach einem Forschungsüberblick, in dem er besonders die regionalen Arbeiten als Desiderat hervorhob, den iberischen Sonderfall dar. Die Abgrenzung zu den Entwicklungen des Zisterzienserordens in anderen Ländern besteht für ihn vor allem in zwei Aspekten: zum einen in der besonderen Königsnähe der iberischen Zisterzen. Die enge Anbindung des Königshauses äußerte sich in königlichen Stiftungen sowie der Wahl der Zisterzienserklöster als Grablegen. Zum anderen ist ein Sonderfall in Form einer institutionellen Heranführung von Ritterorden an den Zisterzienserorden zu konstatieren. Mit diversen Beispielen unterstrich Nikolas Jaspert in seinem Referat die Feststellung, dass die Normen in der Regel an die Wirklichkeit angepasst wurden.

Freitag, 16. März 2007
Den Freitag eröffnete JAMES FRANCE (Blewburry) mit einem Vortrag über die Zisterzienser in Skandinavien, in dem er die Entstehung und Verbreitung des Ordens nachzeichnete. Nach dem Exordium magnum Cisterciense galt Skandinavien als „extremis finibus mundi“. Im Jahre 1139 wurde in Lund eine Provinzialsynode abgehalten, zu der auch Theodignus, ein päpstlicher Legat, anreiste. Vermutlich, so France, erlangten durch ihn auch die skandinavischen Bischöfe erstmals Kenntnisse über den Zisterzienserorden. Für den skandinavischen Raum zählte James France 20 männliche und zehn weibliche Konvente. In Abgrenzung zu anderen Ländern stellte er heraus, dass in Skandinavien die Zisterzienser besonders harte Bedingungen vorfanden, weshalb Ortswechsel besonders häufig nachzuweisen sind. Zudem gab es für diese Klöster Sonderbestimmungen, die sie von der alljährlichen Teilnahme am Generalkapitel befreiten.

Im dritten Vortrag des Vormittags untersuchte GUIDO CARIBONI (Brescia) die Ausbreitung und die institutionellen Bindungen der Zisterzienserorden in Italien. Anhand von Statuten und Generalkapitelbeschlüssen ging Guido Cariboni der Frage nach, welche Wirksamkeit die institutionellen Mechanismen in der normativen Phase des Ordens hatten. Als Beispiel dienten ihm die Vorgehensweisen des Generalkapitels und der Klöster in Fällen von Besitzveräußerungen bzw. –erhalt sowie bei Konflikten. Auch auf der Alltagsebene in einzelnen Klöstern können die Besonderheiten des Zisterzienserordens ausgemacht werden. Zusammenfassend stellte Guido Cariboni fest, dass die starken Bindungen, auf denen die Einheit des Zisterzienserordens gründete, in einer weit gefassten Auffassung von Institutionalität lagen, die die gesamte Organisationsstruktur und die normativen Texte zur Reproduktion und Repetition von symbolischen Handlungen und Ritualen einsetzte.

ANDREAS RÜTHER (Gießen/Bochum) ging in seinem Vortrag über „Die Zisterzienser im deutschen Altsiedelgebiet“ zunächst auf die Entscheidung der Ortswahl bei Konventsgründungen ein. Obwohl die Norm durchaus eine einfache Abgeschiedenheit, Abkehr von der Welt, sogar die Wahl „ungesunder Plätze“ vorschrieb, stellte der Referent dem die gängige Praxis von Umwidmungen, Übernahmen bestehender Einrichtungen oder oft sogar die Aufgabe der „ungesunden Plätze“ zugunsten von besseren Lagen entgegen. Besonders betonte Andreas Rüther im Hinblick auf die „Stiftungsinitiatoren“ die Rolle der Zisterzienser als „Stauferhelfer“. Während die Herrscher von der Bewachung der Reichskleinodien (Trifels), der Memorialkultur und der Pfalzfunktion der Abteien profitierten, standen zisterziensische Klöster oft unter besonderem Schutz des Königs und ihnen wurden auch Schenkungen und finanzielle Zuwendungen – motiviert durch den Gedanken an mögliche Grablegen oder Hausklöster – zuteil.

Zum Abschluss der Tagung sprach CLEMENS BERGSTEDT (Potsdam) über die Entwicklungsformen nordostdeutscher Zisterzienserklöster. Der Raum zwischen Elbe und Oder befand sich im 13. Jahrhundert in einer Phase des Wandels von einer Naturlandschaft hin zu einer Kulturlandschaft. An diesem Wandel, so führte Andreas Bergstedt an, hatten die christlichen Kolonisten und geistlichen Orden großen Anteil. Parallel dazu ist eine Phase der Gründung von Zisterzienserklöstern zu verzeichnen. Bei den männlichen Religiosen, die sich in diesem Gebiet ansiedelten, überwogen deutlich die Bettelorden. Dahingegen kann bei mehr als der Hälfte der weiblichen Klöster von einer zisterziensischen Dominanz gesprochen werden. Ebenso sind fast ausschließlich fürstliche Stifter nachweisbar, die die Klostergründungen an ihre Interessen zu Herrschaftsbildung und Landesausbau koppelten. Der Referent unterstrich die besondere Bedeutung des erst in einer späteren Gründungsphase entstandenen Ziesar, das im Gegensatz zu den meisten Klöstern des ressourcearmen Raums, innerhalb kurzer Zeit zu einem geistlichen Zentrum werden konnte.

Das Kolloquium zeigte anhand von Beispielen aus verschiedenen Bereichen des Zisterzienserordens, inwiefern die Norm mit der Realität korrelierte, ein Spannungsverhältnis zwischen diesen beiden Polen existierte oder eine Anpassung der normativen Vorgaben an die realen Verhältnisse stattfand. Die Vorträge dieser Tagung gaben dabei einen Einblick in die thematische Vielfalt und die verschiedenen Ansatzpunkte der aktuellen Zisterzienserforschung. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist geplant.


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