Erarbeitung von Lehrmodulen zur Geschichte der Pflege II

Erarbeitung von Lehrmodulen zur Geschichte der Pflege II

Organisatoren
Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.05.2006 - 13.05.2006
Url der Konferenzwebsite
Von
Christoph Schweikardt, Abteilung für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum

Die 2. Arbeitstagung des Projekts "Erarbeitung von Lehrmodulen zur Geschichte der Pflege", das von der Robert Bosch Stiftung finanziert wird, fand am 12. und 13. Mai 2006 am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart statt.

Das Projekt gehört zu den in den letzten Jahren verstärkten Aktivitäten auf dem Gebiet der Pflegegeschichte, zu denen auch der 7. Internationale Kongress zur Geschichte der Pflege in Basel am 17. März 2006 und die geplante International Conference on Nursing History am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung vom 26.-29. September 2006 in Stuttgart zählen.

Die Arbeitstagung, zu der Sylvelyn Hähner-Rombach, Barbara Randzio und Christoph Schweikardt von der Steuerungsgruppe eingeladen hatten, hatte zum Ziel, die endgültigen Themenfelder der Quellensammlung zu diskutieren und festzulegen. Dabei standen Struktur und Inhalt der geplanten Monografie ebenso auf der Tagesordnung wie das Vorgehen bei der Quellenauswahl sowie die Aufstellung von Richtlinien für die Abfassung der zu den Quellen gehörigen Kommentare.

Breite Übereinstimmung erzielte der Vorschlag einer thematischen Einteilung der Quellen in fünf Kapitel: 1. Pflegealltag; 2. Religion und Pflege, Caritas, konfessionelle Pflege und Pflegeethik; 3. Der Einfluss von Gesundheits- und Sozialpolitik auf die Pflege, Professionalisierung; 4. Pflege und Eugenik, Pflege und Nationalsozialismus; 5. Geschlechterverhältnisse in der Pflege.

Daraufhin stellten Sabine Braunschweig (Basel), Ulrike Gaida (Berlin), Karen Nolte (Würzburg), Sünje Prühlen (Hamburg), Heinrich Recken (Solingen), Susanne Kreutzer (Berlin) und Ulrike Winkler (Berlin) von ihnen ausgewählte Quellen vor. Hierbei machten die Referentinnen und Referenten die in den Quellen zum Vorschein kommende Themenvielfalt deutlich, die von Auseinandersetzungen zwischen pflegerischen Berufsorganisationen über Konflikte zwischen Diakonissen in Briefen an ihr Mutterhaus bis zu einer Werbeschrift des Berliner Senats aus den 1960er Jahren, die die Krankenpflege als modernen Beruf darstellte, reichten. Gleichzeitig wurden Gesichtspunkte wie Anschaulichkeit, nicht zu große Länge, Verständlichkeit und die Aufbereitung der Texte diskutiert. Einigkeit bestand darin, daß Quellen in altdeutscher oder mittelhochdeutscher Schrift eine Transkription und fremdsprachige Quellen eine Übersetzung benötigen.

Daraufhin standen zwei vorab versandte Probekommentare von Sylvelyn Hähner-Rombach und Dorothe Falkenstein zur Diskussion, da jeder für den Abdruck ausgewählten Quelle ein Kommentar beigegeben werden soll, der wesentliche Inhalte benennt und die örtliche wie zeitliche Einordnung der Quelle gewährleistet. Anhand dieser Beispiele wurde der Entwurf eines Leitfadens für das Schreiben eines Kommentars erweitert und ergänzt. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, die Zielgruppe im Auge zu behalten. Da Dozentinnen und Dozenten an Fachhochschulen nicht notwendigerweise eine historische Vorbildung hätten, sollte der Kommentar eine Einordnung in die sozialen und politischen Hintergründe enthalten und gegebenenfalls auf nur für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessante Details verzichten. Nach den lebendigen und sehr konstruktiven Diskussionen endete der Tag mit einem gemeinsamen Essen in einem Restaurant.

Am 2. Tag ging es darum, anhand der fünf Kapitel der geplanten Monografie besonders wichtige und für Pflegende interessante Frage- und Themenstellungen für die Quellenauswahl herauszuarbeiten. Diese werden im Anschluss an die Tagung von der Steuerungsgruppe weiter vervollständigt. Die Steuerungsgruppe bat darum, Kopien weiterer geeigneter Quellen an das Institut für Geschichte der Medizin in Stuttgart zu schicken. Im Juli 2006 soll eine Auswahlkommission aus der Steuerungsgruppe und weiteren Interessierten gebildet werden. Diese Kommission wird aus dem eingegangenen Material Quellen und Quellenauszüge für die geplante Monografie und die erweiterte digitale Version (CD und/oder Internetpräsentation) auswählen und ggf. bei Lücken um weiteres Quellenmaterial bitten.

Mitglieder der Arbeitsgruppe und weitere Experten werden anschließend darum gebeten werden, bis zum Ende des Jahres 2006 Kommentare zu den ausgewählten Quellen und Quellenauszügen sowie Einleitungen zu den fünf Kapiteln zu schreiben. Für die Veröffentlichung ist ein Folgeantrag bei der Robert Bosch Stiftung geplant.

Die Tagung bildete einen weiteren Baustein in dem Bemühen um die Vernetzung der Pflegegeschichte im deutschsprachigen Raum. Während unter den Mitgliedern des Arbeitskreises insbesondere die Forschung zur evangelischen Pflege gut vertreten war, zeigte sich als Desiderat, die Kontakte zur katholischen Pflegegeschichtsforschung zu intensivieren. Als besonders fruchtbar erwiesen sich die unterschiedlichen Erfahrungen aus der Lehre an den Fachhochschulen und aus der Forschung, die in die Konzeption der geplanten Monografie integriert werden konnten.

http://www.igm-bosch.de/
Redaktion
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