HT 2010: Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur

HT 2010: Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur

Organisatoren
Carl-Hans Hauptmeyer / Detlef Schmiechen-Ackermann, Leibniz-Universität Hannover; Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD); Verband der Geschichtslehrer Deutschlands (VGD)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.09.2010 - 01.10.2010
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Von
Ines Meyerhoff, Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover

Für Berlin als Tagungsort des 48. Historikertags hatte der Titel „Über Grenzen“ eine besondere Bedeutung. Nur wenige Tage vor dem 20jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung behandelten mehrere Sektionen Aspekte der Teilung Deutschlands. Die Sektion „Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur“ fokussierte dabei konkret die Grenze, die Deutschland und Berlin über vier Dekaden teilte und beleuchtete sie aus unterschiedlichen Perspektiven.

Schon seit 2008 beschäftigt sich eine studentische Gruppe der Leibniz Universität Hannover im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Historischen Museum Hannover und der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn mit der Geschichte sowie der Erinnerung an die innerdeutsche Grenze. Ihre Arbeit an der Ausstellung „Grenzerfahrungen“, die im April 2011 in Hannover eröffnet wird, wird seit Sommer 2010 von einem Forschungsprojekt unterstützt, das die mediale Form der Grenze im Spiegel von Film und Foto untersucht. Im Laufe des mehrjährigen Projektes haben sich Forschungsschwerpunkte herauskristallisiert, die im Juni 2010 bereits die internationale Tagung „Grenze: Konstruktion, Realität, Narrative“ in Hannover bestimmten. Mit Unterstützung von Rainer Potratz (Marienborn), Hedwig Wagner (Jena) und Jürgen Reiche (Bonn) präsentierte sich das Grenzprojekt in Berlin.

Der Sektionsleiter CARL-HANS HAUPTMEYER (Hannover) verwies bereits in der Einführung auf die zentrale Bedeutung visueller Quellen für die Geschichtswissenschaft. Nicht zuletzt Werke wie Gerhard Pauls „Das Jahrhundert der Bilder“ verdeutlichten den medialen und erinnerungskulturellen Stellenwert von Geschichtsbildern. Im medialen Zeitalter gelte es, die Grenze im Spannungsfeld von Realität und politischer Instrumentalisierung, ihrer Konstruktion und Erinnerungsformen, zu untersuchen, so Hauptmeyer. Die unterschiedlichen Beiträge der Vormittagssektion rekurrierten allesamt auf das Simmel’schen Diktum der Grenze: „Die Grenze ist nicht eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt.“1 Der Titel der Sektion „Die innerdeutsche Grenze als Realität, Narrativ und Element der Erinnerungskultur“ gab sogleich deren Struktur vor.

DETLEF SCHMIECHEN-ACKERMANN (Hannover) eröffnete das Panel mit seinem Vortrag „Teilung – Gewalt - Durchlässigkeit. Die innerdeutsche Grenze 1945-1989 als Thema und Problem der Zeitgeschichte“. Sein detaillierter Überblick über den Forschungsstand zur Grenze zeichnete Forschungsentwicklungen der drei im Titel verankerten Themenkomplexe nach und verwies darüber hinaus auch auf zentrale Forschungsdesiderate. Trotz Konjunktur der Grenzforschung in den Geschichts- und Kulturwissenschaften im internationalen und deutschen Raum sowie der starken Präsenz der Mauer, des Mauerfalls und der Fluchtgeschichten in den Medien, sei die Geschichte der deutsch-deutschen Grenze vergleichsweise schlecht bzw. „sehr ungleichgewichtig“ erforscht worden. Erst seit jüngster Zeit entdeckten Fachhistoriker/innen diese im kollektiven Gedächtnis stark verortete Thematik, während die DDR-Forschung in den 1990er-Jahren einen regelrechten Forschungsboom erlebte. Forschungen zur Teilung seien stark auf die Berliner Mauer fixiert, obwohl quantitativ mehr Menschen entlang der deutsch-deutschen Grenze lebten. Als Standardwerke, die diesen Trend umgehen, nannte er die erinnerungskulturell ausgerichtete Arbeit von Maren Ullrich sowie Roman Grafes erweiterte Grenzchronik. Schmiechen-Ackermann betonte das Ungleichgewicht zwischen wirtschaftlichen, strukturpolitischen und sozialen Forschungsschwerpunkten und den weniger erforschten kulturwissenschaftlichen Aspekten zum Alltag, der Politik und der Gesellschaft im westlichen Zonenrandgebiet. Unter dem Aspekt Gewalt an der Grenze sei die Untersuchung der Grenzopfer ein zentraler Aspekt, dessen juristische Aufarbeitung bereits erschöpfend untersucht worden ist, die Zahl der an der innerdeutschen Grenze und Ostseegetöteten Flüchtlinge bilde jedoch noch ein Desiderat. Neben Standartwerken wie Jürgen Ritter und Joachim Lapp zum Ausbau und Entwicklung der Grenze sowie Rainer Potratz‘ und Inge Bennewitz‘ Untersuchung zu Zwangsaussiedlungen markiere die soziologische Untersuchung zu Grenzsoldaten von Gerhard Sälter eine Erweiterung des Forschungshorizonts. Der Historiker appellierte an die Schließung der Forschungslücke zur Untersuchung der Zentralen Erfassungsstelle in Salzgitter, bevor er über den Forschungsstand zur Durchlässigkeit referierte. Neben punktuellen Betrachtungen bzw. feuilletonistischen Beiträgen, etwa zum „Westbesuch“ in der DDR und der genehmigten Reise in den Westen, zum „Westpaket“ lassen andere Aspekte des Reise- und Warenverkehrs bisher eine systematische Erfassung vermissen. Die Arbeit von Astrid M. Eckert zum Phänomen des Grenztourismus greife das Interesse am Blick nach „drüben“, zum sogenannten Anderen auf und bediene einen zentralen Aspekt der Durchlässigkeit, der bisher unberücksichtigt blieb.

Anschließend rückte die Grenze als Element der Erinnerungskultur in den Fokus. RAINER POTRATZ (Marienborn) stellte unter dem Titel „Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn- Ort der Erinnerung und Begegnung“ ihre Genese von der ehemaligen Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn zur Gedenkstätte vor und fokussierte die zentralen Aufgaben der Gedenk- und Erinnerungsarbeit. Die Bedeutung der Gedenkstätte als „Seismograph der deutsch-deutschen Beziehungen“ ergebe sich zum einen aus seiner zentralen Lage an der Transitstrecke Braunschweig Berlin sowie der Bahnverbindung Braunschweig-Magdeburg-Berlin. Bis 1982 nutzen 66 Prozent der von West-Berlin Reisenden die Grenzübergänge Marienborn/Helmstedt. Zum anderen markierte Potratz das Alleinstellungsmerkmal Marienborns als „authentischer“ Ort, da andere ehemalige GÜSt wie beispielsweise Teistungen nicht mehr existieren. Als „Bollwerk und Nadelöhr“ zwischen den beiden deutschen Staaten stehe der Ort exemplarisch für die gesamte innerdeutsche Grenze, deren Opfern es zu gedenken gilt. Dabei verfolge die Gedenkstätte, die 1990 unter Denkmalschutz gestellt wurde, neben der Dokumentation, dem Gedenken und dem Erinnern besondere pädagogische Konzepte. Als Ort der politisch-historischen Bildung, der sich zum Ziel setze diktatorische Systeme zu mahnen, zeichne sich Marienborn neben Ausstellungen, einer Bibliothek und Seminarräumen als Ort der Begegnung aus: Muliperspektivität soll verhindern, dass sich jemand angegriffen fühle und das Leben falsch erinnert werde, so Potratz. Die Begegnungsangebote richten sich dabei sowohl an ältere Besuchergruppen als auch an Schüler. Treffen zwischen ehemaligen Zöllnern und Reisenden, Kontrolleuren und Opfern, sowie Schülerprojekte mit Zeitzeugen sollen den Austausch zwischen Ost und West, Alt und Jung fördern. So treffen sich unter dem Motto „Was klöppelst denn Du?“ ost- und westdeutsche Klöpplerinnen, um ihre Erfahrungen „über ein gelebtes Leben in einem anderen Deutschland“ auszutauschen und gemeinsam an einer Sache zu arbeiten.

Über eine weitere Form der Erinnerung an die Grenze referierte THOMAS SCHWARK (Hannover), Direktor des Historischen Museums Hannover, mit dem Titel „Man sieht nur was man weiß…Strategien der Vermittlung von ‚Grenzbildern‘ in Geschichtsmuseen.“ In gewisser Weise stellte sein Beitrag eine Brücke zwischen der Erinnerung an die Grenze und dem Narrationscharakter von Grenzbildern, insbesondere Fotografien, dar. Zunächst betonte er die Verantwortung des Museums, da es als bildungspolitische Institution Geschichtsbilder für die Besucher konstruiere. Die Nutzung von Bildern als bloße Illustration, als materialgeschichtliche Zeugnisse, greife nicht mehr und erfordere didaktische Eingriffe. Dem Besucher müssten weitere Bildkompetenzen vermittelt werden, um in Bildern mehr zu sehen als eine scheinbare Wirklichkeit. Als Beispiel präsentierte er ein Fotoalbum des Grenzkommandos Nord aus dem Jahr 1973. Der Besuch ranghoher DDR-Offiziere der neu eingerichteten Grenzübergangsstelle Salzwedel ist darin dokumentiert. Als historische Quelle gewinne das Fotoalbum jedoch durch seinen Konstruktionscharakter an Bedeutung, da einzelne Bilder beschriftet seien, die Fotografien seriell angeordnet seien und eine besondere Auswahl erfolgte. Das Fotoalbum sei keine sachliche Dokumentation, sondern gebe als Narrativ die ideologische Perspektive der Grenztruppen wieder. Erst durch die Kontextualisierung und Erweiterung der konventionellen Bildpräsentation eröffne sich dem Besucher das Bedeutungsspektrum. Museale Arbeit bestünde somit auch darin dem Besucher die Aneignung einer nachhaltigen Bildkompetenz zu ermöglichen. Das Fotoalbum als haptisch erfahrbares Medium, dass den Besucher auffordere aktiv zu blättern, sei eine geeignete Form für den Vermittlungsansatz von Geschichts- bzw. Grenzbildern.

INES MEYERHOFF (Hannover) knüpfte an Fotografien der innerdeutschen Grenze an, um zum einen ihren Quellenwert zu verdeutlichen und zum anderen aufzuzeigen, inwieweit Grenznarrative bei der Konstruktion der sogenannten „Grenze im Kopf“ eine Rolle spielten. Unter der Leitfrage „Die fotografierte Grenze - Fotografien über Grenzen?“ stellte sie unterschiedliche Beispiele vor, um zu beweisen, dass ein einheitliches Grenzbild nicht existiere, sondern diese von heterogenen Faktoren und Perspektiven abhängig seien. Probleme im Umgang mit fotografischen Quellen treten durch den positivistischen Glauben an die Realitätswiedergabe von Fotografien auf. Der Deckmantel der „Wirklichkeit“, der dem Medium anhafte sowie seine ästhetische Wirkungsmacht machten aus der Fotografie ein politisches Instrumentarium. Weiterhin müsse die aktive Rolle des Rezipienten berücksichtigt werden, da Fotografien erst durch ihn an Bedeutung gewinnen. Die Deutungsoffenheit des Mediums exemplifizierte Meyerhoff anhand einer Fotografie eines Schäferhundes des westdeutschen Zolls, der das Schild „Achtung Zonengrenze“ attackiert. Datiert auf das Ende der 1950er-Jahre, der Hochphase des Kalten Krieges, oszilliere das Foto zwischen Schnappschuss und gezielter Hetze. Während es für den westdeutschen Zöllner eine willkommene Abwechslung im oft ereignislosen Dienst bedeuten konnte, drückte es in den Augen der SED aggressives Potenzial aus. Nach der Behandlung methodischer Probleme stellte sie exemplarisch zwei westdeutsche Fotografien aus unterschiedlichen Jahrzehnten gegenüber. Die offizielle Fotografie des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen aus dem Jahr 1959 entspreche in seiner inszenierten Dramatik, Emotionalisierung und der symbolischen Verwendung des Stacheldrahtes der westdeutschen Haltung im Kalten Krieg: Die Diffamierung und Brutalisierung der Grenze stellvertretend für die ganze DDR. Als Kontrast diente eine Fotografie eines Grenztouristen aus den 1980er-Jahren, die keinen konstruierten, sondern einen unterbewussten privaten bzw. gesellschaftlichen Blick auf die Grenze widerspiegelte. Das Selbstportrait vor der Grenze verdrängte zunehmend den Blick nach „drüben“, der in den 1960er-Jahren so präsent war. Die „domestizierte Grenzwahrnehmung“ in den 1980er-Jahren sei auf Entspannungspolitik und Generationswechsel zurückzuführen, so Meyerhoff. Die Rolle von Fotografien als gezielt inszenierte Grenznarrative sowie als Spiegel unterbewusster mentaler Grenzziehungen sei so von enormer Bedeutung.

HEDWIG WAGNER (Weimar) berichtete über Grenznarrative in bewegten Bildern. „Die Narrativisierung Berlins durch Berliner Mauerfilme“ stellte sie am Beispiel zweier Spielfilme vor, nachdem sie zunächst auf die Wirkungsmacht von Filmbildern bei der Herstellung von „affektiven, emotional getönten Vorstellungen“ einging. (Re)produzierte Bilddiskurse und Narrative konstruierten maßgeblich Vorstellungen und flößen somit in die politische Praxis ein. Grenznarrative bzw. Mauernarrative generierten sich stark durch die Konstruktion des Anderen, die abgrenzende Effekte erziele. Wagner verdeutlichte dies am Beispiel des bis 1961 vorherrschenden Mauernarrativs im westdeutschen Dokumentarfilm: Während im Osten ein Bildverbot der Grenze vorherrschte, stellte der voyeuristische Kamerablick des Westens auf die Grenze die DDR als Volksgefängnis dar. Am Beispiel der Filme „Redupers“ von Helke Sander und „Der geteilte Himmel“ von Konrad Wolf arbeitete Wagner die Mauernarrative für das Genre Spielfilm heraus. Die Sichtbarmachung der Mauer in Sanders Film erfolge durch Selbstreflexivität des Narrativs. Intermediale Bezüge zwischen Foto und Film sowie anderen Medien wie Text und Karte brächen den konventionellen und touristischen Blick auf die Mauer, der im westdeutschen Bilddiskurs lange dominant war: Die Protagonisten des Films, mehrere Fotografinnen, stellen Fotografien der Mauer direkt vor diese. Der häufige Medienwechsel entblöße so das Voyeuristische des Fremdblicks und mache politische Einsicht möglich. Bei Wolfs Film konzentrierte sie sich verstärkt auf den Form-Inhalts-Bezug, der Übereinstimmung von ästhetisch-ideologischen Inhalten, sowie seiner Rezeptionsgeschichte. Wurde dem Film vor der Wende Intellektualismus und Surrealismus seitens der SED vorgeworfen, wurde ihm nach der Wende eine Form-Inhalts-Kongruenz attestiert. In dieser Verschiebung der Interpretation resümiert Wagner, dass die „Vielschichtigkeit nicht-linearer Erzählweise“ des Films als „mediales Narrativ zu politischem Bewußtsein führen kann.“

Im anschließenden Kommentar bestätigte JÜRGEN REICHE (Bonn) vom Haus der Geschichte das Forschungsdesiderat der Grenze. Er transformierte die Diskussion über Grenznarrative auf eine allgemeine Ebene und fokussierte auf die mediale Inszenierung von Bildern und ihre ästhetische Wirkungsmacht. Das 20. Jahrhundert sei das Jahrhundert der politisch manipulierten Bilder. Er zielte dabei besonders auf die medienwirksamen Ikonen ab, bei denen er ein untrennbares Zusammenspiel von Politik, Macht und Bild verortete. Als Zukunftsprognose befürchtete Reiche den verstärkten politischen Einsatz von Bildern als „Waffe“ in einer globalisierten Welt. Als Beispiel diente ihm die 9/11-Fotografie Thomas Hoepkers, auf der die brennenden Tower des World Trade Centres den Hintergrund für ein alltägliches Szenario darstellen: Eine Gruppe junger Leute erholt sich am Hudson River. Der Kontrast der Szene von Alltäglichem und Katastrophe verdichte sich in diesem Bild aufs äußerste. Während die Ikonen der brennenden Tower seit Beginn den öffentlichen Bilddiskurs bestimmten, gelangte das Bild erst 2004 an die Öffentlichkeit. Reiche plädierte im Umgang mit dem Visuellen für eine verstärkte Medienkompetenz und eine medienkritische Perspektive sowohl in der Forschung als auch im Museum, das eine große Verantwortung bei der Vermittlung von Geschichtsbildern und Botschaften trage. Eine multiperspektivische Betrachtung sei dabei erforderlich, um den konstruierten und subjektiven Charakter von Bildern insbesondere Fotografien zu brechen und als Quelle nutzbar zu machen. Letztendlich sei Bildkompetenz, die Fähigkeit „die Wirklichkeit hinter den Bildern“ zu sehen, ein Ziel, das in der alltäglichen Wahrnehmung erreicht werden solle.

In der abschließenden von Carl-Hans Hauptmeyer moderierten Diskussion ging es zunächst zentral um das Ausstellungsprojekt. Die Einbindung einer studentischen Gruppe in die Konzeptionalisierung und Realisierung einer Ausstellung wurde gelobt und fand große Zustimmung. Des Weiteren wurde in diesem Zusammenhang insbesondere der reflektierte Medieneinsatz des Projektes begrüßt. Die Fachleiterin der Fachdidaktik aus dem Geschichtslehrerverband sprach sich dafür aus, dass Museen mit innovativen Konzepten und Strukturen für Lehrer zugänglich gemacht werden sollten. Schmiechen-Ackermann korrigierte, dass es dem Ausstellungsprojekt nicht in erster Linie darum gehe, neue Strukturen zu schaffen, sondern mit einer Gruppe von Schuldidaktikern ein Schülerprogramm zu betreuen, das mit Workshops und Führungen Lernziele erstrebt. Für eine stärkere Zusammenarbeit von Schule und Museum sprach sich auch Schwark aus, der jedoch an die Lehrer/innen appellierte, selbst verstärkt den Kontakt zu Museen zu suchen.

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde auf die ästhetische Eigenschaft abgehoben. Die Reflexion von Medien fand vor allen Dingen bei den anwesenden Lehrern auf große Zustimmung. Auf die Frage, ob der medienkritische Einsatz dem Besucher bewusst werden soll, wies Schwark auf die Schwierigkeit der Dekonstruktionsleistung hin, die der Besucher leisten müsste. Die Diskussion endete mit einer methodischen Frage im Umgang mit Medien und zielte auf die Probleme der Rezeptionsforschung ab: Inwieweit sei die höchst unterschiedliche Rezeption Einzelner für eine repräsentative Analyse und die Ermittlung einer durchschnittlichen Rezeption möglich? In der regen Diskussion negierte Reiche die Allgemeingültigkeit einer Methode und hob damit die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Medienwirkungsanaylse hervor.

Sektionsübersicht:

Carl-Hans Hauptmeyer (Hannover): Einführung

Detlef Schmiechen-Ackermann (Hannover): Teilung – Gewalt – Durchlässigkeit. Die innerdeutsche Grenze 1945–1989 als Thema und Problem der Zeitgeschichte

Rainer Potratz (Marienborn): Die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn – Ort der Erinnerung und der Begegnung

Thomas Schwark (Hannover): Man sieht nur, was man weiß… Strategien der Vermittlung von „Grenzbildern“ in Geschichtsmuseen

Ines Meyerhoff (Hannover): Die fotografierte Grenze - Fotografie über Grenzen?

Hedwig Wagner (Jena): Die Narrativisierung Berlins durch Berliner Mauerfilme

Jürgen Reiche (Bonn): Die Wirklichkeit hinter den Bildern – Kommentar

Carl-Hans Hauptmeyer (Hannover): Leitung der Abschlussdiskussion und Resümee

Anmerkung:
1 Georg Simmel, Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908, Band 1 (= Gesamtausgabe, herausgegeben von Ottheim Rammstedt, Bd. 7), Frankfurt am Main 1995, S. 141.


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