„Wenn die Chemie stimmt…“ Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der „Pille“

„Wenn die Chemie stimmt…“ Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der „Pille“

Organisatoren
Lutz Niethammer, Jena; Silke Satjukow, Magdeburg
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.11.2013 - 29.11.2013
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Von
Kris Vera Hartmann / Stefanie Maria Warmuth, Technische Universität Darmstadt

Seit ihrer Markteinführung vor mehr als 50 Jahren steht die empfängnisverhütende „Pille“ für die Frau symbolisch für weibliche Emanzipation und eigenständige Familienplanung. Die politischen und kulturellen Bedingungen sowie sozio-ökonomischen Entwicklungen sind seither Ausgangspunkt und Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen.

Dabei standen die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für die Einführung einer solchen Pille, das Wirken verschiedener Akteure sowie die sozio-kulturellen Auswirkungen in der ehemaligen DDR bislang wenig im wissenschaftlichen Fokus. Seit 2010 widmet sich eine Forschergruppe an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena diesen Themen. Dabei konzentriert sich das wissenschaftliche Interesse besonders auf die politische und kulturelle Bedeutung der „Wunschkindpille“ für das erfahrungsgeschichtliche Verhältnis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu Sexualität und Geschlechterbeziehungen sowie den historischen und sozialstrukturellen Prämissen, die der Etablierung dieses Produkts in der DDR zugrunde lagen. Davon ausgehend luden die Projektverantwortlichen Lutz Niethammer (Jena) und Silke Satjukow (Magdeburg) zur internationalen Tagung „Wenn die Chemie stimmt...“ Geschlechterbeziehungen und Geburtenplanung im Zeitalter der „Pille“ ein.

Ziel der Tagung, so SILKE SATJUKOW (Magdeburg) in ihrem Eröffnungsvortrag, war eine vielschichtige Reflektion dieses maßgebenden Wandels sowohl über politische Gräben zwischen Ost und West, als auch über Glaubensgrenzen hinweg. Hierzu waren WissenschaftlerInnen diverser Disziplinen aus verschiedenen ost- und westeuropäischen Staaten sowie Russland und den USA eingeladen, die im Laufe der Tagung differenzierte Perspektiven auf Bevölkerungspolitik und Reproduktionstechnologien eröffneten und im Rahmen fünf thematisch unterteilter Panels in insgesamt vierzehn Vorträgen mit daran anschließenden Kommentaren staatenspezifische und länderübergreifende Modelle, Alltagserfahrungen hinsichtlich Familienplanung, Geschlechterverhältnisse sowie die diskursive und technologische Veränderung von Körperlichkeit und Sexualität in den Blick nahmen.

Wie der Bereich Familienplanung nicht als individuelles Recht, sondern als Instrument zur Implementierung nationaler Interessen begriffen werden kann, wurde in den Vorträgen deutlich, in denen sich mit Bevölkerungspolitik beschäftigt wurde. CHRISTIAN KÖNIG (Jena) stellte in seinem Vortrag speziell die technologische Entwicklung und Einführung der „Wunschkindpille“ in der DDR vor. Historisch gerahmt war die bevölkerungspolitische Maßnahme durch die geschwächte landwirtschaftliche und industrielle Produktion und die Furcht vor der Abwanderung qualifizierter Fachkräfte. In diesem Zusammenhang barg das orale Kontrazeptivum die verschiedenen Hoffnungen, einerseits mehr Frauen in den wirtschaftlichen Produktionsprozess integrieren zu können, gleichzeitig die Zahl der (bis dahin noch) illegalen Abtreibungen zu verringern und andererseits mögliche Exportgewinne zu sichern, die für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen sollten. Die Erkenntnis, dass die „Wunschkindpille“ in der DDR vielmehr einer politischen Strategie diente, denn als emanzipatorische Errungenschaft zu interpretieren ist, wurde anhand der generationsübergreifenden Erfahrungsgeschichten im Vortrag von ANNETTE LEO (Jena) gestützt.

TOMÁŠ SOBOTKA (Wien) kontrastierte aus einer demographischen Perspektive die Entwicklungen von Geburtenkontrolle und Fertilität in Ost- und Zentraleuropa mit denen der DDR und stellte fest, dass mit der starken Verbreitung der Pille – gemeinsam mit einer ausgedehnten Sexualerziehung – die DDR nicht nur geographisch, sondern auch auf dem Gebiet der Geburtenkontrolle und Bevölkerungspolitik eine Sonderstellung einnahm. Insbesondere zeigte sich, dass Abtreibungen in den ehemals sozialistischen Ländern Europas – früher als in anderen Teilen der Welt – weit verbreitet, weil legalisiert waren und demnach eine außerordentliche Rolle für die Geburtenregelung spielten. Ein aktuelles Beispiel dafür gaben die Demographen VICTORIA SAKEVICH (Moskau) und BORIS DENISOV (Moskau) mit der Darstellung der Rekriminalisierung von Abtreibung im gegenwärtigen Russland.

Vor dem Hintergrund der „Ein-Kind-Politik“ in China führte DELIA DAVIN (Leeds) bildhaft vor Augen, wie eine auf ökonomische Entwicklung und nationale Armutsbekämpfung ausgerichtete chinesische Politik die Senkung der Geburtenraten als eine individuelle Verantwortung in den privaten Lebensbereich verlagerte und durch politische Agitationen als die persönliche Aufgabe der Frauen konstituierte. Das Beispiel China zeigte ebenfalls, dass bevölkerungspolitische Maßnahmen nicht losgelöst von sozio-kulturellen Bedingungen gedacht werden können, was sich anhand der drastischen Auswirkungen auf das chinesische Geschlechterverhältnis zeigte: da Söhne traditionell für die Versorgung der Familie verantwortlich waren, wurden vermehrt Föten weiblichen Geschlechts abgetrieben.

Auch HEINRICH HARTMANN (Basel) nahm eine bevölkerungspolitische Perspektive ein und zeichnete nach, wie sich der Diskurs von einem „unterbevölkerten“ türkischen Staat, in dem bis Anfang der 1960er-Jahre eine pronatalistische Politik vorherrschend war, zu einem Diskurs entwickelte, in dem die Türkei – durch internationalen Druck – als eine „Inkarnation“ von „Überbevölkerungsängsten“ in Europa galt und in der die Geburtenrate eingeschränkt werden musste. Zudem untersuchte er verschiedene Akteure, die an dem – zuletzt gescheiterten – Versuch beteiligt waren, die Pille als Mittel der Wahl der Bevölkerungsplanung einzusetzen. An anderer Stelle wurden bevölkerungspolitische Perspektiven mit der Erforschung subjektiver Erfahrungen zusammengebracht, die ebenfalls durch politische und öffentliche Debatten geprägt waren. Im Fokus der Arbeit von AGATA IGNACIUK (Granada) standen beispielsweise die Fragen nach der individuellen Motivation von Frauen zur Einnahme oraler Kontrazeptiva in „nicht-demokratischen“ Ländern und sich daraus ergebende Anwendungspraktiken. Erstaunlich erschien dabei die Tatsache, dass im katholisch-konservativen Spanien unter der Diktatur Francos – trotz politischem Werbeverbot und moralischen Interventionen der Kirche – dreimal so viele Frauen mit der Pille verhüteten, wie im (demographisch ähnlichen) sozialistischen Polen der 1960er- und 1970er-Jahre. Ignaciuk schlussfolgerte, dass die einzelnen Motivationen für oder gegen eine bestimmte Verhütungsmethode individuell und von Frau zu Frau je nach Lebensphase stark variieren und insbesondere von der Verfügbarkeit, der sozialen Akzeptanz und Legalität von Abtreibungen sowie von ärztlichen Empfehlungen abhängen. Wie Heinrich Hartmann kam auch Ignaciuk zu dem Ergebnis, dass insbesondere gut (aus-)gebildete, junge Frauen in urbanen Regionen statistisch häufiger zur Pille griffen, als Frauen mit einem niedrigeren Bildungsstand in ländlichen Gebieten, die nach wie vor bewährte Methoden wie das Intrauterinpessar (IUP) oder die Rhythmusmethode anwendeten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung lag auf dem Wandel der Geschlechterbeziehungen, wobei sich durchaus einige Gemeinsamkeiten in Ost und West feststellen ließen. So führte laut RADA DREZGIĆ (Belgrad) das Zusammenspiel (mangelnder) politischer Aufklärungs- und Beratungsarbeit über Verhütungsmethoden und realer kultureller Praktiken in einer nach wie vor patriarchal geprägten serbischen Gesellschaft – entgegen staatssozialistischer Anschauungen – zur Aufrechterhaltung traditioneller Rollenbilder und bestehender Geschlechterverhältnisse. Wie auch Ignaciuk für Polen feststellte, oblag hier überwiegend den Männern die Kontrolle beim Geschlechtsakt, so dass Frauen meist nur in Form häufiger Schwangerschaftsabbrüche über die Anzahl ihrer Kinder entscheiden konnten. Weibliche Emanzipation im Sinne einer individuellen Kontrolle der eigenen Fruchtbarkeit muss im Zuge dieser Familienplanungspolitik – so Drezgić – als gescheitert erachtet werden.

Wie MARIA MESNER (Wien) ausführte, zeigte sich eine recht ähnliche Entwicklung für das Geschlechterverhältnis in den USA, wo die Einführung der Pille mit einer gesellschaftlichen Umbruchphase zusammenfiel, die eine Verschiebung der normativen Leitbilder zur Folge hatte, weg von der bis dahin dominierenden „Versorgerehe“ und der inhärent strukturellen Abhängigkeiten weißer Mittelstandsfrauen, hin zu einer „Pflicht zur Erwerbstätigkeit“ für alle BürgerInnen. Damit veränderte sich die lebensweltliche Praxis zwischen den Geschlechtern – insbesondere für die (Ehe-)Frauen, die sich nun der Schwierigkeit und Verantwortung gegenüber sahen, ihren Beruf und die familiären Aufgaben in Einklang zu bringen. Die innerfamiliären geschlechtsspezifischen Zuordnungen wandelten sich hingegen kaum und auch die Ehe blieb, trotz dieser ökonomischen bzw. sozialpolitischen Gleichstellung, noch immer der einzige gesellschaftlich legitime Ort für sexuelle Beziehungen. Maria Mesner schloss daraus, dass hier nicht von einer mit der Pille zusammenhängenden sexuellen Revolution oder gar Liberalisierung der Geschlechterverhältnisse die Rede sein kann. Bei den von FELIX KRÄMER (Münster) vorgestellten, evangelikal dominierten Abtreibungsdebatten in den USA der 1970er- und 1980er-Jahre trat ein weiterer Mechanismus zur Stabilisierung der traditionellen Geschlechterverhältnisse deutlich hervor. Der Abtreibungsdiskurs entfaltete im Spannungsfeld religiöser Moralvorstellungen, feministischer Ansätze und politischem Opportunismus seine Wirkmacht mittels breiter, medialer Öffentlichkeit über eine ökonomisierte Fernsehlandschaft. Feministische Bemühungen um weibliche Selbstbestimmung wurden angesichts einseitig präsentierter Diskussionen im Fernsehen unterlaufen und begünstigten zusätzlich das Fortbestehen einer sozialen Geschlechterordnung im Sinne religiöser Traditionen. Dass die öffentlichen Debatten jedoch nicht immer in einer entsprechenden Praxis resultierten, zeigte sich in den Ausführungen von DAVID P. CLINE (Blacksburg, USA): So konnte er mittels Oral-History-Interviews aufdecken, wie sich in einzelnen Regionen – trotz konservativer Ansichten und strenger Gesetzeslage – Netzwerke aus ÄrztInnen, Krankenschwestern, FeministInnen, SozialarbeiterInnen und – überraschenderweise – Geistlichen herausbildeten, um ungewollt schwanger gewordene Frauen zu beraten und über Abtreibungsmöglichkeiten zu informieren.

Auch Aufklärungsdiskurse und Sexualitätsdebatten spielten im Verlauf der Tagung eine wichtige Rolle, so beschäftigte sich zum Beispiel ESZTER ZSÓFIA TÓTH (Budapest) unter anderen mit der Bedeutung westeuropäischer Aufklärungsmedien in Ungarn. LUTZ SAUERTEIG (Durham, UK) nahm hingegen eine die Ambivalenzen betonende Perspektive hinsichtlich Sexualaufklärung und Verbreitung von Verhütungsmitteln ein. Ende der 1960er-Jahre veränderte sich die Aufklärungsliteratur in der BRD grundlegend: So wurde in Büchern von zum Beispiel Günter Amendt oder Bent Claësson und bald auch in Jugendzeitschriften wie der BRAVO erstmals die Empfängnisverhütung als Teil der Sexualität behandelt. Diese ermöglichte eine Trennung von Sexualität und Fortpflanzung und konstituierte den „sexuell aktiven Jugendlichen“. Neben der Autorisierung und Enttabuisierung von sexueller Aktivität, entstand jedoch fortan auch ein Zwang zum „Management des Sex“ als Technologie des Selbst. Kenntnisse über Sexualität und Verhütung wurden zur Pflicht; Fehler oder Unzulänglichkeiten in die Verantwortlichkeit des Einzelnen abgeschoben.

Mit Verschiebungen von Marktstrategien und deren sozialen Implikationen wurde sich ebenfalls auseinandergesetzt. JESSE OLSZYNKO-GRYN (Cambridge) untersuchte in seinem Projekt anhand der öffentlichen Debatte in der Londoner Medienlandschaft 1965-1967 über die Legalisierung von Werbung für kommerzielle Schwangerschaftstestlabore, welche Kämpfe schon vor der Frauengesundheitsbewegung über das Recht auf Informationen, Nutzung von neuer Technologie und die Medikalisierung von Frauen ausgetragen wurden. Dabei konnten sich die Befürworter der Legalisierung, die sich in ihrer Argumentation auf Schlagworte wie „persönliche Freiheit“ oder „Autonomie“ der Frauen bezogen, schließlich gegenüber ihren Gegnern – die sich auf medizinische Fürsorge und die Verhinderung von illegalen Abtreibungen beriefen – durchsetzen. In der Folge stiegen sowohl Angebot als auch Nachfrage der Tests. Olszynko-Gryn resümierte, dass diese Kommerzialisierung des Schwangerschaftstests die persönliche Freiheit der Frauen erhöhte, da sie nicht erst als Patientin, sondern als „freie Verbraucherin“ ihren Wunsch nach zeitnaher Absicherung befriedigte. Zu berücksichtigen wäre hier allerdings auch, inwieweit mithilfe der neuen Technologie die wissen-wollende, da wissen-könnende Frau erst erschaffen wurde und sich dieser Gewinn an Autonomie wiederum in neuen Zwängen niederschlug.

Eine diskursive Veränderung der Sichtweise von Reproduktionstechnologien hin zu einer steigenden Kommerzialisierung wurde auch in dem Vortrag von LISA MALICH (Berlin) behandelt. In ihrer Präsentation analysierte sie Werbeanzeigen von Pharmaunternehmen zur Pille in Ärztezeitschriften und konnte dabei zeigen, wie sich die Bewerbung eines Mittels zur Familienplanung für die verheiratete Frau über differenzierende Strategien, die unterschiedliche Käuferinnengruppen mit unterschiedlichen Einstellungen und in unterschiedlichen Lebenslagen adressierten („standardisierte Individualisierung“), hin zu einer Hedonismus und Konsumismus betonenden Werbeästhetik entwickelte. Ob der beobachtete Trend dabei eine allgemeine Entwicklung von Vermarktungsstrategien darstellte, und nicht nur bezüglich der Pille zu beobachten war, blieb an dieser Stelle ebenso offen wie ein möglicher Wandel der Perspektive der Konsumentin und ihrer Umgangsweise mit dem Produkt.

Als einzige Vortragende nahm BARBARA DUDEN (Hannover) eine körpertheoretische Perspektive auf die Pille ein. Sie geht davon aus, dass die Pille symbolisch sowohl eine Modifizierung des Wissens über den Körper, als auch der Körpererfahrung bedeutet. In ihrer Forschung beschäftigte sie sich mit Frauen in „nicht-medikalisierten“ Kulturen, die körperliche Vorgänge nicht biologisch-medizinisch beschrieben, sondern mit Wörtern von zum Beispiel nonlinearer Zeitlichkeit, Haptik, Schwere. Duden ging davon aus, dass diese unterschiedliche Beschreibung auch eine unterschiedliche Erfahrung dieser Vorgänge ausdrückte bzw. einen unterschiedlichen Zugang zu ihnen. Umgekehrt bedeute die Pille eine Veränderung dieser inneren Erfahrungen und Wissensbestände. Der durch die Pille an- und abschaltbare Zustand der Sterilität stelle eine Veränderung des ganzen Seinszustands der Frau dar, die diesen „chemischen Befehl“ zu sich nimmt. Zugleich markiere die Pille auch einen Übergang zu einer neuen Sichtweise des Körpers selbst. Er ist nun nichts „Natürliches“ und Erfahrbares mehr, sondern ein gestaltbares Objekt, für das jede Einzelne verantwortlich ist – mehr noch: ein zu regulierendes System, das verbessert werden kann und muss.

Die Tagungsbeiträge demonstrierten insgesamt vielfältige Perspektiven auf und Diskurse über Bevölkerungspolitik und Reproduktionstechnologie sowie historisch verankerte soziale Arrangements zwischen den Geschlechtern. Eine deutlichere Berücksichtigung von Generationenerfahrungen, unterschiedlicher religiöser Bewertungen oder einer spezifischen Veränderung von „Lust“ wäre nach Meinung der VeranstalterInnen für einzelne Beiträge fruchtbar gewesen.

Zuletzt blieb jedoch vor allem der Eindruck größtenteils beschreibender Darstellungen, die die Ambivalenzen der neuen Technologie betonenden Forschung wenig in den Blick nahmen, wie es beispielsweise eine Lektüre von Texten Michel Foucaults ermöglichte. Die Pille spiegelt unter diesen Gesichtspunkten eben nicht nur „die Ambivalenzen ihrer Zeit“ (Satjukow), sondern die Ambivalenzen der Moderne insgesamt. Wie Barbara Duden oder Lutz Sauerteig darstellten, wird mit gelingender Sexualaufklärung und etablierter Reproduktionstechnologie nicht nur ein in seinen Handlungen freierer Mensch hergestellt, sondern darüber auch ein Zwang zur Gestaltung und Optimierung der eigenen Sexualität und des eigenen Körpers perpetuiert sowie mit der Fokussierung auf reproduktive Sexualität gleichfalls eine heteronormative Sexualität als Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau zementiert.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Einführung

Silke Satjukow (Magdeburg)

Lutz Niethammer (Jena)

Keynotes

Barbara Duden (Hannover)

Tomáš Sobotka (Wien)

Panel 1: Bevölkerungspolitik und demographisches Wissen
Moderation: Jörg Ganzenmüller (Jena)

Delia Davin (Leeds), State Intervention in Fertility Control: The Case of China

Heinrich Hartmann (Basel), Die übervölkerte Türkei konstruieren. Globale Diskurse und lokale Aneignungen, ca. 1960-1980

Rada Drezgić (Belgrad), Fertility Control and Gender (In)equality under Socialism: The Case of Serbia

Kommentar: Bettina von Gransow (Berlin)

Panel 2: Gesellschaftliche Debatten und mediale Diskurse über Sexualität, Fertilität und Kontrazeption in den 1960er- bis 1980er-Jahren
Moderation: Annette Leo (Jena)

Felix Krämer (Münster), Birth Control and Abortion Rights? Frauenkörper zwischen Nachrichtenstudio und Gottesdienst in den USA der 1970er-Jahre

Lisa Malich (Berlin), Vom Mittel der Familienplanung zum Lifestyle-Präparat: Bilder der Pille und ihrer Konsumentin in der BRD und Frankreich, 1961-2005

Kommentar: Eva Labouvie (Magdeburg)

Panel 3: Praxen der Verhütung I: Privater Umgang mit Verhütung und partnerschaftliche Aushandlungsprozesse
Moderation: Benjamin Möckel (Jena)

Agata Ignaciuk (Granada), Using the Pill in a Non-Democratic Regime: Women and Oral Contraceptives in Spain and Poland, 1960s-1970s

Annette Leo (Jena), „Fünf Kinder – auf keinen Fall!“: Entscheidungen für und gegen die Pille in der DDR der 1960er-Jahre

Eszter Zsófia Tóth (Budapest), „Helga, please, help!” Contraception – Family Planning – Gender Relations in Hungary during the Socialist Period

Kommentar: Cornelie Usborne (London)

Panel 4: Aufklärungsdiskurse und neues Wissen um Sexualität und Verhütung
Moderation: Franka Maubach (Jena)

Maria Mesner (Wien), „Rosie the Riveter“ und „The Feminine Mystique“: Geschlechterrollen und Fortpflanzungskontrolle in den USA der 1950er-Jahre

Jesse Olszynko-Gryn (Cambridge, UK), „We test Samples for Clients, not Patients”: Medical Advertising and the Media Controversy over Commercial Pregnancy Test Services in 1960s London

Lutz Sauerteig (Durham, UK), Von der Sünde zum Management des Sex: Empfängnisverhütung und Pille in der Sexualaufklärung westdeutscher Jugendlicher, ca. 1950-80

Kommentar: Regina Schulte (Bochum)

Panel 5: Praxen der Verhütung II: Expertenwissen und lokale Implementierung
Moderation: Gisela Mettele (Jena)

Christian König (Jena), Planwirtschaft und Eigeninitiative. Zur Einführung der „Wunschkindpille“ in der DDR

David P. Cline (Blacksburg, USA), „An Amazing Web“: Exploring the History of Illegal Birth Control and Abortion in the United States from 1960-1973

Victoria Sakevich / Boris Denisov (Moskau), Reproductive Health and Rights in Russia

Kommentar: Alexander von Plato

Streitgespräch / Abschlussdiskussion
Moderation: Lutz Niethammer (Jena)


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