Giornate di Studio Paolo Veronese – Convegno Internazionale di Studi

Giornate di Studio Paolo Veronese – Convegno Internazionale di Studi

Organisatoren
Bernard Aikema; Paolo Marini; Thomas Dalla Costa
Ort
Verona
Land
Italy
Vom - Bis
25.09.2014 - 27.09.2014
Url der Konferenzwebsite
Von
Maria Aresin, Frankfurt am Main

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Paolo Veronese – L’Illusione della Realtà“ fand vom 25.-27. September 2014 in Verona eine Tagung mit internationalen Vertretern der Forschung um den Maler Paolo Caliari statt, welcher nach seiner Heimatstadt den Beinamen Veronese erhielt.

Bei der Ausstellung handelt es sich bereits um die zweite große Retrospektive zu dem vor allem in Venedig tätigen Maler. Während die erste Ausstellung der Londoner National Gallery, kuratiert von Xavier F. Salomon, den Fokus ausschließlich auf die Malerei legte, erweiterte die Schau in Verona den Horizont auch um das zeichnerische Oeuvre des Meisters.

Neben einer begleitenden Vortragsreihe entschlossen sich die Kuratoren unter der Leitung von Bernard Aikema (Università degli Studi di Verona) und Paolo Marini (Musei d’Arte del Comune di Verona) dazu, die wichtigsten neuen Forschungserkenntnisse zu Paolo Veronese innerhalb dreier intensiver Konferenztage zusammenzutragen. Eine monobiographische Tagung dieses Umfangs widmete sich zuletzt anlässlich des 400. Todesjahres 1988 dem künstlerischen Vermächtnis des Malers. Dass die Konferenz dem Schaffen des Malers, welcher bis heute zu den Größen der venezianischen Malerei des Cinquecento gezählt wird, gerecht werden konnte, verdankt sich insbesondere der gelungen Kooperation der Universität Verona mit den kommunalen Museen und Kulturbehörden.

Die Eröffnung der Tagung oblag den beiden Kuratoren der parallel stattfindenden Ausstellung Bernard Aikema und Paola Marini, welche von Reden des Rektors der Università degli Studi di Verona Nicola Sartor und der Kulturrätin der Stadt Antonia Pavesi (alle Verona) begleitet wurden.

Die anschließende Reihe von Beiträgen gliederte sich in verschiedene thematisch harmonisierende Komlpexe, von denen die „Fonti e Ispirazioni“ den Anfang bildeten. Im Anschluss an jede Sektion erfolgte eine kurze, oft tiefgehende Diskussion in der ausstehende Fragen und Verständnisprobleme besprochen werden konnten.

Den Auftakt bildete ALESSANDRA ZAMPERINIs (Verona) gelungen anschauliche Untersuchung zu antiken Bildwerken als Inspirationsquellen insbesondere der figürlichen Kompositionen Paolo Veroneses, welche sie mittels bemerkenswerter Beispiele im direkten Vergleich präsentierte.

BEVERLY BROWN (London) analysierte die Vorbildrolle Parmigianinos und Giulio Romanos anhand einiger Zeichenbestände, welche Aussagen über die Wege von Zeichnungen innerhalb der künstlerischen Werkstätten des Cinquecento zulassen.

Innerhalb der Veronese-Forschung ist eine nicht aktenkundig gewordene Romreise des Künstlers in der Zeit nach 1550 ein Gegenstand immer wieder auflebender Diskussionen und Spekulationen, die sich im Wesentlichen auf bildliche Evidenz stützen. VITTORIA ROMANIs (Padua) Ausgangspunkt für eine neue Zusammenfassung der Quellenlage zum Romaufenthalt des jungen Paolo Veronese bildete dabei der Vermerk über eine Zahlung an einen sogenannten „Pagolo Venitiano“.

MARTIN GAIER (Basel) stellte einen jüngsten Zufallsfund aus den Archivbeständen des Museo Correr vor. Dabei handelt es sich um eine Federzeichnung des Deckenprogramms der sala del Collegio, welche Gaier anhand eines Vergleichs des Schriftbildes als Skizze Veroneses identifizierte. Eine solche Skizze, welche in direktem Zusammenhang mit der zeitgenössischen Raumbeschreibung des Francesco Sansovino steht, lässt neue Rückschlüsse zu Gunsten der Entschlüsselung der rätselhaften Deckenallegorien zu.

Während der Pausen bot man den Nachwuchswissenschaftlern/innen Elisa Bernini, Miriam Bothe, Enrica Camerin, Isabella Collavizza, Carlo Corsato, Christoph Gottman-Binder, Andrea Erboso, Loredana Pavanello, Diana Pollini, Valentin Toutain-Quittelier und Francesco Trentini, deren Rechercheprojekte einen Fokus auf dem Schaffen und der Rezeption Paolo Veronese haben, in Form einer offenen Poster Session ein Forum. Die Master- bzw. Doktorarbeitsthesen wurden dabei auf Wandtafeln zur Diskussion gestellt, was eine erfrischende Ergänzung zum ohnehin diskussionsfreudigen Tagungsgeschehen darstellte.

Die Nachmittagssektionen widmeten sich Veroneses „Creazione e Significato“. MICHEL HOCHMANN (Paris) stellte einige erste Auszüge aus seiner in Kürze erscheinenden Publikation zu den Techniken der venezianischen Maler des Cinquecento vor. Insbesondere der Einsatz von Licht, Schatten und Reflexen und die Verwendung brillant strahlender Farbpigmente gehört dabei zu den stets besprochenen Charakteristika der Werke Paolo Veroneses.

ANDREW JOHN MARTIN (München) bewies, dass auch durch die Kunstgeschichte viel besprochenen Werken Veroneses – etwa der Cena in Casa di Levi – unter Hinzuziehung der im Cinquecento zeitgenössisch entstandenen Lektüre neue Erkenntnisse entspringen können. Martin unternahm dabei die fruchtbare Gegenüberstellung des Sittenbuchs Giovanni Della Casas, Il Galateo, mit dem eigentümlichen Gebaren des an die Tafeln Veroneses geladenen Bildpersonals.

Die unterschiedlichen Versionen der Szene des aus den Wassern erretteten Moses hinsichtlich der Darstellungsvarianten untersuchte CLAUDIA TERRIBILE (Rom) mit einigen Kernthesen zur religiösen Textgrundlage etwa des Motivs der doppelten Mutterschaft.

Der kürzlich emeritierte AUGUSTO GENTILI (Venedig) widmete sich insbesondere der Bildsemantik Veroneses im Spannungsfeld zwischen religiöser und humanistisch geprägter Malerei. Dabei betonte er insbesondere den Drang des Künstlers, sich von festgefahrenen Darstellungstraditionen und literarischen Quellen zu emanzipieren.

BENJAMIN PAUL (New Brunswick, NJ) eröffnete mittels der Analyse der Allegorie der Seeschlacht von Lepanto für die sala del Collegio neue Einblicke in die Werkgenese. Dabei wurde im Vergleich mit einer vorbereitenden Skizze die Priorität der repräsentativen Konformität mit der Staatsikonographie der Interzessionsszenen deutlich.

Auch der finale Beitrag der Sektion von GIORGIO TAGLIAFERRO (Warwick) widmete sich dem kreativen Schöpfungsprozess zwischen Zeichnung und malerischer Umsetzung, ein Fokus, der bereits durch die Ausstellung angeschnitten wurde. Tagliaferro betonte besonders die ambivalenten Interpretationsebenen des Figurenpersonals der Zeichnungen.

Das zweite Tagungsdrittel begann mit einem Beitrag PETER HUMFREYs (St Andrews) innerhalb des Themenkomplexes „Percorsi Collezionistici“. Humfrey, der aktuell an einer Monographie Bonifacio de’ Pitatis arbeitet, stellte im Rahmen der Tagung einige Werke Veroneses aus der Sammlung des Marquis von Stafford vor, welche heute den Grundstock der venezianischen Sammlungen der National Gallery bilden.

FRANCESCA DEL TORRE (Wien), Kuratorin am Kunsthistorischen Museum Wien, konnte einige Werke aus den umfassenden Beständen des Wiener Museums mit Habsburger Provenienz vorstellen. Dabei zeichnete sie mustergültig die meist ungewöhnlichen Wege der Bilder aus der Werkstatt des Meisters bis in das heutige Museum nach und präsentierte zuletzt auch einige der wenig beachteten Werkstattkopien der Wiener Sammlungen.

Der Kurator der Frick Collection und der Londoner Retrospektive Paolo Veroneses XAVIER SALOMON (New York) leitete in die zweite der drei Tagesschwerpunkte ein „Teatro e Architettura“. Beide Motive können als wesentlich für das Bildrepertoire des Künstlers verstanden werden. Xavier Salomons Begegnungen mit der bisher vernachlässigten Verbindung Veroneses mit der Welt des Theaters untersucht dabei die Wiederverwendung von Zeichnungen Alessandro Maganzas für Kostüme durch Veronese.

Als Autor wichtiger Überblickswerke zur Venezianischen Architektur übernahm DAVID HEMSOLL (Birmingham) einen Beitrag zur Architektur innerhalb der Gemälde Veroneses. Diese bewegt sich nicht selten zwischen kulissenhafter Scheinkonstruktion und minutiöser Leitung des Betrachterauges mittels perspektivischer Kunstgriffe.

Innerhalb der Sektion „Spunti e Considerazioni“ kamen nicht nur einige wesentliche neue Forschungstendenzen sondern auch die Motivation der Ausstellungskuratoren/innen zur Sprache. Es wurden auch rückblickend die Leistungen der beiden jüngst verstorbenen Koryphäen der Forschung zu Paolo Veronese Filippo Pedrocco und David Rosand gewürdigt.

THOMAS DALLA COSTA (Verona) stellte wesentliche Kernaspekte zu einer bisher vernachlässigten Auseinandersetzung mit der Werkstatt des Meisters vor. Dabei wurde nicht nur die Rolle der bekannten Einzelpersönlichkeiten unter seinen Schülern betont, sondern auch die Arbeitsprozesse innerhalb der frenetisch kreierenden bottega ausdifferenziert.

BERNARD AIKEMA und PAOLA MARINI (beide Verona) berichteten von der Motivation eine so umfassende Ausstellung zu kuratieren, welche in Kooperation mit den verschiedenen Standorten der Terraferma entstand. Neben der Hauptretrospektive in Verona gab es begleitende Ausstellungen etwa in Vicenza und Padua, sowie in den Kirchen der Kommune. Die Vorträge der Kuratoren/innen vermittelten einen Einblick in die Ausstellungsgenese. Entscheidungen und Wünsche der Planungen wurden somit transparent gemacht und der Weg von der Idee zur Umsetzung nachgezeichnet.

Der letzte Tag stand ganz im Zeichen der Restaurierung. Einleitend stellte dazu AMALIA DONATELLA BASSO (Venedig) das umfangreichste Restaurierungsprojekt zu Veronese vor: Die Kirche San Sebastiano im Dorsoduro, welche in vielerlei Hinsicht als dessen künstlerisches Vermächtnis gelten kann und mit durch das Engagement von Save Venice Inc akquirierten Mitteln bereits in großen Teilen gesichert werden konnte.

FAUSTA NAVARRO (Florenz) präsentierte die von ihr geleitete Restaurierung zweier Gemälde Veroneses in der Galleria Palatina des Palazzo Pitti, die zum einen für die Scuola dei Fiorentini und zum anderen für die Familie Morodin entstanden und später Eingang in die Sammlung der Medici fanden.

CHIARA SCARDELLATO (Verona) stellte die Restaurierungsprozesse zweier monumentaler Altarbilder Veroneses für die Kirchen seiner Heimatstadt vor, welche im Vorfeld der diesjährigen Ausstellungen mittels modernster Analysetechniken restauriert werden konnten.

MICHAEL ODLOZIL (Wien), Restaurator am Kunsthistorischen Museum in Wien, beschrieb strukturiert die Analyse und konservatorischen Maßnahmen zweier Gemälde Veroneses, welche sowohl Teil der Wiener Bestände sowie des Veroneser Ausstellungsprojekts sind. Dadurch eröffnete sich ein Blick auf die Werkgenese jenseits der Zeichnungsforschung anhand des Aufbaus der einzelnen Farbschichten und der Verwendung der Pigmente. Änderungen innerhalb des Malprozesses und Aussagen zur Malweise Veroneses konnten somit vermittelt werden.

BARBARA FERRIANI (Mailand) und PAOLO ARTONI (Verona) informierten in ihren abschließenden Beiträgen über die problematischen Ausgangssituation der Restaurierung eines monumentalen Bildwerks des „Haeredes Pauli“, einer der Schüler Veroneses. Das Werk mit den beachtlichen Dimensionen von 5,25x10,20 m besteht aus insgesamt drei Teilen, wurde eigens für die Ausstellung neu aufgespannt und gereinigt. Ein Aufwand, dessen beeindruckendes Ergebnis im letzten der Ausstellungsräume zu bestaunen ist.

Die aktive Beteiligung aller Anwesenden in Kombination mit den Beitragspräsentationen und der Möglichkeit die Werke des Meisters gemeinsam innerhalb der Ausstellung diskutieren zu können, eröffnete zahlreiche neue Facetten und kann als wegweisend für die kommende Auseinandersetzung mit Werkgenese, künstlerischem Konzept und Werkstattstruktur Paolo Veroneses verstanden werden.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und feierliche Eröffnung
Nicola Sartor (Verona) / Gian Paolo Romagnani (Verona) / Bernard Aikema (Verona) / Paola Marini (Verona)

Sektion 1:Fonti e Ispirazioni

Alessandra Zamperini (Verona), Veronese, Roma e l’antico: alcuni spunti

Beverly Brown (London), The Genesis of Inspiration: Veronese’s Early look at Parmigianino and Giulio Romano

Vittoria Romani (Padova), Sul soggiorno romano di Paolo Veronese

Martin Gaier (Basel), Il programma per la sala del Collegio ritrovato

Sektion 2: Creazione e Significato

Michel Hochmann (Paris), Qualche riflessione sul colorito del Veronese

Andrew J. Martin (München), Licenza per un brindisi. Veronese, le Cene e l’Inquisizione

Claudia Terribile (Roma), Un figlio per due madri: Paolo Veronese e il tema del Mosè salvato dalle acque

Augusto Gentili (Venezia), Invenzioni di linguaggio, ragioni di significato

Benjamin Paul (New Brunswick), Creating a Third Patron Saint for Venice: Marcantonio Bragadin in Veronese’s bozzetto for Sebastiano Venier’s Votive Painting in the Ducal Palace

Giorgio Tagliaferro (Warwick), Azione, caratterizzazione e ordine morale nel processo creativo di Paolo Veronese

Sektion 3: Percorsi Collezionistici

Peter Humfrey (St Andrews), Veronese in the collection of the 2nd Marquess of Stafford in early nineteenth-century London

Francesca Del Torre (Wien), I Veronese nelle collezioni asburgiche

Sektion 4: Teatro e Architettura

Xavier Salomon (New York), Paolo Veronese e il teatro. I disegni per i costumi dell’Edipo Tiranno

David Hemsoll (Birmingham), Veronese’s architecture: strategy and vocabulary

Sektion:5 Veronese 2014: Spunti e Considerazioni

Thomas Dalla Costa (di Verona), Sul ruolo della bottega: ripensando Benedetto Caliari

Bernard Aikema (Verona), Riflessioni sulla mostra veronese

Paola Marini (Verona), Esporre Veronese a Verona

Sektion 6: Restaurare Paolo Veronese

Amalia Donatella Basso (Venezia), Paolo Veronese grande sperimentatore. Il restauro del soffitto ligneo e dei dipinti murali della chiesa di San Sebastiano a Venezia

Fausta Navarro (Firenze), Spunti di riflessione sulle vicende critiche e conservative di alcune opere di Paolo Veronese della Galleria Palatina di Firenze

Chiara Scardellato (Verona), Le due pale di Paolo Veronese di San Paolo in Campo Marzio e di San Giorgio in Braida: studi e approfondimenti

Michael Odlozil (Wien), The conservation and restoration of the Anointment of David and Marcus Curtius by Paolo Veronese at the Kunsthistorisches Museum in Vienna

Barbara Ferriani (Milano), Restaurare il Convito in casa di Levi degli “Haeredes Pauli”

Paola Artoni (Verona), Matrici e originalità nell'underdrawing della Cena in casa di Levi degli “Haeredes Pauli”


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