Masterstudiengang "Religion in the Public Sphere" (Univ. Hannover)

Masterstudiengang "Religion in the Public Sphere" (Univ. Hannover)

Einrichtung
Leibniz Universität Hannover (Institut für Religionswissenschaft)
Institut
Institut für Religionswissenschaft
PLZ
30167
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Bewerbungsschluss
15.07.2022
Von
Carmen Becker, Institut für Religionswissenschaft, Leibniz Universität Hannover

Im Gegensatz zu traditionellen religionswissenschaftlichen Studiengängen, deren Fokus eher auf religiöse Praxis in Religionsgemeinschaften liegt, wird in diesem Studiengang die Verhandlung von Religion in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Raums in europäischer Perspektive betrachtet. Der Master kann komplett auf Englisch studiert werden und bietet die Möglichkeit, einen zweiten Studienabschluss an einer unserer Partneruniversitäten (Roma Tre/ Södertörn, Stockholm) zu erlangen.

Masterstudiengang "Religion in the Public Sphere" (Univ. Hannover)

"Religion" wird in den Gesellschaften in unterschiedlichen Kontexten (z.B. vor Gericht, im Diversitätsmanagement, in den Schulen) verhandelt, gilt als wichtiger Faktor bei der Identitätsbildung ("Identitätspolitik"), wird oft eine zentrale Rolle in Konflikten zugeschrieben und dient zur Klassifikation von Gruppen, Praktiken und materiellen Strukturen. Dies sind nur einige Funktionen und Rollen, die Religion gegenwärtig zugeschrieben werden.

Die weitläufige Überzeugung, dass "Religion" in postmodernen, spätkapitalistischen Gesellschaften kaum noch Rolle spielt, macht langsam der Erkenntnis Raum, dass es sich immer noch um ein wirkmächtiges weil gesellschaftsstrukturierendes Konzept und Wahrnehmungsschema handelt. Der Studiengang "Religion in the Public Sphere" nimmt sich genau dieser strukturierenden Wirkmächtigkeit von "Religion" und andere zentralen Konzepten gegenwärtiger Gesellschaften an, geht den herrschende Konflikten auf den Grund und zeigt Alternativen auf. Der geographische Fokus des Studiengangs liegt auf den europäischen Gesellschaften. Jedoch wird dieser Fokus durch einen vergleichenden Blick in andere geographische Regionen dezentriert und Europa als so genannte Blaupause universaler Entwicklungen problematisiert und dekonstruiert.

"Religion in the Public Sphere" dient in vielerlei Hinsicht als Dreh- und Angelpunkt des Studiums:

(1) Die beiden zentralen Konzepte "Religion" und "Öffentlichkeit" werden problematisiert und historisiert, um die Genese beider Konzepte und ihre normativen Implikationen herauszuarbeiten. Dabei werden auch andere Konzepte und Klassifikationen, die für moderne Gesellschaften konstitutiv und mit "Religion" und "Öffentlichkeit" verwoben sind, in die Analyse und Untersuchung einbezogen. Dazu gehören zum Beispiel das Gegensatzpaar Privat/Öffentlich, Säkularität, Geschlecht, race, Klasse, Authentizität und Freiheit.

(2) Gleichzeitig wird die wirklichkeitskonstituierende Macht der Konzepte und Klassifikationen in den Gesellschaften der Gegenwart in Fallstudien im Detail analysiert. Dabei geht es um spezifische Diskurs- und Konfliktkonstellationen, Verhandlungspositionen und Strategien, Ressourcenverteilung sowie die Verortung von Akteuren. Eine vergleichende diachrone bzw. synchrone Perspektive auf spezifische Konflikte und Antagonismen hilft, um Kontingenzen, Genealogien und normative Implikationen offenzulegen. Davon ausgehend können dann Lösungen erarbeitet werden.

(3) Methodologie und Methoden spielen in allen Modulen des Studiengangs eine Rolle: Zum einen werden Studien mit Bezug zu "Religion" und "Öffentlichkeit" kritisch hinsichtlich der methodischen Operationalisierung von Fragestellungen unter die Lupe genommen. Andererseits wird diskutiert und eingeübt, wie unterschiedliche sozialwissenschaftliche Methoden Erkenntnisse über gesellschaftliche Zusammenhänge und Konflikte generieren.

Für die berufliche Praxis wird im Laufe des Studiums eine kritische Forschungs- und Reflexionskompetenz eingeübt. Auf Grundlage dieser Kompetenz können Studierende komplexe Zusammenhänge im breiten Themenfeld "Religion in the Public Sphere" und ähnlich gelagerten Konfliktfeldern dekonstruieren und analysieren. Gleichzeitig sind sie handlungsfähig, indem sie Forschungs- und Lösungsansätze erarbeiten und umsetzen können.

Der Studiengang wird in Hannover in Zusammenarbeit mit dem Institut für Soziologie angeboten.

M.A. "Religion in the Public Sphere" (Univ. Hannover)

"Religion" is negotiated in a variety of social contexts (e.g., in court, in diversity management, in schools), is considered an important factor in identity formation ("identity politics"), is often attributed a central role in conflicts, and is used to classify groups, practices, and material structures. These are just some of the functions and roles currently ascribed to religion.

The widespread belief that "religion" plays little role in postmodern, late capitalist societies is slowly giving way to the realization that it is still a powerful concept and perceptual scheme. The M.A. programme "Religion in the Public Sphere" addresses exactly this structuring power of "religion" and other central concepts of contemporary societies, gets to the bottom of the prevailing conflicts and points out alternatives. The geographical focus is on European societies. However, this focus is de-centered by a comparative look at other geographical regions and Europe is problematized and deconstructed as a so-called blueprint of universal developments.

The title "Religion in the Public Sphere" sums up central aspects of the study programme in different ways:

(1) The two central concepts of "religion" and "public sphere" are problematized and historicized in order to analyse the genesis as well as trajectory of both concepts and their normative implications. Other concepts and classifications that are constitutive for modern societies and interwoven with "religion" and "public sphere" are also included the deconstruction. These include, for example, the oppositional pair private/public, secularity, gender, race, class, authenticity, and freedom.

(2) At the same time, the reality-constituting power of concepts and classifications in contemporary societies is analysed with the help of detailed case studies. These address specific discursive and conflict constellations, the negotiation of positions and strategies, resource distribution, and the positioning of actors. A comparative diachronic or synchronic perspective on specific conflicts helps to reveal contingencies, genealogies and normative implications. Alternative routes can then be worked out on this basis.

(3) Methodology and methods play a role in all modules of the course: On the one hand, studies related to "religion" and "public sphere" are critically scrutinized with regard to the methodological operationalization of research questions. On the other hand, students discuss and practice how different social science methods generate diverse insights into social contexts and conflicts.

In the course of the study programme, students train their critical research and reflection skills. It is based on these skills, that students will be able to deconstruct and analyse complex situations in the broad subject area of "Religion in the Public Sphere" and similar fields of conflict. Concomitantly, students train how to develop different options in order to implement research results and solution-oriented approaches.

The program is offered in Hannover in cooperation with the Institute of Sociology and may be studies entirely in English. In the framework of our cooperation with Università Roma Tre and Södertörns Högskola (Stockholm), students may earn a second M.A. degree by spending at least one semester at one of the two partner universities and earning 30 ECTS.

Kontakt

Dr. Carmen Becker
E-Mail: carmen.becker@irw.uni-hannover.de

https://www.irw.uni-hannover.de/de/studium/studiengaenge-und-studienfaecher/internationaler-master-religion-in-the-public-sphere/
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