C. Lutter: Geschlecht & Wissen, Norm & Praxis, Lesen & Schreiben

Titel
Geschlecht & Wissen, Norm & Praxis, Lesen & Schreiben. Monastische Reformgemeinschaften im 12. Jahrhundert


Autor(en)
Lutter, Christina
Reihe
Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 43
Erschienen
Anzahl Seiten
338 S.
Preis
€ 49,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Christoph Egger, Universität Wien, Institut für Österreichische Geschichtsforschung

Österreichische Klöster, an denen die Unbilden der Säkularisation weitgehend spurlos vorbeigegangen sind, bergen oft noch ungehobene Schätze handschriftlicher Überlieferungen. Einen solchen (auch bisher nicht völlig unbekannten) Schatz im steirischen Benediktinerstift Admont zu heben, schickt sich Christina Lutter in ihrem Buch an, einem Buch dessen Anspruch, wie der etwas sperrige Titel suggeriert, nichts weniger als umfassend ist.

Der erste und einleitende Teil des Buches (S. 1-51) dient der Formulierung und theoretischen Einordnung der Fragestellung sowie ihrer Erläuterung am Beispiel des Hortus deliciarum der Herrad von Hohenburg. Lutter erweist sich in diesem Abschnitt als bestens vertraut mit den gängigen Theorien von Cultural Studies und Gender Studies. Schon hier finden sich allerdings Auffassungen, die eher seltsam berühren, so etwa die Anregung, Kategorien wie ‚Klasse’ oder ‚Rasse’ hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Funktion und Wirkungsweise mit den so komplexen und vielschichtigen vormodernen Konzepten ordo und ‚Ethnizität’ zu vergleichen. Ob damit nicht genau das getan wird, was Lutter im selben Absatz der traditionellen Mediävistik vorhält, dass nämlich deren begriffliche Konzepte oft auf Vorannahmen beruhten, die moderne Vorstellungen unhinterfragt in die Vergangenheit projizieren (S. 4)?

Im zweiten Teil wird zunächst der Gegenstand von Lutters Buch, das 1074 vom Salzburger Erzbischof Gebhard gegründete Stift Admont und der diesem im frühen 12. Jahrhundert angeschlossene Frauenkonvent, vorgestellt. Ausführlich werden die Stellung Admonts in den monastischen Reformbewegungen der Zeit sowie die Unterordnung des Frauenkonvents unter den Männerkonvent beschrieben und das Zusammenwirken in Buchproduktion und Bibliothekswesen behandelt, wobei sich Lutter auf die Forschungen von Stefanie Seeberg und Alison Beach stützt1, das weiterhin bestehende Desiderat einer fundierten Untersuchung der Admonter Skriptorien im 12. Jahrhundert aber auch nicht erfüllen kann. Auf dieser Grundlage behandelt Lutter nun in einer „handschriftenkundlichen Fallstudie” (S. 64) einige Texte, die entweder im Admonter Nonnenkonvent entstanden oder eng mit ihm verbunden sind – die Admonter ‚Vita magistrae’, Texte des Abtes Irimbert von Admont, die Briefe Gerhochs von Reichersberg an die (Admonter?) Nonnen, die ‚Admonter Nonnenbriefe’2, Marienlegenden, liturgische Bücher – und erläutert an ihnen verschiedene Aspekte des monastischen Lebens, wie die Frage der cura monialium durch Angehörige des Männerkonvents, des geistlichen Lebens, von Lesung und Gebet, Tugend und Laster, Wissen und Wissenserwerb sowie Körper und Körperlichkeit. Ein abschließender Abschnitt untersucht die sozialen Netzwerke, in denen der Admonter Frauenkonvent zu finden ist. In einem Anhang werden einige der vorher behandelten Texte abgedruckt.

Für eine „handschriftenkundliche Fallstudie” (S. 64) weist Lutters Buch sehr problematische Eigenheiten auf. Dies sei etwas ausführlicher an einem Beispiel vorgeführt. Auf den Seiten 138-143 bespricht Lutter eine Sammlung von Marienlegenden, die im Admonter Codex 638 überliefert sind. Zwei dieser Legenden werden ausführlich paraphrasiert und außerdem im Anhang (S. 235-237) abgedruckt. Nicht untersucht wird hingegen die Sammlung insgesamt, was nicht nur wesentlich für ein adäquates Verständnis der jeweiligen Einzellegende und ihres Gebrauchs durch die Admonter Nonnen gewesen wäre, sondern auch ergeben hätte, dass es sich keineswegs um eine Einzelüberlieferung handelt, sondern um die aus einigen Handschriften bekannte und bereits 1731 vom österreichischen Benediktinerhistoriker Bernhard Pez gedruckte Sammlung, die im Admonter Codex durch weitere Texte ergänzt ist3 – auch diese Feststellung ist sicher von nicht geringem Interesse im Hinblick auf die Admonter Verhältnisse im 12. Jahrhundert. Von der Qualität der Texterstellung durch Lutter kann sich jeder selbst überzeugen, da zwei Seiten der Handschrift auf S. 338 abgebildet sind: Allein in diesem Textabschnitt (S. 236f.) finden sich vier Transkriptionsfehler, im gesamten Text sind es zwölf teilweise sinnstörende Fehler4 – für knapp mehr als zwei Druckseiten schon recht beachtlich. Ebenso schwer sinnstörend ist die völlig willkürliche Interpunktion, die mitunter auch die in der Handschrift gesetzten Interpunktionszeichen missachtet, Fragepartikel übersieht und auch die Hilfestellung durch die in der ersten Legende gelegentlich auftretende rhythmische Form nicht nützt. Dass Lutter nicht bemerkt hat, dass ihr Text in der vorliegenden Form streckenweise kaum verständlich ist, lässt durchaus Zweifel aufkommen, ob ihre Lateinkenntnisse wirklich ausreichend sind. Ebenso schwer wiegen die zahlreichen nicht erkannten Zitate und Anklänge aus der Bibel; auch ein Anklang an liturgische Texte wurde übersehen.5 Willkürliche Interpunktion und mangelhaftes Sprachverständnis haben ferner zur Folge, dass die rhetorische Struktur der Texte nicht begriffen wird. Das wirkt sich vor allem bei der zweiten Legende schwerwiegend aus. Obwohl der Begriff altercatio – Streitgespräch – sogar im Text vorkommt, werden die Berührungspunkte zu dieser literarischen Form nicht erkannt und daher auch keine daraus folgenden weiterführenden Überlegungen angestellt. Im selben Text wird auch das in der mittelalterlichen Literatur und Kunst so wirkmächtige Motiv der Seelenwaage übersehen. Schließlich wird die Gattungszugehörigkeit der Texte insgesamt nicht problematisiert; Lutter beschränkt sich darauf, sie der (später hinzugefügten) Rubrik in der Handschrift folgend als miracula zu bezeichnen, erkennt aber nicht den Charakter der Texte als exempla6 und kann daher auch keine davon ausgehenden Überlegungen zu Funktion und Gebrauch dieser Texte im monastischen Alltag der Admonter Nonnen anstellen. All diese Gesichtspunkte hätten aber entsprechend den Darlegungen in Teil 1 durchaus ihren Ort im Buch haben sollen! Mehr noch, wenn Lutter intertextuelle Bezüge, Schnittstellen zwischen Oralität und Literalität, literarische Motive und Gattungen nicht erkennt, wie will sie dann die den Texten zugrunde liegenden „Diskurse” und „Narrative” zutreffend bestimmen und seriös, losgelöst vom gängigen Jargon, in allein quellenorientierter Analyse- und Interpretationsarbeit untersuchen? Mag sich auch die Darstellung gut und flüssig lesen, in dieser Aufgabe, die doch die eigentliche des Historikers/der Historikerin ist, versagt Lutter.

Das letzte Kapitel tritt für „eine Geschichte der Möglichkeiten” ein. Das Buch ist selbst eine solche Geschichte der Möglichkeiten, und zwar der übersehenen und ungenützten. So eingängig es geschrieben ist, so skandalös ist es in handwerklich-hilfswissenschaftlicher Sicht, so unzuverlässig und beliebig daher in seinen Ergebnissen. Es nährt den Eindruck, dass die zahlreichen „turns”, denen die Geschichtswissenschaft in den letzten Jahren ausgesetzt war, letztlich nur Schwindel bewirkt haben – wie das bei heftigen Drehbewegungen eben passiert. Falls das Buch als repräsentativ für Stand und Tendenzen der deutschsprachigen Mediävistik anzusehen sein sollte, bleibt nur betroffenes Schweigen.

Anmerkungen:
1 Seeberg, Stefanie, Die Illustrationen im Admonter Nonnenbrevier von 1180. Marienkrönung und Nonnenfrömmigkeit. Die Rolle der Brevierillustration in der Entwicklung von Bildthemen im 12. Jahrhundert, Wiesbaden 2002; Beach, Alison I., Women as Scribes. Book Production and Monastic Reform in Twelfth-Century Bavaria, Cambridge 2004.
2 Beach, Alison I., Voices from a Distant Land. Fragments of a Twelfth-Century Nuns’ Letter Collection, in: Speculum 77 (2002), S. 34-54.
3 Mit den gängigen Hilfsmitteln wäre man rasch auf Pez, Bernhard, Venerabilis Agnetis Blannbekin ... Vita et Relevationes ... Accessit Pothonis Presbyteri et Monachi ... Liber de Miraculis sanctae Dei Genitricis Mariae, Wien 1731 (Nachdruck Ithaca 1925) gestoßen. Die Zuschreibung an Boto von Prüfening ist unzutreffend. Vgl. auch Mussafia, Adolf, Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden I, in: Sitzungsberichte der phil.-hist. Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 113 (Wien 1886), S. 917-994, hier S. 936-953, wo auch die Admonter Handschrift behandelt wird.
4 Z.B. S. 235 Z.12: statt mihi facta dimissa richtig mihi sunt dimissa; Z. 19f. statt ignes, qui me urivit infernales richtig ignes, qui me urunt infernales; S. 236 Z. 9 statt ad tormenta seculi rapiant richtig ad tormenta secum rapiant; Z. 31 statt scire nunc velite richtig scire nunc velim; S. 237 Z. 5 statt nimio furore agitata richtig nimio furore agitati, etc.
5 Z.B. S. 236 Z. 8f. latrones in gyro obsident – vgl. Iob 19,12; Z. 29f. Misericordia autem superexaltat iudicio – vgl. Iac 2,13; etc.
6 Vgl. etwa Bremont, Claude; Le Goff, Jacques; Schmitt, Jean-Claude, L’ „Exemplum”, Turnhout 1982; Berlioz, Jacques; Polo de Beaulieu, Marie Anne (Hrsg.), Les Exempla médiévaux. Introduction à la recherche, suivie des tables critiques de l’Index exemplorum de Frederic C. Tubach, Carcassonne 1992.

Kommentare

Von Lutter, Maria-Christina06.09.2007

Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) haben sich in den vergangenen Jahrzehnten durch theoretisch-methodologische Neuorientierungen, disziplinenübergreifende Zusammenarbeit und nicht zuletzt durch die Kommunikation ihrer Ergebnisse und Debatten mittels der neuen Medien grundlegend gewandelt. Deutlich langsamer verändern sich üblicherweise die institutionellen Spielregeln der Qualitätssicherung und der „guten wissenschaftlichen Praxis“. Dies reicht von den Kriterien diverser Auswahl- und Begutachtungsverfahren bis hin zu Form und Inhalt kollegialer Kritik. Online-Medien wie H-Soz-u-Kult erreichen wesentlich größere und heterogenere Publikumsgruppen als Printmedien. Diese Verbreiterung von Information und Dialog erzeugt aber gelegentlich auch einen erhöhten Erklärungsbedarf, wenn Debatten, die sonst in engen Fachkreisen geführt werden, vor einer größeren Fachöffentlichkeit erörtert werden sollen.

Dies gilt nicht zuletzt für institutionelle Möglichkeiten, auf polemische Angriffe auch adäquat antworten zu können. Denn bei der im Betreff genannten kurzen „Rezension“ zu der von mir verfassten Habilitationsschrift handelt es sich in meinen Augen weniger um eine Fachrezension als um eine diffamierende Polemik, die auf einer selektiven Lektüre und Rezeption des Buchs beruht. Der Text geht in keiner Weise auf die Problemstellungen des Buches ein, noch thematisiert er die methodische Vorgehensweise: Fragen nach den historischen Dimensionen der Kategorien Geschlecht und Wissen wurden mit solchen nach den Funktionen von Schriftlichkeit und Mündlichkeit und dem Umgang mit Texten verbunden. Konkret gefragt wurde nach dem Stellenwert der Fähigkeiten des Lesens und Schreibens für die Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern in Reformklöstern des 12. Jahrhunderts, sowie nach ihrem Verhältnis zu zeitgenössisch vorherrschenden Konzepten von Geschlecht, Wissensfähigkeit und Bildung. Die monastischen Reformbewegungen veränderten Denk- und Lebensformen, bewirkten die Entwicklung neuer institutioneller Strukturen und hatten Auswirkungen auf die Lebenswirklichkeiten in Klöstern, die zu den wichtigsten Orten von Wissenserwerb und -weitergabe gehörten. Neue Lebensformen schufen Zugang zu traditionellen Gemeinschaften für Personen und Gruppen, denen dieser zuvor nur eingeschränkt oder gar nicht möglich war.

Diese „Offenheit“ erlaubt es, nach den Bedingungen und Entstehungsprozessen von Konzepten und Bildern von „Geschlechtsnatur“ und Geschlechterverhältnis, von „Bildung“, „Wissensfähigkeit“ und „Wissenschaft“ und ihren Auswirkungen auf die spirituelle und soziale Praxis zu fragen. Die Untersuchung der zeitgenössischen Begriffe im Rahmen der sozialen und kulturellen Praxis, in die sie eingebettet waren, der Texte und Bilder in den Admonter Handschriften und einer Vielzahl weiterer herangezogener Quellen gibt Aufschluss über eine Fülle möglicher Aspekte des Selbstverständnisses geistlicher Menschen, die im 12. Jahrhundert gemeinsam für Anliegen der religiösen Erneuerung lebten und schrieben.
Dabei wurden historische Methoden in kulturwissenschaftlicher Perspektive angewandt, die explizit sowohl Normen, kulturelle Modelle und Weltbilder wie auch die soziale Praxis ernst nimmt, ohne eine dieser Ebenen zu privilegieren. Doch alle diese Fragen und methodischen Ansätze werden in der Rezension mit keinem Wort angesprochen; ebenso wenig wird die Fülle an schriftlichen und bildlichen Quellen erwähnt, die dafür vergleichend herangezogen wurden, vom Umfang der einbezogenen internationalen Diskussion in unterschiedlichen Fachdisziplinen ganz zu schweigen.

Diesen Auslassungen entsprechend bleibt die Kritik auch punktuell und in ihren Schlussfolgerungen massiv verzerrend. Im zentralen Absatz seiner Invektive greift Christoph Egger aus den im Anhang des Buches den Leser/inne/n zur Verfügung gestellten Quellentexten, die dazu dienen, die wichtigsten Textanalysen und die auf ihnen beruhende inhaltliche Argumentation nachvollziehbar und überprüfbar zu machen, die beiden „Wundergeschichten“ (miracula) heraus, die in einem Admonter Codex aus dem späten 12. Jahrhundert überliefert sind. Im Kontext der Fragestellung dient die Analyse dieser beiden Texte zusammen mit einer Reihe anderer hagiografischer und liturgischer Quellen dazu, Annäherungen an unterschiedliche „Rollenmodelle und Identifikationsmuster“ (so der Titel des hier zur Debatte stehenden Kapitels) für Menschen zu erarbeiten, die sich in Zeiten der monastischen Reformen des 12. Jahrhunderts für einen Weg ins Kloster entschieden.
Hier werden die normativen methodischen Vorannahmen des Rezensenten vielleicht am deutlichsten, ebenso wie ein statisches Text- und Gattungsverständnis, denn ohne auch nur mit einem Satz auf die inhaltlichen Zusammenhänge einzugehen, gilt sein einziges Interesse dem Umstand, dass die beiden miracula nicht im Kontext jener Sammlung analysiert worden seien, innerhalb derer sie überliefert sind. Allerdings übersieht Egger in diesem für sein Verständnis wohl zentralen Punkt, dass der von ihm erwähnte Druck von Bernhard Pez aus dem Jahr 1731 – der im übrigen nur mehr in wenigen Exemplaren existiert und daher sehr schwer zugänglich ist – zweifelsfrei nicht auf dem von mir herangezogenen Admonter Kodex beruht. Die genauen Zusammenhänge der erhaltenen Handschriften, etwa in Melk und Heiligenkreuz, sind noch zu klären, wenn die Sammlungen auch – wie bei derartigen Überlieferungen üblich – annähernd dasselbe Repertoire an Texten aufweisen. Gerade das vom Rezensenten ausführlicher behandelte zweite exemplum existiert, soweit bekannt, ausschließlich in Admont und kommt daher bei Pez auch nicht vor. Und dies ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil Abweichungen von der gängigen Überlieferung Hinweise auf bestimmte Lektüreinteressen geben. Hier kann eine kodikologisch vergleichende Kontextanalyse in der Tat wichtige Fragen aufwerfen, etwa über den Umgang mit diesem Motivenbündel in verschiedenen Ordensgemeinschaften. Dies war aber nicht mehr Gegenstand dieses Buches, und zwar nicht zuletzt wegen der hier nur anzudeutenden ausgesprochen komplexen Überlieferungslage, die ja nicht zuletzt der Fehler des Rezensenten verdeutlicht.

Vor diesem Hintergrund wird auch für nicht hilfswissenschaftlich ausgebildete Fachleute der Stellenwert der erwähnten Transkriptionsfehler besser nachvollziehbar: Die beiden miracula wurden in dieser Form tatsächlich bislang noch nie ediert. Vielmehr werden erstmals zwei inhaltlich (und auch formal) bemerkenswerte Texte gemeinsam zur Diskussion gestellt, die für die inhaltliche Argumentation einen hohen Stellenwert haben und gerade deshalb in ihrer textuellen Gesamtheit für die Leser/inne/n überprüfbar bleiben sollten. Erstmals edierte Texte weisen immer auch Transkriptionsfehler auf – ich selbst habe in den wieder abgedruckten übrigen drei Schlüsseltexten eine ähnliche Anzahl von Fehlern gefunden und ausgewiesen. Dies ist kein Defizit der Editoren, sondern die Weiterentwicklung von Ergebnissen im Zusammenwirken über zeitliche und räumliche Grenzen und damit die Basis jeder zukunftsweisenden Forschung. Die angeblich „sinnstörenden“ Konsequenzen werden vom Rezensenten zwar behauptet, aber in keinem einzigen Fall belegt (von den im Anhang ausgewiesenen Fehlern findet sich übrigens nur ein einziger in einer im Haupttext verwendeten Passage).

Wer vergleichenden Ansätzen folgt – und dies gilt für die Mediävistik wie für andere disziplinenübergreifende Felder der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften –, wer Fragen eröffnen und nicht verschließen will, kommt nie umhin, Themen anzusprechen, die nicht vollständig erörtert werden können, Material zu verwenden, das (noch) nicht vollständig aufgearbeitet ist. Das erfordert einerseits das größtmögliche Maß an Genauigkeit bei gleichzeitigem Mut zur Lücke, andererseits die wissenschaftliche Redlichkeit der Offenlegung des eigenen Tuns. Nur so können Forschungsfragen weiterentwickelt, können sie gemeinsam diskutiert wie auch seriös kritisiert werden, nur so bleibt Forschung in Bewegung.


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