F. M. Ausbüttel: Theoderich der Große

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Titel
Theoderich der Große. Der Germane auf dem Kaiserthron


Autor(en)
Ausbüttel, Frank M.
Erschienen
Darmstadt 2003: Primus Verlag
Anzahl Seiten
191 S.
Preis
€ 24,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Andreas Goltz, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Zu den berühmtesten Germanenkönigen der Völkerwanderungszeit gehört zweifellos Theoderich der Große (ca. 453-526), jener Herrscher, der nach wechselvoller Zeit in Byzanz als Anführer einer mehrheitlich ostgotischen Völkergruppe nach Italien zog, dort ein bedeutendes Reich gründete, über drei Jahrzehnte erfolgreich regierte, dem Kernland des Imperium Romanum eine letzte Blütezeit schenkte und nach seinem Tod als Dietrich von Bern in die Heldensage einging; der aber auch auf heimtückische Weise seinen Rivalen Odovacar ermordete, für die Hinrichtungen der beiden Senatoren Boethius und Symmachus verantwortlich zeichnete und der kirchlichen Überlieferung des Mittelalters als Häretiker, Papstmörder und Katholikenverfolger galt. Die immer noch maßgebliche wissenschaftliche Biografie dieses bemerkenswerten Herrschers, die ausführlich auf alle Lebensabschnitte sowie in Umrissen auch auf sein Nachleben eingeht, stammt von Wilhelm Enßlin aus dem Jahre 1947 (zweite, nur im Format veränderte Auflage 1959). Seither sind immer wieder - nicht zuletzt angeregt durch Herwig Wolframs Monografie zu den Goten 1 - Spezialuntersuchungen zu bestimmten Aspekten des Lebens und Wirkens des Ostgotenkönigs erschienen.2 Eine Synthese der neueren Forschungen in Form einer Biografie, die den Amaler umfassend behandelt, fehlt jedoch bisher.3

Um so begrüßenswerter ist es daher, dass nun Frank M. Ausbüttel, der sich vor allem in seiner Arbeit zur Verwaltung im spätantiken Italien mit dem Ostgotenreich beschäftigt hat4, im Rahmen der von Manfred Clauss bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft herausgegebenen Reihe "Gestalten der Antike" eine neue Biografie mit dem Titel "Theoderich der Große. Der Germane auf dem Kaiserthron" 5 vorgelegt hat. Ziel der Reihe ist es, herausragende Persönlichkeiten der Antike, bei denen die Quellenlage "ein individuelles Porträt" erlaubt, mit spannenden, informativen Biografien vorzustellen, die ein allgemein verständliches und facettenreiches Bild der jeweiligen "Titelfigur" und ihrer Epoche vermitteln und so "Geschichte greifbar" machen.6

Um es gleich vorwegzunehmen: Ausbüttel gelingt dies in verdienstvoller Weise - allerdings mit der gewichtigen Einschränkung, dass seine Biografie eher einführenden Charakter besitzt (dies verdeutlicht schon der Umfang von nicht einmal 200 Seiten) und kein großangelegtes Lebensbild Theoderichs des Großen entwirft, das die Forschungen der letzten Jahrzehnte zu einem vielschichtigen Standardwerk vereint. Aus der Sicht des Fachwissenschaftlers mag dies bedauerlich sein, Studierende sowie allgemein an dem Ostgotenkönig und der Zeitenwende von der Spätantike zum Mittelalter interessierte Leser werden es dem Autor danken. In sechs großen Kapiteln bietet Ausbüttel einen prägnanten Überblick über Leben und Wirken Theoderichs von der Jugend bis zum Tod und schließt mit einem "Ausblick" zum Nachleben und zur historischen Bedeutung des Ostgotenkönigs. Nach einer kursorischen Vorstellung der vergleichsweise günstigen Quellenlage und einer kurzen Einführung in die Epoche wendet sich Ausbüttel im ersten Kapitel (S. 17-24) der Herkunft und Jugend des späteren Ostgotenkönigs zu, wobei er insbesondere auf die Problematik der Amalergenealogie 7 und die für Theoderichs Entwicklung außerordentlich wichtige Zeit als Geisel in Konstantinopel (10 Jahre) eingeht, die den jungen Goten zweifellos maßgeblich prägte.

Das zweite Kapitel (S. 25-41) ist Theoderichs von Erfolgen wie Krisen erfüllter Zeit als junger Gotenherrscher und Foederatenführer auf dem Balkan gewidmet. Im Wechselspiel von Auseinandersetzung oder Kooperation mit dem oströmischen Kaiser Zenon beziehungsweise mit seinem gentilen Konkurrenten Theoderich Strabo avancierte der Amaler - trotz mancher Mißerfolge und begünstigt durch den frühen Tod Strabos - allmählich zum alleinigen Ostgotenkönig, der mit seinen Verbänden einen wichtigen Machtfaktor im Ostreich darstellte: so wurde er in dieser Zeit magister militum, patricius, Waffensohn des Kaisers und 484 consul. Bei seiner Darstellung favorisiert Ausbüttel die Rekonstruktion der Ereignisse, wie sie sich aus der nicht unumstrittenen Neuordnung der Malchos-Fragmente durch Malcolm Errington ergibt.8 Insgesamt zeigt sich hier, dass trotz intensiver Forschungen in den letzten Jahren noch Fragen offen sind, die einer weiteren Untersuchung bedürfen.

Im Anschluss an Theoderichs "Balkanzeit" behandelt Ausbüttel im dritten Kapitel (S. 43-63) den Feldzug des Amalers und seiner Verbündeten gegen Odovacar. Nach recht knappen Bemerkungen zur politischen, sozialen und ökonomischen Lage in Italien im 5. Jahrhundert, bei denen er sich vorrangig auf das Werk von Dirk Henning stützt9, geht Ausbüttel auf die unterschiedlichen Motive ein, die nach Aussage der Quellen bzw. der Forschung Theoderich bewogen, nach Italien zu ziehen. Ausbüttel legt dar, dass der Feldzug sowohl im Interesse Theoderichs als auch Zenons war, die Initiative aber wohl stärker von dem Ostgotenkönig ausging (gegen die oft einseitige Zuschreibung an Zenon). Während die Schilderung des Zuges - dem sich neben dem Hauptteil der Ostgoten noch andere Verbände und auch Römer anschlossen, so dass mit einer Zahl von ca. 20.000 Kriegern und insgesamt ca. 100.000 Menschen zu rechnen ist - das große Wagnis und die logistische Herausforderung eines solchen Marsches veranschaulicht, lässt die Darstellung des wechselvollen Kriegsverlaufes nicht recht deutlich werden, dass Theoderich spätestens seit Ende 491 Herr der Lage in Italien war; lediglich Ravenna, Caesena und Ariminum waren noch in der Hand Odovacars und die Auseinandersetzung mit Tufa und Friederich stand aus. Aufgrund dieser überlegenen Stellung Theoderichs, die sich bis zum Ende der Belagerung Ravennas noch verstärkte, erscheint es nicht recht plausibel, dass Theoderich und Odovacar 493 tatsächlich einen Vertrag über eine gleichberechtigte Herrschaft schlossen, wie es die Forschung, inklusive Ausbüttels, in Anschluss an Prokop und Johannes von Antiocheia annimmt.10 Jedenfalls hatte die Einigung nur 10 Tage Bestand, in einer gezielten Aktion ermordete Theoderich eigenhändig seinen Rivalen und ließ dessen Anhänger töten. Dass dies ein heimtückischer Anschlag war, steht außer Frage, doch ordnet Ausbüttel den Mord in die Zeitumstände ein, bewertet die Motive differenziert und hält sich wohltuend mit moralischen Verurteilungen zurück.

Nachdem Theoderich alleiniger Herr Italiens geworden war, stand er vor der gewaltigen Aufgabe, eine stabile Herrschaft auf der Apenninenhalbinsel sowie in den angrenzenden Gebieten zu errichten und zu bewahren. Diesem großen Komplex mit seinen zahlreichen Problemfeldern ist das längste Kapitel "Herrschaft über Italien" (S. 65-110) gewidmet. Ausbüttel untergliedert es in die zentralen Bereiche: Ansiedlung der Goten, Anerkennung und Stellung Theoderichs, Verwaltung, Verhältnis zwischen Goten und Römern, Verhältnis zur katholischen Kirche und Verhältnis zu den Juden. Die Frage der Ansiedlung der Germanen gehört seit Walter Goffarts Thesen zu den vieldiskutierten Problemen der Forschung. Ausbüttel spricht sich für eine tatsächliche Ansiedlung der Ostgoten auf Grund und Boden aus, die aber von dem praefectus praetorio Liberius so sensibel vorgenommen wurde (hauptsächlich wohl auf Ländereien getöteter Anhänger Odovacars bzw. im Krieg umgekommener Italiker sowie auf Staatsland vorrangig in Norditalien), dass es zu keinen größeren Konflikten kam.

Problematischer gestaltete sich hingegen die Frage der Anerkennung Theoderichs durch den Kaiser. Sowohl Zenon als auch sein Nachfolger Anastasios taktierten, um Einfluss auf die Verhältnisse in Italien (nicht zuletzt auf religiösem Gebiet) nehmen zu können, während Theoderich bemüht war, seine Stellung abzusichern. Die Problematik der Anerkennung und der Stellung Theoderichs, die eng mit der diffizilen Frage des kaiserlichen Auftrages zusammenhängt, ist in der Forschung bereits ausufernd besprochen worden. Letztendliche Klarheit wird sich hier wohl nicht gewinnen lassen: Es ist mit einer gewissen "Grauzone" und Verschleifungen römischer und gentiler Traditionen und Positionen zu rechnen. Fest steht, dass Anastasios spätestens 497 mit der Übersendung von Herrschaftsinsignien die hybride Stellung des Ostgotenkönigs mit ihren umfangreichen Machtbefugnissen anerkannte, dieser in seinem Herrschaftsgebiet eigenständig über Goten und Römer regierte, aber formal die Suprematie des Kaisers sowie gewisse Vorrechte desselben (etwa auf dem Gebiet des Rechts und der Münzprägung) berücksichtigte.

Über die Verwaltung im Ostgotenreich sind wir insbesondere dank der Überlieferung von Cassiodors Variae recht gut unterrichtet. Ausbüttel stellt dar, wie Theoderich die bestehenden Verwaltungsstrukturen aus der Kaiserzeit größtenteils übernahm und vorrangig in römischen Händen beließ, sie aber um gotische Elemente bereicherte, so um den gotischen Hofrat, gotische comites in Städten und Provinzen und gotische saiones als persönliche Boten und Beauftragte des Königs. Zudem geht er in diesem Abschnitt auf die weitgehend dem Vorbild der Kaiser folgende Rechtspolitik - wobei er das in der Herkunft strittige Edictum Theoderici Theoderich zuschreibt -, die Finanzpolitik und die beeindruckende Bautätigkeit des Amalers ein.

Das Verhältnis zwischen Goten und Römern sollte nach der Idealvorstellung Theoderichs und seines Hofes darauf beruhen, dass beide unter einem König einträchtig zusammenlebten, die Goten mit ihrem Heer den Schutz der Römer übernahmen, während letztere in Frieden leben und sich zu aller Vorteil Wirtschaft, Verwaltung und Kultur widmen konnten. Die Wirklichkeit bot jedoch ein wesentlich differenzierteres Bild: Gotische Soldaten erlaubten sich Übergriffe, Römer pflegten ihre Vorurteile gegenüber "Barbaren", im Heer dienten nicht nur Goten, zivile Ämter wurden nicht nur mit Römern besetzt, und gerade in der gotischen Oberschicht sind starke Romanisierungstendenzen erkennbar. Die Diskussion um die ethnische Identität der Goten und ihre Bedeutung ist jüngst durch das kontroverse Werk von Patrick Amory 11 intensiviert worden, und diese hochkomplexe Frage bedarf zweifellos einer weitergehenden Behandlung.

Bedeutsam für das gotisch-römische Verhältnis war zudem, daß die Goten mehrheitlich Anhänger des 'homöischen Arianismus' und damit aus Sicht der katholischen Italiker Häretiker waren. Aufgrund Theoderichs persönlicher Überzeugung und der spezifischen Situation in Italien (die Goten bildeten nur eine Minderheit, auch bei ihnen gab es Katholiken, für eine funktionierende Herrschaft war die Kooperation mit der katholischen Kirche unerlässlich, andererseits waren Papst und Kirche arianische Machthaber gewöhnt und benötigten im Akakianischen Schisma gegen Ostkirche und Kaiser Unterstützung) spielte der konfessionelle Gegensatz zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Theoderich förderte zwar die arianische Kirche, verhielt sich aber gegenüber Katholiken und Juden relativ tolerant: Der Amaler bemühte sich - soweit dies möglich und politisch zweckmäßig war -, nicht in kirchliche Angelegenheiten hineingezogen zu werden bzw. sich in Konflikten neutral zu verhalten und gemäß seines 'Regierungsprogrammes' der civilitas die Beziehungen auf der Grundlage bestehender Rechtsordnungen zu gestalten. Die katholische Kirche ihrerseits gewann, da sie nicht unter dem Einfluss eines orthodoxen Herrschers stand und unter Theoderichs Schutz Kaiser und Ostkirche die Stirn bieten konnte, Freiräume und Entfaltungsmöglichkeiten. Dennoch barg der religiöse Gegensatz latent ein Konfliktpotential, das nach der Beilegung des Akakianischen Schismas allmählich offen zu Tage trat. Die Juden hingegen profitierten von der strengen Rechtswahrung unter dem Ostgotenkönig, die ihnen zumindest die wenigen verbliebenen Privilegien sicherte, was im Hinblick auf ihre bisherige Alltagssituation durchaus eine Verbesserung darstellte.

Im fünften Kapitel (S. 111-128) wendet sich Ausbüttel der "Außenpolitik" Theoderichs und hier vor allem dem bemerkenswerten Versuch des Aufbaus eines Bündnissystems germanischer Reiche durch geschickte Heiratspolitik zu. Die Eheschließungen mit den Herrscherfamilien der Westgoten, Franken, Burgunder, Vandalen und Thüringer sollten die Sicherheit des Ostgotenreiches sowie friedliche Beziehungen zwischen den Germanenreichen gewährleisten. Allerdings scheiterte Theoderichs 'Koalition' schließlich an den Partikularinteressen der Herrscher und insbesondere am Expansionsdrang Chlodwigs. Auch die Beziehungen zum Ostreich waren nicht konfliktfrei, in der Regel aber friedlich und für beide Seiten leidlich akzeptabel.

Im vorletzten Kapitel geht Ausbüttel auf "Die letzten Jahre der Herrschaft" (S. 129-148) ein, die von gravierenden Problemen und Konflikten geprägt waren. Um 523 starb Theoderichs designierter und von Ostrom anerkannter Thronfolger Eutharich, so dass die prekäre Nachfolgefrage wieder offen war. Zudem übernahm im Vandalenreich Hilderich die Herrschaft, der sich vom Ostgotenreich abwandte und eine eindeutig kaiserfreundliche Politik betrieb. Und in Italien starb der verläßliche Papst Hormisdas, dem der eher byzanzfreundliche Johannes I. im Amt folgte. In dieser Situation kam es zum Boethius-Prozess, der nicht nur den berühmten Gelehrten, sondern auch seinen Schwiegervater Symmachus das Leben kostete. Die Gründe für den Prozess, dessen Verlauf und das Verhalten Theoderichs werden in der Forschung nach wie vor diskutiert. Ausbüttel schließt sich weitgehend der Rekonstruktion in der jüngeren historischen Forschung an12, wonach der Senator Albinus wohl über kirchenpolitische Fragen und die gotische Thronfolge mit Ostrom korrespondiert hatte, was in der prekären Situation Mitte der 520er-Jahre aus gotischer Sicht hochproblematisch war. Boethius' ungeschickter Versuch der Verteidigung des Albinus verwickelte ihn in die Affäre und führte schließlich zu seiner Hinrichtung, wobei der Konflikt zwischen norditalischer und stadtrömischer Aristokratie ebenfalls eine wesentliche Rolle spielte. Sowohl hier als auch bei der anschließenden Problematik verweist Ausbüttel darauf, wie schwierig die Quellenlage für die letzten Jahre Theoderichs ist, da die überlieferten Werke die Ereignisse verzerrt und für den Amaler weitgehend nachteilig darstellen. Er verdeutlicht, dass die Reaktionen Theoderichs vor dem Hintergrund der Zeit verständlich sind und er sich nicht zum unberechenbaren Tyrannen wandelte. Dabei räumt er auch mit einigen in der Literatur gern kolportierten Fehldeutungen auf, etwa dem vermeintlichen Foltertod des Boethius.

Die angeblich erzwungene Gesandtschaftsreise Papst Johannes' I. in das Ostreich, mit der Theoderich auf eine dortige Arianerverfolgung reagiert habe, möchte Ausbüttel eher als langfristig geplanten Besuch in die Verhandlungen um die Kirchenunion einordnen. Theoderich habe sie nur zum Anlass genommen, dem Kaiser bestimmte Anliegen (so etwa bezüglich der Arianer) vorzutragen. Da der Papst dies jedoch nicht getan hätte, wäre der ungnädige Empfang bei seiner Rückkehr erklärlich. Auch diese Interpretation bleibt nicht ohne Probleme und Widersprüche, doch trifft Ausbüttels Ablehnung einer erzwungenen Reise und eines durch Kerkerhaft verschuldeten Papsttodes, die Johannes im nachhinein zum Märtyrer stilisieren sollten, sicherlich das Richtige. Am Ende des Kapitels behandelt Ausbüttel noch knapp Theoderichs Tod am 30. August 526, seine Nachfolgeregelung und sein einzigartiges Grabmal in Ravenna.

Im abschließenden "Ausblick" (S. 149-164) werden zunächst die Ereignisse bis zum Untergang des Ostgotenreiches zusammengefasst, um dann kurz auf das vielschichtige Nachleben (kirchlich geprägte Überlieferung des Mittelalters, Karl der Große, Dietrichsage, Geschichtsschreibung der Neuzeit) sowie die historische Bedeutung Theoderichs einzugehen. Ausbüttel ordnet den Ostgotenkönig ohne Verklärung in seine Zeit ein, würdigt aber die Leistungen und die Bedeutung des Amalers, die er vor allem in dem erfolgreichen Italienfeldzug sieht, in der Errichtung und Bewahrung einer Herrschaft mit kaiserähnlicher Stellung, die weitgehend friedvoll war und Italien eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte brachte, in der Idee eines Bündnissystems germanischer Reiche und in der - freilich nicht unumstrittenen - Vorbildfunktion etwa für Karl den Großen. Anmerkungsteil (S. 167-179), eine kurze Auswahlbibliografie mit der wichtigsten Literatur zu Theoderich (S. 181-183) und ein Register (S. 185-190) beschließen das nützliche Werk.

Obwohl die Knappheit der Darstellung grundsätzlich problematisch ist, da hierdurch bestimmte Aspekte nicht behandelt, nur angedeutet oder bedenklich verkürzt werden13, und einige kleinere Fehler zu konstatieren sind14, verdient Ausbüttels Biografie Anerkennung: Sie bietet einem breiteren geschichtsinteressierten Publikum eine verständliche, dank ausführlicher Quellenzitate und zahlreicher Abbildungen anschauliche, informative und gut lesbare Lebensbeschreibung Theoderichs des Großen, die zugleich ein grundlegendes Bild der Epoche vermittelt.

Anmerkungen:
1 Wolfram, Herwig, Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie, München 2001 (1. Aufl., München 1979).
2 Verwiesen sei nur auf die diesbezüglichen Artikel und Monografien von Thomas S. Burns, Peter J. Heather, Ingemar König, Dorothea Kohlhas-Müller, John Moorhead, Jan Prostko-Prostynski, Christian Rohr sowie die zwei in Italien herausgegebenen Sammelbände Teoderico il Grande e i Goti d'Italia. Atti del XIII congresso internazionale di studi sull'alto medioevo, Spoleto 1993 und Carile, Antonio (Hg.), Teoderico e i Goti tra Oriente e Occidente, Ravenna 1995.
3 Moorhead, John, Theoderic in Italy, Oxford 1992 behandelt nur die Herrschaft in Italien und das populärwissenschaftliche und nicht unproblematische Buch von Engler, Aulo, Theoderich der Grosse. Der Gotenkönig und seine Zeit, Berg 1998 will und kann dies nicht leisten.
4 Ausbüttel, Frank M., Die Verwaltung der Städte und Provinzen im spätantiken Italien, Frankfurt am Main 1988.
5 Dieser Untertitel ist mehr als problematisch, allerdings begegnet er auch nur auf dem Schutzumschlag.
6 Vgl. Manfred Clauss im Vorwort zur Reihe S. 7. In der Reihe verfügbar sind bisher: Leppin, Hartmut, Theodosius der Große, Darmstadt 2003; Christ, Karl, Hannibal, Darmstadt 2003.
7 Ausbüttel schließt sich in diesem Punkt der eher skeptischen Bewertung der Amalergenealogie durch Heather, Peter J., Cassiodorus and the Rise of the Amals. Genealogy and the Goths under Hun Domination, JRS 79 (1989), S. 103-128, bzw. Ders., Goths and Romans 332-489, Oxford 1991, 19ff., 240ff., an.
8 Errington, Malcolm, Malchos von Philadelpheia, Kaiser Zenon und die zwei Theoderiche, MH 40 (1983), S. 82-110; vgl. aber Heather, Peter J., Goths and Romans 332-489, Oxford 1991, S. 235 mit Anm. 23.
9 Henning, Dirk, Periclitans res publica. Kaisertum und Eliten in der Krise des weströmischen Reiches 454/5-493 n.Chr., Stuttgart 1998.
10 Der Rezensent bereitet hierzu eine Arbeit vor, die ausführlicher auf die Problematik eingehen wird.
11 Amory, Patrick, People and Identity in Ostrogothic Italy 489-554, Cambridge 1997.
12 Vgl. etwa die entsprechenden Passagen bei Schäfer, Christoph, Der weströmische Senat als Träger antiker Kontinuität unter den Ostgotenkönigen (490-540 n.Chr.), St. Katharinen 1991; Moorhead (wie Anm. 3); König, Ingemar (Hg.), Aus der Zeit Theoderichs des Großen. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar einer anonymen Quelle, Darmstadt 1997. Die philologische Forschung tendiert hingegen eher dazu, Boethius zu ent- und Theoderich zu belasten.
13 So hätten etwa die Problematik der Quellen, der Amalergenealogie, der Frühzeit Odovacars bzw. Theoderichs, der ethnischen Identität der Goten, der inneren Verhältnisse im Ostgotenreich oder der letzten Jahre des Amalers sicherlich eine eingehendere Behandlung verdient. Auch Verkürzungen wie etwa die Bemerkung, die Vandalen seien 455 der Kaiserinwitwe "zu Hilfe" gekommen (S. 44), sind bedenklich.
14 Vgl. etwa die Bildunterschriften zu den Münzbildnissen von Iulius Nepos (Abb. 4) und Romulus Augustulus (Abb. 5), wo von "oströmischen" Kaisern die Rede ist, oder die Angabe, dass Kaiser Anastasios für 507 keinen Senator aus Italien als Konsul akzeptiert hätte (S. 121), obwohl der Sohn des Liberius, Venantius, das Konsulat bekleidete, im Osten anerkannt und sogar verbreitet (Papyrusfunde) wurde (vgl. CLRE, S. 549 s.a. 507; PLRE II, S. 1153).

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