U. Büttner, M. Greschat: Die verlassenen Kinder der Kirche

Titel
Die verlassenen Kinder der Kirche. Der Umgang mit Christen jüdischer Herkunft im "Dritten Reich"


Autor(en)
Büttner, Ursula; Martin Greschat
Erschienen
Göttingen 1998: Vandenhoeck & Ruprecht
Anzahl Seiten
151 S.
Preis
€ 15,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Guido Müller, Institut für Zeitgeschichte München

In dieser knapp und eindringlich gefaßten Einführung und Dokumentation legen die beiden Autoren einen besonders heiklen Punkt der modernen Kirchengeschichte in Deutschland offen: das lange Zeit verdrängte Versagen der Institution Kirche, ihrer leitenden Instanzen und der großen Mehrheit der Christen angesichts der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Dabei werden drei wichtige Einschränkungen vorgenommen: Es geht nur um die deutsche evangelische Kirche und um ihre christlichen Angehörigen jüdischer Herkunft. Seit den Nürnberger Gesetzen waren auch sie der Diskriminierung und Verfolgung durch den nationalsozialistischen Staat ausgesetzt. Zudem steht die "Perspektive der Opfer" im Mittelpunkt. So geht es diesem kleinen Buch sechzig Jahre nach dem Novemberprogrom von 1938 um Bedenken und Erinnerung der "Leiden" und des "Widerstandes".

Die Forschung nach den Motiven, Ursachen und Gründen für das Versagen und Handeln der kirchlichen Institutionen und ihrer Mitglieder bleibt damit noch zu leisten. Ein systematischer und differenzierter Gesamtüberblick über die Reaktion der deutschen Protestanten auf die nationalsozialistische Judenverfolgung steht noch aus. Das gilt aber in gleicher Weise auch für die katholische Kirche und die Katholiken. Weder die Darstellung von einzelnen Heroen- oder Märtyrerschicksalen noch eine papstzentrierte oder hierarchische Darstellung ersetzen dabei eine sozial- und strukturgeschichtliche Untersuchung und Erklärung. Hier hat auch dieses Buch Defizite, die allerdings den beiden Autoren selbst nur zu bewußt sind, da ihr Anspruch eher bescheiden im Bereich der Erinnerung und Anregung zur weiteren Forschung liegt. Damit werden allerdings schon ausreichend empfindliche Punkte des christlichen Selbstverständnisses und des kollektiven Eigenbildes der Protestanten berührt. Beunruhigung, Anfechtung und Scham wünscht sich Martin Greschat als Reaktion der Leser. (S. 122)

In ihrem ersten Überblicksbeitrag behandelt Ursula Büttner die "von der Kirche verlassenen" deutschen Protestanten jüdischer Herkunft im "Dritten Reich" und die ständige Verschlechterung ihrer Situation wie die der Juden unter dem Druck der Verfolgung. Dabei kann sie sich in starkem Maße auf ihre verschiedenen eigenen Untersuchungen stützen, die u.a. 1988 als Buch unter dem Titel "Die Not der Juden teilen. Christlich-jüdische Familien im "Dritten Reich". Beispiel und Zeugnis des Schriftstellers Robert Brendel" erschien. Auch die in den letzten zehn Jahren erschienen Arbeiten von Werner Jochmann, Jochen-Christoph Kaiser, Martin Greschat, Kurt Nowak, Sigrid Lekebusch, Eberhard Röhm und Jörg Thierfelder konnten den Zusammenhang von protestantischer Judenfeindschaft und der Duldung der Verfolgung von "Judenchristen" aufhellen.

In der kollektiven Erinnerung der Kirche fanden die Christen jüdischer Herkunft und ihre Ausgrenzung und Verfolgung bis heute keinen Platz - deutlich z.B. im Fall von Viktor Klemperer, dessen Christentum nicht thematisiert wird. So erfährt die nationalsozialistische rassistisch-biologistische Methode und gewaltsame Zuordnung zu einer völkisichen Kategorie im nachhinein noch einmal eine grausame Bestätigung, die Anlaß zur Reflexion über ihre tiefe Verwurzelung sein sollte. Es fand nach 1933 eine doppelte Ausgrenzung statt, da die Christen jüdischer Herkunft aus ihren eigenen Bindungen herausfielen und zugleich einer Gruppe zugezählt wurden, mit der die Mehrzahl nichts zu tun hatte und oft auch ausdrücklich nichts zu tun haben wollte. Aus religiösen und gesellschaftlichen Gründen hatten sich die "Judenchristen" in der Vergangenheit oft ebenso scharf vom Judentum abgegrenzt wie die anderen Mitglieder der christlichen Kirchen. Nach 1918 waren die Kategorien von "Volkstum, "Wesen" und "Rasse" so populär im deutschen Protestantismus geworden, daß die Fremdheit, das Mißtrauen und die Ausgrenzungen gegenüber den getauften Christen in den eigenen Reihen stark zunahmen. Eine Folge war aber auch, daß noch lange nach 1945 keine Überwindung der antijüdischen religiösen Traditionen thematisiert wurde oder gar stattfand. Es gab kein Bewußtsein dafür, gegenüber den aus dem Judentum stammenden Christen etwas versäumt zu haben oder ihnen gar besonders hilfreich begegnen zu müssen. So lehnte es der Leiter des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland, Eugen Gerstenmaier, entschieden ab, für die evangelischen Christen jüdischer Herkunft, soweit sie die Verfolgung überlebt hatten, eine besondere Unterstützungseinrichtung zu schaffen. (S. 68)

In drei exemplarischen Beiträgen wird die Biographie einzelner Persönlichkeiten dargestellt. Martin Greschat behandelt mit Marga Meusel die Leiterin einer diakonischen Einrichtung in Berlin, die selbst zwar nicht jüdischer Herkunft war, aber mit ihrem vergeblichen Bemühen um Hilfe für die als Juden verfolgten Mitchristen das Versagen ihrer Kirche besonders deutlich erfuhr. Mit dem Juristen Friedrich Weissler stellt M. Greschat das Schicksal eines von der antijüdischen Gesetzgebung betroffenen Mitglieds der Bekennenden Kirche dar. Weissler glaubte an eine öffentliche Distanzierung seiner Kirche von der NS-Gewaltpolitik und mußte seinen Irrtum mit der Ermordung im Konzentrationslager bezahlen. Ursula Büttner schließlich erörtert am bekannten Fall des evangelischen Dichters Jochen Klepper die kleine Gruppe von Christen und Christinnen, die Opfer der Verfolgung wurden, weil sie zu ihren jüdischen Familienmitgliedern hielten. Er ging mit der Ehefrau und der jüdischen Stieftochter schließlich in den Tod, als er sie vor der Deportation nicht mehr schützen konnte.

Immer wieder: Isolierung und Vereinsamung innerhalb der eigenen Kirche, gespiegelt in drei Schicksalen: ""'Nichtarische' Christen fühlten sich in ihren Kirchen sehr allein." (S. 148) Aber auch: Versagen der Mehrheit der Protestanten und ihrer Institutionen. So schrieb Klepper noch vor der Progromnacht 1938: "Wir stehen erschreckt vor dem Faktum, mit welcher Gleichgültigkeit die Christen, auch in Deutschland! an dem Geschick der Juden vorübergehen, geschweige denn, daß sie erkennten, wie ernst Gott hier mit den Christen redet." (S. 149) Hannah Arendt erinnert sich später an das Jahr 1933: "Das Problem, das persönliche Problem war doch nicht etwa, was unsere Feinde taten, sondern was unsere Freunde taten. Was damals in der Welle von Gleichschaltung (geschah), die ja ziemlich freiwillig war, jedenfalls noch nicht unter dem Druck des Terrors vorging: das war, als ob sich ein leerer Raum um einen bildete." (S. 26)

Weit über den konkreten historischen Gegenstand hinaus gibt diese Beobachtung Anlaß zur Frage, wieweit solche gesellschaftlichen Mechanismen der "Selbstgleichschaltungen" Teil unserer Moderne geworden sind und wie heute Ausgrenzungen stattfinden. Sowohl in diesem Geiste einer christlichen wie einer sozialen Herausforderung und auch im Sinne einer kritischen historischen Selbstreflexion ist diesem ansprechend zusammengestellten Taschenbuch eine weite Verbreitung in der politischen Bildung innerhalb wie außerhalb der Kirchen zu wünschen.

Kommentare

Von Conway, John S.20.07.2004

Dear Professor Stoltzfus,

Following up on your interesting posting about Jochen Klepper, you are of course right that Klepper's wife was not directly threatened by the Nazis' edicts in force at the end of 1942. It was his step-daughter who was threatened with deportation. My reading of Klepper's diary, "Under the Shadow of Thy Wings", is that he was so attached to this daughter, and so fearful of the consequences to his wife's health, let alone his, if the daughter were deported, that he and they chose to commit suicide together. No doubt, as you point out, the crucial meeting with Eichmann and the failure to gain exemption for the daughter, despite all his prominent connections, let alone his literary achievements, was profoundly depressing. Klepper saw himself as an outcast much earlier, He had hoped that his military service in the Balkans would rehabilitate him, and so was all the more outraged and concerned when he was compulsorily demobilized in 1942 as being unworthy to bear arms for Germany, because off his alliance with a Jewish wife.

As for his connection with the church in Nikolassee in south-west Berlin - a very fashionable neighbourhood, there can be no doubt that this community did not exactly warm to him. After the war, a suitable memorial was erected on the family's tomb, but the parish history written some years later, remarked merely that "In late 1942 we were saddened by the sudden death of our distinguished parishioner J.K". And it is clear from this history pamphlet that in 1945 virtually all the chief members of the parish fled westwards and were never seen again. One can presume therefore that they could be expected to be supporters of the late regime As to your wider question about why the Nazis never changed this regulation, I am at present reading through Victor Klemperer's 2nd volume of "I will bear witness" for 1942-45. Such an acute observer might well have something to say on this paerticula topic and if so, I will let you know. But I doubt if the churches had any direct influence on the regime's decision to defer deporting such intermarried Jews.

Certainly the Catholic church was strongly opposed to any form of compulsory divorce, and could be presumed to favour the maintenance of the marriage bond, as well as the release of any intermarried Jews who had been arrested and held for possible deportation. I would be interested to know if you know of any cases where Gentile partners were also arrested or deported along with their Jewish spouses, or whether the blanket ruling was 100% firm.

To what extent do you personally believe the Rosenstrasse protest was a significant deterrent to the Gestapo's plans?

Best wishes

John Conway

jconway@interchange.ubc.ca


Von Stoltzfus, Nathan20.07.2004

I don't dispute the central critiques of Mueller (and Leichsenring) on "Die Verlassene Kinder," but the implications of one sentence from Mueller perplex me: Jochen Klepper, the German poet married to a Jew, "ging mit der Ehefrau und der juedischen Stieftochter schliesslich in den Tod, als er sie vor der Deportation nicht mehr schuetzen konnte." At stake in the folds of this statement are issues relating to the role of ordinary Germans in the fate of German Jews, and the reputation of Germans married to Jews who refused to divorce. Also at issue is a key part of the question about the behavior of the churches in the Third Reich: to what extent did the churches provide intermarried Christians like Klepper reason for hope?

It seems to me that although Klepper had good reasons for perceiving that he would not be able to continue protecting his Jewish wife, this proved not to be the case. All but two percent of officially registered German Jews who survived the war were intermarried. Beginning with the earliest deportation of German Jews, Nazi leaders made a series of decisions to temporarily defer intermarried Jews from the deportations. They repeated this decision up until they were no longer in position to deport intermarried Jews at all. What role did the churches play, if any, in the regime's series of decisions to temporarily defer deporting intermarried Jews, including Klepper's wife if she had lived?

Klepper, who lived in Berlin, met with Adolf Eichmann in December 1942, one day before his suicide. At this point Eichmann was devising possible plans and guises for deporting intermarried Jews in segments. This was to begin with Jewish men in intermarriages who had the least number of "Aryan" relations ("non-privileged" intermarried Jews without children). And in late February of 1943, intermarried Jews from non-privileged couples in Berlin were arrested in preparation for their deportation. These intermarried Jews, however, were released about a week later and survived. Nazi decision-makers had once again decided to "temporarily defer" deporting intermarried Jews - this time, for the first time, after they had actually arrested them.

Without some outside pressure at the time, the Gestapo would hardly have released Jews it had arrested in the course of deportations, despite directives. The language in deportation directives ordering the temporary deferment of intermarried Jews illustrates the deliberate ambiguity Nazi officials used as a means of maximizing flexibility in the service of their goals, at local levels. In any case, the Gestapo was so arbitrary and beyond the letter of the law or regulations by this radicalized point of the Third Reich in late winter of 1943 that a letter of law or regulation could not have prevented the Gestapo from achieving its perceived historic mission.

So it is safe to conclude that certain pressures influenced Hitler to defer the murder of intermarried Jews until it was too late for the regime to do so. If the Gestapo and Nazi leaders themselves are not to be credited with voluntarily abridging Nazi racial ideology, in order to make an exception for intermarried Jews, what outside pressures persuaded them do so? What is the role of the churches in accounting for the fact that 98 percent of German Jews who survived, and who the Gestapo knew how to find, were intermarried? If the Gestapo policy for the duration of the Holocaust was to deport intermarried German Jews only after the non-Jewish partner agreed to divorce, is it correct to write that Klepper decided on suicide after he could no longer protect his wife?

Nathan Stoltzfus
Florida State University
nstoltzfus@worldnet.att.net


Von Roder, Wolf20.07.2004

In the context of the reviewed book, is there an accessible literature about the Roman Catholic Christians of Jewish extraction during the Third Reich?

In the context of accusations against the RC Church that they did not do enough to rescue Jews, I seem to have read that the Catholic Church had its hands full trying to rescue their own co-religionists (mostly converts) of Jewish ancestry. This, I seem to remember, was said especially about Vienna after the Anschluss. Any pointers? Thanks.

Wolf Roder
Wolf.Roder@uc.edu


Von Leichsenring, Jana20.07.2004

Wie bereits angedeutet, steht im Mittelpunkt der von Ursula Buettner und Martin Greschat unter dem Titel "Die verlassenen Kinder der Kirche. Der Umgang mit Christen juedischer Herkunft im 'Dritten Reich'" (Goettingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998) herausgegebenen Aufsatze, die nicht so neu sind wie in der Rezension von Guido Mueller dargestellt, der Einsatz protestantischer Christen fur Verfolgte des NS-Regimes. Unerwaehnt bleibt das Verhalten der Katholischen Kirche in diesem Zusammenhang, ein Defizit, dass sich nach der Lektuere unweigerlich stellt.

Die Frage nach dem Verhalten der katholischen Kirche ist, wie auch die Frage nach dem Verhalten der protestantischen Kirche, nicht mit einigen verallgemeinernden Saetzen zu beantworten. Zu unterscheiden ist in der Beantwortung nach dem Einsatz der Amtskirche als Institution und nach dem Einsatz einzelner Christen und Christinnen. Auf Seiten der Amtskirche muss man in diesem Zusammenhang zuerst die Haltung des Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz wahrend des "Dritten Reiches", Kardinal Adolf Bertram, Erzbischof der Erzdiozese Breslau, naeher untersuchen. Bertrams Intentionen zufolge gehoerte die Sorge um Juden nicht zu den Aufgaben der katholischen Kirche. Der Einsatz fuer die Katholiken unter den Angehoerigen der katholischen Kirche, die als "Nichtarier" diffamiert wurden, betrachtete er als eine rein pastorale und karitative Angelegenheit. Die Erhaltung der Pastoral stand im Vordergrund seines Denkens, die Frage der Erhaltung und Wahrung der elementarsten menschlichen Rechte hingegen nicht. Mit dieser Haltung geriet Bertram im Verlaufe des Krieges jedoch in wachsenden Widerspruch auch zu seinen Amtsbruedern, der 1943 in der Verabschiedung und Verlesung des sogenannten "Dekalog-Hirtenbriefes" sichtbar wurde.

Jenseits der Amtskirche, wenn auch stellenweise in ihrem Auftrag, der jedoch pastoralen Charakter trug, wagten Christen und Christinnen im Einsatz um verfolgte Katholiken und Juden ihr Leben. Die Analyse des Verhaltens einzelner, Laien als auch Priester, geriet jedoch erst wahrend der vergangenen Jahre zunehmend in den Blickwinkel der Geschichtswissenschaft. Zu nennen sind hier u.a. auch die Arbeiten zu Margarete Sommer, Gertrud Luckner und Gabriele Magnis. Margarete Sommers Taetigkeit als geschaftsfuehrende Leiterin des "Hilfswerkes beim bischoeflichen Ordinariat Berlin" 1941-1945 wurde erstmals 1979 durch Erich Klauseners Veroeffentlichung einem breiteren Publikum vorgestellt (Erich Klausener, Margarete Sommer, in: Wolfgang Knauft (Hrsg.), Miterbauer des Bistums Berlin, Berlin 1979, S.153-180; vgl. Erich Klausener, Frauen in Fesseln. Hoffnung in der Finsternis. Vom Mut und Opfer katholischer Frauen im Dritten Reich, Berlin 1982). dass Sommers politischer Widerstand letztendlich scheiterte, zeigte Antonia Leugers auf. (Antonia Leugers, Widerstand oder pastorale Fuersorge katholischer Frauen im Dritten Reich? Das Beispiel Dr. Margarete Sommer (1893-1965), in: Irmtraud Gotz von Olenhusen, Frauen unter dem Patriarchat der Kirchen. Katholikinnen und Protestantinnen im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart, Berlin, Koeln 1995, S. 161-188) Wie Margarete Sommer wurde die 1995 verstorbene Gertrud Luckner, Referentin des Deutschen Caritasverbandes Freiburg und vom Freiburger Erzbischof Conrad Grober mit der Unterstutzung katholischer "Nichtarier" betraut, mehrfach fur ihre Taetigkeit wahrend des Nationalsozialismus geehrt. Eine sich der Taetigkeit Luckners widmende Quellenedition wurde in diesem Jahr publiziert. (Hans-Josef Wollasch, "Betrifft Nachrichtenzentrale des Erzbischofs Grober in Freiburg", Konstanz 1999, Vgl. Angela Borgstedt, "...zu dem Volk Israel in geheimnisvoller Weise hingezogen". Der Einsatz von Hermann Maas und Gertrud Luckner fur verfolgte Juden, in: Michael Kibener (Hrsg.), Widerstand gegen die Judenverfolgung, Konstanz 1996, S. 227-259.) Eine Uebersicht uber die institutionalisierte Hilfstaetigkeit der katholischen Kirche bietet die 1971 erschienene Dissertation Lutz-Eugen Reutters. (Lutz-Eugen Reutter, Die Hilfstaetigkeit katholischer Organisationen und kirchlicher Stellen fur die im nationalsozialistischen Deutschland Verfolgten, Hamburg 1969 (Diss.); ders., Katholische Kirche als Fluchthelfer im Dritten Reich. Die Betreuung von Auswanderern durch den St. Raphaels-Verein, Hamburg-Recklinghausen 1971) Eine neuere Studie fehlt bisher. Reutter verwies ueber das durch Sommer geleitete "Hilfswerk beim bischoeflichen Ordinariat Berlin" hinaus auf die vom Wiener Kardinal Innitzer 1940 initiierte und von P. Ludger Born SJ geleitete "Erzbischoefliche Hilfsstelle fur nichtarische Katholiken". (Ludger Born SJ, Die erzbischoefliche Hilfsstelle fur ["]nichtarische["] Katholiken in Wien, Wien 1978) Auch hier fehlt eine neuere Untersuchung. Die Taetigkeit Gabriele Magnis', "Sonderbeauftragte Kardinal Bertrams fur die Betreuung der katholischen "Nichtarier" Oberschlesiens" wurde erstmals 1999 untersucht.

Zur Frage des Verhaltens der katholischen Kirche im "Dritten Reich" generell erschien vor einiger Zeit die Publikation von Antonia Leugers, Gegen eine Mauer bischoeflichen Schweigens. Der Ausschuss fur Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941-1945, Frankfurt/ Main 1996. Dort findet man weiterfuehrende Literaturhinweise.

Alles in allem muss man Herrn Roder Recht geben, dass der Eindruck vom Handeln der Katholischen Kirche im "Dritten Reich" ein sehr zwiespaeltiger ist, und dass dieses Handeln zwischen "Widerstand und Versagen" zu grossen Teilen noch seiner Aufarbeitung harrt.

MfG

jana leichsenring


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