Byzanz - Das Licht aus dem Osten

Byzanz - Das Licht aus dem Osten

Veranstalter
Diözesanmuseum Paderborn (10456)
rda_hostInstitution_reex
10456
Ort
Paderborn
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.12.2001 - 28.04.2002

Publikation(en)

Stiegemann, Christoph; im Auftrag des Erzbistums Paderborn (Hrsg.): Byzanz - Das Licht aus dem Osten. Kult und Alltag im Byzantinischen Reich vom 4. bis 15. Jahrhundert. Mainz 2001 : Philipp von Zabern Verlag, ISBN 3-8053-2837-0 (Buchhandelsausgabe) Museumsausgabe (broschiert) € 32,00; Buchhandelsausgabe (gebunden) € 50,00
Rezensiert fuer "Museum Professionals" und Virtual Library Museen von: Georg Pahlke, Warburg

Begleitheft: Byzanz - Das Licht aus dem Osten.Vernissage H. 14, 2001. Heidelberg: Vernissage-Verlag EURO 5,00

Die Ausstellung:

Nach dem unerwartet grossen Erfolg der Karolinger-Ausstellung 1 vor zwei Jahren hat sich das Dioezesanmuseum in Paderborn jetzt erneut an eine Epochenausstellung gewagt. Im Mittelpunkt steht diesmal Byzanz, das ostroemische Kaiserreich und seine rund 1100 Jahre lange Geschichte. Zwar ist der Umfang der Ausstellung mit rund 300 ausgeliehenen Exponaten nicht mit dem der Karolinger-Ausstellung im Jahr 1999 zu vergleichen - damals waren es mehr als das Dreifache -, die Thematik ist aber nicht weniger anspruchvoll. Zudem hat sich das vergleichsweise kleine Museum mit seinen Mitarbeitern, anders als vor zwei Jahren, ohne die Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Stadt Paderborn an die Arbeit gemacht. Das Ergebnis kann sich - um es gleich vorweg zu sagen - sehen lassen.

Dem Besucher oeffnet sich zu Beginn der Ausstellung ein Tor in eine andere Welt. Dieses Tor wird durch hintereinander versetzt angeordnete Stoffbahnen gebildet, die ein fruehbyzantinisches Kleinod abbilden, das schon in der Karolinger-Ausstellung zu den Highlights gehoerte, eine Elfenbeinschnitzerei mit der Darstellung einer Reliquienprozession. Zwei Bischoefe bringen einen Reliquienschrein in eine neu erbaute Kirche, vor der sie vom Kaiser erwartet werden. Mitten durch diese Szene setzt der Besucher seien Weg fort. Eine Lichtinstallation, die Bewegung in die Darstellung bringt, und der Klangteppich orthodoxer Kirchenmusik verstaerken das Gefuehl, einen anderen "Raum" zu betreten. Eine Symbiose zwischen Heiligem und Profanem, zwischen Staat und Kirche, kaiserlicher Hofzeremonie und liturgischer Feier scheinen durch. Schade nur, dass das Original des Elfenbeintaefelchens aus dem Trierer Domschatz nicht wieder ausgeliehen wurde und der Besucher es diesmals in Paderborn nicht im Original betrachten kann.

Was wir heute Byzanz nennen, meint nicht allein die Stadt am Bosporus, die seit dem 4. Jahrhundert den Namen Konstantinopel fuehrt und heute Istanbul heisst. Byzanz ist seit dem 19. Jahrhundert gleichbedeutend mit dem ostroemischen Reich, das seinen Anfang im 4. Jahrhundert unter Kaiser Konstantin mit der Verlegung der Hauptstadt nach Osten nahm und das mit der Eroberung durch die moslemischen Osmanen im Mai 1453 schlagartig unterging. In einer "Zeitreise" ausgehend von diesem Datum schreitet der Besucher auf der ersten Ebene zurueck durch die drei Epochen der byzantinischen Kunst- und Kulturgeschichte. Er gelangt in die mittelbyzantinische Zeit, die ebenfalls ihren Abschluss mit einer Eroberung Konstantinopels fand; nur waren es diesmal - im Jahre 1204 - Christen aus dem Westen Europas, Kreuzfahrer auf dem vierten Kreuzzug, die nicht weniger grausam und zerstoererisch vorgingen. Weiter geht es an wenigen, fuer die jeweilige Epoche charakteristischen Exponaten vorbei in die fruehbyzantinische Zeit, deren Beginn - wie schon gesagt - hier mit der Gruendung Konstantinopels und dem Ausbau zur Hauptstadt gesetzt wird. An der rechten Seitenwand faellt der Blick auf die Landkarte des byzantinischen Reiches zur Zeit Kaiser Justinians (+ 565) und damit zur Zeit der groessten Ausdehnung von Italien ueber den Balkan, Griechenland, Kleinasien, Syrien, Palaestina, Aegypten, Nordafrika bis in den Sueden Spaniens, praktisch rund um das Mittelmeer. Die Zeitreise durch gut ein Jahrtausend ist aber politisch nicht ein Weg kontinuierlichen Aufstiegs, sondern ein Pfad des Auf und Abs.

Schon gut 100 Jahre nach dem Tod Justinians sieht die politische Geographie ganz anders aus: Syrien, Palaestina, Aegypten - die Kornkammer des Reiches -, Nordafrika, der groesste Teil Spaniens stehen unter moslemischer Herrschaft, in Italien ist der byzantinische Einfluss auf wenige Territorien geschrumpft.

Am Ende des "Zeittunnels" befindet sich der Besucher vor einem Thronrelief aus dem 5. Jahrhundert. Ueber den leeren Thron ist eine Chlamys, ein kaiserlicher Umhang gebreitet, auf dem ein Diadem liegt; in der byzantinischen Bildsprache eine Repraesentation des Kaisers selbst, denn im Bild seines Thrones war der Kaiser selber gegenwaertig. Doch die Marmorplatte uebersteigt weltliche Dimensionen. Nur noch als Fragment ist ueber dem Thron eine Taube zu erahnen, Symbol des Heiligen Geistes. Damit ist die Darstellung nicht nur Repraesentation des Kaisers, sondern ebenso des auferstandenen und wiederkehrenden Christus. Weltliche Herrschaft des Kaisers und Weltherrschaft Christi werden so in Beziehung gesetzt. Entstanden in einer Zeit (Anfang 5. Jhd.), in der einerseits das Christentum beginnt, in der Oeffentlichkeit eine Rolle zu spielen, gleichzeitig aber die Naherwartung der Parusie in den Hintergrund tritt, erinnert eine solche Darstellung daran, dass der Christus einen neuen Himmel und eine neue Erde bereiten wird. Damit steht die Darstellung des bereiteten Throns fuer die Thematik der Ausstellung selbst. Die Erfahrbarkeit des Ueberirdischen, der Blick in die "himmlische Welt", das ist es, was Byzanz in seinen Zeremonien, Kulten und Liturgien bewegt. Mehr als es im Mittelalter der westlichen Welt je gelang, entwickelte sich in Byzanz eine Symbiose zwischen Profanem und Geistlichem. Ziel der weiteren Praesentation ist es, die Rolle des Religioesen im Sakralen Raum und im Alltag der Menschen zu verdeutlichen. Dazu sind die weiteren Exponate nicht mehr chronologisch, sondern typologisch geordnet. Fuer den Besucher wird es zur Herausforderung, sich dem nicht nur unserer modernen Zeit, sondern auch unserer westlichen Tradition zugleich fremden und fesselnden Lebensgefuehl zu stellen.

Das religioese Lebensgefuehl einer Kultur erschliesst sich nicht zuletzt durch ihren Totenkult. Sarkophage aus der Fruehzeit des Reiches zeigen den Uebergang von der paganen spaetantiken Gesellschaft zur christlich gepraegten nach der Deklaration des Christentums zur Staatsreligion (392). Im Vergleich der Exponate wird deutlich, dass historische und archaeologische Forschung Fragen offen lassen. Waehrend die Ikonographie einer Sarkophagplatte eindeutig christliche Motive zeigt, lassen andere unterschiedliche Deutungen zu. So beispielsweise das Marmorfragment, das den Oberkoerper einer Frau zeigt, die ein gewickeltes Neugeborenes in Haenden haelt. Kind und Mutter schauen einander an, waehrend an der linken Bruchkante ein Teil eines Kranzes zu sehen ist, der darauf hinweist, dass es sich um die Darstellung der Magieranbetung handeln koennte. Untypisch ist aber, dass das Kind ganz der Mutter zugewandt ist und nicht die Anbetenden anblickt. Handelt es sich doch vielleicht um einen Kindersarkophag aus der ersten Haelfte des 4. Jahrhunderts oder gar um den einer Mutter und ihres Kindes, moeglicherweise noch gar nicht aus christlichen Zusammenhaengen? Fuer den Betrachter bleiben Fragen offen, nicht alles ist geklaert. Es bleibt Raum fuer Phantasie und es wird deutlich, dass der Uebergang von der spaetantiken Gesellschaft zu einer christlichen nicht mit einem kaiserlichen Befehl vollzogen wurde, sondern es Zwischenstufen und Mischformen gab.

Der Besucher erreicht das eigentliche Zentrum der Ausstellung auf der obersten Etage des Museums. Hier konzentriert sich der groesste Teil der aus in- und auslaendischen Museen sowie aus Privatbesitz zusammengetragenen Exponate. Byzanz als Wirtschafts- und Handelsmacht wird sichtbar in der Praesentation von Muenzen, Stempeln, Siegeln, Waagen; auffaellig hier die haeufige Verwendung religioeser Symbole und Zeichen: Kreuze, das Christusmonogramm, Engel- und Heiligenfiguren selbst auf so profanen Gegenstaenden wie Stempeln, Gewichten, Schluessen und Muenzen. Die gleiche Entdeckung macht der Besucher auch in den Vitrinen, in denen Schmuck- und Kleidungsaccessoires ausgestellt sind, christliche Symbolik in Anhaengern, Broschen und Guertelschnallen, ein Zeichen fuer die Verwurzelung christlicher Religion im Alltagsleben dieses Kulturkreises.

Das Licht aus dem Osten. Mehr als in der westlichen Christenheit spielte das Licht in der sakralen Welt des byzantinischen Reiches eine Rolle. Lampen und Leuchter machen das in der Ausstellung deutlich. Das "lebendige" Licht aus Oellampen war ein wichtiger Bestandteil des Kultes und der Liturgie. Eine ausgefeilte Lichtregie, die die Art und den Umfang der Beleuchtung an bestimmten Festtagen regelte, verbunden mit der Wirkung von flackernden Flammen und dem Spiel von Licht und Schatten, reflektiert durch das Gold, Rot und Blau von Mosaiken und gemalten Ikonen, all das trug dazu bei, dass sich die Glaeubigen in einer anderen Sphaere waehnten, dass sich ihnen der Himmel ein Stueck oeffnete und sie einen Blick in die "andere Welt" werfen konnten. Beim Betrachten der vielfaeltigen ein- und mehrflammigen Tonlampen, der Bronzeleuchter und Kandelaber wird sich auch der Halogen- und Neonlicht gewoehnte und lightshowerfahrene Zeitgenosse des 21. Jahrhunderts vorstellen koennen, welche Faszination von dem Lichtspiel ausging, das solche Leuchten, die wahrscheinlich mit (nicht mehr erhaltenen) bunten Glaseinsaetzen bestueckt waren, erzeugten.

Das Spiel mit dem Licht war nur ein - wenn auch ein besonders wichtiger - Bestandteil hoefischer und kirchlicher Zeremonien. Den sakralen Raum und Kult erlebten die Byzantiner mehr als westliche Menschen mit allen Sinnen. Neben dem Schauen spielten das Hoeren, das Riechen, das Schmecken und das Fuehlen eine nicht weniger wichtige Rolle. Bis heute erlebt der westliche Mensch einen orthodoxen Gottesdienst mit einer Mischung aus Faszination und Unverstaendnis. Das gilt selbst fuer den christlich sozialisierten Mitteleuropaeer, denn in der nachkonziliaren katholischen Liturgie ist die oestliche nur schwer wiederzuerkennen. Noch schwieriger ist es, Verbungen zu protestantischen Kulttraditionen zu knuepfen. In der Ausstellung ist fuer den Besucher diese fremde liturgische Welt leider nur mittelbar ueber die Exponate und einige Hoerbeispiele erfahrbar. Aber Weihrauchfaesser und Ikonen, Vortragekreuze und die Darstellung des orthodoxen Kirchenraumes am Beispiel der Hagia Sophia geben doch eine Ahnung von der Reichhaltigkeit der oestlichen Liturgie.

Bis zur Aufloesung des byzantinischen Reiches verfuegte Konstantinopel ueber die groesste christliche Kirche, die Hagia Sophia, die erst nach ihrer Umwidmung zur Moschee vom Neubau des Petersdomes uebertroffen wurde. In der Ausstellung wird sie in grossformatigen Skizzen als Beispiel orthodoxern Kirchenbaus vorgestellt. Mit ihrer Kuppel, die zu einem vorherrschenden und typischen Bestandteil in orthodoxen Kirchen wurde, schafft sie die Verbindung zum Himmel, was dadurch unterstrichen wird, dass in den Kuppeln der Kirchen Christus als der Pantokrator, der Herrscher ueber das All, dargestellt wird. Dieser Verbindung zwischen Himmel und Erde in der Vertikalen entspricht in der Horizontalen die Einteilung des Gotteshauses in die Vorhalle (Atrium), das Kirchenschiff (Naos) mit dem Vorschiff (Narthex) und dem einige Stufen hoeher liegenden Altarraum (Bema). Die Abgrenzung des heiligen Bezirkes, der nur den Priestern zugaenglich ist, durch eine Bilderwand, die Ikonostase, wirkt auf den modernen Menschen eher ausgrenzend im Sinne eines uebertriebenen "Kastendenkens" und einer starren hierarchischen Ordnung. Der Gedankengang des Byzantiners ging moeglicherweise genau in die andere Richtung. Die Bilderwand, die Ein- und Ausgaenge besitzt, ist die sichtbare Grenze zwischen dem Profanen und dem Heiligen, die im Gottesdienst durchlaessig wird. Die Glaeubigen koennen die Gebete und den Gesang der Priester hoeren, sie riechen den Weihrauch und nehmen so an den Zeremonien teil, auch wenn sie vor ihren Augen teilweise verborgen sind und immer wieder tut sich die Tuer zur heiligen Sphaere auf, der Priester tritt heraus, er schafft die Verbindung zwischen himmlischer und irdischer Welt.

Neben den Zeremonien sind es vor allem die Bilder, Ikonen in gemalter, geschnitzter oder als Mosaik gestalteter Form, die in diesem Grenzbereich menschlichen Lebens als Vermittler auftreten. Das byzantinische Bildverstaendnis ist von dem unseren, das vor allem durch die Renaissance gepraegt ist, voellig verschieden. Wie wir schon im Zusammenhang mit dem "bereiteten Thron" gesehen haben, repraesentieren Bilder fuer den antiken Menschen den im Bild Dargestellten. Nicht der Kuenstler spricht durch das Bild zum Betrachter, sondern das oder der Dargestellte spricht den Betrachter direkt an, der Kuenstler ist nichts als der Vermittler, der "Schreiber". Im Griechischen spricht man davon, dass Ikonen "geschrieben", nicht gemalt werden. Analog dazu werden sie auch nicht betrachtet, sondern "gelesen". Die Ausstellung zeigt eine Reihe unterschiedlicher Ikonen, an denen dieses Bildverstaendnis deutlich wird. Die Mosaikikone Christus, der Erbarmer aus dem 12. Jahrhundert zeigt Christus vor goldenem Hintergrund, Gold als die Farbe des Goettlichen. Der Dargestellte gehoert einer anderen Welt an, diese scheint aber gleichzeitig durch das Bild auf das menschliche Dasein. Die Form des Gottessohnes ist in hohem Grad typisiert, in aehnlicher Form ist er immer wieder zu anderen Zeiten, in anderen Materialien dargestellt worden: schulterlanges Haar, Mittelscheitel, Bart, Gloriole, Evangelienbuch oder Rolle. Es geht dem Kuenstler nicht darum, sein Bild von Christus darzustellen, sondern durch das (typische) Bild den Pantokrator Christus zu vergegenwaertigen. Undenkbar ist es fuer den Byzantiner, ein solches Bild als Dekoration oder als Illustration zu verstehen. Es ist Vergegenwaertigung und geniesst damit die gleiche Verehrung wie der Dargestellte. Da wundert es nicht, dass im 8. und 9. Jahrhundert ein erbitterter Bilderstreit die byzantinische Gesellschaft zerrissen hat. In erbitterten Auseinandersetzungen kam es zu Zerstoerungen, die im Westen selbst im calvinistischen Bildersturm der Reformation keine Parallele haben. Aber es konnte sich letztlich die Partei der Bilderverehrer (Ikonodulen) durchsetzen.

Bilder haben nicht immer einen festen Platz und sind auch nicht nur im sakralen Raum zu finden. Sie sind beweglich, werden im Gottesdienst oder in Prozessionen getragen, sie werden beruehrt und gekuesst, erst recht wenn sie, wie die Kreuzigungsikone aus dem 13. Jahrhundert - ebenfalls ein Mosaik -, umgeben war von Reliquienkapseln, in denen der oder die Heilige(n) noch einmal in anderer Form gegenwaertig sind. Im Falle von Gefahr und Belagerung wurden Ikonen der Schutzheiligen selbstverstaendlich mit in die Schlacht genommen. Indem man sie ueber die Mauern trug, empfahl man die Stadt ihrem Schutz. Auch im privaten Raum haben Ikonen ihren Platz, kein Haus ohne Ikone, nichts war schlimmer, als dass die Ikone geraubt oder zerstoert wurde.

Die Welt, die durch die Exponate in Paderborn vorgestellt wird, kann in ihrer Faszination und Fremdheit nur bruchstueckhaft erfahren werden. Die Ausstellung kommt naturgemaess an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die Sinnlichkeit der byzantinischen Welt und Liturgie erfahrbar zu machen. Der Besucher benoetigt Phantasie und Bereitschaft, sich auf das Fremde einzulassen und in ihm vielleicht auch Bekanntes aus der eigenen Tradition zu erkennen. Dem nicht fachkundigen Besucher - wer hat in einer deutschen Schule schon mehr als ein paar Stichworte ueber die byzantinische Kultur vermittelt bekommen? - ist eine Fuehrung oder die Lektuere des Katalogs zu empfehlen (Oeffentliche Fuehrung: jeden Sonntag, um 15:00 Uhr, Gruppenfuehrung auf Anfrage). Ein umfangreiches Begleitprogramm gibt dem Besucher aus der naeheren Umgebung Gelegenheit, sich intensiver mit der Thematik zu befassen, leider ueberwiegend auch wieder in Form von Vortraegen, also auf der mehr rationalen Ebene. Konzerte und Lesungen ergaenzen das Programm. Fuer Schueler der Primarstufe und der Sekundarstufe I wird ein museumspaedagogisches Programm angeboten. Das Erzbistum Paderborn als Traeger des Museums bietet in seiner Tagungsstaette Liborianum fuer Gruppen Bildungstage an, an denen Gruppen auf den Besuch der Ausstellung vorbereitet werden.

Und fuer denjenigen, den es nach der Zeitreise durch 1100 Jahre Vergangenheit noch nach einer Stippvisite in der Zukunft geluestet, gibt es ein ganz besonderes Bonbon: Die Kombikarte fuer die Byzanz-Ausstellung und die Sonderausstellung "Computer.Gehirn" im Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn (EURO 7,50 / ermaessigt EURO 6,00).

Der Katalog

Der im renommierten Verlag Philipp von Zabern erschienene Katalog bietet auf 412 Seiten eine detaillierte Beschreibung aller Exponate mit qualitativ ausgezeichneten Fotos. Die Texte sind auch fuer den kunstgeschichtlichen Laien verstaendlich geschrieben, ein umfangreiches Glossar erlaubt es, Fachbegriffe schnell nachzuschlagen.

Dem Katalogteil ist eine Aufsatzsammlung vorgestellt, die in die Thematik der Ausstellung einfuehrt. Peter Schreiner beschreibt Byzanz als eine Gesellschaft mit drei Kulturen, der des Hofes, des einfachen Volkes und des Moenchtums. Lioba Theis und Michael Kunzler beschaeftigen sich mit dem byzantinischen Kirchbau und der Liturgie. Beiden gelingt es, die fuer unsere westliche Kultur fremde Welt des Sakralen verstaendlich zu erklaeren und zu deuten. Ergaenzt wird dieser Bereich, der auch in der Ausstellung breiten Raum einnimmt, durch den zweiten Aufsatz von Lioba Theis, in dem sie auf die Lichtsymbolik eingeht. Josef Engemann beschaeftigt sich mit dem Pilgerwesen und der Pilgerkunst waehrend Arne Effenberger die Kunst im byzantinischen Alltag beschreibt.

Was fuer die Beschreibung der Exponate gilt, kann ohne Einschraenkung auch von den Essays gesagt werden, sie sind verstaendlich geschrieben und helfen dem interessierten Besucher sowohl bei der Vor- wie bei der Nachbereitung des Ausstellungsbesuchs. Gewuenscht haette man sich vielleicht noch einen Aufsatz, der die Sprache der byzantinischen Ikonen zum Inhalt gehabt haette. Obwohl in einigen der genannten Beitraege immer wieder erwaehnt, kommt die Thematik etwas zu kurz. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht zwar die byzantinische Kultur, trotzdem waere im Katalog eine Zeittafel, vielleicht auch mit einigen ergaenzenden Karten fuer den Leser hilfreich gewesen, dem die politische Einordnung wichtig ist.

Die Website WWW: http://www.byzanz2001.de

Der Internetauftritt der Ausstellung ist klar gegliedert und uebersichtlich. Farblich in Rot-Schwarz-Toenen gehalten, fuegt sich die Site in das PR-Konzept mit Katalog- , Prospekt- und Plakatgestaltung ein.

Dem potentiellen Besucher werden einige Informationen zum Konzept der Ausstellung gegeben. Als Appetithappen kann er eine Reihe der wichtigsten Exponate im Bild betrachten. Auf der Seite "Basic Infos" sind alle wichtigen Informationen zum Besuch zusammengefasst. Eine Verlinkung mit der Tourist-Information der Stadt erlaubt es, den Besuch logistisch perfekt vorzubereiten. Unter "Termine" ist das Rahmenprogramm zur Ausstellung zu finden, eine Anmeldung zu einzelnen Veranstaltungen ist per E-Mail moeglich. Natuerlich fehlt auch nicht die Site mit den Sponsoren und Beteiligten an der Ausstellung.

Der lesenswerte Eroeffnungsvortrag von Prof. Dr. Peter Schneider (Universitaet Koeln) steht als Download zur Verfuegung. Wozu allerdings die Moeglichkeit, den Schriftzug "Byzanz" und "Licht aus dem Osten" herunter zu laden gegeben ist, bleibt schleierhaft. Interessant waere sicherlich ein Beispiel byzantinischer Kirchenmusik gewesen, wie es in der Ausstellung zu hoeren ist. Aber auch so macht der Internetauftritt neugierig auf die Ausstellung selbst.

Aergerlich allerdings ist die sehr schlechte Qualitaet des Fotos, das den Eingangsbereich zur Ausstellung zeigt. Diese Abbildung sollte so schnell wie moeglich durch ein besseres ersetzt werden.

Anmerkung: 1 799 - Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Grosse und Papst Leo III. in Paderborn. Museum Kaiserpfalz u.a., Paderborn (23.7. - 1.11.1999), Rezension der Ausstellung unter http://www.vl-museen.de/aus-rez/pahlke99-1.htm

Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Redaktionell betreut durch
Klassifikation
Region(en)
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) Ausstellung
Deutsch
Sprache der Publikation
Sprache der Rezension