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Titel
Das Ephorat. Garant des spartanischen Kosmos


Autor(en)
Sommer, Stefan
Reihe
Mainzer althistorische Studien 2
Erschienen
St. Katharinen 2001: Scripta Mercaturae Verlag
Anzahl Seiten
IV, 110 S.
Preis
€ 12,50
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Andreas Luther, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Nullum est iam dictum, quod non dictum sit prius (Ter. Eun. 41) - unter dieses irritierende Motto stellt Stefan Sommer seine kurze Abhandlung über das Ephorat (S. 1), jene aus fünf Jahresbeamten zusammengesetzte Behörde, die in der klassischen Zeit das politische Geschehen in Sparta dominierte. Daß mit Sommers Untersuchung eine Magisterarbeit veröffentlicht wird, ist ein durchaus ungewöhnlicher Umstand. Grundsätzlich wird man es begrüßen, wenn nicht nur Dissertationen, sondern auch solide Examensarbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein Rezensent steht indes hier vor dem Dilemma, einen adäquaten Bewertungsmaßstab zu finden - immerhin ist die vorliegende Arbeit in einer wissenschaftlichen Reihe erschienen.

Zum Inhaltlichen: Nach einer Einleitung, in der die "Frage nach dem Aufstieg des Ephorats" gestellt wird (S. 1-2), untersucht Sommer die diffizile Überlieferungslage zur Einrichtung des Amtes und gibt einen kurzen Überblick über die modernen Hypothesen (S. 3-16). Sommer glaubt, "daß das Ephorat um 600 v. Chr. eingeführt worden ist, um die Unruhen in Lakonien zu beenden" (S. 16 - gemeint sind Ereignisse im Zusammenhang mit dem Zweiten Messenischen Krieg). Bei der anschließenden Frage nach den Modalitäten der Besetzung des Amtes (S. 16-24) unterstreicht Sommer den Einfluß, den sowohl die soziale Herkunft als auch die militärischen Leistungen der Kandidaten bei den Ephoren-Wahlen gehabt hätten (S. 21).

Auf einen Überblick über die politischen, sozialen und religiösen Aufsichtfunktionen der Ephoren (S. 25-38) folgt eine umfangreiche Synopse von "kasuistischen Exempla" der politischen Interaktion von Königen und Ephoren unter den Aspekten "Nachfolgeregelung", "Ausbrechen aus dem Kosmos", "Bewußte Integration in den Kosmos" sowie "Kontinuität der Rivalität und Interaktion im 3. Jahrhundert v. Chr." (S. 39-84). Sommer will hierbei zeigen, daß die Ephoren einen bedeutenden Anteil an der "Sicherung der Eunomia / des Kosmos" hatten (S. 39; vgl. auch S. III u. 74), dies freilich vielfach in einvernehmlicher Zusammenarbeit mit den Königen, die ihrerseits bisweilen "Selbstbeschränkung" üben mußten (S. 86).

Diese Kernthese des Autors wirkt nicht unbedingt spektakulär, doch ist das Hervorrufen eines derartigen Eindrucks sicher nicht grundsätzliches Ziel einer Magisterarbeit, in der sauberes wissenschaftliches Arbeiten unter Beweis gestellt werden soll. Insbesondere aber die äußere Gestalt der Arbeit ruft beim Leser gemischte Gefühle hervor: Die Darstellung ist bisweilen recht unübersichtlich. In Kapitel 1.4. ("Ergebnis") zieht Sommer beispielsweise die Eunomia-Elegie des Tyrtaios (Fr. 1b G/P = 3b D bzw. 14 G/P = 3a D) sowie die bei Plutarch in der Lykurg-Biographie überlieferte "Große Rhetra" mit der Feststellung heran, daß in beiden Texten die Ephoren nicht genannt seien. Allerdings enthält Sommer den Lesern die Möglichkeit vor, seine Überlegungen nachzuvollziehen, da ein Zitat ebenso wie eine Analyse der Texte unterbleibt (S. 12ff. Die "Große Rhetra" wird auszugsweise erst auf S. 29f. besprochen). Im Falle des Tyrtaios ist dies im übrigen auch deshalb bedauerlich, weil in der jüngeren Forschungsliteratur (etwa von St. Link und N. Richer) die Ansicht vertreten wurde, daß die Ephoren in der Eunomia-Elegie eben doch genannt werden.1 Insgesamt hätte das Buch viel gewonnen, wenn der Text vor der Drucklegung einer inhaltlich-strukturellen und auch sprachlichen "Straffung" unterzogen worden wäre.

1 Sie seien mit den dort erwähnten "Männern des Volkes" zu identifizieren, vgl. dazu Link, St.: Das frühe Sparta (Pharos 13), St. Katharinen 2000, S. 19ff.; Richer, N.: Les Éphores (Histoire ancienne et médiévale 50), Paris 1998.

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