Rez. CD-ROM: "Politische Abzeichen der Kaiserzeit .."

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Prof. Dr. Laurenz Demps, Humboldt-Universitaet zu Berlin

Politische Abzeichen, ein Sammlungsgebiet ohne Ende und ohne Grenzen. Über fast 8.000 Objekte - so die Herausgeber - verfügt der Fundus des Deutschen Historischen Museums. Im Gegensatz zu den "großen Brüdern" der Abzeichen, den Münzen, Orden und Medaillen, fehlt für sie bisher fast jede Zu- und Einordnungsmöglichkeit. Der Sammler, der Händler, aber auch nur der Interessierte hat kaum Möglichkeiten des Nachschlagens und des Bewertens.

Politische Abzeichen haben in der Regel keinen staatlichen Auftraggeber, werden nicht registriert. Ihre Herausgabe ist an keine Regel gebunden, jeder kann letztendlich ein Abzeichen herstellen lassen. Oft sind sie nur an ein Ereignis gebunden, nur wenige haben eine längere "Laufzeit". Sie werden getragen, abgelegt und irgendwo dann auch vergessen.

Andererseits sind sie ein wichtiges Stück Zeit- und Alltagsgeschichte und geben sehr viel Auskunft über die Ansichten, den Geschmack und die Auffassung des Herausgebers, aber auch des Trägers. Oft sind sie kleine Kunstwerke, von Künstlern entworfen und gefertigt, andere sind nur einfach von der Maschine gestanzt.

Einen ersten großen Wurf hat nun das Deutsche Historische Museum unternommen und aus den etwa rund "8.000 Objektnummern" eine CD vorgelegt, die 786 "Politische Abzeichen der Kaiserzeit und der Weimarer Republik" umfaßt. Überwiegend sind es Objekte aus Deutschland, einige wenige kommen aus Österreich und der Schweiz. Sie werden im Bild vorgestellt und nach Herausgeber und Künstler oder Werkstatt katalogisiert. Ein knapper Text gibt dichte Informationen zur Zuordnung sowie zur Größe und wiederholt die Inschrift auf dem Abzeichen. Der Zeitraum des Erscheinens umfaßt die Jahre 1837 bis 1943, hält sich also nicht genau an den Titel. Das stört nicht, im Gegenteil, man kann noch mehr "vertragen".

Das gesamte Material ist abfragbar nach Stichworten, Anlässen, Organisationen, Name des Künstlers usw., so daß sehr rasch ein Zugriff möglich ist. Die Schlagworte sind klug gewählt und verraten, daß man sich lange mit der Materie beschäftigt hat. Das Ganze ist sehr professionell gemacht, und für den Interessenten ist ein intelligenter, schneller Zugriff möglich. Da sich der Zugriff nicht nur unmittelbar auf das Objekt erstreckt, d.h. nur das Abzeichnen zum Gegenstand nimmt, gibt es außerdem zahlreiche Möglichkeiten, die Ikonographie, die Künstler oder die Werkstätten zu vergleichen, also eine Vielzahl von Querverbindungen herzustellen. Alles ist sehr sauber gearbeitet, und es ist ein Vergnügen, mit der CD zu arbeiten.

Der Interessentenkreis in den Museen und Sammlungen, aber eben auch der Privatsammler wird hier Antworten auf eine Fülle von Fragen finden. Es ist anzunehmen, daß sich durch diese CD und die Arbeit der Nutzer mit ihr das Sammelgebiet erweitern wird. Dies resultiert aus der Dichte der Informationen zu den einzelnen Stücken, aber eben auch aus der geglückten Nutzung der gegebenen Möglichkeiten.

Ein Wermutstropfen sind die Abbildungen. Die enormen Vorteile dieses Katalogs - er hat alle Vorzüge, um bald Standard zu werden - werden geschmälert durch das Bild, das die CD von ihnen bringt. Es handelt sich in der Regel um sehr kleine Objekte, die professionell "durchfotografiert" worden sind. Das belegen die sechs Abbildungen auf dem Klappentext. Vergleicht man diese Bilder mit denen auf der CD, stellt man fest, daß Welten dazwischenliegen. Die Details sind nicht mehr genau zu erkennen, die Bilder erscheinen "verwischt". Viele Informationen sind im Detail "verloren", zur ersten Information aber und zur Einordnung reichen die Abbildungen aus, für mehr nicht.

Die CD-ROM ist in der DISKUS-Reihe erschienen, deren Software vom Marburger Bildarchiv mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung entwickelt wurde; detaillierte Hinweise dazu finden sich in der Rezension von Markus Sehlmeyer vom 04.12.98 zu einer anderen CD-ROM aus der DISKUS-Reihe (siehe: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/digital/datenban/sema1298.htm). An den PC des Benutzers werden nur vergleichsweise geringe Anforderungen gestellt: empfohlen wird ein 486er Prozessor mit minimal 8 MB RAM und etwas Speicherplatz auf der Festplatte, als Betriebssystem sollte Windows 3.1 oder eine höhere Variante installiert sein. Das Gerät darf aber ruhig etwas mehr Leistung zur Verfügung stellen, denn dann werden die Abbildungen und Informationen deutlich schneller zur Verfügung gestellt. Die Installation der Software verlief ohne Probleme, gleiches gilt für die Benutzung des Programms.

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