Cover
Titel
Heraldik.


Autor(en)
Scheibelreiter, Georg
Reihe
Oldenbourg Historische Hilfswissenschaften 1
Erschienen
Anzahl Seiten
222 S.
Preis
€ 29,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Michael Eckardt, Zentrum für interdisziplinäre Medienwissenschaft, Georg-August-Universität Göttingen

Der von Georg Scheibelreiter (Wien) besorgte Band hat nach eigenem Anspruch die Aufgabe, eine abgerundete, aber problemorientierte Einführung in die Heraldik (Wappenkunde) zu bieten. Die bewusst nüchterne Einbandgestaltung betont die Handbucheigenschaften des Bandes und macht klar, dass man es hier im Gegensatz zu pseudoheraldischen Prachtbänden mit Studienliteratur zu tun hat, die zur Verwendung als Handbuch und Arbeitsinstrument einlädt. Den auf solide Quellenkenntnis angewiesenen Historiker/innen werden eine Einführung in eine historische Hilfswissenschaft an die Hand gegeben, mit welcher die noch Unbedarften endlich der Aufgabe stellen können, die in der Heraldik besonders enge Beziehung von erklärendem Text und exemplarischem Bild geschichtswissenschaftlich zu nutzen.

Folgerichtig gliedert sich der Band in einführende Erläuterungen zur Wissenschaftsgeschichte und Terminologie der Heraldik, dem den Wappen gewidmeten Hauptteil und anschließenden Ausführungen zum Wappen- und Heroldswesen, den Quellen der Heraldik etc. So oder ähnlich, angereichert durch ein hilfreiches Glossar und eine ausführliche Literaturliste, kennt man moderne Einführungen in die Heraldik.1 Der praktische Wert besteht darin, das Erlesene mittels Übungsbeispielen und Lösungsvorschlägen unmittelbar erproben und anwenden zu können. Der didaktische Aufbau des Textes mit seinen zahlreichen Abbildungen und am Rand optisch abgesetzten Fachtermini ermöglicht dem Nutzer eine optimale Orientierung im weiten Feld des Wappenwesens und steuert ihn selbstverantwortlich zu ersten Versuchen der ureigensten Tätigkeit des Heraldikers, nämlich der fachwissenschaftlichen Wappenbeschreibung, dem so genannten Blasonieren. Ebenso wie dem Heraldikneuling eine leichte Orientierung ermöglicht wird, befindet sich der Kenner in einer ihm wohlvertrauten Umgebung, stammt doch die Mehrzahl der verwendeten Abbildungen nebst Terminologie aus Gert Oswalds weit verbreitetem ‚Lexikon der Heraldik’ 2, dem damit ein ehrender Respekt erwiesen wird.

Der in Buchform vergegenständlichte „Grundkurs Heraldik“ von Scheiblreiter ist nicht nur für angehende oder bereits praktizierende Historiker/innen eine geschätzte Hilfe, mit seinem Verweis auf die in den Wappen bildlich verschlüsselten sozial- und besitzgeschichtlichen Hinweise erfolgt ein Wink an Kommunikations- und Medienkulturwissenschaft, sich die Heraldik als Methode und Ordnungswissen nutzbar zu machen. Wie dies aussehen kann, hat Walter Seitter bereits 1985 in seiner grundlegenden Studie ‚Menschenfassungen’ vorbildhaft demonstriert, in jüngerer Zeit hat Kilian Heck dem Beitrag dynastischer Wappen zur politischen Raumbildung in der Neuzeit eine umfangreiche Studie gewidmet3. Gerne wünschte man der Heraldik einen Aufschwung als historische Bildwissenschaft, die mit einer bestimmten Denkschule innerhalb der Medienkulturwissenschaft gemeinsam hat, sich mit dem Verschwinden gewisser militärischer Ursprünge vollkommen neue Einsatzbereiche erobert zu haben (man denke nur an die allgegenwärtigen Warenzeichen, die so genannten ‚Logos’ oder die icons auf PC-Bildschirmen etc.), denen in diesem Falle eine wissenschaftliche Reflexion aus einem ‚heraldischen Blickwinkel’ gut zu Gesicht stünde.

Auf dem Weg zu einer ‚Theorie der heraldischen Zeichen’ jenseits der Geschichtswissenschaft ist man mit Georg Scheibelreiters ‚Heraldik’ allerdings noch nicht. Über Wien führt allerdings der Pfad, welcher das historisches Mediensystem Heraldik hintergehbar macht, dessen Möglichkeiten der ‚Menschenfassung’ mit dem vorliegenden Grundkurs bestens nachvollziehbar werden.

Anmerkungen:
1 Filip, Václav Vok, Einführung in die Heraldik, Stuttgart 2000.
2 Oswald, Gert, Lexikon der Heraldik, Leipzig 1984.
3 Seitter, Walter, Menschenfassungen, Studien zur Erkenntnispolitikwissenschaft, München 1985; Heck, Kilian, Genealogie als Monument und Argument, München 2002.

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