G. Schulz u.a. (Hgg.): Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

Cover
Titel
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - Arbeitsgebiete-Probleme-Perspektiven. 100 Jahre Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte


Herausgeber
Schulz, Günther; Buchheim, Christoph; Fouquet, Gerhard; Gömmel, Rainer; Henning, Friedrich-Wilhelm; Kaufhold, Karl Heinrich; Pohl, Hans
Reihe
Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 169
Erschienen
Stuttgart 2004: Franz Steiner Verlag
Anzahl Seiten
661 S.
Preis
€ 104,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Peter Mantel, Berlin

2003 feierte die Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (VSWG) ihren 100. Geburtstag – Anlass zur Herausgabe der vorliegenden Festschrift, die versucht, „nicht die VSWG selbst in den Mittelpunkt zu rücken und nicht die Geschichte des Fachs Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gewissermaßen im Spiegel der VSWG zu untersuchen, sondern [...] wichtige Arbeitsgebete, Themen und Probleme sowie Perspektiven [des Fachs] für künftige Forschungen herauszuarbeiten“ (S. 13). Die Geschichte der Zeitschrift wird also, anders als es der Untertitel des Bandes erwarten lässt, in diesem nur am Rande dargestellt. Da sich einerseits die Distanz zwischen Sozialgeschichte und Wirtschaftsgeschichte in den letzten Jahrzehnten vergrößert hat, sich aber andererseits das Bindestrichfach derzeit – wie im Rahmen des Bandes deutlich wird – in einer Phase der Neuorientierung befindet, ist dieser Ansatz reizvoll: Er bietet die Gelegenheit, die Disziplin sowohl auf vergangene Leistungen, auf ihr Potenzial als Bindeglied zwischen den sie konstituierenden Disziplinen, als auch auf Möglichkeiten ihrer künftigen Ausgestaltung zu untersuchen – was insgesamt trotz kleinerer Kritikpunkte auch gelingt.

Der Band enthält 26 meist 20-30-seitige Beiträge, die durch eine Vorbemerkung von Günther Schulz eingeleitet werden. Der Charakter der Beiträge variiert stark: „Manche Aufsätze sind dichte, kompakte Forschungsberichte, andere sind Essays." (S. 14) Der räumliche Schwerpunkt der Abhandlungen ist eindeutig Deutschland und die deutschsprachige Forschung. Zeitlich wurde von den Herausgebern Wert darauf gelegt, auch Abhandlungen über die Geschichte der Mittelalterforschung und die Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters aufzunehmen, auch wenn die Neuzeit, v.a. aber das 20. Jahrhundert, stark dominiert.

Günter Schulz geht in einer kurzen Vorbemerkung kurz auf die Geschichte der VSWG ein. Die Gründung der VSWG erfolgte im Jahre 1903. Sie markierte einen Meilenstein deutscher Historiografie, indem sie dieser neue Perspektiven öffnete und zumindest teilweise als Einflussfaktor für ähnlich konzipierte Zeitschriften in anderen Ländern wirkte. Die VSWG wurde zur dominierenden Zeitschrift der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (SWG), eine Stellung, die sie weitgehend noch heute innehat.

Nach der Vorbemerkung von Schulz werden im ersten der zwei Haupteile primär die Ergebnisse der klassischen Bereiche der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Forschung rekapituliert. Beiträge zur agrargeschichtlichen Forschung machen den Anfang: Werner Rösener behandelt das Mittelalter, Friedrich-Wilhelm Henning die Neuzeit. Beide Aufsätze zeigen den – nicht nur in der VSWG zu beobachtenden – Bedeutungsverlust der landwirtschaftshistorischen Forschung, die sich, in Hennings Worten, mittlerweile analog der schwindenden Bedeutung der Landwirtschaft in einer relativ aussichtslosen „desolaten Stellung“ befindet, ohnehin aber immer stark von der persönlichen Initiative einzelner Forscher abhängig war (S. 66). Ebenfalls primär als Forschungsüberblick konzipiert sind die Beiträge von Gerhard Fouquet zu „Stadtwirtschaft: Handwerk und Gewerbe im Mittelalter“ sowie von Karl-Heinrich Kaufhold zu „Gewerbe, Bergbau und Industrie in der Neuzeit“. Letzterer betont die Fortschritte der Literatur zum Thema, kommt aber zum Schluss, dass für eine befriedigende Zusammenfassung der Forschung grundlegende Fragen – so die nach den Begriffen Industrialisierung und industrielle Revolution – noch nicht ausreichend geklärt seien (S. 131). Weitere Beiträge im ersten Teil des Bandes sind der Bericht Rainer Gömmels über „Handel und Verkehr“ sowie Hans Pohls Darstellung der Forschung über „Kredit und Versicherungswesen“. Gerold Ambrosius liefert einen stark gegenwartsbezogenen Aufsatz über „Staatstätigkeiten und Staatsunternehmen“, in dem er abschließend konstatiert, dass dieser Bereich in der VSWG insgesamt überraschend wenig Beachtung gefunden hat, obwohl es dazu gerade aus historischer Sicht noch viele Desiderata gäbe (S. 189f.). Mit „Konjunkturen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“ bzw. den „Konjunkturen im 19. und 20. Jahrhundert“ – Themen, die von jeher in der VSWG stark berücksichtigt wurden – beschäftigen sich schließlich Markus A. Denzel und Rainer Metz, wobei besonders der teils theoriegeschichtlich konzipierte Beitrag von Metz fruchtbare Anregungen zur konjunkturgeschichtlichen Forschung präsentiert.

An die genannten eher traditionellen Forschungsfelder der SWG werden dann anschließend historische Teil- bzw. Nachbardisziplinen auf Möglichkeiten ihrer Einbeziehung in die SWG bzw. ihre Stellung zu dieser untersucht. In vielen dieser Aufsätze lässt sich als wenig überraschendes Grobmuster erkennen, dass die Autoren zuerst Geschichte und Möglichkeiten ihres Gegenstandes beschreiben, um dann dessen angenommenen potenziellen Nutzen für die SWG hervorzuheben. Jörn Sieglerschmidt behandelt die Bevölkerungsgeschichte (S. 282: „[D]ass die VSWG im Gegensatz zur bisherigen Tradition ein Motor dieser Forschung sein sollte, wäre eine wichtige Forderung.“), Günther Schulz die Sozialgeschichte (S. 301: Die „’klassische Verbindung’ von der Sozial- mit der Wirtschaftsgeschichte [...] könnte das Profil der Sozialgeschichte wieder schärfen.“), Heike Wunder die Frauen- und Geschlechtergeschichte (S. 323: „Gegenüber den Anfängen der Frauenforschung haben sich nicht nur die Geschlechterbeziehungen gewandelt, sondern ebenso die wissenschaftlichen Forschungsbedingungen [...] Es zeichnet sich jedoch ab, dass die geforderte Gegenstandskonstituierung nicht so sehr innerwissenschaftlich generiert wird als von den aktuellen ... Diskursen.“), Wolfgang Zorn die Alltagsgeschichte (S. 341: „[Die VSWG] übernahm zwar keine Vorreiterrolle für den Aufbruch unter der neuen Fahne ‚Alltagsgeschichte’, sie hat aber deren Themen [...] mit Aufmerksamkeit [...] vermittelt.“), Ute Daniel die Alte und neue Kulturgeschichte (S. 358: „ und sie stünden einer in die reiferen Jahre gekommenen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die nicht mehr wie noch vor 100 Jahren ihre Wissenschaftlichkeit unter Beweis stellen zu müssen glaubt [...] sehr gut an.“), Peter Borscheid die Historische Altersforschung, Helmut Braun den Übergang „Von der Technik- zur Umweltgeschichte“ (S. 378f.: „Damit zeigt sich die VSWG im Prinzip offen für technikhistorische Forschungsergebnisse [...] Für die VSWG wäre es ein Gewinn, in Zukunft vermehrt Studien einer sozialwissenschaftlich geprägten Technikforschung zu publizieren.“) und Werner Plumpe die Perspektiven der Unternehmensgeschichte, für die er einen grundlegenden Wandel hin zu mehr Theoriefundierung fordert. Die meisten der genannten Beiträge zu den Erweiterungsmöglichkeiten der SWG präsentieren ihren Gegenstand zwar überzeugend und sind in sich schlüssig, leiden aber darunter, dass sie teils zu stark einer wissenschaftspolitischen Pro-domo-Argumentation folgen: Sie schaffen es so nicht immer, den für die SWG speziellen Nutzen der jeweiligen historischen Subdisziplin im Vergleich zu den – im Rahmen der einzelnen Artikel wenn überhaupt jeweils nur implizit thematisierten – Konkurrenzvorschlägen deutlich zu machen.

Dies ist im zweiten Hauptteil des Bandes anders, der in seinen Hauptfragestellungen teilweise an die vorangehenden Artikel anknüpft, sich aber in seinen stärker theoretisch grundierten Fragestellungen direkter auf die SWG und die sie klassisch konstituierenden Teildisziplinen bezieht: Wodurch ist die SWG charakterisiert, welchen Herausforderungen muss sie sich stellen? Wie ist ihr Verhältnis zu ihren Nachbardisziplinen? In den Aufsätzen dieses Abschnittes wird die Linie, primär Literaturüberblicke zu geben, verlassen. Hier wird vielmehr problemorientierter, teils auch kontroverser vorgegangen.

Rolf Walter untersucht in seiner „Metaphysik des Bindestrichs“ was die Wirtschafts- und Sozialgeschichte zusammenhält; sein Artikel hat den Charakter einer zweiten Einleitung. Er unterstreicht die Rolle der SWG – und die der VSWG – da es Themen gebe, „die ohne die Berücksichtigung sowohl der sozialhistorischen als auch der wirtschaftshistorischen Komponente gar nicht zu erfassen sind“. Um dieser Rolle gerecht zu werden und die SWG vor „Stagnation oder Rückzug [zu] bewahren“, empfiehlt Walter, sich noch stärker einer „Kontextualisierung der Wirtschaft“ zu widmen: So sei es möglich, dass die SWG aufgrund ihres betont interdisziplinären Charakters Dienstleistungen für verschiedene Studiengänge und Forschungsrichtungen anbieten könne (S. 445) – und so möglicherweise den Gefahren der zunehmenden Differenzierung und Spezialisierung sowohl in den Wissenschaften als auch in der SWG selbst trotzen könne (S. 446). Volker Berghahns Artikel über „Foreign Influences on German Social and Economic History“ argumentiert stärker wissenschaftshistorisch. Berghahn betont insbesondere den stark international geprägten Charakter der Anfangsphase der VSWG. Dieser schwand durch den nationalen Taumel seit Beginn des ersten Weltkrieges und die internationale Ächtung der deutschen Wissenschaft nach 1918 fast völlig, die strikt nationale Fokussierung führte in der NS-Zeit schließlich dazu, dass die VSWG – vor allem aufgrund des unrühmlichen Einflusses ihres Herausgebers Aubin – „under the spell of Volksgeschichte“ kam (S. 455f.). Erst ab den frühen 1970ern gelang die Re-Internationalisierung der Zeitschrift (S. 461, 464).

Im längsten Artikel des Sammelbandes geht Eberhard Isenmann ausführlich auf die „Bedeutung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte für die Allgemeine Geschichte des Mittelalters“ ein. Florian Tenstedt liefert einen Überblick über „Sozialwissenschaft – Sozialrecht – Sozialgeschichte“, Rolf Caesar (mit Hans Pitlik und Jan Pieter Schulz) behandelt Fragen und Anregungen an die Finanzwissenschaft. Joachim Scholtyseck schlägt in seinem Beitrag über „Allgemeine Geschichte der Neuzeit und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ – nicht immer überzeugend – aufs Neue alte Schlachten zwischen Politik- und Sozialgeschichte, wenn er die „traditionsreiche Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit ihrer ‚Vierteljahrschrift’“, die „in geradezu vornehmer Zurückhaltung ihrem angestammten Betätigungsfeld verhaftet“ blieb, einer „von ideologischen Visionen einer umfassenden Deutungshoheit [berauschten] Gesellschaftsgeschichte“ (S. 528f.) schablonenhaft gegenüberstellt. Ob er diese behauptete Dichotomie nur in der Rückschau erkennt, ergibt sich nicht eindeutig, da er auch betont: „Heute wird kaum noch jemand ernsthaft der gar nicht einmal revolutionären Ansicht entgegentreten wollen, dass sich Politische Geschichte einerseits, Sozial-, Wirtschafts-, Struktur- und Alltagsgeschichte andererseits nicht widersprechen, sondern sich ergänzen“ (S. 533). Allerdings kämen „die Lippenbekenntnisse einer Zusammenarbeit [...] im harten Licht der Tatsachen betrachtet, meist nicht viel mehr als einer salvatorischen Klausel gleich, nach deren Erwähnung sich jede Teildisziplin wieder mit innerer Befriedigung dem widmet, wovon sie am meisten versteht“ (S. 549).

Dem – häufig schwierigen – Verhältnis zwischen Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftswissenschaften widmet sich Toni Pierenkemper. Die Frage nach der Existenz von Wechselwirkungen sei nicht immer mit einem eindeutigen Ja zu beantworten, vielmehr müsse ihr Austausch über eine „möglicherweise wenig tragfähige, immer vom Einsturz bedrohte Brücke bewerkstelligt werden“ (S. 577). Die VSWG, die eine solche Brücke darstellen könnte, habe das Problem, dass sie für Ökonomen bei zu großer Berücksichtigung der Sozialgeschichte zu wenig wirtschaftsgeschichtliche Inhalte anbiete (S. 578). Ein Ausweg könnten (relativ) neue Ansätze in der Wirtschaftsgeschichte sein – beispielsweise die der New Economic History (S. 591); nicht zuletzt diese Ansätze könnten auf der einen Seite den Wirtschaftswissenschaften „eine empirische Basis für realitätsbezogene Aussagen“ liefern (S. 584), während auf der anderen Seite die Wirtschaftsgeschichte zur „Aneignung und Vergewisserung der ökonomischen Realität der Orientierung [auf] Kategorien und Fragestellungen der modernen Theorie“ bedürfe (S. 584f.). Auf das schwierige Verhältnis zwischen Wirtschaftswissenschaft und Wirtschaftsgeschichte geht auch Oliver Volckart in seinem Aufsatz über „Institutionenökonomische Erklärungen und wirtschaftshistorische Modelle“ ein, in dem er sich stark für institutionenökonomisch ausgerichtete Modelle auch in der Wirtschaftsgeschichte ausspricht (S. 626). Er schreibt diesen das Verdienst zu, erstmals seit dem Sieg der Neoklassik von Seiten der Nationalökonomie ein Angebot für die Wirtschaftsgeschichte darzustellen – das allerdings durch die zu beobachtende Formalisierung der Theorie zunehmend in Gefahr gerate von dieser abgelehnt zu werden (S. 620). Auch Jörg Baten widmet sich abschließend – und so wohl nicht zufällig richtungsweisend – einem auch in den vorangegangenen Beiträgen erwähnten Forschungsfeld, das starke Berührungspunkte mit den Wirtschaftswissenschaften aufweist: er behandelt die „Zukunft der kliometrischen Wirtschaftsgeschichte im deutschsprachigen Raum“. Die Kliometrie hat seiner Meinung nach – „weitgehend unbemerkt von vielen Historikern“ – in den letzten Jahren eine „kritische Masse“ erreicht, „die dem Fach Wirtschaftsgeschichte zusätzlichen Schwung verschaffen kann“ (S. 639). Er unterstreicht dies überzeugend mit Beispielen, die nicht zuletzt auch aus der VSWG stammen.

Festschriften sind häufig Jubelschriften. Dem ist hier nicht so. Der Spagat zwischen ihrem Charakter als Festschrift und dem einer Einführung in die Leistungen, Probleme und Aussichten der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gelingt fast immer, teils sogar sehr überzeugend. Das Konzept des Bandes und die Vielfalt der Beiträge bringen es mit sich, dass es teilweise zu Überschneidungen kommt. Neben diesen – unvermeidlichen – Redundanzen sind es vor allem zwei Kritikpunkte, die negativ auffallen:

1. Auch wenn es sich explizit nicht um eine Geschichte der VSWG handelt, ist es zu bedauern, dass die Rolle der VSWG in der NS-Zeit nur am Rande behandelt wird. (Eine Ausnahme bildet der Artikel von Berghahn, der etwas näher auf das Problemfeld eingeht.) Dies erstaunt angesichts der Relevanz und Aufmerksamkeit, die das Thema „Historiographie und Nationalsozialismus“ in den letzten Jahren gewonnen hat. Hier wäre eine ausführlichere Darstellung der problematischen Aspekte der Geschichte der VSWG – z.B. als längeres, quellenbasiertes Einleitungskapitel –wünschenswert gewesen.

2. Negativ bemerkbar macht sich auch die Deutschlandzentriertheit der Beiträge, europäische (oder gar globale) Geschichte bzw. Historiografie findet in ihrem Rahmen – mit Ausnahme des Berghahnschen Beitrags – kaum statt; Volker Berghahn ist neben Oliver Volckart auch der einzige Beiträger, der nicht primär im deutschsprachigen Raum lehrt. (Und, nebenbei, auch der einzige Beiträger eines nicht deutschsprachigen Artikels.) Diese Verengung auf nationale Fragestellungen sticht umso negativer hervor, als der Band als eines seiner Hauptziele angibt, Perspektiven für die Disziplin SWG aufzuzeigen – es bleibt weitgehend unthematisiert, wie dies möglich sein soll ohne eine stärkere internationale Ausrichtung der Disziplin, der gerade im Bereich der SWG ein immenses Potential innewohnt.

Was kann ein Projekt wie das vorliegende leisten? Ist es nur wissenschaftliche Leistungsschau oder kann es tatsächlich zu einem Perspektivenwechsel oder gar einer Umorientierung einer Disziplin wie der SWG beitragen? Die Antwort fällt zwiespältig aus: Die Stärken des Bandes liegen eher darin, die Disziplin Sozial- und Wirtschaftsgeschichte umfassend darzustellen sowie ein Resümee ihrer bisherigen Leistungen zu liefern, als – gar konfrontativ – künftige Entwicklungswege der SWG deutlich zu skizzieren. Ob er dem Fach, wie von den Herausgebern intendiert, tatsächlich neue Wege weisen kann, bleibt fraglich: Zu viele Ansätze, die bei einer möglichen Implementierung die – an ihren Grenzen ohnehin schon verschwommene – SWG sprengen könnten, sich teils auch widersprechen, stehen relativ unvermittelt nebeneinander. Das Problem der künftigen Orientierung der SWG wird nicht beantwortet, vielmehr werden nur mögliche Entwicklungswege aufgezeigt, die aber kaum gegeneinander abgewogen werden. Es bleibt auch offen, wo die Disziplin künftig ihre institutionelle Heimat finden wird: eher in wirtschaftswissenschaftlichen oder in geschichts- und kulturwissenschaftlichen Fachbereichen. Angesichts der Konzeption des Bandes ist es daher schade, dass die Herausgeber darauf verzichtet haben, die Chancen und Gefahren der von den Beiträgern vorgebrachten Vorschläge zur künftigen Entwicklung der SWG in einer systematischen Zusammenschau zu thematisieren. Dessen ungeachtet bietet der Band viele anregende Beiträge, deren beeindruckende inhaltliche Fülle im Rahmen einer kurzen Rezension nicht adäquat wiedergegeben werden kann; er wird – trotz seines hohen, für Studenten bedauerlicherweise wohl prohibitiven Preises – zu Recht Beachtung und Verwendung finden.

Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Redaktionell betreut durch
Klassifikation
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Verfügbarkeit
Weitere Informationen
Sprache der Publikation
Sprache der Rezension