Cover
Titel
Philipp von Schwaben.


Autor(en)
Csendes, Peter
Reihe
Gestalten des Mittelalters und der Renaissance
Erschienen
Darmstadt 2003: Primus Verlag
Anzahl Seiten
X + 240 S., 6 Abb.
Preis
€ 29,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Christian Hillen, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln

Sie liegen nicht nur in ihrer gemeinsamen Begräbnisstätte, dem Speyrer Dom, dicht beieinander, sondern auch die Veröffentlichung ihrer jeweils modernen Monografie in der Reihe „Gestalten des Mittelalters und der Renaissance“ geschah zeitlich nicht weit voneinander entfernt: Kurz nach Rudolf von Habsburg hat auch Philipp von Schwaben mit Peter Csendes in diesem Jahr seinen Biografen gefunden. Damit hat sich einer der besten Kenner dieser Epoche der staufischen Geschichte nach Heinrich VI., den er bereits 1993 1 in eben dieser Reihe behandelt hat, einer lange vernachlässigten Persönlichkeit angenommen. Erst in allerjüngster Vergangenheit scheint Philipp, der König, der gleichsam als „Lückenbüßer“ fungierte, wieder etwas mehr Interesse entgegengebracht zu werden. So hat Ende letzten Jahres Bernd Schütte seine Habilitationsschrift zum Hof Philipps vorgelegt, 2 deren Ergebnisse aber leider nicht mehr in die Untersuchung Csendes’ einfließen konnten.

Von dieser Ausnahme abgesehen, die durch die Veröffentlichungstermine bedingt ist und nicht dem Autor angelastet werden kann, präsentiert sich diese knappe, auf den Punkt gebrachte Monografie durchaus auf dem neuesten Stand der Forschung. Kürzlich erschienene Bände der Regesta Imperii finden ebenso Eingang wie die Forschungen Althoffs, die sich mittlerweile als geradezu unumgänglich für das moderne Verständnis mittelalterlichen Handelns und Regierens etabliert haben.

Wie bei allen Biografien mittelalterlicher Herrscher hat man über deren Regierungstätigkeit hinaus kaum Informationen über ihr „Privatleben“, wie wir es heute bezeichnen würden. Und nicht einmal bei dieser Regierungstätigkeit können wir den genauen Anteil der Person des Königs an den Handlungen bestimmen. Dieses Problems ist sich selbstverständlich auch Peter Csendes bewusst, weswegen er seine Darstellung sehr umfassend angelegt hat. Die Herrschaft Heinrichs VI. und die Vorgeschichte des Thronstreites nehmen daher einen recht breiten Raum in seiner Darstellung ein, ebenso wie die Erklärung der geistigen und politischen Hintergründe der Thronstreitpolitik der Kurie. Ohne diese wären die Ereignisse der Jahre 1198 bis 1208 ohnehin nicht nachzuvollziehen. Jeder Anfänger der Mediävistik wird diese komprimierte Darstellung zu schätzen lernen, die ihm die komplizierten Vorgänge kompakt und in verständlicher Sprache erläutert und ihm mit Hilfe der Literaturangaben einen guten Einstieg in eine vertiefte Beschäftigung mit der Materie ermöglicht.

Sehr detailliert schildert Csendes die sich aus der Doppelwahl Philipps von Schwaben und Ottos IV. ergebenden politischen Wirren und militärischen Auseinandersetzungen. Ein Auge hat er dabei stets auch auf die Haltung der Kurie sowie auf die staufischen Anhänger in Italien.

Relativ viel Raum widmet Peter Csendes dem wohl spektakulärsten Ereignis der Laufbahn Philipps, nämlich seinem Tod. Mit Hucker kommt er zu dem Schluss, dass sich bei der Ermordung Philipps durch Otto von Wittelsbach, den man bisher immer als Einzeltäter gesehen hat, durchaus auch um eine weiter verzweigte Verschwörung gehandelt haben könnte, an der die Andechs-Meranier – der Mord geschah in den Räumen des Bischofs von Bamberg, Ekberts von Andechs-Meranien – ein Interesse hatten (S. 192-193).

Ein abschließendes Kapitel wendet sich, wie in dieser Reihe üblich, der Person und Persönlichkeit Philipps von Schwaben zu. Die wenigen Belege dazu werden zusammengetragen und ausgebreitet. Ein wirklich plastisches Bild Philipps ergibt sich dadurch nicht, was aber keinen Vorwurf an den Autor darstellt, sondern der Quellenlage geschuldet ist.

Insgesamt schließt diese knappe Biografie eines bewegten Lebens nicht nur eine Lücke in den modernen Darstellungen staufischer Herrscher, sondern sie ist auch eine willkommene Ergänzung zur – wenn man so will – „welfischen Sicht“ des Thronstreits, die Bernd Ulrich Hucker in seiner umfassenden Biografie Ottos IV. geliefert hat.3 Zudem ist der durchaus lesbar und ansprechend geschriebene Band, der gleichzeitig den neuesten Forschungsstand wiedergibt, die ideale Einführung für Studienanfänger und wird damit dem Konzept der Reihe bestens gerecht.

Anmerkungen:
1 Csendes, Peter, Heinrich VI. , Darmstadt 1993.
2 Schütte, Bernd, König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, Hannover 2002.
3 Hucker, Bernd Ulrich, Kaiser Otto IV., Hannover 1990.

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