T. Howe u.a. (Hrsg.): Greece, Macedon, Persia

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Titel
Greece, Macedon and Persia. Studies in Social, Political an Military History in Honour of Waldemar Heckel


Herausgeber
Howe, Timothy; Garvin, E. Edward; Wrightson, Graham
Erschienen
Oxford 2015: Oxbow Books
Anzahl Seiten
XIV, 214 S.
Preis
€ 76,54; £ 40.00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Michael Kleu, Historisches Seminar I: Alte Geschichte, Universität zu Köln

Im Anschluss an ein kurzes Vorwort von Lawrence Tritle (S. XIIIf.) und eine unterhaltsame Einleitung von John C. Yardley, die der Leserschaft die Person des mit dem vorliegenden Sammelband geehrten Waldemar Heckel näherbringt (S. 1–4), beginnt Sabine Müller die Reihe der insgesamt 20 Beiträge mit einer Untersuchung zu den Strategien der Prätendenten, die sich nach der Thronbesteigung Dareios’ I. 522/521 v.Chr. gegen diesen erhoben und dabei vorgaben, Nachfahren der letzten lokalen Herrscher der jeweiligen Region zu sein (S. 5–10). Im folgenden Beitrag wendet E. Edward Garvin verschiedene Aspekte von Carl von Clausewitz’ Überlegungen zum Krieg auf die antike Kriegsführung an, wobei er sich auf die griechische Geschichte konzentriert und Anregungen für tiefergehende Studien bietet (S. 11–26). A.B. Bosworth hinterfragt den Mangel an Reitern bei der athenischen Sizilien-Expedition und stellt die These auf, dass sich die Athener gegen größere Kavallerieverbände entschieden hätten, damit sich Spannungen, die innerhalb der athenischen Elite herrschten, nicht negativ auf den Feldzug hätten auswirken können, was von Thukydides in seiner Darstellung der Ereignisse aus Sympathie für diese Gruppe verschleiert würde (S. 27–32). Ob die Frauen der makedonischen Königsfamilien an Symposia teilnahmen, wird von Elizabeth Carney beleuchtet, die dies auf Basis des heutigen Forschungsstandes für eher wahrscheinlich hält (S. 33–40).

Es folgen mehrere Beiträge, die sich mit einzelnen Bestandteilen der makedonischen Armeen beschäftigen. Den Anfang macht William Greenwalt, der die Einführung starker Infanterieverbände unter den Argeaden und deren Folgen für das politische System in Makedonien behandelt (S. 41–46). Von der Infanterie geht es nun zur Kavallerie Alexanders des Großen, wenn Carolyn Willekes überzeugend erklärt, aus welchen Gründen der Makedonenkönig eine neue Form von Kavallerieangriffen einführte und inwiefern dabei sein offenbar ausgeprägtes Wissen über Pferde von Nutzen war (S. 47–58). Graham Wrightson widmet sich schließlich der Rolle der Elefanten in Operationen verbundener Kräfte, wobei er in der Schlacht bei Ipsos (301 v.Chr.) den Höhepunkt des Zusammenspiels zwischen Elefanten und den übrigen Truppenteilen sieht (S. 59–68).

Dass es nicht immer harmonisch zuging zwischen makedonischen Königen und ihren Truppen oder Untertanen, zeigen die nächsten beiden Untersuchungen. Lee L. Brice weist ausgehend von der Zeit Philipps II. und Alexanders III. darauf hin, dass das Verständnis von Unruhen innerhalb des Militärs dadurch erschwert wird, dass es der Alten Geschichte diesbezüglich am notwendigen Vokabular mangelt. Daher unterteilt Brice in Anlehnung an andere Forschungsdisziplinen den nicht sehr präzisen Begriff „Unruhen“ in die genauer definierten Bereiche militärische Verschwörung, Meuterei, Ausdruck von Unzufriedenheit und Ungehorsam (S. 69–76). Joseph Roisman zeigt im Anschluss daran, welche Faktoren eine Opposition zu den Königen förderten und wie die Herrscher jeweils darauf reagierten (S. 77–86).

Timothy Howe wendet sich dem Forschungsproblem zu, dass Arrian in seiner Anabasis die Soldaten Alexanders im Kampf gegen Thraker einen Schildwall bilden lässt, der stark an die römische Schildkrötenformation erinnert. Howe gelingt es, dieses Problem plausibel zu lösen, indem er wahrscheinlich macht, dass Arrian an dieser Stelle zunächst seinen Vorlagen folgt und den Bericht dann mit seinen eigenen Erfahrungen als römischer Befehlshaber ausschmückt (S. 87–93). Edward M. Anson stellt Alexanders Verhalten gegenüber eroberten Völkern vor. Während sich der König dazu entschieden habe, in den eroberten Gebieten vieles beim Alten zu lassen und enge Verbindungen mit den lokalen Eliten einzugehen, sei sein Vorgehen gegenüber Aufständischen äußerst brutal gewesen (S. 94–106). Guiseppe Squillace behandelt den in unseren Quellen wiederholt in Erscheinung tretenden Vergleich Alexanders des Großen mit seinem Vater Philipp II. und konzentriert sich dabei auf die Regierungszeit Alexanders, in der dieser Vergleich bereits aus unterschiedlichen Intentionen heraus angestellt wurde (S. 107–113). Gordon Shrimpton erläutert, wie Kallisthenes einerseits Alexander den Großen in seinem Werk verherrlichen und sogar als Sohn eines Gottes darstellen konnte, um dann andererseits sein Leben zu verlieren, weil er die Proskynese verweigerte (S. 114–117). Stanley M. Burstein spricht sich im Anschluss mit gutem Grund dafür aus, dass die Satrapenstele einen Feldzug Ptolemaios’ I. gegen die Numider belegt, für den uns keine literarischen Zeugnisse vorliegen (S. 118–126). Elizabeth Baynham konzentriert sich in ihrer Untersuchung auf Kleomenes von Naukratis und die Frage, inwiefern uns unsere Quellen ein verzerrtes Bild von diesem bieten (S. 127–134).

Die Überschrift von Franca Landucci Gattinonis Beitrag („Cult of the Dead and Vision of the Afterlife in Early Hellenistic Macedonia“) vermittelt leider nicht ganz treffende Erwartungen hinsichtlich des Inhalts, geht es hier doch primär um die Frage, wer denn nun im großen Tumulus von Vergina bestattet wurde und weshalb Kassander Phlipp III. Arrhidaios und Eurydike, die als Bestattete wahrscheinlich gemacht werden, mit königlichen Ehren hat beisetzen lassen (S. 135–142). Alexander Meeus analysiert die Quellen zur Karriere des Sostratos von Knidos und spricht sich auf schlüssige Art und Weise dafür aus, dass dieser – anders als oft angenommen – durchaus der Architekt des Leuchtturms von Alexandreia gewesen sei (S. 143–171) Daniel Ogden hinterfragt, worin die Ursache für den Konflikt zwischen Lysimachos’ Frau Arsinoe und Philetairos gelegen haben könnte und liefert diesbezügliche Lösungsvorschläge auf Basis verschiedener epochenübergreifender Anekdoten, die ähnliche Grundkonstellationen aufweisen (S. 172–180). Philip de Souza stellt die Zuverlässigkeit des Polybios in Bezug auf die Seekriegsführung zur Diskussion und kommt dabei zu dem Schluss, dass der archaiische Historiker zwar nicht selbst über Schlachterfahrung zur See verfügte, letztlich diesbezüglich aber ebenso glaubwürdig sei wie Thukydides oder Xenophon (S. 181–197). Im letzten Beitrag setzt sich John Vanderspoel mit Roms scheinbarem Desinteresse an Makedonien in den Jahren 168–148 v.Chr. auseinander (S. 198–206), bevor der Sammelband schließlich mit einem Index endet (S. 207–214).

Wie bei Festschriften üblich, orientieren sich die vorgestellten Beiträge an den Forschungsinteressen des Geehrten, wobei die einzelnen Untersuchungen die verschiedensten Thematiken innerhalb dieser Interessen ansprechen. Dabei zeigt sich, dass die zum Teil durchaus originellen Beiträge inhaltlich größtenteils voll überzeugen, während ihre relative Kürze dazu führt, dass die eigentlichen Kernaussagen schnörkellos auf den Punkt gebracht werden. Insgesamt betrachtet handelt es sich beim vorliegenden Sammelband somit um eine ebenso interessante wie inhaltlich meist hochwertige Publikation.

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