P. Finocchi: Le sculture delle terme adrianee di Leptis Magna

Cover
Titel
Le sculture delle terme adrianee di Leptis Magna. Dagli appunti di M. Floriani Squarciapino


Autor(en)
Finocchi, Paola
Reihe
Sculture Leptitane 1
Erschienen
Rom 2012: Espera srl
Anzahl Seiten
XVIII, 247 S., [89] Tafeln, zahlr. Abbildungen
Preis
€ 68,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Lennart Gilhaus, Institut für Geschichtswissenschaft, Abteilung Alte Geschichte, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Lepcis Magna gehört zweifelsohne zu den am besten erhalten und am gründlichsten erforschten Städten des römischen Reichs in der Kaiserzeit. In zahlreichen Monographien wurden einzelne Monumente beschrieben. Eine Vielzahl von Inschriften wurde publiziert. Auch mehrere Überblicksdarstellungen liegen vor.1 Nichtsdestoweniger sind die Ergebnisse mehrerer, insbesondere älterer Grabungen nie oder nur ungenügend vorgelegt worden. So widmete R. Bartoccini zwar bereits 1929 den Hadrianischen Thermen im Süden der Stadt einen umfangreichen Band, in dem er sich vor allem auf die Baugeschichte und auf architektonischen Reste konzentrierte. Die Skulpturen wurden allerdings nur sehr knapp beschrieben.2

Diesen Missstand hat Paola Finocchi zusammen mit Franceso Di Jorio mit dem vorliegenden Band beseitigt. Als Grundlage dafür dienen Notizen aus dem Nachlass der 2003 verstorbenen Maria Floriani Squarciapino, die viele Jahre lang in Lepcis Magna geforscht hat.3 Dabei ist die Publikation des Katalogs der Statuen der Hadrianischen Thermen nicht nur für die Geschichte der Stadt Lepcis Magna, sondern darüber hinaus für die Erforschung des römischen Badewesens und der antiker Skulptur in ihren Kontexten insgesamt von großer Relevanz; denn der skulpturale Bestand der Hadrianischen Thermen ist einer der umfangreichsten Fundkomplexe im römischen Reich überhaupt.

Der Band ist in drei Teile unterteilt. Nach einem Vorwort (S. IX–X), einem Nachruf auf M. Floriani Squarciapino (S. XI–XIV), einer kurzen Vorstellung des Bandes (S. XV–XVI) und einer thematischen Einleitung (S. XVII–XVIII) folgt zunächst eine ausführliche Darstellung der Baugeschichte, der einzelnen Räume und der Bautechnik (S. 1–36). Franceso Di Jorio, der Autor dieses Abschnitts, hat zudem auch einen Phasenplan erstellt; auch wurden zahlreiche neue Fotographien der Anlage abgedruckt.

Der Großteil des Bandes wird vom Katalog der Statuen eingenommen (S. 37–116), der insgesamt 62 Nummern umfasst – wobei allerdings die Zugehörigkeit einiger Skulpturen zu den Thermen fragwürdig erscheint. Die einzelnen Einträge sind immer gleich gestaltet. Erst gibt Finocchi einige zusammenfassende Informationen zum Fund- und Aufbewahrungsort, zur Größe und zum Erhaltungszustand. Anschließend beschreibt sie die Statuen eingehend, bietet einen Datierungsvorschlag und fügt einige bibliographische Angaben bei. Eine Fotographie fast jeder Skulptur findet sich im Anhang.

Im Schlussteil nimmt Finocchi den gesamten Statuenbestand in den Blick und analysiert die Kontexte der Skulpturen (S. 117–150). Dabei bezieht sie auch die epigraphischen Funde mit ein. Zunächst untersucht sie die unterschiedlichen Statuentypen und -gattungen und kommt dann auf die konkreten Aufstellungszusammenhänge zu sprechen. Allerdings beruht die Zuordnung der Statuen zu den einzelnen Räumen häufig nicht auf den gesicherten Fundorten, vielmehr entbehren ihre Überlegungen und Vorschläge oft der Grundlage im archäologischen Befund.4 Bedenklich ist zudem, dass einige Raumbenennungen auf der angenommenen Anordnung der Statuen beruhen – das gilt insbesondere für die beiden Exedren im Porticushof. Auch bei der Deutung des epigraphischen Befundes geht Finocchi unachtsam vor, da sie nicht berücksichtigt, dass zahlreiche Inschriften und Statuenbasen in den Thermen als Baumaterial zweitverwendet wurden und möglicherweise ursprünglich gar nicht hier aufgestellt waren.

Der Band hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Aufgrund der Bedeutung des Fundkomplexes ist allein schon die Publikation der Skulpturen der Hadrianischen Thermen von Lepcis Magna beachtenswert und lädt zu weiteren Forschungen ein. Aufbauen lässt sich vor allem auf den guten Beschreibungen, die meist den aktuellen Forschungsstand reflektieren. Allerdings ist das Vorgehen von Finocchi bei der Interpretation der statuarischen Ausstattung sehr problematisch. Eine Analyse von Statuen in ihren Kontexten hat immer vom gesicherten Befund auszugehen und darf sich nicht in Spekulationen ergehen.5

Anmerkungen:
1 Die meisten umfangreicheren Publikationen von Gebäuden aus Lepcis Magna sind in der Reihe „Monografie di archeologia libica“ erschienen.
2 Renato Bartoccini, Le terme di Lepcis (Leptis Magna), Bergamo 1929.
3 Zu ihren Arbeiten gehören etwa M. Floriani Squarciapino, Leptis Magna, Basel 1966 und dies., Sculture del Foro Severiano di Leptis Magna, Roma 1974.
4 So wird etwa die von Finocchi (S. 141–142) vorgeschlagene Deutung der westlichen Exedra am Porticushof der Thermenanlage als Kaisersaal durch den Befund nicht gedeckt; gefunden wurden hier nämlich lediglich Statuen nicht-kaiserlicher Personen. Die ausgestaltete Zentralnische muss auch nicht von einer Kaiserstatue eingenommen worden sein, hier könnte ebenso gut eine andere Porträt- oder Götterstatue gestanden haben.
5 Zu den Aufstellungskontexten der statuarischen Ausstattung in den Hadrianischen Thermen von Lepcis Magna ist man daher weiterhin in erster Linie auf die solide Arbeit von Hubertus Manderscheid, Die Skulpturenausstattung der kaiserzeitlichen Thermenanlagen, Berlin 1981, bes. S. 38–42; 104–109 angewiesen.

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