Bibl. Teubn. Latina 2 CD-ROM

Cover
Titel
Bibliotheca Teubneriana Latina. (BTL 2)


Herausgeber
Tombeur, Paul; Centre Traditio Litterarum Occidentalium
Erschienen
München 2002: K.G. Saur
Anzahl Seiten
105 S., CD-ROM
Preis
€ 998,00 (Update € 548,00)
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Dr. Roderich Kirchner, Institut für Altertumswissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die Ausgabe der Bibliotheca Teubneriana Latina auf CD-ROM von 1999 (BTL-1) hat es auf Anhieb geschafft, unter den Sammlungen elektronisch verfügbarer antiker lateinischer Texte einen festen Platz einzunehmen und neben ihren Schwesterprojekten Latin Texts PHI #5.3 1 und Poesis 2 zu bestehen. Von dieser ersten Fassung, die von Schmitzer 3 und Lühken 4 zu Recht freundlich besprochen worden ist, sind bei der Neuauflage (BTL-2) durch die Verlage Saur und Brepols der allgemeine Aufbau und die Funktionsweise des Suchprogramms beibehalten worden; erweitert präsentiert sich dagegen der Umfang der Datenbank. BTL-1 hatte sich vor allem auf die republikanische und kaiserzeitliche Literatur beschränkt, z.B. die Werke von Cicero, Vergil, Livius, Tacitus bis hin zu Ammianus Marcellinus, um nur ein paar der namhaftesten Autoren zu nennen. Daher konzentrieren sich die folgenden Ausführungen im wesentlichen auf die Erweiterungen in BTL-2; für eine eingehende Beschreibung und Bewertung des Programms kann auf die genannten Rezensionen verwiesen werden. 5

Etwa zeitgleich mit der BTL-2 ist die CD-ROM Library of Christian Latin Texts (CLCLT-5) 6 erschienen. Da diese Sammlung auch um den Bestand der BTL-1 ergänzt worden ist und nun drei CD-ROMs umfaßt, scheint sie auf Grund ihres großen Umfangs der BTL von vornherein an Attraktivität überlegen zu sein. Deren Stärken bestehen daher eindeutig in den Erweiterungen der 2. Auflage.

Hervorzuheben ist die fast vollständige 7 Einbeziehung der in den Corpora der Grammatici Latini (ed. Keil, Leipzig 1855-80) und der Rhetores latini minores (ed. Halm, Leipzig 1863) enthaltenen Autoren und Texte, wobei im Falle des Handbuchs des Charisius die neue Ausgabe von Barwick und Kühnert (2. Aufl., Leipzig 1964) verwendet worden ist. Neu hinzugekommen ist der im Servius auctus vorliegende Vergilkommentar nach der Edition von Thilo und Hagen (Leipzig 1881-1902). Da Klammern die Trennung des Servius-Textes von den Scholia Danielis angeben, ist der Text ebenso benutzbar wie die gedruckte Ausgabe.

Dennoch bleiben für die Spätantike Lücken; so fehlt etwa der Terenz-Kommentar des Donat (Teubneriana von Wessner, Leipzig 1902-1908). Als weitere Beispiele können die astrologische Schrift Mathesis des Firmicus Maternus, die in der Edition von Kroll, Skutsch und Ziegler (Leipzig 1897 und 1913) vorliegt, der lateinische Pseudo-Kallisthenes des Iulius Valerius (ed. Rosellini, Stuttgart und Leipzig 1993) oder der Agrarschriftsteller Palladius (ed. Rodgers, Leipzig 1975) herausgegriffen werden. Boethius ist auf der CLCLT-5 zu finden, allerdings nicht in der neuen Teubneriana von Moreschini (München 2000). Cassiodor und Beda erscheinen zwar in der Liste der Autoren, vertreten sind aber lediglich ihre bei Halm und Keil zu findenden rhetorischen bzw. grammatischen Schriften.

Die Beschränkung auf nichtchristliche Texte, die in der Bibliotheca Teubneriana erschienen sind, ist die verlegerisch und wissenschaftsgeschichtlich bestimmte Eingrenzung des Textbestandes der CD-ROM. Das ist angesichts des großen Umfangs der Bibliotheca Teubneriana durchaus sinnvoll; dennoch muß man z.B. auf die großen juristischen Corpora (Corpus Iuris Civilis und Codex Theodosianus) verzichten, da deren Standardausgaben im Verlag Weidmann erschienen sind. Ein wenig enttäuscht werden die Erwartungen an die Neuauflage der CD-ROM dadurch, daß einige frisch erschienene Teubner-Editionen noch nicht verwendet worden sind. 8

Die insbesondere durch ihre Schnelligkeit glänzende Suchsoftware ist im Vergleich mit der 1. Auflage nicht verändert worden. Es ist daher weiterhin praktisch nicht möglich, größere Passagen eines Textes zu kopieren und zu exportieren, was hingegen bei Latin Texts PHI #5.3 mit geeigneter Suchsoftware möglich ist. Wenig vorteilhaft wirkt es auch nach wie vor, daß man einen Text nicht anhand der Stellenangabe nachschlagen kann, sondern sich zu der entsprechenden sententia vorarbeiten muß. Das Handbuch ist im wesentlichen unverändert geblieben. Im Vergleich mit dem Handbuch der CLCLT-5 fällt es auf, daß die Liste der Autoren auf eine Angabe der vorhandenen Werke und benutzten Editionen verzichtet und somit nur für einen ersten Überblick brauchbar ist.

Trotz den hier angeführten kleineren Kritikpunkten handelt es sich bei der BTL-2-CD-ROM um ein Arbeitsmittel, dessen Qualität und Nützlichkeit außer Frage stehen; doch gerade deshalb ist jede einzelne Erweiterung und Verbesserung wertvoll. Die scheinbar große Höhe des Preises relativiert sich bei einem Blick auf die Preise der gedruckten kritischen Ausgaben. Hinzu kommt, daß die CD-ROM im Netzwerk laufen und mehreren Nutzern zugänglich gemacht werden kann. Der Verlag liefert im Internet (http://www.saur.de/pdf/40503_e.pdf) weitere Informationen sowie eine Liste der enthaltenen Autoren.

Anmerkungen:
1 Herausgegeben vom Packard Humanities Institute. Über altertumswissenschaftliche CD-ROMs informiert im Internet ausführlich M. Sehlmeyer unter http://sehlmeyer.bei.t-online.de/cdrom.htm.
2 Poesis 2, CD-ROM dei testi della poesia latina a cura di P. Mastandrea e L. Tessarolo, 2. ed. per Windows, Bologna (Zanichelli) 1999.
3 U. Schmitzer, Gymnasium 108 (2001), S. 279-283 (im Internet unter http://telemachos.phil.uni-erlangen.de/database/libri/btl-rez.html).
4 H. Lühken, GFA 2 (1999), S. 1137-1146 (http://www.gfa.d-r.de/2-99/luehken.pdf).
5 Siehe die beiden vorangehenden Anmerkungen.
6 Library of Latin texts, CLCLT-5, Database for the Western Latin tradition, Centre Traditio Litterarum Occidentalium, Turnhout (Brepols) 2002. [Diese CD-ROM wird im Herbst 2002 in H-Soz-u-Kult rezensiert werden; Hinweis der Redaktion]
7 Es fehlt z.B. der Abschnitt aus Isidor von Sevilla, der auf der CD-Rom CLCLT-5 zu finden ist. Iulius Victor ist bereits auf der BTL-1 vorhanden.
8 Ovids carmina amatoria erscheinen noch nach Ehwald (1907), nicht nach der Ausgabe von Ramirez de Verger (München 2002); Virgilius Maro Grammaticus liegt in der Ausgabe von Huemer (1886) vor, nicht in der neuen Edition von Löfstedt (München 2002); für Grillius' Kommentar zu Ciceros rhetorica wurde nur der stark verkürzte Halmsche Text herangezogen, nicht die neue Teubneriana von Jakobi (München 2001).

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