Titel
Höfe und Residenzen. Untersuchungen zu den Höfen der Herzöge von Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert


Autor(en)
Stuth, Steffen
Reihe
Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns 4
Erschienen
Bremen 2001: Edition Temmen
Anzahl Seiten
488 S.
Preis
€ 24,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Ronald G. Asch, Fachbereich 2, Universität Osnabrück

Der Autor der vorliegenden Studie hat es sich nach eigenem Bekenntnis zum Ziel gesetzt, eine Forschungslücke zu schließen, denn eine Arbeit über die Hofhaltungen der Herzöge von Mecklenburg gibt es in der Tat noch nicht, auch wenn andere deutsche Höfe, wie z. B. der des Kurerzbischofs von Köln durchaus die Aufmerksamkeit der Forschung gefunden haben. Auch die in Publikation befindlichen Arbeiten von Andreas Pecar und Mark Hengerer zum Kaiserhof werden unser Bild von frühneuzeitlichen Hof vermutlich wesentlich verändern. Einen solchen Ehrgeiz hat Stuth jedoch nicht. Ihm geht es eher darum, die noch erhaltenen Materialien zusammenzutragen und der zukünftigen Forschung zur Verfügung zu stellen. Dies ist ihm ohne Zweifel in beachtenswerter Vollständigkeit gelungen und für die Landesgeschichte von Mecklenburg ist diese Arbeit sicherlich ein Gewinn. Wer immer sich mit der Regierung eines der Herzöge des Landes, seiner höfischen Selbstdarstellung und seiner Rolle als Bauherr in Zukunft beschäftigen wird, wird zu diesem Werk greifen, das durch Detailgenauigkeit und handwerkliche Solidität überzeugt. Allerdings - auf eine eigene übergreifende Fragestellung hat der Autor in asketischer Selbstbescheidung nahezu vollständig verzichtet.

Der Hauptteil der Studie handelt in chronologischer Reihenfolge die Hofhaltungen der einzelnen mecklenburgischen Fürsten von Johann Albrecht I (1547-1576) bis zu Christian I Louis (1658-1692) und Gustav Adolf (1636-1695) erschöpfend ab. Ergänzend stellen separate Kapitel das "Hofzeremoniell" im 16. und 17. Jahrhundert und das "Herrschaftliche Zeremoniell" im selben Zeitraum dar. Unter herrschaftlichem Zeremoniell versteht Stuth zum Beispiel die Huldigungen, aber auch den Empfang von auswärtigen Gesandten bei Hofe, während das eigentliche Hofzeremoniell eher an Hand rein dynastischer Feiern aus Anlass von Geburten, Hochzeiten und Leichenbegängnissen exemplifiziert wird. Zu Zeremoniell und Etikette im engeren Sinne des Wortes, d. h. zur Normierung des Alltags bei Hofe, erfahren wir jedoch im Gegensatz zu den großen Staatszeremonien und -ritualen, die hier angesprochen werden, relativ wenig, auch wenn die einzelnen biographisch strukturierten Abschnitte des Werkes auch jeweils auf die erhaltenen Hofordnungen eingehen. Was ebenfalls fehlt ist der Versuch, zumindest in Ansätzen eine Prosopographie des höfischen Personals zu erstellen, um auf diese Weise zu einer Sozialgeschichte des Hofes zu gelangen. So bleibt letzten Endes vollständig unklar, in welchem Verhältnis die jeweiligen Hofhaltungen zum Lande und zu den adligen Ständen standen. Allerdings weist Stuth abschließend darauf hin, dass die Mecklenburger Herzöge im 16. Jahrhundert und zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch versucht hätten, über den Hof die regionalen Führungsschichten zu integrieren. Im 18. Jahrhundert waren die Hofhaltungen der einzelnen Teilfürstentümer sehr viel eher eine politische Kulissenarchitektur, die vor allem den Status der Herzöge als Mitglieder der Fürstengesellschaft des Reiches unterstreichen sollte.

Stuths Studie wird dem Landeshistoriker viele nützliche Informationen bieten, für denjenigen der Erkenntnisse von paradigmatischer, überregionaler Bedeutung sucht, wird sie jedoch nur von eingeschränktem Interesse sein können.

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