A. Laube; U. Weiß (Hgg.): Flugschriften gegen die Reformation

Titel
Flugschriften gegen die Reformation (1525-1530).


Herausgeber
Laube, Adolf; Weiß, Ulman
Erschienen
Berlin 2000: Akademie Verlag
Anzahl Seiten
1332 S., 2 Bde.
Preis
€ 256,00
Annette Hempel, Universität Eichstätt

Seit einiger Zeit liegen die Bände sieben und acht des bereits zu DDR-Zeiten begonnenen Editionsprojektes von Flugschriften der frühen Reformationszeit vor. Wie auch bei den Vorgängerbänden bilden zwei herausragende historische Ereignisse - hier der Bauernkrieg und der Augsburger Reichstag - den Zeitrahmen der edierten Texte. Die fünf Jahre zwischen diesen Ereignissen waren angefüllt mit Diskussionen über die Inhalte der reformatorischen Neuerungen, ihre Auslegung durch die verschiedenen Richtungen des neuen Glaubens und den möglichen Einfluß dieser neuen Ideen auf den Alltag der Menschen (im Zentrum stand im Rahmen des Bauernkrieges das Obrigkeitsdenken). Die Namen der Autoren zeigen, dass die dokumentierten Disputationen durchaus keine Sache einiger weniger Theologen waren: Neben Schriften z.B. von Johannes Cochläus, Georg Emser, Johan Fabri und Kilian Leib, die sich vorwiegend mit den rein theologischen Problemen der Reformation beschäftigten, äußerten sich im Zusammenhang mit den Packschen Händeln vorwiegend Vertreter des Adels, wie König Ferdinand, Karl V., Herzog Georg von Sachsen, Philipp von Hessen und Joachim von Brandenburg.

So sind in insgesamt 59 Flugschriften von 30 Autoren folgende Disputationen und Ereignisse dokumentiert (häufig nicht eindeutig oder mehreren Auseinandersetzungen zuzuordnen):

- Schriften gegen Luther und die Reformation allgemein (Nr. 8-10, 24, 25, 29, 37-39, 43, 45, 47-49, 50)
- Luthers Einfluß auf das Obrigkeitsdenken im allgemeinen und auf die Aufständischen des Bauernkriegs im besonderen (Nr. 4-7, 22, 23)
- Schriften gegen reformatorische Neuerungen in Städten wie Nürnberg, Zwickau bzw. Gebieten wie Hessen (Nr. 1-3, 8-9, 16, 21, 27, 28, 36)
- die Disputation von Baden im Aargau 1526 (Nr. 11-16, 20)
- die Disputation von Bern 1528 (Nr. 26, 34, 35, 40)
- die Fortsetzung der Kontroverse zwischen Heinrich VIII. und Martin Luther, die 1522 ihren Anfang nahm, in den Jahren 1526/27 (Nr. 18, 19)
- die Packschen Händel 1528 (31.1-31.10, 42, 44)
- der Marburger Einigungsversuch zur Beilegung des Sakramentsstreits zwischen Lutheranern und Zwinglianern 1529 (Nr. 52, 53)
- Schriften gegen die Wiedertäufer (Nr. 25, 32, 33, 51)
- Luther und der Augsburger Reichstag 1530 (Nr. 57-59)

Auswahl und zeitliche Begrenzung helfen, einen strukturierten Überblick über die ansonsten eher unübersehbaren Druckerzeugnisse zu erlangen. Die Flugschriften sind in der Chronologie ihres Erscheinens aufgenommen, da die öffentliche Wirkung erst mit der Drucklegung einsetzte (Vorwort, 2). Für die Zusammenhänge von Ereignissen und Schriften sorgt eine ausführliche Einleitung, die nicht nur die Verbindungen zwischen den edierten Schriften der vorliegenden Bände verdeutlicht, sondern ebenso auf bereits in den Vorgängerbänden edierte und auch noch nicht edierte Schriften hinweist.

Die Herausgeber der Edition versuchen, allen Aspekten, sprachlichen wie inhaltlichen, die bei einer intensiveren Erforschung der Flugschriften von Bedeutung sein könnten, gerecht zu werden. So folgt die Edition den bereits bewährten Editionsregeln: Da sie sowohl für wissenschaftliche als auch für Studienzwecke eine Grundlage bieten soll, werden dem Leser die Texte in einer leicht normalisierten Form dargeboten (z. B. von der Vorlage abweichende Großschreibung und im Lautstand Beseitigung des Wechsels von u:v und i:j (letzteres nur, wenn sich keine Bedeutungsverschiebungen ergaben)), die Interpunktion ist vorsichtig modernisiert (Vorwort, 3). Die Bedeutungen von heute nicht mehr gebräuchlichen oder unverständlichen Ausdrücken sind zudem in Fußnoten angegeben.

Die inhaltliche Bewertung der Texte wird unterstützt durch Angaben zu Druckvorlagen und Entstehungszusammenhängen - letzteres ist vor allem bei den Schriften äußerst hilfreich, die keinem oder mehreren Ereignissen zuzuordnen sind (z. B. Nr. 45, 46, 55, 56). Zum näheren inhaltlichen Verständnis der einzelnen Texte tragen ausführliche Sacherläuterungen und Zitatnachweise bei. Ein Personen- und Orts- sowie ein Bibelstellenverzeichnis schließen die Bände ab.

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