C. v. d. Forst: Die Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg

Titel
Die Stiftskirche St. Servatius in Quedlinburg. Zum Stand der Forschungsdiskussion der ottonischen Vorgängerbauten


Autor(en)
von der Forst, Clarissa
Anzahl Seiten
101 S.
Preis
€ 12,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Doris Bulach, Deutsche Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii, Monumenta Germaniae Historica

Die Baugeschichte der Quedlinburger Stiftskirche erfreut sich seit der Veröffentlichung erster bauhistorischer Überlegungen im Jahre 1838 eines bis heute anhaltenden Interesses. Das Damenstift wurde 936 unter Federführung Königin Mathildes gegründet, hier wurde im selben Jahr ihr verstorbener Gemahl König Heinrich I. bestattet. Die religiöse Einrichtung existierte nach der Reformation als evangelisches Damenstift weiter, bis es endgültig 1803, nach der Eroberung durch napoleonische Truppen, aufgehoben wurde. Das Stift, gegründet zur Pflege der ottonischen Memoria, speziell aber zu derjenigen Heinrichs I., wurde bis um 1044 von den nächsten weiblichen Verwandten der ottonischen Herrscher geleitet und war Ort zahlreicher königlicher Aufenthalte. Mit seiner Bedeutung gingen zahlreiche bauliche Veränderungen der Kirche einher, die mit einer zweiten Kirchweihe im Jahr 1021 einen ersten Abschluss fanden. Gerade diese verschiedenen, teils archäologisch, teils bauhistorisch im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts erschlossenen Baumaßnahmen der Ottonenzeit, im Zuge derer die Gebeine Heinrichs I. bis heute verloren gingen, lassen sich auch unter Heranziehung schriftlicher Quellen schwer zu einer Gesamterzählung fügen. Mit dem Versuch, diese zu leisten, traten, hervorgerufen durch eine sich immer wieder verändernde Forschungslage, bis in neueste Zeit Archäologen, Kunst- und Bauhistoriker an. Einen Versuch, diese zahlreichen, zum Teil sehr widersprüchlichen Forschungsergebnisse aus 200 Jahren chronologisch zu präsentieren, aber auch einzuordnen, leistete 1989 bisher unübertroffen Klaus Voigtländer.1 Einen anderen Zugang zur Baugeschichte, ausgehend von den verschiedenen Bauten und Gebäudeteilen des Quedlinburger Burgberges, bietet ein unveröffentlichtes archäologisch-historisches Inventar der Stadt2, dessen Ergebnisse in einen Aufsatz einflossen.3

Die hier zu besprechende kurze Studie von Clarissa von der Forst, hervorgegangen aus einer Bachelorarbeit an der Stuttgarter Universität, beschreitet einen an die Zusammenstellung von Voigtländer angelehnten Weg. Nach einer kurzen Reflexion der mittelalterlichen Gründungsgeschichte des Quedlinburger Stiftes (S. 11–15) werden chronologisch alle hier seit 1838 bis zur Gegenwart erfolgten baugeschichtlichen Forschungen vorgestellt und deren Ergebnisse kurz referiert. Dabei konzentriert sich von der Forst auf die verschiedenen Baustufen der ottonischen Kirchen, auf einen Einbau in der Krypta (die so genannte Confessio), auf die so genannte Westkrypta, einen weiteren, archäologisch ergrabenen Stufenraum im heutigen Mittelschiff der Kirche und auf die seit dem 16. Jahrhundert genannte Kapelle St. Nicolai in Vinculis. Vermissen lässt die vorliegende Publikation eine konkret formulierte Fragestellung und zumindest den Versuch einer Bewertung der lediglich referierten, sehr widersprüchlichen Ergebnisse. Über die Entwicklung der Forschungen auch der letzten zwanzig Jahre zur äußerst komplizierten Baugeschichte der Quedlinburger Servatiuskirche gibt diese Arbeit aber einen guten Überblick.

Anmerkungen:
1 Klaus Voigtländer, Die Stiftskirche St. Servatii zu Quedlinburg. Geschichte ihrer Restaurierung und Ausstattung, Berlin 1989.
2 Doris Bulach u.a. (Hrsg.), Historisch-archäologisches Inventar für die Stadt Quedlinburg, bearb. im Auftrag des Landkreises Quedlinburg, unveröffentlichtes Arbeitsexemplar in der unteren Denkmalpflegebehörde des Landkreises Quedlinburg 1997.
3 Doris Bulach, Quedlinburg als Gedächtnisort der Ottonen. Von der Stiftsgründung bis zur Gegenwart, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 48 (2000), S. 101–118.

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