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Titel
Tod in Rom. Grabinschriften als Spiegel römischen Lebens


Autor(en)
Kolb, Anne; Fugmann, Joachim
Reihe
Kulturgeschichte der Antiken Welt 106
Erschienen
Mainz am Rhein 2008: Philipp von Zabern Verlag
Anzahl Seiten
232 S.
Preis
€ 29,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Renate Lafer, Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Ähnlich wie die vor acht Jahren erschienene Publikation von Klaus Bartels 1 lässt sich auch die vorliegende Monographie als Rundgang durch Roms Inschriften beschreiben, allerdings auf einige ausgewählte Grabmonumente der Antike beschränkt. Die urbs mit ihrer Vielzahl an unterschiedlichen, inhaltlich in mannigfacher Hinsicht aussagekräftigen Steinen ist für dieses Vorhaben besonders gut geeignet, zumal sich noch viele Monumente vor Ort befinden. Ebenfalls prädestiniert für eine derartige Darstellung sind die beiden Autoren Anne Kolb und Joachim Fugmann. Die Kenntnisse von Kolb, die sich bislang mit der griechischen und lateinischen Epigraphik sowie mit sozial- und kulturgeschichtlichen, teils auf Rom zentrierten Themen beschäftigt hat, harmonieren darin äußerst vorteilhaft mit jenen des Latinisten und Epigraphikers Fugmann.

Ausgehend von einem einführenden Kapitel zu Tod und Bestattung in Rom werden im nachfolgenden Inschriftenteil, der in sechs Abschnitte gegliedert ist, insgesamt 58 Inschriften und deren Träger besprochen und mit umfassender Bibliographie vorgestellt. In der Einleitung wird zunächst der Frage nachgegangen, welche Funktionen Grabinschriften bzw. -monumente im Zusammenhang mit dem Totenkult und dem Jenseitsglauben in Rom hatten. Dazu gehen die Autoren auch auf die unterschiedlichen Bestattungsriten und Rechtsvorschriften ein. Hier ist im Wesentlichen das, was in den gängigen Publikationen zum Begräbniswesen von Toynbee oder Schrumpf 2 bereits zu lesen ist, in Kurzfassung vorgestellt.

Der erste Abschnitt befasst sich dann mit Dokumenten, welche Kaiser und Angehörige des Kaiserhauses nennen. Hier werden unter anderen auch die Inschriften auf dem Titusbogen sowie auf dem Sockel der Traianssäule besprochen. Jeweils eingebettet in das entsprechende archäologische und sozialhistorische Umfeld erhält der Leser Informationen über den historischen Hintergrund, die Baugeschichte oder über genealogische Details. Die nächste Kategorie von Inschriften ist Repräsentanten des Senatoren- und Ritterstandes gewidmet. Auch hier werden neben einigen, der breiten Öffentlichkeit unbekannten Dokumenten berühmte Monumente wie das Grab der Caecilia Metella oder die Cestius-Pyramide vorgestellt. Als eine Besonderheit ist die Besprechung der fragmentierten Inschrift des Cornelius Tacitus hervorzuheben, die hier in ergänzter Form erläutert und mit der Ämterlaufbahn des Historiographen zu einem Ganzen geformt wird. Gerade den cursus honorum und andere Ämter etwa priesterlicher Art erörtern die Autoren in diesem Kapitel entsprechend den Erwähnungen in den Inschriften in detaillierter Weise. Dem militärischen Bereich gilt der dritte Unterabschnitt: Darin findet der Leser zum Beispiel Dokumente von Vertretern der Prätorianerkohorten, der kaiserlichen Leibwache oder der Flotte. Bei der Besprechung der Inschriften selbst wird auch hier wieder auf viele Details militärischer Laufbahnen eingegangen.

Abwechslungsreicher gestaltet sich das folgende Kapitel, das Sklaven und Freigelassenen in der kaiserlichen Verwaltung gewidmet ist. Ersichtlich werden hierbei sehr anschaulich die Vielfalt der Tätigkeitsfelder und die weitreichende Bedeutung dieser Personengruppe. Die allgemeine Berufswelt und der Alltag sind Themen der letzten beiden Abschnitte, welche ungefähr die Hälfte des gesamten Inschriftenmaterials einnehmen. Im vorletzten Kapitel stellen die Autoren verschiedene Berufsgruppen vor und interpretieren die dazu passenden Inschriften, von denen die bekannteste sicher die des Bäckers Eurysaces ist. Jene Vielfalt an Berufszweigen findet sich dann ebenfalls im abschließenden Kapitel zur Spiel- und Unterhaltungskultur wieder, in dem unter anderem auf Wagenlenker, Kunstreiter, Schiedsrichter, Schauspieler und Mimen sowie Sänger und Dichter eingegangen wird.

Resümierend lässt sich diese Monographie als eine Sammlung zahlreicher, gut ausgewählter und ebenfalls anschaulich besprochener und interpretierter Dokumente beschreiben. Die Photos in ausgezeichneter Qualität tragen das Ihre zur anschaulichen Präsentation der Zeugnisse bei. Allgemein verständlich geschrieben und detail- und nuancenreich erklärt ist der Band sowohl für den an der Antike Interessierten als auch für den Romkenner und Experten von Interesse. Vom Forschungsstandpunkt her gesehen bietet die Studie allerdings kaum Neues.

Anmerkungen:
1 Klaus Bartels, Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausenden, Mainz am Rhein 2000.
2 Jocelyn M. C. Toynbee, Death and Burial in the Roman World, London 1971 (ND Baltimore 1996); Stefan Schrumpf, Bestattung und Bestattungswesen im Römischen Reich. Ablauf, soziale Dimension und ökonomische Bedeutung der Totenfürsorge im lateinischen Westen, Bonn 2006.

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