Titel
Making Sense of War. The Second World War and the Fate of the Bolshevik Revolution


Autor(en)
Weiner, Amir
Erschienen
Anzahl Seiten
416 S.
Preis
$ 39,50
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Christoph Mick, SFB 437, Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Amir Weiner, Professor an der Stanford University, analysiert in seinem ambitionierten Buch die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf Ideologie und Herrschaftspraxis des Sowjetregimes und auf das Selbstverständnis der Sowjetbürger. Im Zentrum stehen die Anstrengungen, „diesem traumatischen Ereignis Sinn zu geben“. (S. 7) Für Weiner ist der Zweite Weltkrieg der Schlüssel zum Verständnis der sowjetischen Geschichte. Der Krieg bewirkte eine retrospektive Umwertung der Vorkriegsgeschichte und drückte der weiteren Entwicklung seinen Stempel auf. Weiner untersucht den Umgang mit Kriegserfahrungen auf den verschiedenen Leitungsebenen der kommunistischen Partei, angefangen von der Parteiführung in Moskau, über die Parteispitze in Kiew bis hinunter auf die Ebene eines Gebietsparteikomitees. Daneben analysiert er, wie unterschiedlich definierte Gruppen den offiziellen Kriegsmythos beeinflußten oder abweichende Kriegserfahrung artikulierten. Veteranen der Roten Armee und der Partisanenbewegung, ukrainische Kolchosbauern und jüdische Bevölkerung konstituierten je unterschiedliche Erfahrungsgruppen. Der Deutungskampf reflektierte aktuelle Interessen und war Teil der sozialen und politischen Positionskämpfe in der Nachkriegssowjetunion. Der Krieg wurde zudem für die Mehrheit der Sowjetbürger zum entscheiden Bezugspunkt beim Entwurf der eigenen Lebensgeschichte.

Die Themenstellung spiegelt sich in der Quellengrundlage wider. Weiner hat die ehemaligen Parteiarchive in Moskau, Kiew und Vinnyca ebenso ausgewertet wie zeitgenössische Publizistik, literarische Verarbeitungen von Kriegserfahrung und unpublizierte Tagebücher und Memoiren. Der regionale Fokus der Studie liegt auf der ukrainischen Provinz, namentlich auf dem Gebiet Vinnyca, das in der Zwischenkriegszeit direkt an Polen grenzte. Zeitlicher Schwerpunkt ist die Phase von der Rückeroberung des Gebietes bis zur Chruščev-Zeit, doch werden auch Schlüsselereignisse des Krieges in die Untersuchung einbezogen.

Amir Weiner setzt auf den Erklärungswert der Ideologie und kombiniert Ideengeschichte mit diskursanalytischen Verfahren. Er sucht nach Gemeinsamkeiten zwischen nationalsozialistischem Rassismus, integralem ukrainischem Nationalismus und sowjetischem ‚purification drive‘ (nur unzulänglich mit ‚Reinigungsdrang‘ übersetzbar), der auf die Transformation der Klassengesellschaft in eine harmonische sozialistische Gesellschaft zielte. Er betrachtet die Sowjetgeschichte vor dem Hintergrund dieses ‚Reinigungsdrangs‘, den er mit Hilfe von Zygmunt Baumanns Konzept des modernen ‚gardening state‘ einordnet und begrifflich zu fassen sucht.1 Hinter den Repressionswellen der dreißiger Jahren ortet Weiner deshalb auch die Absicht, per ‚social engineering‘ eine konfliktfreie sozialistische Gesellschaft herzustellen. Der ‚purification drive‘ nahm demnach seit den dreißiger Jahren ethnische Züge an, was Weiner kausal aus dem ideologischen Diskurs ableitet. Die Ethnisierung des Stalinismus steigerte sich zur Etikettierung von Diasporanationen als ‚Feindvölker‘, mit deren Deportation 1937 begonnen wurde. Der Marxismus-Leninismus räumte zwar der Prägekraft der gesellschaftlichen Umwelt gegenüber der Natur (nurture versus nature) Priorität ein, doch wurde diese Position nicht konsequent durchgehalten. Der Krieg radikalisierte die Ethnisierung des bolschewistischen ‚purification drive‘. Dadurch daß große Teile des Landes besetzt waren, wurden Sowjetbürger konkurrierenden Ideologien ausgesetzt. Dies bedeutete in stalinistischer Logik eine ‚Vergiftung des sowjetischen Volkskörpers‘, der wieder ‚gereinigt‘ werden mußte. Während in der Vorkriegszeit Umerziehung möglich schien, wurde dies laut Weiner bei der Ausgrenzung ethnischer Gruppen in Kriegs- und Nachkriegszeit nicht mehr als Perspektive akzeptiert.

Die Arbeit besteht aus drei Teilen, die wiederum in insgesamt sechs Kapitel gegliedert sind. Im ersten Teil „Delineating the body politic“ untersucht Weiner die Herausbildung einer regionalen Parteielite und beschreibt, wie sich Krieg und Kriegsdeutungen auf die Formierung dieser Elite auswirkten. Der Krieg galt als Bewährungsprobe für alle Sowjetbürger. Partei- und Komsomolmitglieder hatten – soweit sie im besetzten Gebiet gelebt hatten - aktive Widerstandshandlungen vorzuweisen, wollten sie ihr Mitgliedsbuch nicht verlieren. Selbst ehemalige Partisanen wurden überprüft. Leichter hatten es diejenigen, die mit der Sowjetarmee geflüchtet waren. Hatten sie nicht in der Roten Armee gekämpft, wurden sie allerdings als Drückeberger diffamiert, mit handfesten Folgen für die gesellschaftliche Position und die Aufstiegschancen. Die Veteranen der Roten Armee kamen dagegen selbstbewußt aus dem Krieg zurück. Ihr Beitrag zum Sieg sicherte ihnen einen zentralen Platz im Kriegsmythos. Gestützt auf dieses symbolische Kapital forderten sie eine Schlüsselrolle bei der Neuordnung der lokalen politischen und sozialen Verhältnisse.

Der Sieg stabilisierte die politische und sozioökonomische Ordnung und schien im Nachhinein die Richtigkeit der Regierungspolitik, namentlich Industrialisierung, Kollektivierung und den Terror der dreißiger Jahre zu bestätigen. Er stärkte die Partei und verlieh dem ‚purification drive‘ neue Dynamik. Doch nicht nur Kontinuitäten waren wirksam, der Krieg brachte auch Neues: soziale Herkunft entschied nicht länger allein über den soziopolitischen Status des Individuums. Durch Leistungen im Krieg konnten sich frühere Klassenfeinde von ihren Verfehlungen rein waschen und ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft erreichen.

Im zweiten Hauptteil „Delineating the body socioethnic“ vergleicht Weiner den ‚Reinigungsdrang‘ in der Sowjetunion mit dem Umgang mit Kollaborateuren in anderen europäischen Ländern und kommt zum Schluß, daß das unnachsichtige Vorgehen gegen Kollaborateure ohne Parallele war. Bei diesem Vergleich vergißt Weiner jedoch, daß in anderen Ländern die gesamte Bevölkerung unter deutscher Besatzung ohne Aussicht auf Flucht überleben mußte. Nach dem Krieg gab es daher nur wenig Menschen, die sich nicht in irgendeiner Weise mit den Besatzern arrangiert hatten. Verschärfend trat auch die besondere Grausamkeit des Krieges im Osten hinzu, die eine Versöhnung mit Kollaborateuren vor erheblich größere Schwierigkeiten stellte.

Weiner sieht eine Verbindung zwischen der Repräsentation von Gruppen im offiziellen Kriegsmythos und ihrer Stellung in der Gesellschaft. Daß dieser Zusammenhang nicht eindeutig ist, macht Weiner an anderer Stelle selbst deutlich, als er feststellt, daß sich der Kult um die Partisanen im Gebiet Vinnyca bereits wenige Jahre nach dem Krieg nicht mehr in der Zusammensetzung der Parteikomitees widerspiegelte. Hier verdrängten unter Federführung des Obkom-Parteisekretärs Veteranen der Roten Armee ehemalige Partisanen aus Leitungspositionen.

Danach untersucht Weiner die Auswirkung des Krieges auf die sowjetisch-jüdischen Beziehungen. Die Parteiführung ließ die jüdische Tragödie im Leiden der Sowjetvölker aufgehen und gab der jüdischen Genozid-Erfahrung keinen Raum. „The Jews self perception of the uniqueness of their wartime experience threatened to undermine the universality of suffering and the ethnonational hierarchy of heroism, the twin pillars of the ethos of war.“ (S. 222) Während der Beitrag fast aller Sowjetvölker zum Sieg Teil des Kriegsmythos wurde, wurde die kollektive Leistung der jüdischen Bevölkerung ebenso unterschlagen wie ihr singuläres Leiden. Zwar wurden Juden bei Ordensvergaben keineswegs diskriminiert, doch waren diese Ehrungen individuell.2 In der Regel war bei öffentlichen Ehrungen nur am Namen zu erkennen, daß es sich bei dem Geehrten möglicherweise um einen Juden handelte. Zudem wurden in der Nachkriegsukraine antisemitische Ressentiments manifest. Von unten äußerten sie sich in Angriffen auf Juden und in Kommentaren, in denen den Juden kollektiv unterstellt wurde, sie hätten im sicheren Hinterland das Ende des Krieges abgewartet.3 Daß der Heroismus jüdischer Soldaten nur individuell Anerkennung fand, war nicht geeignet, antisemitischen Stereotypen in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Von oben manifestierten sich antijüdische Ressentiments in den Antikosmopolitismus- und Antizionismuskampagnen Ende der vierziger Jahre. Dennoch geht Weiner zu weit, wenn er den Ausschluß spezifisch jüdischer Kriegserfahrung als Symptom der von der Parteiführung betriebenen Ausgrenzung der Juden aus der Sowjetgesellschaft interpretiert. (S. 195 ff) Die Parteiführer wußten von der starken antisemitischen Stimmung in den Westgebieten, in denen die deutschen Besatzer mit ihrer Kombination von Antibolschewismus und Antisemitismus starke Resonanz in der ukrainischen und polnischen Bevölkerung gefunden hatten. Vor weitreichenden Schlußfolgerungen muß geklärt werden, in welchem Ausmaß der populäre Antisemitismus die offizielle Erinnerungspolitik beeinflußte und untersucht werden, ob die Parteiführung den Juden als Kollektiv auch deswegen keinen Platz in der sowjetischen ‚Hierarchie des Heroismus‘ einräumte, um der antisowjetisch gemeinten Identifikation von Judentum und Bolschewismus entgegenzuwirken.

Im dritten Hauptteil „The Making of a postwar Soviet nation“ schildert Weiner den Zusammenstoß zwischen systemkonformem ukrainischem Partikularismus und dem integralen Nationalismus, der lange Zeit die Politik der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) bestimmte. Weiner verweist auf Analogien in den Ideologien der Nationalsozialisten, der OUN und der Sowjetführung, die allesamt auf Beseitigung von – wie auch immer definierten – fremden Elementen aus dem jeweiligen ‚Volkskörper‘ ausgerichtet gewesen seien.

Die Verdrängung der jüdischen Bevölkerung aus der Ukraine war wohl Ziel des integralen ukrainischen Nationalismus, aber nicht Ziel sowjetischer Politik, auch nicht im Rahmen einer auf die Titularnation fixierten Nationalitätenpolitik. Allerdings wurde nach der Gründung des Staates Israel die jüdische Bevölkerung in der Sowjetunion zeitweise wie eine Diasporanation behandelt. Weiner konstruiert in seiner Darstellung sowjetisch-jüdischer Beziehungen eine Opposition von Sowjetregime und Juden, den es in dieser Schärfe nicht einmal während der notorischen ‚Ärzteverschwörung‘ 1952/53 gab. Weiner selbst liefert dafür die Gegenargumente: “hundreds of thousands of Jews remained in the ranks of the party, the army, and scores of other political institutions“. (S. 206) Auch die Juden wollten weiterhin Teil der Sowjetgesellschaft sein, viele gar restlos in ihr aufgehen. Sie verlangten jedoch vergebens, daß ihre spezifische Kriegserfahrung und ihr einzigartiges Leiden im offiziellen Kriegsmythos und in der Memorialkultur berücksichtigt wurden.

Gemeinsame Kriegserfahrung war ohne Zweifel ein einheitsstiftendes Moment. Doch nicht das Erinnerungsdiktat der Parteiführung allein bewirkte den integratorischen Effekt des Kriegsmythos. Zwar konnte abweichende Kriegserfahrung im privaten Raum artikuliert und tradiert werden, doch veränderte der Konformitätsdruck auch die Kriegserfahrungen und förderte eine Art ‚Selbststalinisierung‘, in deren Folge das ‚stalinistische Selbst‘ die offizielle Deutung zu seiner eigenen machte. Die Bauern benutzten die integratorische Kriegsdeutung, um sich in die Sowjetgesellschaft einzubetten und die traumatischen und trennenden Erfahrungen der Kollektivierungszeit zu überwölben.

Nach dem Krieg betrieb die sowjetische Führung einen gnadenlosen Vernichtungsfeldzug gegen die ukrainischen Separatisten. Damit sollte die sozialistische ukrainische Nation von ‚unreinen‘ bürgerlichen und nationalistischen Elementen gereinigt werden. Umerziehung war laut Weiner hier nicht vorgesehen. Anders als bei Soldaten der Vlasov-Armee wurden bei UPA-Angehörigen auch die Familien für die Taten ihrer Verwandten verantwortlich gemacht und deportiert. Weiner führt dies auf die Ethnisierung des ‚purification drive‘ zurück.

Weiner untersucht schließlich, wie sich die Verbindung zwischen Sowjetpatriotismus und konformem ukrainischem Partikularismus – nicht Separatismus! - im Kriegsmythos niederschlug. Ausgerechnet unter sowjetischer Herrschaft wurden die ukrainischen Gebiete vereint und damit ein Traum der ukrainischen Nationalbewegung erfüllt. Seit der Aufwertung der russischen Nation und der Koppelung von russischem und sowjetischen Patriotismus nahmen die Russen zwar einen Ehrenrang unter den Sowjetvölkern ein. Doch schon unmittelbar dahinter kamen in dieser ethnischen Hierarchie des Heroismus die slavischen Brudervölker. Diese Hochschätzung ukrainischen Heldenmuts erleichterte die Einverleibung des Kriegsmythos in die nationale Mythologie des neuen ukrainischen Staates.

Die Studie ist anregend und originell, doch seinem universalen, auf die ganze Sowjetgeschichte bezogenen Anspruch kann Weiner nicht gerecht werden. Dies liegt im Wesen einer zeitlich begrenzten Regionalstudie. Weiner erweitert zwar unsere Kenntnis der sowjetischen Herrschaftspraxis und des Zusammenhangs von Kriegsmythos und sozialen und politischen Positionskämpfen in der Ukraine, doch habe ich Zweifel an der Validität einiger Grundthesen.

Wie sich der ‚purification drive‘ mit der ethnischen Komponente des Kriegsmythos verband, bedarf noch einer genaueren Überprüfung. Auf dem Weg zur erstrebten harmonischen sozialistischen Gesellschaft spielten soziale Kategorien immer eine wichtigere Rolle als ethnische Kriterien. Strittig bleibt, ob die Ethnisierung des Stalinismus oder der Terror der dreißiger und vierziger Jahren aus dem ideologischen Diskurs abgeleitet werden kann. In einigen Fällen – wie bei der Deportation von Polen aus den Westgebieten – wurden ethnopolitische Maßnahmen mit klassenpolitischer Rhetorik verbrämt. Doch gewichtige Gründe sprechen dafür, daß die ‚ethnischen Säuberungen‘ vor allem Ausdruck konkreter machtpolitischer Interessen und somit situativ begründet waren. Als die Parteiführung erkennen mußte, daß die Exzesse der Kollektivierung, Hungersnot und Massenterror die Anziehungskraft ihrer Nationalitätenpolitik irreparabel beschädigt hatte, modifizierte sie ihre Politik. Dies betraf zunächst das Verhältnis zu nationalen Minderheiten in Grenzregionen und zu solchen, die in einem potentiellen ‚Vaterland‘ einen Bezugspunkt jenseits der Grenzen hatten, den sogenannten ‚Diasporanationen‘. Da sich die Welt nicht der Ideologie fügen wollte, wurden – gegenläufig zur Betonung von nurture gegenüber nature - ethnische Kategorien aufgewertet. Dies war auch ein Reflex auf die Dynamik nationalistischer Bewegungen in Europa. Demzufolge wären die ‚ethnischen Säuberungen‘ der dreißiger Jahre auch nicht auf den ‚purification drive‘ in Richtung harmonische sozialistische Gesellschaft zurückzuführen, sondern auf Zweifel an der Operationalisierbarkeit der eigenen ideologischen Prämissen. In den Grenzregionen war er ein Zugeständnis, daß die Attraktivität der Sowjetunion nicht ausreichte, die Kraft nationaler Identitäten zu neutralisieren.

Die Schaffung eines ethnisch homogenen ukrainischen ‚Volkskörpers‘ wurde auch nach Holocaust und dem gewaltsamen Bevölkerungsaustauch mit Polen nicht ernsthaft betrieben. Dagegen sprach allein der hohe russische Bevölkerungsanteil. Hier finden die Parallelen zwischen sowjet-ukrainischem Partikularismus und ukrainischem integralen Nationalismus ein Ende. Auch erkenne ich keine systematisch betriebene Politik der Aussiedlung von Juden aus der Sowjetukraine. Reinigungsdrang‘ und ‚ethnische Säuberungen‘ waren zentrale Felder sowjetischen ‚social engineering‘, doch wiesen sie gravierende Unterschiede auf. Der ‚purification drive’ war in erster Linie ideologisch motiviert. In ihm spielten ethnische Kategorien phasenweise eine Rolle, doch waren sie stets sozialen Kategorien untergeordnet. ‚Ethnische Säuberungen‘ (ethnic cleansing) waren dagegen nicht Ausdruck bolschewistischen ‚Reinigungsdrangs‘ (purification drive), sondern waren zweckrational motiviert. Sie hatten keine Verankerung in der Ideologie, sondern reduzierten aus machtpolitischen Gründen ethnische Komplexität. ‚Ethnische Säuberungen‘ und Umsiedlungen fanden aus Gründen unterstellter kollektiver Kollaboration oder im Zuge eines größeren Bevölkerungsaustausches statt, der die neuen Grenzziehungen begleitete und eine künftige Irredentaproblematik ausschließen sollte. Soweit die Opfer dieser ‚ethnischen Säuberungen‘ innerhalb der Sowjetunion zwangsumgesiedelt wurden, waren sie auch nicht ein für allemal aus der Sowjetgesellschaft ausgeschlossen. Man hatte ihnen zwar einen anderen Platz zugewiesen, doch die Eingliederung in die ‚harmonische sozialistische Gesellschaft‘ blieb als Perspektive erhalten.

Anmerkungen:
1 Zygmunt Baumann: Modernity and the Holocaust. Ithaca 1991.
2 Die Juden waren 1939 die siebtgrößte ethnische Gruppe, erhielten aber nach Russen, Ukrainern und Weißrussen im Krieg die viertmeisten militärischen Auszeichnungen. Weiner, S. 218, Fußnote 71.
3 Der Anteil von Juden an den Fronttruppen lag zu keinem Zeitpunkt unterhalb ihres Anteils an der sowjetischen Gesamtbevölkerung, in der Regel lag er sogar etwas darüber. Weiner, S. 217 f.

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