F. Neumann: Schreiben im Geschichtsstudium

Cover
Titel
Schreiben im Geschichtsstudium.


Autor(en)
Neumann, Friederike
Reihe
Schreiben im Studium 5
Erschienen
Anzahl Seiten
111 S.
Preis
€ 12,99
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Stefan Jordan, Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München

Der Bologna-Prozess und die damit verbundene Neustrukturierung von Studiengängen an deutschen Universitäten führten in den Jahren nach 2000 zur Publikation zahlreicher Einführungen in die Geschichtswissenschaft. In Form von knappen Überblickswerken bezogen sich diese vor allem auf einzelne Epochen oder Sektoren der Geschichte wie die Alte Geschichte oder die Wirtschaftsgeschichte. Daneben entstanden Lehr- und Lesebücher zu Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft sowie zur Studienorganisation und zum Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Außerdem bieten mittlerweile viele Fakultäten und Seminare – häufig auf den jeweiligen Studienbetrieb bezogen – hilfreiche Tipps und Angebote auf ihren Internetpräsenzen. Auch wenn die Flut an Neupublikationen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, erscheinen immer noch weitere Titel aus dem Bereich der Einführungsliteratur.

Hierzu zählt auch der Band von Friederike Neumann. Die an der Abteilung Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld tätige Verfasserin darf wegen ihrer Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem fächerübergreifenden Projekt „richtig einsteigen mit literalen Kompetenzen“ als „Frau aus der Praxis“ gelten, was ihrem Band spürbar zugutekommt: Das Werk setzt ohne nennenswerten theoretischen Vorgriff am „Erleben“ des Schreibens von Hausarbeiten an und orientiert sich an den Problemen der Studierenden: vom Abfassen erster Arbeiten bis hin zur Bachelorarbeit – so die von der Verfasserin definierte Zielgruppe.

Für diese Probleme wird eine Vielzahl praktischer Lösungen geboten. Ein weiterer Vorteil des Bandes liegt in der kleinteiligen Strukturierung der Darstellung, deren gut 100 Seiten in 18 thematische Kapitel gegliedert sind. Nach grundsätzlichen Überlegungen, was eine Hausarbeit ist und wozu sie dient, widmet sich Neumann der Themenwahl, der Fragestellung, der Recherche nach Literatur und Quellen sowie dem kritischen Umgang mit diesen. Danach behandelt sie die konkrete Schreibarbeit: das Entwickeln einer Gliederung und einer problemorientierten Einleitung, das Schreiben (mit Hinweisen zur guten sprachlichen Verfasstheit von Texten) und das Überarbeiten des Geschriebenen. Den Abschluss bilden zwei Abschnitte zum Zeitmanagement und ein „psychologisches“ Kapitel, in dem die Verfasserin ihren Leserinnen und Lesern die Angst vor Schreibblockaden und -schwierigkeiten zu nehmen versucht. Das folgende Quellen- und Literaturverzeichnis nennt die zuvor im Text benutzten Titel, aber nur sehr wenige thematisch verwandte bzw. weiterführende Einführungen.1

Der Band bedient sich verschiedener didaktischer Elemente: Kernbegriffe werden im Text durch Fettdruck hervorgehoben; didaktische Kästen fassen einzelne Arbeitsgänge – etwa die Entwicklung der Fragestellung – übersichtlich zusammen; weitere Kästen, die auch als Anregung für Lehrende im Grundstudium dienen können, enthalten Übungen; Grafiken verdeutlichen Arbeitsprozesse; Beispiele – etwa zur Einarbeitung von Zitaten in den Text – werden aus der Sekundärliteratur entnommen, Fragenkataloge an das eigene Arbeiten werden gestellt. Die insgesamt sehr übersichtliche Anlage, viele Zwischenüberschriften, die pragmatische Behandlung des Stoffes durch die Verfasserin und ihre klare Sprache machen den Band leicht lesbar und eingängig. Die einzige, mitunter störende Unterbrechung des Leseflusses entsteht durch Einfügungen von URLs in den Text, die auf Internetangebote zu bestimmten Unterthemen aufmerksam machen sollen.

Etwas unglücklich – besonders für ein Werk, das sich an Anfänger richtet – sind wenige formale Fehler: Auf den Seiten 30 und 48 etwa folgt Neumann nicht der sonst im Band gebräuchlichen Nennung von Verfasservornamen und Nachnamen; an mehreren Stellen sowie im Register wird der Name von Winfried Schulze zu Schulz verschrieben. Manche Literaturtipps, wie jene zu Nachschlagewerken (S. 33f.), wirken recht beliebig. Kritischer zu betrachten ist die enge Begrenzung des Bandes auf die genannten Themen rund um das Vorbereiten und Schreiben von Hausarbeiten. Die Einführung bietet so gut wie keine Hinweise auf Zitationsweisen, die formale Gestaltung von Titelblättern und Verzeichnissen sowie die Anlage von Bibliographien. Gerade dieser Punkt, der für Anfängerinnen und Anfänger im Geschichtsstudium häufig ein großes Problem darstellt, wäre im Kontext eines Bandes, der sich dem Abfassen wissenschaftlicher Arbeiten widmet, mehr als wünschenswert gewesen. Konzentriert man sich aber auf den Schreibprozess, so stellt Friederike Neumanns häufig von persönlicher Ansprache an die Leserinnen und Leser durchzogene Einführung ein nützliches Hilfsmittel dar.

Anmerkung:
1 Nützlich wären Hinweise gewesen u.a. auf: Valentin Groebner, Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung, Konstanz 2012; Gabriele Lingelbach / Harriet Rudolph, Geschichte studieren. Eine praxisorientierte Einführung für Historiker von der Immatrikulation bis zum Berufseinstieg, Wiesbaden 2005; Nils Freytag / Wolfgang Piereth, Kursbuch Geschichte. Tipps und Regeln für wissenschaftliches Arbeiten, 5., aktualisierte Aufl., Paderborn 2011 (1. Aufl. 2004).

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