E. Nemeth u.a.: Römische Militärgeschichte

Cover
Titel
Römische Militärgeschichte.


Autor(en)
Nemeth, Eduard; Fodorean, Florin
Reihe
Geschichte kompakt
Erschienen
Anzahl Seiten
VII, 134 S.
Preis
€ 17,95
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Felix Schmutterer, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Eduard Nemeth und Florin Fodorean bieten im vorliegenden Buch aus der Reihe „Geschichte Kompakt“ eine für Studierende und interessierte Laien gedachte Einführung in das Militärwesen der Römer. Der Band ist in fünf größere, chronologisch arrangierte Kapitel eingeteilt. Die einzelnen Abschnitte darin widmen sich den bekannten militärischen Episoden der Römischen Geschichte, wie etwa der „Eroberung Italiens“ (S. 22f.), dem Krieg gegen Pyrrhus (S. 23-26) oder den drei Punischen Kriegen (S. 26ff., 28–34, 34–37).

Die Autoren lassen ihr Werk mit dem „Heer der Bürger“ (S. 1), also der Römischen Frühzeit, beginnen. Als Endpunkte der Darstellung wurden die Armeereformen Diokletians beziehungsweise der Fall des Westreiches und die „Barbarisierung“ des Heeres gewählt, die das Kapitel „Neue Herausforderungen – neue Armeen. Die spätrömische Zeit“ (S. 108) beschließen. Das Buch wird durch ein hilfreiches Register (S. 131–134) sowie ein aktuelles Quellen- und Literaturverzeichnis beendet (S. 127ff.). Letzteres ist den jeweiligen Kapiteln entsprechend eingeteilt.

Der Leser wird über rund 1.200 Jahre Geschichte mit Fokus auf die militärischen Ereignisse informiert. So wird anschaulich aufgezeigt, wie das Heer der Königszeit vom Kampf in der Phalanx allmählich zum System der Manipel übergegangen ist, obgleich hierzu von der Forschung zum Großteil nur hypothetische Annahmen getroffen werden können. Nemeth und Fodorean verbinden diese Entwicklung, wie in der Forschung gemeinhin akzeptiert, mit den Ereignissen und der fortschreitenden Unterwerfung Italiens. Allerdings wird dieser Punkt zusammen mit anderen grundlegenden Fakten bereits im ersten Kapitel unter der Überschrift „Die Legion“ (S. 8–11) behandelt. Dass dies die chronologische Gliederung des Buches durchbricht und an mehreren Stellen zu Vorausgriffen führt, betrifft auch die methodischen Besonderheiten des Formats.

Das Konzept der Reihe „Geschichte Kompakt“, dem auch der vorliegende Band folgt, sieht vor, dass einem jeden Kapitel tabellarisch die wichtigsten Ereignisse und Jahreszahlen vorangestellt werden. Dies kommt zweifellos dem intendierten Leserkreis zu Gute. Des Weiteren wird der Haupttext regelmäßig durch didaktisch zweckmäßig eingesetzte Informationsfelder unterbrochen. Diese bieten Erläuterungen verschiedener Fachtermini oder kanonisch gewordene Quellenpassagen in Übersetzung (darunter Livius, Polybios, die res gestae, Plutarch, Cassius Dio, Ammianus Marcellinus und andere mehr). Dass die „Erläuterungs-Felder“ gerade zu Beginn des Bandes auch Informationen enthalten, die frühestens für die Zeit nach Augustus relevant werden (unter anderem lorica segmentata und squamata; S. 12), verwundert bei der Lektüre. Auch die Kurzporträts der antiken Autoren hätten den ausgewählten Quellenpassagen vorangestellt werden sollen. Schon aus didaktischen Gründen und im Sinne eines angemessenen Umgangs mit den zitierten Texten wäre dies empfehlenswert gewesen (unter anderem Livius und Polybios; S. 15 und S. 36).

Die Punischen Kriege werden von den Autoren recht breit behandelt und die Expansion der Römischen Herrschaft ebenso wie die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesellschaft dargestellt. Ausführliche Exkurse über die „Reformen“ der Gracchen (S. 40), über die Problematik hinsichtlich des Status der Bundesgenossen sowie über den innenpolitischen Zündstoff zwischen Optimaten und Popularen sind breit angelegt und dienen sicherlich zum besseren Verständnis der Entwicklung, wie die Römische Armee „zu einem Instrument für hochrangige Generäle“ wurde (S. 45). Die Autoren entfernen sich dabei allerdings von einer Militärgeschichte im engeren Sinne, sodass beispielsweise die Einführung der Kohorte als Untereinheit der Legion sowie die nunmehr angeglichene Bewaffnung der Legionäre nur kurz angesprochen werden. Ihre taktische Rolle im Gefecht wird schlichtweg angenommen und nicht diskutiert. Die Abschnitte zur Triumviratszeit und anschließend bis Actium vertiefen das gewonnene Bild vom politischen Instrument zusätzlich.

Mit dem ersten Princeps und seinen Nachfolgern (Tiberius bis Domitian; S. 84ff.) beschäftigen sich die Autoren ereignisgeschichtlich hauptsächlich im Kontext der Expansion der Römischen Herrschaft im Mittelmeerraum, wobei zunächst ein Überblick über Stationierung, Organisation und Befehlsstruktur einer Legion gegeben wird. Beinahe enzyklopädisch werden Informationen zu 44 Legionen, Alen, Kohorten und Numeri aufgelistet. Von Trajans Dakerkriegen einmal abgesehen, setzt die Darstellung der militärischen Konflikte erst wieder mit Informationen zu „barbarischen Völkern“ (S. 109) ein. Die wichtigen Neuerungen der severischen Zeit werden nur unzureichend erwähnt. Die Autoren zeigen die Herausforderungen der sogenannten Soldatenkaiser an den Beispielen von Traianus Decius, Valerianus sowie Gallienus (S. 113ff.) repräsentativ und verständlich auf.

Die Herrschaft sowie die Reformen Diokletians (284–305) an der Schwelle zum „Dominat“ (S. 116) interpretieren die Autoren unter dem Gesichtspunkt der Beendigung der „Militäranarchie“ (S. 116). Die Wiederaufrichtung der Grenzen sowie Erkenntnisse über die Truppenverteilung werden auf die Notitia Dignitatum, ein Dokument, das um die Wende zum fünften Jahrhundert entstanden ist, zurückgeführt. Die Vergrößerung des Heeres bei stetiger Verkleinerung der Legion wird sehr informativ zusammen mit der Trennung zwischen limitanei und comitatenses erläutert und mit Konstantin dem Großen zum Abschluss gebracht.

Die Rolle der Foederaten sowie die Niederlage Valens’ bei Adrianopel fungieren für die Autoren als Endpunkt ihrer Darstellungen zum östlichen Reichsteil. Die „Auflösung des Weströmischen Reiches“ und die Episoden um Attila, Alarich und weitere weströmische Heermeister werden erwähnt und mit einigen grundlegenden Fakten beschlossen. Ob die „Auflösung“ des westlichen Reichsteils 476 – nach Meinung der Autoren – allerdings auch gleichzeitig das „Ende der Antike“ (S. 126) bedeutet, sei dahingestellt.

Das Buch stützt sich auf mehrere Abbildungen, darunter Fotographien aus dem Reenactment-Bereich, Landkarten sowie schematische Darstellungen, etwa zur Aufstellung der Legion im Feld. Sie sind größtenteils Wikimedia Commons entnommen, was auch die uneinheitliche Formatierung erklärt. Zudem ist damit die Übernahme strittiger Punkte, etwa zur Anordnung und Aufstellung der Legion, und deren Präsentation als Tatsache verbunden.

Insgesamt bieten Nemeth und Fodorean ein informatives Buch zum Thema der Römischen Expansionsgeschichte, genauer gesagt zur Römischen Kriegs- und Ereignisgeschichte, die freilich unter militärischen Vorzeichen stehen. Der gefällige Stil kommt einer angenehmen Lektüre des Studienbuches zu Gute. Es ist jedoch anzumerken, dass der Band seinem Titel nur in Teilen gerecht wird. Eine moderne Militärgeschichte im engeren Sinn wurde von den Autoren nicht vorgelegt. Hierfür wäre einerseits eine stärkere Auseinandersetzung mit der politischen, kulturellen und sozialen Rolle der Römischen Armee nötig gewesen. Andererseits hätte gerade operatives militärisches Handeln – auch im Sinne der älteren Forschung – integriert werden müssen. Wer eine informative, knappe und verständliche Zusammenstellung der Historie im Sinne einer wiederholenden Lektüre wünscht, ist hier gut beraten. Insofern ist das Buch sicherlich ein empfehlenswertes Arbeitsinstrument für Studierende, um einen Überblick über Ausbreitung und Niedergang der Römischen Herrschaft unter militärischen Gesichtspunkten zu erhalten.

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