Längsschnitt Revolution

Cover
Titel
Längsschnitt Revolutionen. Panorama Revolutions


Autor(en)
Roerkohl, Anne
Reihe
Geschichte interaktiv 15 bilingual
Erschienen
Anzahl Seiten
DVD-ROM
Preis
€ 49,90
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Thomas Fischer, Berufsfachschule Screen-Design, Hamburg

Von den politischen Revolutionen des 18. bis 20. Jahrhunderts handelt die vorliegende DVD, ein gewissermaßen klassisches Schulungsthema. Und so ist diese Publikation auch speziell für den Geschichtsunterricht der Sekundarstufen I und II konzipiert, wobei Hans-Ulrich Thamer, emeritierter Professor der Universität Münster, die Arbeit wissenschaftlich begleitet hat. Die Filme und Materialien liegen in diesem Fall außerdem in deutscher und englischer Sprachfassung vor und eignen sich daher zusätzlich für den bilingualen Unterricht. Produziert wird die DVD-Reihe „geschichte interaktiv“ von der Geschichtsfilmfirma Anne Roerkohl, die auch für diverse Fernsehsender und Museen tätig ist.

Die Informationsfilme auf dieser DVD kombinieren historisches Bild- und Filmmaterial, animierte Karten, Sprechertexte, Zitate und Interviews mit Historikern zu anschaulichen Darstellungen der historischen Ereignisse. Nachgestellte Spielszenen gibt es nicht.

Es beginnt mit einer etwas längeren Einführung (24 Minuten), die das Thema vorstellt und definiert: Revolutionen sind politische Umwälzungen, getragen von breiten Teilen der Bevölkerung, stets begleitet von Gewalt in verschiedenen Ausprägungen, ausgelöst durch soziale und wirtschaftliche Probleme. Eine entscheidende Ebene ist jedoch die Geistesgeschichte: Politische Überzeugungen haben sich im Vorfeld von Revolutionen geändert und ändern sich im Verlaufe der Revolution erneut, insbesondere geraten regelmäßig die Idealvorstellungen der Handelnden an die Grenzen ihrer Realisierbarkeit. Und weiterhin bringen die Revolutionen Mythen und Symbole hervor, Vor-, Wunsch- und Schreckensbilder, die in den folgenden Generationen weitererzählt und instrumentalisiert werden. Daher spielt auch die Medienlandschaft eine wesentliche Rolle: Flugschriften und Zeitungen sorgen dafür, dass Gleichgesinnte sich leichter finden, dass der soziale Unmut eine Sprache und eine Richtung bekommt, dass die Unruhen nicht nur lokal begrenzt verlaufen (und niedergeschlagen werden können) und dass die Handelnden trotz räumlicher und sozialer Trennung ihr Handeln koordinieren.

Nach diesem Vorlauf werden in sechs Filmen von rund 15 Minuten Länge die Gründung der USA 1776 und die Revolutionen von 1789–99 (Frankreich), 1848–49 (Deutschland), 1917–21 (Russland), 1918–19 (Deutschland) und 1989–90 (Deutschland) präsentiert und die genannten Bestimmungsfaktoren konkretisiert. Bisweilen finden auch andere Aspekte Eingang in die Darstellung, zum Beispiel wird hinsichtlich der Revolution von 1848 die Bedeutung der Eisenbahn für den schnellen Transport von Personen und Publikationen hervorgehoben. Lediglich im letzteren Beispiel, dem Ende der DDR, weicht die Darstellung vom sonst üblichen Muster ab: Statt Historikern kommen Zeitzeugen zu Wort, von denen einige einen gänzlich anderen Revolutionsbegriff haben, die politische Ereignisgeschichte steht sehr im Vordergrund, und gerade das Thema Mythenbildung fehlt leider.

Ergänzt wird das Ganze durch zusätzliche Materialien im Datenteil der DVD: Arbeitsblätter, Zeitleisten, ausgewählte Kurzbiografien, Internetlink- und Literatur-Verzeichnisse sowie didaktische Kommentare zu den Filmen, alle im PDF-Format. Zweisprachig sind allein die sogenannten „Methodenkarten“, die Leitfragen für die Interpretation von Fotografien, Karikaturen und politischen Plakaten enthalten. Für den bilingualen Unterricht gibt es außerdem Vokabellisten. Für Windows-Nutzer steht eine interaktive Oberfläche zur leichteren Erschließung der PDF-Dokumente zur Verfügung.

Die Brauchbarkeit der Materialien für den Schulunterricht ist gut. Zu jedem Film gibt es ein mehrseitiges Arbeitspapier, das die Hauptaussagen festhält, sowie mehrere Arbeitsblätter, die der Vertiefung dienen. Da werden etwa die Unabhängigkeitserklärung der USA mit anderen Verfassungstexten verglichen, die Bildpropaganda der Französischen Revolution, die Utopie des „Neuen Menschen“ oder das Ostberliner Lenin-Denkmal von 1970 untersucht oder eine Diskussionsrunde vorgeschlagen über die Frage, ob und wie man an die Revolution von 1848 erinnern solle. Lediglich die Zeitleisten wirken etwas uninspiriert und willkürlich zusammengestellt.

Insgesamt bewegen sich alle Filme und Materialien auf gutem, aktuellem, wissenschaftlich fundiertem Schulbuchniveau, und es gelingt ihnen trotz der filmischen Kürze, ein differenziertes und kritisches Bild zu entwerfen, über das Wesentliche zu informieren und zur Diskussion anzuregen.

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