I. Samotta: Das Vorbild der Vergangenheit

Cover
Titel
Das Vorbild der Vergangenheit. Geschichtsbild und Reformvorschläge bei Cicero und Sallust


Autor(en)
Samotta, Iris
Reihe
Historia-Einzelschriften 204
Erschienen
Stuttgart 2009: Franz Steiner Verlag
Anzahl Seiten
506 S.
Preis
€ 78,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Josef Löffl, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Regensburg

Die vorliegende Publikation von Iris Samotta, die überarbeitete Version einer Bochumer Dissertation aus dem Jahre 2003, stellt einen wichtigen und äußerst lesenswerten Beitrag zum Innenleben der späten römischen Republik dar. In ihr gibt Samotta sehr fundiert Aufschluss über die Sichtweisen Ciceros und Sallusts zur res publica Romana. Dabei steht der Vergleich des historischen Denkens der beiden römischen Literaten im Vordergrund, wie bereits in der Einleitung (S. 9–18) verdeutlicht wird.

Das Buch ist in drei Kapitel gegliedert, deren erstes (S. 19–58) als eine Hinführung gedacht ist, in der der Leser mit den für die Analyse zentralen Schriften Ciceros vertraut gemacht wird, wobei der Autorin eine prägnante Kombination zentraler inhaltlicher Details mit den Gegebenheiten der Zeitumstände gelingt, welche zugleich als Gliederungskriterien fungieren: Im ersten Abschnitt (S. 19–46) werden mit de oratore, de re publica und de legibus Schriften des Staatsmannes aus Arpinum behandelt, die vor Caesars Bürgerkrieg gegen Pompeius abgefasst worden sind. Der folgende Abschnitt (S. 47–58) ist ganz dem Werk de officiis gewidmet, welches nach der Ermordung Caesars und somit unter völlig anderen politischen Voraussetzungen entstand.

Auch das zweite Kapitel (S. 59–175) der Arbeit ist zweigeteilt; in ihm befasst sich Samotta mit dem Geschichtsbild der beiden Schriftsteller. Im ersten Abschnitt rekonstruiert Samotta die sich in den jeweiligen Werken manifestierende Staatskonzeption bei Cicero (S. 59–97) und bei Sallust (S. 98–132). Sodann analysiert sie die kritische Haltung der beiden Protagonisten gegenüber der krisenhaften Entwicklung der römischen Republik (S. 133–170). In ihrem abschließenden Fazit zu diesem Kapitel weist die Autorin darauf hin, dass beide Literaten in der Charakterisierung der römischen Republik als Idealstaat grundsätzlich übereinstimmen (S. 171), und fasst zugleich die Unterschiede in der historischen Deutung bei Cicero und Sallust zusammen (S. 172–175).

Das dritte Kapitel stellt den Hauptteil des Buches dar und behandelt im Detail die Reformvorschläge Ciceros und Sallusts. Wie alle anderen Bereiche der Publikation ist auch dieser Abschnitt übersichtlich gestaltet und besteht aus sechs Unterkapiteln, in denen die Aspekte Volkstribunat (S. 177–256), Agrarreform (S. 257–308), Gerichtsreform (S. 309–317) und Magistratsreform (S. 318–362) sowie die Rolle des Senats als Staatsmittelpunkt (S. 363–380) und die Bedeutung der Zensur (S. 381–388) untersucht werden. In der analytischen Schlussbetrachtung zeigt Samotta auf, dass die res publica Romana ihre Rolle als ideale Verfassung in den Vorstellungen Ciceros und Sallusts nicht eingebüßt hatte (S. 389–390): Beide Persönlichkeiten bauten auf die Reformierbarkeit und somit auf den Erhalt dieses Systems, weshalb andere Staatsformen als Alternative für sie gar nicht zur Debatte standen (S. 402).

Die 506 Seiten umfassende Publikation ist ein entscheidender Beleg dafür, was durch eine symbiotische Kombination aus altphilologischem und historischem Forschungsansatz erreicht werden kann: Dieses Buch ermöglicht seinem Leser den Zugang zur Gedankenwelt zweier Persönlichkeiten, die als Zeitzeugen eine Entwicklung in der römischen Geschichte miterlebten, welche in der Forschung oftmals viel zu leichtfertig schlichtweg als Untergang der Republik tituliert wird. Samottas Analyse zeigt klar strukturiert auf, in welch ungeheurem Umfang das System der res publica Romana das Denken von Literaten selbst noch in einer historischen Phase beeinflusste, in der sich diese Staatsform für den modernen Betrachter scheinbar bereits selbst überlebt hatte. Handwerklich gilt es anzumerken, dass die Publikation über umfangreiche Register (ein Namensregister, S. 455–482, sowie ein Sach-, Orts- und Begriffsregister, S. 483–506) verfügt, die dem Leser einen schnellen Zugriff auf Einzelaspekte erleichtern. Das Buch ist uneingeschränkt zur Anschaffung empfohlen, es sei aber vor allem denjenigen ans Herz gelegt, die sich mit der Geschichte der späten Republik und Aspekten wie der (vermeintlichen?) ‚Krise ohne Ausweg‘ befassen möchten.

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