: The International Committee of the Red Cross. A Neutral Humanitarian Actor. London 2007 : Routledge, ISBN 978-0-415-34151-6 122 S. £ 16,99

: Das Rote Kreuz. Von Helden im Rampenlicht und diskreten Helfern. Wien 2009 : Zsolnay Verlag, ISBN 978-3-552-06092-0 318 S. € 17,90

: Shaping the Humanitarian World. . London 2008 : Routledge, ISBN 978-0-415-77371-3 177 S. £ 16,99

Wilson, Richard Ashby; Brown, Richard D. (Hrsg.): Humanitarianism and Suffering. The Mobilization of Empathy. Cambridge 2008 : Cambridge University Press, ISBN 9780521883856 328 S. £ 45.00

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung bei H-Soz-Kult von:
Florian Hannig, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Dass humanitäres Engagement nicht nur ein zentraler Aspekt der internationalen Ordnung, sondern auch des Selbstverständnisses westlicher Gesellschaften ist, hat zuletzt die Reaktion auf das Erdbeben in Haiti bewiesen. Allerdings hat die Geschichtswissenschaft bisher nur marginal wahrgenommen, dass diese Form der Hilfe eine Geschichte besitzt und damit selbst historisch ist. Aus diesem Grund sollen hier einige kürzlich zum Thema erschienene Darstellungen besprochen und Perspektiven einer historischen Auseinandersetzung aufgezeigt werden. Noch werden die Geschichten einzelner Hilfsorganisationen weitgehend von ehemaligen Aktivisten oder Politikwissenschaftlern geschrieben, so auch bei den hier zu besprechenden Büchern.

Einer der wichtigsten und der älteste humanitäre Akteur ist das Rote Kreuz. Die Politikwissenschaftler Barbara Ann J. Rieffer-Flanagan und David P. Forsythe legen in der Global-Institutions-Reihe von Routledge eine schmale Einführung über das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vor. Das Buch stellt eine komprimierte Form von Forsythes 2005 erschienenem Buch „The Humanitarians“1 dar und gliedert sich in ein Kapitel über die historische Entwicklung und vier Kapitel zu einzelnen Aufgabenbereichen, die jeweils chronologisch beschrieben werden. Diese Struktur führt zwangsläufig zu einigen Redundanzen, was bei dem geringen Umfang des Buches etwas ärgerlich ist. Insgesamt unterscheiden die Autoren drei Aufgaben des IKRK: Entwicklung des humanitären Völkerrechts, Gefangenenbesuche und Humanitäre Unterstützung (das heißt Bereitstellung von Nahrung, Wasser, Kleidung, Unterkunft und medizinische Versorgung, aber auch Familienzusammenführungen).

Während die Darstellung aus der Global-Institutions-Reihe eine systematische, aber trockene Einführung in die Geschichte der Rotkreuzbewegung bietet, besticht „Das Rote Kreuz. Von Helden im Rampenlicht und diskreten Helfern“ von dem Rotkreuz-Mitarbeiter Robert Dempfer durch Lesbarkeit und Innensicht. Die Publikation richtet sich dezidiert an einen Leserkreis, der sich in der humanitären Szene betätigen will und stellt deshalb im umfangreichen Anhang unterschiedliche Hilfsorganisationen mit Adressen vor. Nach einem historischen Teil, in dem jeweils Problemfelder angesprochen werden, die bis heute aktuell sind, wird die Bandbreite der Rotkreuzarbeit anhand von Biographien aus jüngster Vergangenheit beschrieben: neben internationaler Krisen- und Fluchthilfe auch der Rettungssanitätsdienst. Abschließend werden prominente Unterstützer humanitärer Arbeit kontrovers bis polemisch diskutiert. Stärker als die Darstellung von Rieffer-Flanagan und Forsythe geht Dempfer auf die nationalen Gesellschaften (vor allem die deutsche und österreichische) und die Liga der Rotkreuzgesellschaften ein.

Um eine Geschichte des Humanitarismus insgesamt geht es in Peter Walkers und Daniel Maxwells „Shaping the Humanitarian World“, das ebenfalls in der Global-Institutions-Reihe erschienen ist. Das Buch gliedert sich in zwei annähernd gleich große Teile. Zunächst wird die Geschichte der humanitären Hilfe von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins 21. Jahrhundert geschildert und danach werden mit Staaten, internationalen und Nichtregierungsorganisationen unterschiedliche Akteure mit ihren Handlungsfeldern vorgestellt. Dabei wird in der Darstellung konsequent zwischen Hilfe bei Naturkatastrophen (natural disasters) und bei Kriegen (man-made disasters) getrennt. Insgesamt liefern Walker und Maxwell einen nützlichen Überblick vor allem über die Zeit nach 1945. Allerdings gelingt es ihnen nur selten übergreifende Aussagen über die humanitäre Bewegung zu treffen, meistens bleibt die Darstellung bei den Entwicklungen einzelner Organisationen stehen.

In dem Sammelband „Humanitarianism and Suffering. The Mobilization of Empathy”, den der Historiker Richard D. Brown und der Anthropologe Richard Ashby Wilson herausgegeben haben, werden mit der Definition von Humanitarismus und humanitären Narrativen zwei weitere Aspekte angesprochen, die in den übrigen Darstellungen keine Rolle spielen, aber für die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung eine wichtige Perspektive aufzeigen und deshalb erst am Ende dieser Sammelrezension vorgestellt werden.

Der Gründungsmythos moderner humanitärer Hilfe setzt 1859 auf dem Schlachtfeld in der Nähe von Solferino ein. Alle drei Darstellungen (Forsythe / Rieffer-Flanagan, Dempfer und Walker / Maxwell) nehmen den Krieg zwischen Österreich auf der einen und Piemont und Frankreich auf der anderen Seite als Ausgangspunkt ihrer Erzählung. Angesichts des Grauens von unzähligen Verwundeten leistete der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant als neutraler Außenstehender zusammen mit Anwohnern Hilfe und schrieb seine Erfahrungen in dem 1862 erschienen Buch „Erinnerungen an Solferino“ nieder. Darin plädierte er dafür, dass bereits zu Friedenszeiten eine neutrale Hilfsorganisation bestehen solle, und dass deren Helfer durch ein internationales Abkommen geschützt werden sollten. Forsythe und Rieffer-Flanagan zeigen aber, dass Dunants Plädoyer zu dieser Zeit nicht so singulär und originell war, wie er es zu suggerieren suchte.2 Neben dieser Vision einer Zivilisierung des Krieges gab es aber auch ganz pragmatische Interessen, die von allen Darstellungen angeführt werden, die 1863 zur Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK, seit 1875 trägt es diesen Namen) und 1864 zur Verabschiedung der Genfer Konventionen führten. Durch eine Krankenversorgung der verwundeten Soldaten sollte die öffentliche Kritik an Kriegen gemildert werden, die durch schnellere und bessere Kommunikationsmöglichkeiten gewachsen war. Gleichzeitig hatte dies auch einen militärischen Nutzen, wie Robert Dempfer ausführt. Denn gekennzeichnete und neutralisierte Lazarette mussten nicht mehr weit hinter der Front liegen, was lange Transportwege ersparte, eine raschere Versorgung sicherstellte und damit militärische Ressourcen schonte. Neben das rote Kreuz traten 1929 der rote Halbmond und 2005 der rote Kristall als Schutzzeichen für Sanitätsdienste im Krieg. Allerdings versorgte das IKRK im 19. und in weiten Teilen des 20. Jahrhunderts nicht selbst die Verwundeten, sondern überließ dies den einzelnen sich schnell gründenden nationalen Rotkreuzgesellschaften. Diese wurden zunehmend abhängiger von den eigenen Regierungen und damit auch unabhängiger von der Kontrolle des IKRK.

Der Erste Weltkrieg wird von allen drei Darstellungen als Zäsur begriffen. So erweiterte das IKRK während des Krieges seinen ursprünglichen Einsatzbereich, indem es Suchdienste einrichtete und sich auch um Zivilisten und Kriegsgefangene kümmerte. Und angeregt durch das enorme Wachstum in den Kriegsjahren versuchte das Amerikanische Rote Kreuz 1919 mit der Gründung der Liga der Rotkreuzgesellschaften (seit 1991 Internationale Föderation) einen Dachverband der nationalen Gesellschaften als eine Konkurrenz zum IKRK zu schaffen. Seither wurde – mit unterschiedlichem Erfolg – eine Arbeitsteilung zwischen den beiden Organisationen vereinbart. Das internationale Komitee beschränkte sich fortan vor allem auf Hilfe bei kriegerischen Auseinandersetzungen und die Liga auf Unterstützung bei Naturkatastrophen, Epidemien etc.

Aus dem Ersten wie auch aus dem Zweiten Weltkrieg ging das IKRK als respektierte moralische Instanz hervor, die nur von humanitären Prinzipien gelenkt schien und erhielt dafür 1917 und 1944 den Friedensnobelpreis. Während Walker und Maxwell auf die Arbeit humanitärer Akteure während des Zweiten Weltkriegs nicht eingehen, thematisieren die beiden Arbeiten über das Rote Kreuz dessen Rolle angesichts des Mords an den europäischen Juden. Beide Darstellungen heben hervor, dass das IKRK der Ermordung hilflos gegenüberstand, was die Organisation noch Jahrzehnte verfolgen sollte. Außerdem hält Dempfer fest, dass sich angesichts staatlichen Terrors wenig Handlungsspielräume für humanitäre Hilfe ergäben und sich Hilfsorganisationen auf die Bedingungen des verbrecherischen Regimes einlassen müssten, um Zugang zu den Opfern zu erhalten.

Die Arbeit der Rotkreuzbewegung im Kalten Krieg ist einerseits durch eine Weiterentwicklung des humanitären Völkerrechts gekennzeichnet und andererseits durch eine Globalisierung des Handlungsbereichs. Walker und Maxwell erweitern in ihrer Darstellung aber in der Nachkriegszeit den Blick auf das Akteursfeld. Die gegenwärtige humanitäre Ordnung sehen die Autoren dabei in einer formativen Phase zwischen Zweitem Weltkrieg und dem Ende der 1960er-Jahre begründet. In dieser Zeit entstanden die wichtigsten UN-Organisationen (zum Beispiel UNHCR, UNICEF) und NGOs (zum Beispiel Oxfam, World Vision und CARE).

Der konflikthafte Prozess einer sich entkolonisierenden Welt globalisierte das Einsatzgebiet der humanitären Akteure und zwang auch das IKRK zu organisatorischer Straffung und Anpassung. Gerade der Biafra-Konflikt (1967-1970) wird von allen Darstellungen als ein Wendepunkt in der Geschichte humanitärer Hilfe begriffen. Für das IKRK war er nicht nur der erste große Konflikt, bei dem es selbst operativ tätig wurde, sondern in ihm offenbarte sich nach Rieffer-Flanagan und Forsythe ein Strategiebedarf angesichts neuer Herausforderungen wie gesteigerter Medienaufmerksamkeit, Konkurrenz durch andere humanitäre Akteure im Feld und der politischen Implikationen von Entscheidungen. Darauf reagierte die Organisation mit einer Professionalisierung des Mitarbeiterstabs. So ging zunehmend die Macht von der Versammlung (Assemblée), die bis heute ausschließlich aus 20-25 Schweizern besteht, auf den Präsidenten, die Direktion und andere Vollzeitmitarbeiter über. Für Walker und Maxwell markierte der Konflikt den Beginn einer bis heute andauernden Debatte über Neutralität oder Solidarität mit einer Opferpartei, über die Instrumentalisierung von Humanitarismus für politische Ziele und über negative Konsequenzen der Hilfe. Für Dempfer führte der Konflikt gar zum Schisma der humanitären Bewegung, da er eine neue Form der medienorientierten und solidarischen humanitären Hilfe eingeleitet habe, die sich mit der Gründung von Médicins Sans Frontières (MSF) 1971 institutionalisierte.

Maxwell und Walker gehen auf weitere wichtige humanitäre Konflikte während der Zeit des Kalten Krieges ein. So auf die Hungersnot in der Sahelzone in den 1970er-Jahren, die mit dazu führte, dass sich die humanitäre „Hungerlandkarte“ von Asien nach Afrika verschob; die Flüchtlings- und Hungerkrise in Kambodscha 1979 und die beiden Hungerkatastrophen in Äthiopien 1972-74 und 1984-85.

Das Ende des Kalten Kriegs wird wiederum von allen Autoren als Zäsur angesprochen. Für Maxwell und Walker sind die 1990er-Jahre einerseits durch enormes finanzielles Wachstum, aber auch durch Missbrauch und Misserfolg der humanitären Hilfe gekennzeichnet. Neu ist auch, dass vor allem westliche Regierungen in Krisengebiete militärisch intervenieren, um sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe geleistet werden kann. Die Jugoslawienkriege beendeten den Optimismus nach dem Ende des Kalten Krieges und führten Helfer erstmals wieder auf europäischen Boden. Auch dass gerade in einer humanitären Sicherheitszone in Srebrenica ein Massaker stattfand und dass Hilfsorganisationen von allen Kriegsparteien in ihrer Arbeit behindert wurden, führte der humanitären Bewegung schmerzlich die Grenzen ihrer Tätigkeit vor Augen. Außerdem wurde an diesem Konflikt deutlich, wie selektiv die Wahrnehmung von und die Reaktion auf humanitäre Krisen sind. Während die europäische Krise wesentliche mediale und finanzielle Aufmerksamkeit erhielt, weckten nahezu zeitgleiche Krisen im Kongo und in Ruanda kaum Interesse. In Somalia geriet die humanitäre Ursache, die Hungersnot, für die internationale Intervention schnell in Vergessenheit und in Erinnerung blieb Somalia als Symbol für wohlmeinende Intervention, in der sich die internationale Gemeinschaft verfing. Und für Dempfer gerät die humanitäre Hilfe in den 1990er-Jahren trotz und wegen des massiven Bedeutungsgewinns in eine „Midlife-Crisis“. Humanitäre Hilfe sei zunehmend zu einem Alibi der westlichen Staaten geworden, um nicht politisch oder militärisch in Konflikte zu intervenieren. Gleichzeitig sei sie – vor allem im neuen Jahrtausend – immer stärker in militärische Operationen eingebunden worden, was zu einer enormen Gefährdung der Helfer geführt habe.

Die Periodisierungsversuche der drei Darstellungen orientieren sich weitgehend an bisherigen Arbeiten zur Geschichte der humanitären Hilfe, denen ein Expansionsnarrativ zugrunde liegt. Nach diesem erweitern sich schrittweise die Aufgaben, der geographische Zuständigkeitsraum und die Zahl der humanitären Akteure.3 Einzig der Versuch von Walker und Maxwell die Phase zwischen dem Zweitem Weltkrieg und dem Ende der 1960er-Jahre als Einheit zu sehen, ist originell, überzeugt allerdings nicht vollständig. So ist diese Zeit doch durch eine Zäsur in den 1950er-Jahren gekennzeichnet: Während humanitäre Organisationen bis dahin vor allem mit dem Wiederaufbau und den Folgen des Zweiten Weltkriegs in Europa beschäftigt waren, wendeten sie sich – auch um ihrer Auflösung zu entgehen – in den 1950er-Jahren vor allem der Entwicklungshilfe zu, also der Veränderung von strukturellen Ursachen von Armut und Not. Erst mit den Konflikten in der neuentstehenden „Dritten Welt“ wandten sich viele NGOs in den 1960er-Jahren wieder der humanitären Nothilfe nun auch außerhalb Europas zu. Diese Verschiebungen manifestierten sich auch in Namensänderungen. So strich UNICEF 1953 das ‚Emergency‘ aus seinem Namen und CARE wandelte sich von ‚Cooperative for American Remittances to Europe‘ zu ‚Cooperative for American Relief Everywhere‘. Ein Narrativ kontinuierlicher Expansion überdeckt solche Brüche und Diskontinuitäten, die noch stärker herausgearbeitet werden müssten. Andererseits können die späten 1960er-Jahre tatsächlich als eine Zäsur begriffen werden, die den gegenwärtigen Humanitarismus einleitete, dessen Fokus auf der so genannten Dritte Welt liegt und bei dem die UN eine wichtige Rolle spielen. Die späten 1960er-Jahre können insofern als zweiter Schub einer „Unoisierung“ des humanitären Feldes begriffen werden. So wurde 1967 erstmals im Sicherheitsrat Bezug auf das humanitäre Völkerrecht genommen 4, die Diskussionen um eine Rolle des Sekretariats bei humanitärer Hilfe kamen durch die Konflikte in Biafra, das Erdbeben in Peru (1970) und den Zyklon (1970) und Bürgerkrieg in Ostpakistan (1971) wieder in Gang und führten 1971 zum Beschluss ein ‚United Nations Disaster Relief Office‘ zu schaffen.5 Auch UNICEF wandte sich seit den späten 1960er-Jahren wieder humanitärer Hilfe zu 6 und der UNHCR – bis dahin ein eher unbedeutender Akteur – nahm während der Flüchtlingskrise, die durch den Bürgerkrieg in Ostpakistan ausgelöst wurde, eine koordinierende Rolle der Hilfsaktionen ein.7 Im Unterschied zur ersten Phase der „Unoisierung“ der humanitären Hilfe in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die durch die Errichtung von zeitlich befristeten Institutionen bestimmt war, die sich auf Europa konzentrierten, zeichnet sich der zweite Schub dadurch aus, dass UN-Einrichtungen humanitäre Aufgaben nun dauerhaft und global wahrnehmen wollten.

Die Diskussion um die Neutralität von humanitärer Hilfe beherrscht alle drei bisher angesprochenen Bücher. Neutralität wurde 1965 als einer von sieben Grundsätzen für humanitäres Handeln vom IKRK festgelegt, war aber seit Beginn der Organisation ein handlungsleitendes Prinzip. Neutralität bedeutet, dass die humanitäre Organisation während eines Konfliktes (und beim IKRK auch danach) für keine Seite Partei ergreift, was auch Schuldzuweisungen miteinschließt. Dies soll das Vertrauen aller Kriegsparteien in die Arbeit der Hilfsorganisationen sicherstellen. Zu unterscheiden ist Neutralität von Unparteilichkeit, die auch als einer der sieben Grundsätze festgehalten ist und gewährleisten soll, dass bei der Zuteilung von Hilfe nur das Kriterium der Not ins Gewicht fällt.8 Aber bereits während des Biafra-Konflikts wurde Neutralität als Grundsatz nicht nur angegriffen, sondern selbst von Rotkreuzmitarbeitern gebrochen. Eines der interessantesten Kapitel von Dempfers Buch ist dem französischen Außenminister und Gründer von Ärzte ohne Grenzen, Bernard Kouchner gewidmet. Kouchner arbeitete während des Biafra-Konfliktes für das Französische Rote Kreuz. Doch das dem Neutralitätsgrundsatz geschuldete Schweigeabkommen konnte Kouchner in dem Bürgerkrieg zwischen der Bundesrepublik Nigeria und der sezessionistischen Republik Biafra nicht halten, da ihn dieses seiner Meinung nach zum Komplizen eines Gemetzels machte. Aus diesem Verständnis heraus wurde 1971 Médicins Sans Frontières gegründet. Diese neue Organisation wollte, laut Dempfer, zwar auch unparteilich, aber eben nicht neutral sein.9 Zeugenschaft gehörte für sie zur Hilfe und die neue Bedeutung des Fernsehens kam MSF dabei zugute, da es dies für seine Zwecke besser als alle anderen Hilfsorganisationen zu nutzen wusste. Dempfer sieht in der Abwendung vom Neutralitätsgrundsatz – die er auch als eine Folge von „1968“ bzw. als eine von 68ern vorangetrieben Entwicklung begreift – eine Gefahr für den Humanitarismus, weil sie nicht nur seine Voraussetzung – den Zugang zu Opfern –, sondern auch die Helfer bedrohe. Die Grenze zwischen politisch-militärischem und humanitärem Handeln ist für Dempfer, aber auch für Forsythe und Rieffer-Flanagan essentiell. Aus dieser Unterscheidung leiten sie einerseits ein humanitäres Selbstverständnis ab, nach dem Humanitarismus auf Notlinderung beschränkt ist und die Ursachenbekämpfung von Not gerade nicht humanitär sei. Andererseits manifestiere sich dieses Humanitarismusverständnis nur noch in der Rotkreuzbewegung, wodurch neutrale und diskrete Hilfe ihr Alleinstellungsmerkmal markiert und damit das IKRK heute relevanter denn je mache.

Walker und Maxwell gehen ebenfalls auf die Debatten um Neutralität vor allem seit der Jahrtausendwende ein. Aus den Misserfolgen der 1990er-Jahre entwickelte sich eine breite und kontroverse Diskussion, die unter dem Stichwort „new humanitarianism“ für Erneuerungen bzw. Rückbesinnungen plädiert. Dabei geht es einerseits um einen reflexiveren Humanitarismus, der anerkennt, dass alle Hilfe politisch ist und sich bewusst macht, dass diese genauso viel Schaden wie Nutzen bringen kann. Andererseits geht es auch um die Frage, ob Nothilfe stärker in politisch-militärische und entwicklungspolitische Ziele eingebunden werden soll. Allerdings ist der Ausgang der Debatte weniger entschieden als Walker und Maxwell glauben machen wollen. Und dass sich die humanitäre Bewegung zunehmend vom Prinzip der Neutralität verabschiedet hat, kann auch nicht behauptet werden, was auch die Darstellungen von Dempfer und Forsythe / Rieffer-Flanagan zeigen.10 Für Historiker eröffnet sich gerade anhand der Debatten um Neutralität die Möglichkeit, diese zu analysieren und in den jeweiligen historischen Kontext zu stellen, ohne – wie bisher üblich – selbst an der Debatte teilzuhaben. Außerdem wäre zu fragen, inwieweit die Abneigung gegenüber dem Neutralitätsprinzip einen Teil der humanitären Helfer dazu geführt hat, humanitär begründete militärische Interventionen zu befürworten.

Über Motive für humanitäres Handeln erfährt man aus den drei Darstellungen nur sehr wenig. Rieffer-Flanagan und Forsythe erwähnen lediglich, dass es ein Spannungsverhältnis zwischen staatlichen Eigeninteressen und humanitären Zielen gibt. Maxwell und Walker leiten die Motivation, humanitär zu handeln aus einem anthropologischen Altruismus ab. Allerdings sehen sie auch, dass dieses Handeln von politischen Interessen gelenkt wird. Am deutlichsten werden diese Interessen von allen fünf Autoren anhand der Konflikte in den 1990er-Jahren herausgearbeitet. So wurde humanitäre Hilfe für viele westliche Staaten ein Alibi, um nicht politisch-militärisch in diese Krisenherde eingreifen zu müssen. Am ausführlichsten thematisiert Dempfer humanitäre Motivationen, wobei er einerseits anthropologische und andererseits historische Motive anführt: So sieht er in dieser Form des Handelns eine generelle Möglichkeit, um die Sinnsuche des Menschen zu befriedigen. Dieses Sinnstiftungsbedürfnis lenke sich aber gerade in der modernen, utopiefreien Welt auf humanitäre Hilfe, um sich mit dieser „aus der Umklammerung des Banalen zu befreien und den Intensitätsverlust in der Tretmühle des modernen Lebens auszugleichen“ (S. 14). Insgesamt werden in allen drei Darstellungen die Motive gesetzt und nicht untersucht. Eine Ausnahme bildet Dempfers Kapitel über Bernard Kouchner. Bei der Motivation zur Gründung von MSF thematisiert Dempfer darin auch Aspekte, die jüngst ebenfalls von der Geschichtswissenschaft diskutiert wurden. So sieht er die Attraktivität des MSF-Humanitarismus einerseits in einer Neuorientierung der französischen Linken begründet, die sich vom kommunistischen Revolutionär ab- und zum politischen Dissidenten hinwandte 11 und andererseits in einer neuen Form des persönlichen Engagements, die er als „Idealismus mit begrenzter Erwartungshaltung“ (S. 229) bezeichnet.12 Hier könnte eine geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung ansetzen und Motive für humanitäres Handeln jenseits von anthropologischen Vorstellungen historisieren. Dazu gälte es zu untersuchen, was die Akteure sich von ihren Hilfsaktionen versprachen.

Ebenso wie über Motive ist über Effekte von humanitärem Handeln aus den Darstellungen nur wenig zu erfahren. Dempfer geht auf humanitäre Kampagnen ein und kritisiert vor allem Rockstars wie Bono und Bob Geldof wegen ihres „Charitainment“ (S. 245), also der Vorstellung, dass sich mit Hilfe von Mega-Events Probleme wie Unterentwicklung, Armut und Hunger tatsächlich lösen ließen. Anhand der Live-Aid-Konzerte von 1985 zugunsten der Hungersnot in Äthiopien zeigen Dempfer, Maxwell und Walker, dass solches Engagement mehr schaden als nützen kann, da die massive mediale Berichterstattung über die „biblische Hungersnot“ über die politischen Ursachen des Hungersterbens hinweg täuschte, die Arbeit der Hilfsorganisationen für Zwangsumsiedlungen missbraucht wurde und die Hilfe auch den Konfliktparteien zugutekam. Auch in Bosnien waren Hilfsorganisationen unfreiwillig an ethnischen Säuberungen beteiligt und die humanitären Hilfsaktionen infolge des Genozids und der Flüchtlingskatastrophe in Ruanda waren durch mangelnde Kontrolle der Flüchtlingslager durch die Hilfsorganisationen gekennzeichnet. So wurden die Lager zu Rückzugsbastionen und die Hilfe kam vor allem den Verursachern der Krise zugute. Allgemein ist unser empirisches Wissen über Auswirkungen von humanitärer Hilfe gering. Historikern bietet das die Möglichkeit vor allem auch unintendierte Konsequenzen von humanitärer Hilfe herauszuarbeiten. Die anregenden Überlegungen von Alex de Waal und Trutz von Trotha 13, dass die Internationalisierung von humanitärerer Hilfe zu einer Schwächung von Staatlichkeit und direkter Verantwortlichkeit in den betroffenen Ländern geführt habe, können einen möglichen Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen bilden. Der Fokus auf die Wirkung der Hilfe bietet auch eine Möglichkeit die (zeitgenössische) Perspektive aufzubrechen, die humanitäre Unterstützung in einem Spannungsverhältnis zwischen altruistischen und strategischen Zielen diskutiert.

Wie humanitäre Krisen und menschliches Leid erzählt werden, steht in dem interdisziplinären Sammelband „Humanitarianism and Suffering“ im Vordergrund. In der instruktiven Einleitung der Herausgeber Richard D. Brown und Richard Ashby Wilson versuchen diese zunächst, Humanitarismus vor allem auch in Auseinandersetzung und Abgrenzung zum Menschenrechtsgedanken zu definieren. Gemein sei beiden Konzepten der Ursprung im Naturrechtsdenken des 18. Jahrhunderts, eine ähnliche Vorstellung über menschliche Würde und die Menschheit als Rechtsgemeinschaft. Außerdem sähen beide eher das Individuum als den Staat als Träger von Rechten an und durchbrächen damit die Vorstellung von nationaler Souveränität. Unterschiede ergäben sich durch die jeweilige Legitimation. Während Humanitarismus stärker moralisch und emotional legitimiert werde, fordere der Menschenrechtsgedanke Rechte ein. Daraus ergebe sich auch ein unterschiedliches Bild der Nutznießer beider Konzepte. Humanitarismus degradiere seine Objekte zu hilflosen Opfern, der Menschenrechtsgedanke dagegen mache aus ihnen Rechtssubjekte.

Oft sei dieser Unterschied gleichbedeutend mit dem Unterschied zwischen sofortigen Aktionen und Aktionen von langer Dauer, das heißt der emotionale Lohn sei bei Humanitarismus häufig schneller erreichbar, was auch Margaret M. R. Kellow anhand der Antisklaverei-Bewegung in den USA zu zeigen versucht. Während sich in dieser zunehmend die Überzeugung durchsetzte, dass das Freikaufen von Sklaven abzulehnen sei, weil eine Kompensation für Sklaven die Legitimität der Sklaverei implizit bestätige, unterliefen selbst erbittertste Kritiker dieses Gebot, wenn es um den Freikauf der eigenen Angehörigen bzw. von Bekannten ging. Neben dem Unterschied zwischen Menschenrechtsgedanken und Humanitarismus und übergreifenden Aspekten wie der Geschichte der humanitären Intervention im 19. und 20. Jahrhundert (Michael Marrus) und einem Überblick über die humanitäre Bewegung (David Forsythe) stehen humanitäre Narrative im Zentrum des Bandes, denen von den Herausgebern für die Mobilisierung bzw. Nichtmobilisierung von Empathie und Hilfe eine entscheidende Rolle beigemessen wird. Dabei scheint der Schlüssel für die Mobilisierung weniger in der Darstellung von Leiden per se, sondern in der Unschuld des Leidenden zu liegen.14

Thomas W. Laqueur zeigt, wie humanitäre Narrative Empathie mit entfernten Menschen möglich machten, indem diese Narrative den „circle of the we“ – also der Kreis, der als Menschheit verstanden wurde – erweiterten. Auch Flora A. Keshgegian zeigt, wie US-Hilfsorganisationen hungernde Armenier zu Beginn des 20. Jahrhunderts als den US-Amerikanern ähnlich zu zeichnen versuchten. Die Kehrseite dieser Narrative war, dass die Türken als das absolut Andere erschienen. Mehrere Beiträge weisen auf die Passivierung und Viktimisierung als zentrale Elemente der humanitären Narrative hin, die diejenige zu hilflosen Opfern machen, die humanitäre Krisen erleiden (Keshgegian, Laura Suski, Ron Dudai). Außerdem wird anhand von Menschenrechtsberichten, Flüchtlingsbefragungen und Gerichtsverfahren gezeigt, wie Genre-Konventionen und formale Wahrheitskriterien das Sprechen und Schreiben über Leiden beeinflussen bzw. offizielle Wahrheiten unterlaufen (Dudai, Kristin Bergtora Sandvik, Lars Waldorf). Des Weiteren arbeiteten Susan Slyomovics und Elizabeth Jelin heraus, wie Anträge auf Kompensationsleistungen für Menschenrechtsverletzungen das Sprechen über Leiden überhaupt ermöglichten und welche Stimmen als legitime Sprecher für Opfer wahrgenommen wurden. In dem Beitrag des Literaturwissenschaftler Joseph R. Slaughter stehen dagegen nicht die Opfer, sondern die Helfer im Mittelpunkt des Interesses. Anhand von Dunants „Erinnerungen an Solferino“ arbeitet Slaughter heraus, dass darin eben diese und nicht die Opfer die Identifikationsfiguren für den Leser darstellen. Diese Erkenntnis könnte auch eine Erklärung für eine Einsicht liefern, die sowohl Dempfer als auch Forsythe / Rieffer-Flangan teilen. So spenden Menschen mehr Geld, wenn Helfer aus ihrem Land an der humanitären Hilfe beteiligt sind. Möglicherweise entspricht einer Viktimisierung der Opfer eine Ermächtigung der Helfer und Beobachter. Insgesamt scheint der Fokus auf humanitäre Narrative fruchtbar und gerade auch für die Historisierung von humanitären Krisen interessant. Krisennarrative teilen auch etwas über die zeitgenössischen Problemwahrnehmungen von humanitären Katastrophen mit, also über die historischen Komplexitätsreduktionen, die für Helfer sinnstiftend und handlungsleitend sind, die bestimmen, wer verantwortlich, wer Täter und Opfer ist. Doch geht vielen Beiträgen der Bezug zum Humanitarismus verloren und teilweise – so zum Beispiel bei Keshgegian – scheinen gerade konkurrierende Begriffe wie Philanthropie zeitgenössisch das dargestellte Phänomen zu beschreiben. Auch widersprechen die Ergebnisse der einzelnen Kapitel häufig der in der Einleitung präsentierten Unterscheidung zwischen Menschenrechtsgedanken und Humanitarismus. Es sind gerade auch die Berichte von Amnesty International – einer Menschenrechtsorganisation –, die zur Viktimisierung der Opfer führen und mit eingebetteten Selbstzeugnissen versuchen, an Gefühle der Leser zu appellieren. Die Begriffsarbeit von Humanitarismus scheint deshalb noch entwicklungsfähig. Neben der Abgrenzung zu anderen Konzepten wie Menschenrechtsgedanke, Philanthropie oder auch Entwicklungspolitik sollte stärker in den Blick kommen, was jeweils zeitgenössisch unter dem Begriff verstanden wurde. Außerdem könnte das Herausarbeiten von unterschiedlichen Konjunkturen und spezifischen Praktiken für eine Unterscheidung der Konzepte hilfreich sein.

Die Lektüre neuerer Publikationen zur Humanitären Hilfe macht deutlich, dass Fragen der Neutralität, der Motive und der Effekte wichtige Ansatzpunkte für eine geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Feld darstellen. Abschließend sollen noch zwei Kontexte genannt werden, die bei einer historischen Untersuchung des Gegenstandes beachtet werden könnten und die in den besprochenen Darstellungen kaum eine Rolle spielen. Erstens müsste noch genauer die historische Rolle und Bedeutung von Humanitarismus in der internationalen Politik bzw. deren Rückwirkung auf humanitäre Organisationen bestimmt werden. So ist zum Beispiel zu fragen, welche Beziehung zwischen dem Entstehen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und den ungefähr zeitgleich einsetzenden militärischen Interventionen im Namen von Humanität bestehen. Des Weiteren liegen in bisherigen Darstellungen die Konfliktlinien der internationalen Politik meist außerhalb der Organisationen. Was aber bedeutet es zum Beispiel für die Arbeit des IKRK im Kalten Krieg, dass die Mehrheit ihrer Führungsmitglieder scharfe Antikommunisten waren (vgl. Forsythe / Rieffer-Flanagan, S. 28)? Zweitens sollte die Geschichte der humanitären Hilfe stärker in die Entwicklung westlicher Gesellschaften eingebettet werden, die die größten Ressourcen zur Verfügung stellten. Dass während der Teilung Indiens und Pakistans 1947 und der anschließenden massiven Flüchtlingskrise die Weltgemeinschaft nur zusah (oder noch nicht einmal das), aber die UN bei der Teilung von Bangladesch und Pakistan 1971 ihren bis dato größten humanitären Hilfseinsatz hatten, lässt sich nicht allein aus der Geschichte einzelner Hilfsorganisationen erklären, sondern mitberücksichtigt werden müssen dabei auch Veränderungen der Rezeptionsbedingungen von humanitären Krisen in westlichen Gesellschaften. Damit könnte eine Geschichte des „Westens“ um einen weiteren nicht unwesentlichen Aspekt erweitert werden und die Geschichtswissenschaft einen Beitrag zu einem reflektierteren Humanitarismus leisten.

Anmerkungen:
1 Vgl. David P. Forsythe, The Humanitarians. The International Committee of the Red Cross, Cambridge 2005.
2 Eine umfassende Kontextualisierung von Dunants Plädoyer liefert Caroline Moorehead, Dunant’s Dream. War, Switzerland an the History of the Red Cross, London 1998, S. 23-38.
3 Vgl. z.B. Michael Barnett / Thomas G. Weiss, Humanitarianism. A Brief History of the Present, in: Dies. (Hrsg.): Humanitarianism in Question. Politics, Power, Ethics, Ithaca 2008, S. 1-48; W.R. Smyser, The Humanitarian Conscience. Caring for Others in the Age of Terror, New York 2003; David Rieff, A Bed for the Night. Humanitarianism in Crisis, New York 2002; Hans Haug (Hrsg.), Menschlichkeit für Alle. Die Weltbewegung des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, Bern 1991.
4 Vgl. Christine Bourloyannis, The Security Council of the United Nations and the Implementation of International Humanitarian Law, in: The Denver Journal of International Law and Policy 20.3 (1992), S. 335-355.
5 Vgl. Thomas W. Stephens, The United Nations Disaster Relief Office. The Politics and Administration of International Relief Assistance, Washington 1978.
6 Vgl. Maggie Black, Den Kindern zuliebe. 40 Jahre Unicef Geschichte, Zürich 1986.
7 Vgl. Gil Loescher, The UNHCR and World Politics. A Perilous Path, Oxford 2001. Außerdem ließe sich das Zusatzprotokoll von 1967 zur Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 in dieser Richtung lesen: Die Konvention von 1951 beschränkte den Handlungsraum des UNHCRs auf Europa und auf Menschen, die vor 1951 zu Flüchtlingen geworden waren. Im Zusatzprotokoll wurden diese Einschränkungen aufgehoben und damit nachträglich eine in der Praxis schon vollzogene Wende legitimiert.
8 Vgl. z.B. Haug, Menschlichkeit.
9 Tatsächlich wurde Neutralität allerdings in die Gründungscharta von MSF aufgenommen. Vgl. Dan Bortolotti, Hope in Hell. Inside the World of Doctors Without Borders, New York 2004.
10 Einen guten Überblick über die aktuelle Debatte liefern Michael Barnett / Jack Snyder, The Grand Strategies of Humanitarianism, in: Michael Barnett / Thomas G. Weiss (Hrsg.), Humanitarianism in Question. Politics, Power, Ethics, Ithaca 2008, S. 143-171.
11 Vgl. dazu Robert Horvarth, “The Solshenitsyn Effect”. East European Dissidents and the Demise of the Revolutionary Privilege, in: Human Rights Quarterly 29 (2007), S. 879-907.
12 Jan Eckel arbeitet dieses Phänomen anhand des Menschenrechtsaktivismus heraus und bezeichnet es als post-revolutionären Idealismus, vgl. Jan Eckel, Utopie der Moral, Kalkül der Macht. Menschenrechte in der globalen Politik seit 1945, in: Archiv für Sozialgeschichte 49 (2009), S. 437-484.
13 Vgl. Alex de Waal, Famine Crimes. Politics & Disaster Relief Industry in Africa, Bloomington 1997; die Überlegungen von Trotha stammen zwar aus der Entwicklungspolitik, können aber meines Erachtens auch für humanitäre Organisationen geltend gemacht werden. Vgl. Trutz von Trotha, Über den Erfolg und die Brüchigkeit der Utopie staatlicher Herrschaft. Herrschaftssoziologische Beobachtungen über den kolonialen und nachkolonialen Staat in Westafrika, in: Wolfgang Reinhard (Hrsg.): Verstaatlichung der Welt? Europäische Staatsmodelle und außereuropäische Machtprozesse, München 1999, S. 223-251.
14 Vgl. dazu auch Fritz Breithaupt, Kulturen der Empathie, Frankfurt am Main 2009.

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Die Rezension ist hervorgegangen aus der Kooperation mit dem Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung. (Redaktionelle Betreuung: Jan Hansen, Alexander Korb und Christoph Laucht) http://www.akhf.de/
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