Cover
Titel
Münzkunde. Basiswissen


Autor(en)
Klüßendorf, Niklot
Reihe
Hahnsche Historische Hilfswissenschaften 5
Erschienen
Anzahl Seiten
128 S.
Preis
€ 14,80
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Thomas Czerner, Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover

Mit dem vorliegenden Band zum Thema „Münzkunde“ setzt Niklot Klüßendorf die Reihe „Hahnsche Historische Hilfswissenschaften“ fort, deren erklärtes Ziel es ist, Studierenden der Geschichtswissenschaften und interessierten Laien eine Einführung in den Umgang mit unterschiedlichen historischen Quellen zu bieten.1 Gemäß der Konzeption der Reihe stellt Klüßendorf auf 128 Seiten prägnant die methodischen Grundlagen des Faches vor, erläutert die Grundbegriffe und vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise des Numismatikers. Dabei weist er bereits in seinem Vorwort darauf hin, dass Numismatik und Geldgeschichte, obschon häufig gerne synonym gebraucht, zwei verschiedene, wenn auch nicht gänzlich voneinander zu trennende Aspekte des Gesamtfaches darstellen und dass deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten in dieser Einführung dargestellt werden sollen. Gleichwohl legt Klüßendorf bei seinen Ausführungen großen Wert auf die Verbindung von Numismatik und Geldgeschichte sowie auf deren Einbindung in den Gesamtkomplex der Hilfswissenschaften und orientiert sich damit an dem bekannten Buch von Hans Gebhart von 1949, das er auch als Vorbild für die eigene Darstellung angibt (S. 8).2

Der Band ist in sechs größere Kapitel gegliedert, beginnend mit einer kurzen Übersicht über die Entwicklung der Numismatik von der Liebhaberei hin zur Wissenschaft (S. 9) und ihrer Einordnung in den Kanon der Hilfswissenschaften. Hier weist Klüßendorf auch auf die Quasiautonomie der antiken Numismatik hin, welche aufgrund der Ausrichtung der Reihe auf das Mittelalter und die Neuzeit nicht behandelt wird, und auf die schwierige Stellung der Numismatik und der Hilfswissenschaften allgemein im universitären Lehrbetrieb. Der anschließende, knapp dreißig Seiten umfassende Abschnitt zu „Gegenstand und Methoden der Numismatik nach Quellengruppen“ behandelt eingehend die drei Hauptquellengruppen Münzen, Funde und Schriftquellen. Ausführlich werden sowohl die Münze in ihrer Entwicklung als Geldzeichen und die dazugehörigen Fachbegriffe, wie etwa Münzfuß, Schlagschatz oder Scheidemünze, vorgestellt, als auch andere „metallene Objekte in Münzgröße“ (S. 18) wie Medaillen sowie Marken und Zeichen, die ebenfalls in den Arbeitsbereich des Numismatikers fallen. Einer von dessen Hauptaufgaben, der Beschreibung und Bestimmung von Münzen, widmet Klüßendorf einen eigenen Abschnitt, in dem er anhand eines „Pilgergroschens“, der hier auch abgebildet ist, exemplarisch die Vorgehensweise und fachübliche Darstellung vorführt. Die mannigfaltigen Möglichkeiten, die Münzfunde, sofern korrekt erfasst, und schriftliche Quellen, wie Urkunden, Amtsbücher oder Rechnungen, für viele Fragestellungen nicht nur der Numismatik und Geldgeschichte, sondern der Geschichtswissenschaft insgesamt bieten, werden mit Hilfe von Beispielen veranschaulicht.

Einem kurzen Überblick über die Geldgeschichte, deren Verhältnis zur stärker am Objekt ausgerichteten Numismatik mit dem Bild eines Fernrohrs und eines Mikroskops umschrieben wird (S. 44), schließt sich ein Kapitel über die Berührungszonen mit anderen Hilfswissenschaften an. Hier macht Niklot Klüßendorf deutlich, auf welch vielfältige Art und Weise die Hilfswissenschaften miteinander verflochten sind und die jeweilige Fragestellung an das Material ihren Einsatz und die Methoden bestimmen. Ebenso veranschaulicht er, wie sinnvoll, ja notwendig der Rückgriff auf andere Hilfswissenschaften für den Numismatiker ist, der bei seiner Arbeit oft mit Fragen etwa der Paläographie, der Heraldik, der Chronologie oder der Genealogie konfrontiert wird. Gemäß des Einführungscharakters der Reihe werden nur ausgewählte Fächer aus dem umfangreichen Kanon der Hilfswissenschaften und auch nur in direktem Bezug zur Numismatik knapp auf einer Seite behandelt. Ebenso kurz werden die verschiedenen Einrichtungen, an denen ‚numismatisch‘ gearbeitet wird, vorgestellt. Die Palette reicht hier von Museen über Bibliotheken, Denkmalpflegestellen, Archive und Hochschulen hin zu kleinen Akademien und Instituten sowie den zahlreichen Vereinen, von denen einige bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Als Besonderheit der Numismatik wird auf die rege Beteiligung von Privatpersonen hingewiesen, die aus eigenem Interesse an der Materie und mit teils beachtlicher Sachkenntnis in bestimmten Bereichen Beiträge liefern, die zwar nicht immer streng wissenschaftlichen Kriterien entsprechen, aber dennoch das Schrifttum bereichern und einen sehr lebendigen Dialog fördern. Im letzten Abschnitt seiner Ausführungen gibt Klüßendorf auf gut dreißig Seiten einen historisch-systematischen Überblick, angefangen bei der karolingischen Münzreform bis hin zur Einführung des Euro, wobei hier ausschließlich die Entwicklungen in Mitteleuropa Berücksichtigung finden. Eine Auswahlbibliographie und ein Index bilden wie bei den anderen Titeln der Reihe den Abschluss.3

Insgesamt bietet Klüßendorf auf dem recht knapp bemessenen Raum einen sehr guten Überblick über das umfangreiche und weitverzweigte Themengebiet. Als langjähriger Hochschullehrer für Numismatik und Metrologie an der Archivschule Marburg und für Numismatik und Geldgeschichte an der Philipps-Universität Marburg versteht er es, die zum Teil für Laien und Studienanfänger komplexen Sachverhalte verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Insbesondere die zahlreichen Beispiele, etwa bis heute gängige Formulierungen („Pfennigfuchser“, S. 65) oder immer noch aktuelle Nominale (Nennwerte, S. 36), vermitteln einen guten Eindruck über zahlreiche Aspekte des Faches und die alltäglichen Probleme, mit denen ein Numismatiker bei seiner Arbeit konfrontiert wird. Veranschaulicht werden die Ausführungen durch 39 Abbildungen, die zwar qualitativ eher durchschnittlich, jedoch durch die kurzen Erläuterungen bei der Lektüre durchaus hilfreich sind. Die Tatsache, dass bei der Darstellung überwiegend die fachtypische Abbildung in Originalgröße und Beschreibung gewählt wurde, sollte den Einstieg in die Fachliteratur zusätzlich erleichtern. Es sind gerade die immer wieder auftauchenden Anmerkungen zur praktischen Arbeit des Numismatikers, seiner Position in der modernen Wissenschafts- und Kulturlandschaft und den potentiellen Studien- und Tätigkeitsfelder, die diese Einführung von anderen ihrer Art unterscheiden und deutlich machen, dass sich dieser Band in erster Linie an Laien und vor allem Studierende richtet. Die Funktion einer solchen „Einstiegshilfe“ (S. 8), mehr kann und will dieser Titel auch gar nicht sein, wird zweifelsfrei erfüllt, so dass er als einführende und dabei sehr lesenswerte Lektüre nur zu empfehlen ist.

Anmerkungen:
1 In der Reihe sind bereits erschienen Band 1: Elke Freifrau von Boeselager, Schriftkunde, Hannover 2004, vgl. dazu die Rezension von Karel Hruza: Rezension zu: von Boeselager, Elke Frfr.: Schriftkunde. Basiswissen. Hannover 2004, in: H-Soz-u-Kult, 28.07.2005, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-3-064>; Band 2: Andrea Stieldorf, Siegelkunde, Hannover 2004; und Band 3: Thomas Vogtherr, Urkundenlehre, Hannover 2008, vgl. dazu die Rezension von Monika Gussone: Rezension zu: Vogtherr, Thomas: Urkundenlehre. Basiswissen. Hannover 2008, in: H-Soz-u-Kult, 07.10.2009, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2009-4-021>. Der vierte Band „Historische Kartographie“ ist in Vorbereitung.
2 Hans Gebhart, Numismatik und Geldgeschichte, Heidelberg 1949. Der Band gehört auch weiterhin zu den gängigsten und gelungensten allgemeinen Einführungen.
3 Der Index ist zwar zweckmäßig, jedoch ist für Definitionen und Begriffe das noch immer grundlegende Wörterbuch des Freiherrn von Schrötter zu empfehlen: Friedrich Freiherr von Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde, Berlin 1930.

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