Wellenreuther, Hermann (Hrsg.): The Revolution of the People. Thoughts and Documents on the Revolutionary Process in North America 1774-1776. Göttingen 2006 : Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, ISBN 3-938-61642-3 378 S. € 36,00

Wellenreuther, Hermann (Hrsg.): Von Chaos und Krieg zu Ordnung und Frieden. Der Amerikanischen Revolution erster Teil, 1775-1783. Münster 2006 : LIT Verlag, ISBN 3-825-84443-9 608 S. € 59,90

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Thomas Clark, FB Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel

Hermann Wellenreuthers Werk zur amerikanischen Revolution ist sein dritter Band in der Reihe „Geschichte Nordamerikas in atlantischer Perspektive“, in der er als Mitherausgeber sowie als Autor für die Zeit bis 1800 verantwortlich zeichnet. Aus seiner Feder sind bereits zwei Titel erschienen, die bis zum Jahre 1775 hinführen, der abschließende Band steht noch aus.

Die zentrale Problematik eines Handbuchs zur amerikanischen Revolution – neben dem Bürgerkrieg das populärste Thema der historischen Amerikaforschung – liegt in der schlicht unüberschaubaren Menge sich stetig vermehrender Forschungsliteratur (vornehmlich, aber nicht nur, US-amerikanischer Provenienz). Eine Gesamtschau ist einem einzelnen Autor, selbst vom Range Wellenreuthers, nicht mehr möglich. Nicht umsonst beschritt der „Blackwell Companion to the American Revolution“ (vormals „Encyclopedia“ betitelt) den Weg, konzise Artikel führender RevolutionshistorikerInnen über ihre jeweiligen Spezialgebiete zu versammeln. Dieses Format bietet dem Nicht-Experten zudem einen klar strukturierten Zugriff auf das gesamte Spektrum der Historiografie und verdeutlicht zugleich ihren jede Synthese verweigernden Kontrastreichtum.

Wie kann aber ein einzelner Verfasser dem Problem begegnen? Hilfreich wäre zweifelsohne ein einleitender Essay gewesen, der die Entwicklungen und die gegenwärtige Breite der Revolutionshistoriografie zusammenfasst und die eigene Studie in diesem Spektrum positioniert. Wellenreuther entscheidet sich jedoch für eine offensivere Strategie: Er konstatiert in seiner Einleitung, dass die seit Ende der 1960er-Jahre sehr einflussreiche sozialhistorische Schule ihr Versprechen, die Revolution aus der Perspektive des „Volkes“ darzustellen, nicht wirklich eingelöst hat, da sie es versäumt habe, jenseits ihrer Studien der urbanen Zentren wie Boston, Philadelphia und New York, eine „überzeugende These über die Entstehung, Verbreitung und Struktur des revolutionären Prozesses“ (S. 6) zu formulieren. Aus dem Anspruch, diesen Mangel zu beheben, ergibt sich zusammen mit der „atlantischen Perspektive“ der Reihe und der Fokussierung auf die Kriegsjahre 1775-1783 die Struktur des Bandes: Kapitel eins beschreibt die Entwicklung des revolutionären Prozesses von den ersten Scharmützeln des Krieges bei Lexington und Concord bis zur Unabhängigkeitserklärung. Hier handelt es sich um eine gestraffte Fassung des unten besprochenen Bandes „The Revolution of the People“. Es folgen dann Sektionen, die sich jeweils mit der Kriegsführung sowie der Gesellschaft und der Politik im Kriegskontext befassen. Kapitel fünf ist den Verfassungen der Einzelstaaten als Ausdruck neuer Souveränitäts- und Ordnungskonzepte gewidmet, und den Abschluss bildet die Darstellung der Revolution im Kontext atlantischer Mächtepolitik.

Der Gesamteindruck ist zwiespältig. Zweifellos setzt dieses Werk den Standard für eine umfassende Ereignisgeschichte der amerikanischen Revolution mit den Schwerpunkten Politik- und Sozialgeschichte. Der faszinierende Detailreichtum des Werks ist Ausdruck einer profunden Sachkenntnis, wie sie nur durch die Jahrzehnte währende Beschäftigung mit amerikanischer Geschichte entstehen kann. Es finden sich Episoden, Biografien und Argumente, welche selbst ausgewiesenen Fachleuten neue Einblicke bieten werden. Gleichwohl spiegeln sich in den thematischen Gewichtungen unweigerlich die disziplinären und methodologischen Präferenzen des Verfassers, einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung bietet das Buch daher nur bedingt. Die Abwesenheit geschlechterhistorischer, kulturwissenschaftlicher oder gar poststrukturalistischer Ansätze, wie sie inzwischen auch im „William and Mary Quarterly“, dem Zentralorgan der „Early American History“, gang und gäbe sind, wird man/frau den eigenen Neigungen gemäß mit Bestürzung oder Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Wünschenswert für ein Handbuch wäre jedoch zumindest eine kritische Auseinandersetzung mit neueren Theorien gewesen. Die Frauengeschichte im Kontext der Revolution wird mit acht Seiten sowie zwei biografischen Skizzen vor allem unter dem Loyalitätsaspekt behandelt. Afroamerikaner erscheinen im Inhaltsverzeichnis gar nicht, im Index lediglich als Sklaven – das ist gerade im Hinblick auf den sozialhistorischen Fokus verwunderlich. Die indianische und Indianerpolitik im Kontext des Krieges im Westen wird dagegen kompetent und inhaltlich dicht abgehandelt. Insgesamt mag man wohl den syntaktisch ans 19. Jahrhundert gemahnenden Untertitel der Studie „Der amerikanischen Revolution erster Teil“ als Hinweis auf das der Studie zu Grunde liegende eher klassische Historiografieverständnis verstehen.

Angesichts der bereits angesprochenen unüberschaubaren Menge an Literatur zu diesem Thema entbehren Hinweise auf unvermeidliche Lücken in der Bibliografie nicht einer gewissen Süffisanz. Allerdings zeigen sich hier die Grundprobleme des Buches am deutlichsten. So verwundert es angesichts der marginalen Präsenz von Afroamerikanern nicht, dass Benjamin Quarles Klassiker von 1962, „The Negro and the American Revolution“, aufgeführt wird, nicht aber Gary Nashs „Race and the Revolution“, von 1990. Dies, wie auch etwa den Bezug auf die veraltete Studie von Selsam (1935) zur Verfassung Pennsylvanias unter Vernachlässigung des bahnbrechenden Werkes von Arnold (1976, veröffentlicht 1989), sollte man weniger als Nachlässigkeit des Autors werten, sondern vielmehr als Ausdruck der strukturellen Problematik groß angelegter Ein-Personen-Projekte im Zeitalter akademischer Hyperspezialisierung. Allerdings erscheint selbst der Doyen der liberalen Revolutionshistoriografie, Gordon S. Wood, lediglich mit seinem Standardwerk „The Creation of the American Republic, 1776-1789“, nicht aber mit „The Radicalism of the American Revolution“ oder einem seiner zahlreichen Artikel. Angesichts der Hervorhebung sozialgeschichtlicher Themen erscheint auch Jackson Turner Main mit einer Monografie unterrepräsentiert, wie auch James Henretta und Jesse Lemisch durch Abwesenheit glänzen. Aus der ideengeschichtlich gefärbten Perspektive des Rezensenten schmerzt jedoch die Abwesenheit von Namen wie Joyce Appleby, Lance Banning, Ruth Bloch, Linda Kerber und Edmund S. Morgan besonders. Diese Leerstellen verdeutlichen die vergleichsweise geringe Relevanz, die Wellenreuther der „intellectual history“ beimisst, insbesondere der langjährigen Debatte um den Einfluss von klassischem Republikanismus und Liberalismus auf die Revolution, welche immerhin das gesamte Forschungsgebiet von den 1960er- bis zu den 1990er-Jahren entscheidend prägte. Dabei nimmt er auf diese Paradigmen in seiner Diskussion der Verfassungen und der exemplarischen Gegenüberstellung von Thomas Paine und John Adams mit dem Verweis auf amerikanische Tugenddiskurse durchaus Bezug, wie auch in dem zentralen Argument zum revolutionären Prozess, welches im Mittelpunkt des zweiten Buches, „The Revolution of the People“, steht. Hier findet sich auch der Grund für die Auslassung: In seiner Einleitung (S. 4f.) bemerkt Wellenreuther, dass der Fokus auf europäische politische Theorien weder Amerika-spezifische soziale Kontexte, noch die politische Motivation der weniger gebildeten Bevölkerungsschichten hinreichend erklärt. Die Relativierung quasi der gesamten ideen- und sozialhistorischen Revolutionsforschung zum Zwecke der Heraushebung der eigenen These ist im Kontext eines Aufsatzes oder einer Monografie gewiss ein legitimes rhetorisches Mittel. Für das Handbuch folgt daraus jedoch eine bedauerliche Verzerrung. Hier wird das Fehlen eines expliziten historiografischen Bezugsrahmens für das Werk und seine Leser zu einem problematischen Defizit.

Als Fazit bleibt, dass dieses Buch mit den anderen der Reihe in jede Amerika- und Geschichtsbibliothek gehört und mit großem Gewinn gelesen werden kann, sofern man sich seiner Schwächen bewusst ist. Studierenden wird allerdings der Zugang aufgrund eines fehlenden Orientierungsrahmens schwerer fallen, als zu englischsprachigen Handbüchern enzyklopädischer Struktur. Den wenigen aktiven Revolutionsforschern im deutschsprachigen Raum wird es auch mit 805 Seiten an der Zuspitzung in einzelnen Feldern mangeln. Den größten Nutzen werden daher sicherlich Historiker der neueren Geschichte im Allgemeinen haben. Insofern leistet Wellenreuthers Band, wie auch die gesamte Reihe, einen wichtigen Beitrag dazu, die in der deutschsprachigen Historiografie immer noch unterrepräsentierten USA sichtbarer zu machen.

Das zweite hier zu besprechende Buch, „The Revolution of the People“, lässt sich am besten als Forschungsbericht verstehen. Neben einem einleitenden Text besteht er aus drei Aufsätzen, die die Verbreitung und Ausbildung revolutionären Gedankenguts in der Frühphase der amerikanischen Revolution untersuchen, und aus zwei Quellensammlungen. Hierbei handelt es sich um Texte patriotischer Assoziationen aus verschieden Kolonien zwischen 1774 und 1776 sowie um Anzeigen lokaler revolutionärer Ausschüsse (Committees of Inspection and Observation) aus Neu England in zwei Zeitungen aus Boston und Providence aus dem gleichen Zeitraum, welche einen Teil des Quellenkorpus für zwei der Aufsätze bilden. Zwei Appendices mit Tabellen zum Milizdienst und der Berichterstattung über Boykotte britischer Produkte, pro-britische Aktivitäten und die Reaktionen darauf sowie eine Bibliografie und ein Personen- und Ortsindex beschließen den Band.

Ausgangspunkt der Arbeiten ist die Überzeugung, dass ideengeschichtliche Ansätze die amerikanische Revolution nicht hinreichend erklären können. Der auf die „Commonwealthmen“, Harrington, Machiavelli und letztlich die Antike zurückgehende klassische Republikanismus, dessen Verständnis von Politik als Kampf zwischen „liberty“ und „power“, zwischen „virtue“ und „corruption“ in den großen Studien von Bailyn, Pocock und anderen als Triebfeder der Revolution gesehen wurde, habe sozialgeschichtliche Modelle marginalisiert (S. 4), könne aber seinerseits nicht vermitteln, wie die einfache Bevölkerung, insbesondere jenseits der urbanen Zentren, Teil der revolutionären Bewegung geworden sei (S. 5). Hier setzt nun die These an, dass drei Faktoren von entscheidender Bedeutung waren: erstens die aufgrund des Erlasses des Kontinentalen Kongresses gebildeten lokalen Ausschüsse, insbesondere die „Committees of Inspection and Observation“, welche die Bevölkerung mit einer vereinfachten Rhetorik von Freiheit, Grundrechten und Tugendhaftigkeit auf die Position der Gegner Großbritanniens einnordeten, jegliche Opposition öffentlich als Verrat verfemten und empfindlich sanktionierten und dabei zudem die Grundlagen für die Selbstwahrnehmung der Kolonisten als Teil einer Nation legten. Zweitens die von T.H. Breen konstatierte Politisierung des Konsumverhaltens durch die antibritische Boykottbewegung, welche den Konflikt für einen Großteil der Bevölkerung konkretisierte und materialisierte und die Gelegenheit zu aktiven Handlungen in Alltagskontexten bot. Drittens die Rolle politischer Predigten durch den insgesamt den Patrioten zuneigenden protestantischen Klerus, der den amerikanischen Widerstand theologisch rechtfertigte und im Rückgriff auf seine millenialistischen Traditionen das Bild eines auserwählten Volkes in einem zukünftigen amerikanischen Zion entwarf.

Der erste Punkt wird in dem mit Abstand längsten Aufsatz „Associations, The People, Committee [sic!] of Observation and Inspection and the Culture of Rights, 1774-1776“ (S. 13-65) von Wellenreuther behandelt sowie in Marion Stanges „Defining a Nation: Patriotic Associations, 1774-1776“ (S. 67-89). Der dritte Aufsatz, „From the Past to the Future of the ‚American Israel’: Sermons in the American Revolution” (S. 91-124), wiederum von Wellenreuther, behandelt den dritten Punkt.

Die Ergebnisse der Auswertung bisher vernachlässigter Quellen bestätigen den Konsens über die Rolle der „Associations und Committees“, wie er von Conroy und Starr skizziert wird 1 und in den von Wellenreuther angeführten Studien von Countryman und Ryerson für New York und Philadelphia ausführlich entwickelt wurde. Die Ausschüsse fungierten als Orte der Demokratisierung, indem sie eine wachsende Anzahl von Bürgern einfacherer Herkunft in politische Prozesse einbanden, ideologisch demokratisierten und vom britischen Regierungsmodell und der Identifikation mit England entfremdeten. Gleichzeitig entstanden rechtliche Paradoxien, insofern Demokratisierung und Gleichheitsdiskurse mit der Sanktionierung und Exklusion England-loyaler, neutraler und teils selbst moderater Kolonisten einherging.

Eine größere konzeptuelle Stringenz und Auseinandersetzung mit der existierenden Forschung hätte den Arbeiten allerdings gut getan. So bleibt das Verhältnis von Elite und Volk unscharf. Einerseits behauptet Wellenreuther, dass „the revolutionary process was not only carried on by the elite […] but was essentially in town and country the concern of all colonists”. Andererseits vertritt er eine „trickle-down“-Theorie, nach der die politischen Ideen der Eliten durch das Ausschusswesen in vereinfachter Form nach unten durchgereicht wurden (S. 8). Unklar bleibt, inwiefern die Diskurse der „großen Denker“ in lokalen Kontexten etwa angeeignet und umgedeutet wurden, inwiefern überhaupt der amerikanisch-britische Konflikt älteren lokalen Konflikten übergestülpt wurde und damit instrumentalisiert wurde, etwa im alten Machtkampf der iro-schottischen Presbyterianer Westpennsylvanias gegen die konservative Quäker-Elite im Osten. Starrs Modell eines quasi-hermeneutischen Diskurs- und Organisationsprozesses, der zwar von Eliten angestoßen und zunächst gesteuert wird, inhaltlich jedoch gesellschaftliche Erwartungshaltungen bedienen muss, um überhaupt zu greifen, und dessen Impulse dann in teils unerwarteter Form aufgegriffen, weiterentwickelt und politisch wirkmächtig werden, wäre hier von Nutzen gewesen. Auch gibt es keine Verweise auf die in diesem Zusammenhang relevante Deferenz-Debatte. Lösten sich im Zuge der Revolution starke paternalistische Sozialstrukturen auf, wie etwa Gordon Wood behauptet, oder standen die amerikanischen (Pseudo-)Eliten hinsichtlich ihrer sozialen Autorität seit jeher auf verlorenem Posten, wie Michael Zuckerman argumentiert? Schließlich rächt sich auch, dass Ideengeschichte in diesem Band auf einen elitären Strohmann abstrakter Gelehrtendiskurse reduziert wird, als würde gerade die amerikanische „intellectual history“ nicht schon lange auch die Mentalitäten und Ideen der „common people“ ernst nehmen. Stanges These zur Zentralität des republikanischen Lexikons für die Ausbildung einer proto-nationalen Identität ignoriert zum Beispiel die zentrale Einsicht aus dem jahrelangen Streit um die klassisch republikanische oder liberale Identität der Revolution, nämlich die enorme Flexibilität solcher Schlüsselbegriffe wie „virtue“ und „liberty“, welche einen gemeinsamen und doch gleichzeitig stark heterogenen politischen Diskurs ermöglichte. 2 Stanges Schlussfolgerungen einer langsamen Verschiebung von einem Rechtsdiskurs innerhalb englischer Parameter zu einer kollektiven Selbstwahrnehmung der Amerikaner als „virtuous people“ in Abgrenzung zu einem korrupten Großbritannien scheinen Bailyns längst rigoros ausdifferenzierte These einfach zu bekräftigen. Reiterieren also die Argumente der „Committees“ lediglich die großen Pamphlete, oder wäre nicht doch zu untersuchen, inwiefern republikanische Termini an unterschiedlichen Orten im Kontext lokaler Machtkämpfe zu legitimatorischen Zwecken kreativ gedeutet wurden – mit dem signifikanten Effekt, ihnen dadurch letztlich eine zunehmende semantische und potenziell nationale Wertigkeit zu verleihen? Die Tatsache, dass nach T.H. Breen sogar bereits in den 1750er-Jahren ein die Kolonisten ausschließender neuer englischer Patriotismus zu den Ansätzen einer gemeinsamen gegenenglischen Identität führte, muss allerdings gegen solche Fakten abgewogen werden, wie z.B. die Weigerungen von Milizen und Regimentern, jenseits der Grenze ihres Staates zu kämpfen, oder die enormen Mühen der Federalists, in den 1780er-Jahren eine national orientierte Politik gegen den Widerstand lokalistischer Antifederalists durchzusetzen.

Wellenreuthers Aufsatz zur Rolle politischer Predigten ergänzt das Bild der säkularen Vermittlung revolutionärer Ideen an das Volk durch den klerikalen Kanal eines zivilen Millenialismus. Dass die Analyse revolutionärer Predigten kein „major trend in American historiography“ sei, kann man allerdings angesichts der von Wellenreuther zitierten Studien und darüber hinaus den bedeutenden Büchern von David J. Weber, Patricia Bonomi, Ruth Bloch, Edwin S. Gaustad, Nancy L. Rhoden, Steven M. Dworetz und anderen getrost bezweifeln. Die These, dass Predigten zur Verbreitung, Legitimierung, Konzeptualisierung etc. revolutionärer Ideen beitrugen, ist gewiss keine neue Einsicht, der Text eignet sich jedoch gut als klar strukturierte Einführung in die Materie. Nützlich ist insbesondere die Konzeptualisierung der chronologischen Entwicklung der ausgewählten Predigten in vier Stufen: von der Dämonisierung Englands zu einer Konterkarierung mit einem positiven Amerikabild, aus dem das Konzept eines „amerikanischen Israel“ entwickelt wird, welches schließlich in einer utopischen Vision der millenialen Nation kulminiert (S. 100).

Summa summarum handelt es sich hier um solide quellenorientierte Arbeiten, die sich aufgrund einer zu undifferenzierten Auseinandersetzung mit der mannigfaltigen Revolutionshistoriographie für innovativer halten, als sie es sind. Der Zweck der beigefügten Quellen, jenseits einer Erhöhung des Buchumfangs, ist nicht wirklich ersichtlich. Die aufgestellten Thesen sind nicht so kontrovers, als dass über Zitate hinaus noch umfangreiche Beweismaterialien vorgelegt werden müssten. Zudem wird keine Begründung für die partikulare Auswahl gegeben. Eine elektronische Publikation des gesamten Quellenmaterials, sofern es sowieso bereits transkribiert war, hätte unter Umständen einen höheren Nutzwert gehabt. Es sei in diesem Zusammenhang noch darauf hingewiesen, dass, dank der DFG-Nationallizenz für die „Early American Imprints“, ein jeder in Deutschland freien Zugang zu der größten Volltextsammlung amerikanischer Druckerzeugnisse vom 16. bis zum 19. Jahrhundert hat, in der sich weitere zahlreiche Dokumente von und über die revolutionären Ausschüsse sowie hunderte von Predigten aus der Zeit der amerikanischen Revolution finden.3

Anmerkungen:
1 Conroy, David W., Development of a revolutionary organization, 1765-1775, in: Greene Jack P.; Pole, J.R. (Hrsg.), A Companion to the American Revolution, Oxford 2000, S. 216-221; Starr, Rebecca, Political mobilization, 1765-1776, in: dies., S. 222-229.
2 Clark, Thomas, Tugendhafte Demokraten - Liberalismus und Republikanismus in der amerikanischen Revolution am Beispiel des Wahlrechts in Pennsylvania, in: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 13, Baden-Baden 2001, S. 11-44.
3 Siehe: http://www.nationallizenzen.de/angebote/nlproduct.2006-03-14.3838869390.

Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Redaktionell betreut durch
Klassifikation
Region(en)
Mehr zum Buch
Inhalte und Rezensionen
Weitere Informationen
The Revolution of the People
Sprache der Publikation
Von Chaos und Krieg zu Ordnung und Frieden
Sprache der Publikation
Sprache der Rezension