: Archäologie. . Stuttgart 2006 : Theiss Verlag, ISBN 3-8062-1966-4 192 S. € 19,90

: Die Steinzeit. . Stuttgart 2006 : Theiss Verlag, ISBN 978-3-8062-1996-8 192 S. € 19,90

: Die Germanen. . Stuttgart 2006 : Theiss Verlag, ISBN 978-3-8062-2026-1 192 S. € 19,90

Rezensiert für Clio-online und H-Soz-Kult von:
Alexandra Krenn-Leeb, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Wien

Mit seiner neuen Reihe THEISS WISSENKOMPAKT ergänzt der bekannte Konrad Theiss Verlag sein bisheriges Repertoire an archäologisch-historisch orientierten Publikationen um eine weitere populär und modern gestaltete Facette. Die Herausgabe zumindest der ersten vier Bände wurde durch die Wissenschaftliche Buchgemeinschaft unterstützt. Die Wahl einer Softcoverausgabe mit französischer Broschur bzw. Klappenbroschur und matt cellophaniertem Umschlag im handlichen DIN A5-Format bietet zusätzlich zu einer modernen ansprechenden Umschlaggestaltung mit Farbabbildungen genug Anreiz, sich in diesen Bänden einen ersten Überblick über die angebotenen Themen zu verschaffen. Unterstützt wird dies auch durch ein relativ klares einspaltiges Layout, das mit seiner breiten Randgestaltung ein zusätzliches Feld für attraktive Zusatzinformationen bzw. Abbildungen gewährt. Die Publikation ist bis auf den fünffarbigen Umschlag durchgängig zweifarbig angelegt, sodass ein gewisser Spielraum mit der Schmuckfarbe in Form von Hinterlegungen bzw. farbig unterlegten Infokästen in dieser Schmuckfarbe gegeben ist. Die Photos sind durchwegs in Schwarz-Weiß gehalten bzw. schwach eingefärbt.

Sorgfältig wurde in den Bänden auf eine ausgewogene Mischung zwischen Graphiken, Karten und Photoabbildungen geachtet, was die Lesefreundlichkeit sehr unterstützt und eine kurzweilige Lektüre ermöglicht. Die Kapitel sind durch zahlreiche Unterüberschriften in knappe und gut erfassbare Abschnitte untergliedert. Erklärende Zusatzkapitel – so genannte Exkurse –, die vielfach auf einen besonderen archäologischen Befund eingehen, einen regionalen Bezug herstellen oder auf ein adäquates gesellschaftliches Thema fokussiert sind, sind auf farbigem Hintergrund abgedruckt und somit vom übrigen Text eindeutig abgehoben. In den meisten Kapiteln vermitteln ein bis zwei Exkurse mit Hilfe entsprechender „Geschichten“ zum Hauptthema passende Fallbeispiele. Sie bringen schließlich die den Bänden eigene Lebendigkeit in ein wissenschaftliches und fachlich fundiert aufbereitetes Thema.

Begriffsklärungen, Definitionen oder Hinweise auf spezielle Methoden oder Analyseverfahren finden sich in kleinen rechteckigen, gerastert farbig hinterlegten Textblöcken – so genannten Infokästen – vorzugsweise am Außenrand der Broschüren und können schon beim Durchblättern rasch und leicht erfasst werden. Sie dienen vielleicht nicht so sehr als „Eyecatcher“, regen aber vielfach zum Weiterlesen bzw. weiteren Vertiefen in den Haupttext an.

Die Reihe THEISS WISSENKOMPAKT konzentriert sich auf umfassende Themenkomplexe, wie etwa auf eine allgemeine Einführung in die Archäologie, auf die Zeitperioden Steinzeit sowie auf die ethnisch definierten Populationen der Germanen. Sie sind fachlich fundiert von Archäologinnen und Archäologen verfasst und sehr gut verständlich aufbereitet. Die fachliche und sachliche Kompetenz ist in allen Fällen ausreichend gegeben, was auch die inhaltliche Wertschöpfung der Bände für das Verlagsprogramm sichert.

Das Thema „Archäologie“ ist von Marion Benz und Christian Maise aufbereitet worden. Die Faszination an Archäologie wird hier besonders durch die Vielfalt an Themenkomplexen näher beleuchtet. Da dürfen auch einmal Fragen gestellt werden, wie in manchen Kapitelüberschriften zu ersehen ist. Die Leserin und der Leser finden sich dadurch problemlos mit ihren bzw. seinen Fragestellungen wieder. Damit ist schon ein guter Einstieg beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses gegeben. Wiederholt wenden sich die Autoren direkt an die Leserinnen und Leser und berichten von ihrem persönlichen Standpunkt aus. Der Hinweis, dass dieses Buch als Tagebuch aus persönlicher Sicht verfasst worden ist (S. 12-13), vermittelt eine so genannte „Einzigartigkeit“ und „Faszination“, die gerade heutzutage von so vielen gesucht wird. Gleichzeitig sichern sich die Autoren aber auch damit ab und formulieren auch, dass nicht alle Themenkomplexe angesprochen werden können und dass es sich durchaus um eine Auswahl an Fallbeispielen und Fragestellungen handeln müsse. Das ist nur fair so!

Während der Hauptteil des Buches „Den Ahnen auf der Spur“ die Vielfalt an Themen demonstrieren soll, bringt das Kapitel „Ein Blick zurück“ die Leserinnen und Leser in die „richtige“, das heißt „wissenschaftlich fundierte“ Ausgangsposition. Bewusst werden aktuelle Problematiken und auch die Verantwortung, die die Archäologie in ihren Aussagen trägt, angesprochen. Die die archäologische Arbeitsweise charakterisierende Kritikfähigkeit soll den Blick auf das tatsächlich Vorhandene, Nachweisbare und mit hoher Wahrscheinlichkeit Erschließbare schärfen sowie auf die unterschiedliche Aussagekraft der archäologischen Quellen lenken.
Der Hauptteil des Bandes „Archäologie“ bietet nun eine facettenreiche Aneinanderreihung von interdisziplinären Fragestellungen und Themenfeldern, wobei hier bewusst ein bis zwei Exkurse als charakteristische Beispiele zur Erfassung der Aspekte dienen. Selbstverständlich sind nicht alle Themenbereiche der Archäologie angeführt – das würde den Rahmen deutlich sprengen –, aber es wurde versucht, aktuelle Themen aufzugreifen, um zu zeigen, dass sie auch in teilweise weit früheren Zeiten präsent waren bzw. häufig nie an Aktualität verloren haben. Bewusst werden zahlreiche neue Methoden und Analyseverfahren der Archäologie hervorgehoben, aber auch gesellschaftsrelevante Themen, sodass stets ein Bezug zum Heute gelingt. Der Band „Archäologie“ schließt mit einer Weltkarte, ausgewählter Literatur und einem kleinen Glossar ab.

Der Band „Die Steinzeit“ ist von Almut Bick verfasst worden. Hier wird der aktuelle Bezug sogleich im ersten Kapitel „Ferne Vergangenheit mit aktuellem Bezug“ vorweg genommen und sofort thematisiert. Das mag eine breite Öffentlichkeit überraschen und zur Lektüre einladen. Der Aspekt der Klimaveränderung sticht als Exkurs sofort heraus und unterstreicht die Aktualität einer so lange vergangenen Steinzeit.

Die systematisierende Abfolge von einer Alt- zur Jungsteinzeit wird im Kapitel „Die Steinzeit auf einen Blick“ vermittelt, wobei wiederum Exkurse Einblicke in aktuelle Forschungsthemen bieten.
Der Hauptteil des Bandes hält, was er verspricht, nämlich „ein Panorama der Steinzeit“ zu sein, obwohl hier sehr viele Aspekte aus Platzgründen überhaupt nicht angesprochen werden konnten. Von Lucy und den ersten Menschen bis hin zur beginnenden Bronzezeit werden bewusst grundlegende Entwicklungen von Technologien und Prozessen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Wiederum werden archäologische Methoden und Verfahren in Form von Exkursen mit eingebaut. Sie sind gerade aufgrund der großen Zeitdistanz sehr wichtig für das Verständnis der wissenschaftlichen Aussagen.

Aufgrund der doch bemerkenswerten Unterschiede in den Innovationen und Entwicklungen hätte hier durchaus eine Trennung in „Steinzeit“ und „Kupferzeit“ Sinn gemacht oder in „Altsteinzeit“ und „Jungsteinzeit“. Den Aspekten der frühen Metallurgie, der neuen Mobilität und der Veränderung der Gesellschaftsstrukturen hätte hier mehr Platz eingeräumt werden können. Auch hier schließt der Band „Die Steinzeit“ mit einer Literaturauswahl und einem kleinen Glossar ab.

Der Band „Die Germanen“ ist von Ernst Künzl aufbereitet worden. Auffallend ist die Tatsache, dass hier ein ethnischer Begriff bzw. eine ethnische Zuordnung zu „Germanen“ im Titel des Bandes getroffen wird. Es wird im Subkapitel „Wer waren die Germanen?“ klar gestellt, dass es sich bei der Bezeichnung „Germanen“ um die subsummierende Benennung von verschiedenen „Völkern“, „Stämmen“ bzw. „Stammesgruppen“ aus Sicht der antiken Betrachter – also mehrheitlich aus Sicht der Römer – gehandelt hat. Der Autor bringt kurz die aktuelle zwiespältige Forschungsdiskussion zur Ethnogenese zur Sprache. Ebenso verweist er auf die Tatsache, dass bei der Behandlung dieses Themenkomplexes sowohl archäologische als auch bereits historische Quellen zur Verfügung stehen. Eine unterschiedliche Quellenkritik ist somit notwendig.

In den beiden Kapiteln „Roms Gegner im Norden“ und „Die Welt der Germanen“ wird vor allem auf die Koexistenz zwischen Römer und Germanen eingegangen, während im Kapitel „Völkerwanderung und Germanenreiche“ bereits die sozialen und gesellschaftlichen Spannungsfelder im Vordergrund stehen. So aktuelle Themen wie Klimawandel und Bevölkerungszuwachs leiten eine Zeit der „Völkerwanderungen“, „Bevölkerungsverschiebungen“ und „Migrationen“ ein, die die gesellschaftlichen Strukturen der antiken Welt nahezu völlig verändern und den Weg in ein anderes, nun schon „europäischeres“ Gefüge weisen.

Der Band weist eine geringere Anzahl an Abbildungen auf. Ihm fehlen bereits Exkurse zu Methoden und Verfahren und die farbig abgesetzten Infokästen mit Begriffserklärungen und Definitionen sind stark reduziert. Er wirkt allgemein „historischer“, auch wenn sich der Autor bemüht hat, ausreichend archäologische Befunde und Funde in den Text einzufügen. Der Band wird mit der Angabe zu antiken Autoren und Schriftquellen, einer Auflistung der römischen Provinznamen und einer Literaturauswahl abgeschlossen.

Zusammenfassend kann dem Konrad Theiss Verlag gratuliert werden zu einem – so wie es der Name THEISS WISSENKOMPAKT bereits verspricht – komprimierten, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fundierten neuen Bildungsangebot für eine breite Öffentlichkeit. Die Bände sind professionell, modern, handlich und preiswert gestaltet und enthalten von kompetenten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern in einer gut verständlichen Sprache ausreichend Einblick in umfassende Themenkomplexe. Die Betonung der archäologischen Komponente überwiegt und bietet aufgrund seiner Methodenvielfalt dem kulturhistorischen Überblick die spannende Nuance und Faszination. Der Bezug zu aktuell interessierenden Themen ist in allen Bänden vorhanden und lässt eine lang vergangene Geschichte in einem modernen Zeitfenster erlebbar machen. Die interdisziplinäre Arbeitsweise in der Archäologie wird bei nahezu allen Bänden anschaulich vermittelt. Moderne Fragestellungen werden in allen Bänden angesprochen, ebenso der Aspekt der Forschungsgeschichte.

Die Konzeption der neuen Reihe THEISS WISSENKOMPAKT ist durchaus gelungen und kann in jede Richtung – seien es speziellere Sachthemen, aber auch länderorientierte Bände – erweitert werden!

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